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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0432

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fianz elndringen werde, w» kcine Gebi'rge vor-
handen sinv, deren Päffc mit geriugcr Mann-
schaft vertheidigt werden könnten. WeitauS
pcinlichcr ist adcr dcr Linbruck, welchen man
erhält, wenn man den Blick aus die ganz un-
beschützke, nur durch den Rhein von Frank-
rcich geirennte Gegcnd zwischen Rastatt und
Basel wirst, wo jetzt sogar unter dem Schutze
der Kanonen von Siraßdurg cine Brücke erbaut
ist. Dieses reiche, üppigc danv sorverl den Feinv
geradezu heraus, ihm einen Bcsuch abzustakten,
und wenn auch, was ich aber keineswegS zugeben
will, die Ansicht mancher MilitärS begrünbet
sein sollte, baß sich vie Franzosen hülen wer-
den, zunächst in den obern Schwarzwald ein-
zudringen, so steht dvch so viel fest, baß eine
Razzia in das Breisgau und in die Ortenau
nichks weniger wie unwahrscheinlich ist. Haben
sich boch jetzt schon bie Bewvhner dascldst mit
einer gewißen Resignation in biesen Gedanken
einleben müffen, da ihuen bei bem Mangel
eines drfcstigien Lagers bei Rastatt von keincr
Scite her irgenv eiu kräftigcr Beistand gewährt
wcrden dürste. Ab.r selbst un'terhalb von Na-
statt ist die Gcgenb gegen einen Handstreich
nicht gesichert, und bic Bcsatzungen dcr Fcstun-
gen Rastatt, Landau und GermerSheim möchten
kaum verhindcrn, daß bcr Feind zwischen ihncn
durch einen Coup in Bruchsal ausführen würde,
um der Pulsader der badischen Cisenbahn mit
dem dort ausmündenden würtemderg. Theile
sich zu bemächkigen. So vicl crgibt sich aus
Vorstehknbem, baß Baben berechiigt ist, einen
Schutz für seine bcbrohten Gcgenden vom
deutschen Bunbe zu verlangen. Mit patrio-
tischem Hochgefühl wirb ber Süddeutsche sein
Scherstein zu bcr Befestigung dcr nordbeutschen
Küste beitragcn; der Äuspruch auf Gegcnsci-
tigkcit kann nicht versagt werden. (S. M.)

Heidelberg. Am 3. Mai Vormiltags ist,
wie drreits geuieldet, bie vvrberalhenbe Kom-
misston für ven ersten beutschen Han-
belstag hier zusammengetreten, Die sür
die crste Rlaffe bestimmten Änträge sinv in der
Reihenfolge, in ber bie Bcraihung stakifinden
soll, folgcnde: 1)eOrganisation beS beutschen
Handelsiagrs; 2) weitere Ausbehnung und
Eniwicklung bes Zoüvereins; 3) gleichcs Münz-,
Maß- unb Gewichtsweseu fur Deutschlaiib;
4) Aufhebung der Durchfuhr- und Schifffahris-
zöllc, mit besonberer Berückstchtigung der Elb-
zölle; S) Einfuhrung deS bcutschen Handels-
gesctzbuchs uud besvnbers vvn HandclSgerich-
ten; 6) Verwaltung unb Gcsctzgebung der
Eisenbaynen; 7) Beseitigung der Differeiitial-
zölle bei Hanbels- und Schifffahrtsverträgen
wit frcmdcn Ländern für die eiiijelnen beut-
schcn Staatcn.

LluS -em Schwarzwald, 4. Mai.
Jn Rvtlwcil wirb morgcn bie dortigc Ge-
werb- unb Zndustricausstellung für das Kö-
nigreich Würiicmbcrg cröffnet. Die ausge-
steUien Gcgensiäube sollen sehr zahlreich unb
mitunter schr beachtenswerth sein.

Freiburg, 1. Mai. Dcr Hcrr Erzbischof
hat auf ba« Fest Ehristi Himmclfahrt -einc
Cvllccte für die sprischen Christcn in allen
kathölischcn Kirchen angeordnet; (Krlsr. A.)

stande angehörtcn, so hatten sie in ihren Augen
keine Gnade gefundcn, dcnn sic wolltc keinen Ge-
schästsmann in ihr Haüd einzichen iaffen, der die
Ordnung und die Saubcrkeit in dcmselbcn dnrch
scin Gewcrbe hätte verlctzen können. Von vielcn
ihrer frühcren Frcnndinnen hatte sich Mathildc zn-
rückgczogcn, aber von viclen war sie anch wegcn ihrer
ost sonderbaren Lanncn verlaffcn worden, und nur
dic gute, stets bcscheidcnc Helcne war ihr trcn ge-
bliebcn; hatte sie es ja nur ihr allcin zu vcrbankcn,
daß flc mit ihrem gelicbtcn Karl bckannt gcwor-
den war.

Bcide «aren znr Hochzeit gcläden wordcn, Ma-
thildc als Braütführcrin, Adolf Dimmlcr als Zeugc
bci dcr kirchlichcn Handlung, dcnn er war scit kurzem
cincr von Brcnner's intimstcn Frcundcn gewordcn
und er durste dabei nicht fehlcn.

Hier nun war eö, wo Adolf und Mathilde sich
zuerst kcnncn lernten, und bcsonders schien dic ans-
gelaffcne Muntcrkcit dcs erstercn cincn unverkenn-
barcn Eindruck anf letztcre zn machen, ohnc daß
sie ihn etwas davon merkcn licß; denn obglcich sie
heute mchr alS jc daran dachte, baß wohl auch für
fie die Zeit herangekommen set, sich zu einer Ehe

Vom Rhei«, 5. Mai. Die Erklärung
Hundeshageys an den evang. Kirchengcmcinbe-
rath wird allerwärts als eine Belcibigung
sämmtlicher Kirchengemeinveräthe, welche ge-
gen die neue Gottesvienstordnung sich erklckr-
ten, betrachtet; cs wird baher auf diesem
Wcge der Wunsch ausgesprochcn, es möge der
Heidelberger Kirchengemeinbcrath den Wort-
laut der Erklärung Hunbeshagcns veröffcnt-
lichen, damit elwa zweckmäßig scheinende
Schritte äuch andercr Kirchcngemeindcräthe
berathcn werden können. (B. L.-Z.)

Stuttgart, 4. Mai. Gestcrn Abend fand
hier bie feicrliche Einweihung ber neuen israe-
litischen Synagoge stalt, welchc eines der
hcrrlichsten Baubenkmale im orientalischcn
Style hicr ist und viclleicht nächst der Wil-
helma zu Kannstadt zu den schönsten Bau-
werken dieses Styles gchört.

Stuttgart, 4. Mai. Der dcutschkatho-
lische Geiftlichc Czcrski vvn Schneidemühl
ist hier angekommen uud wird bei dcr hic-
sigen deuischkatholischen Gemeinbe Gotlesdienst
halken.

Frankfurt, 3. Mai. Wenn die Häup-
tcr ver Miltclstaaten Deutschlanbs nicht me-
biatisirt sein wollen, so begreifen wir dies
nicht nur, sonbern wir fiuben ihr Wiber-
strcben bis zu einem gewiffen Grabe sogar
gerechtfcrtigt, — wobei wir selbstverstänblich
voraussetzen, daß hiedurch in keinem Fall
eine Centralgewalt unmöglich gemacht werbe,
ohne welche es für die Einzelnen wie für
bas Ganze gar keine Sicherheit gegen den
äußcrcn Feinb gibt. Was wir hiiigegc» nicht
begreifcn, ist, daß so viele Mittel- uno Klein-
staalregicrungkn gerabezn so handel», als ob
sie die nothwendige Bebingung einer Berech-
ligung ihres Strebens selbst zerstören wollten.
Als diesc erste und »olhwenbigste Bebingung
crscheint eine volksthümliche Regierung; einc
svlchc, welche nach Einrichtungen unv Per-
svncn ben Ansorderungen ber Mehrheit der
Einwohncr entspricht, ihren Wünschcn und
Bebürsniffen möglichst entgcgen kommt unb
eincn Zustand bereitet, in dem sich bie Be-
völkerung wohl fühlt, so daß ste cine Ver-
änberung nur fürchten, in keincr Bczichung
aber hvffc» u»b wünschen kann. Ohnc die
HcistcUuug solcher Zustände wirb jene Mebia-
tisicung in eincr ober der anberen Form,
wäre es selbst bie der gchaßten unb gefürch-,
tclen Annerion, schließlich unfchlbar eintre-
ten; es wurbe schon einzig unb allein die
Attractionskraft, welche der große Staat auf
deii kleinen ausübt, in diesem Falle zur Hcr-
beiführung der Verändermig ausreichen. Die
Erbärmlichkeiten, welche in dem spcciell ge-
fürchteten Preußen tagtäglich hervortreten,
uiachcn es den klcineren Ncgierungen so au-
ßcrorbentlich leicht, ihrcm Volke unzweifelhaft
Befferes zu bieten als bort beftcht, — so
außerorbkiiilich leicht, den Vorthcil zu über-
holen, ben der größcre Uiufang bes vlaates
an sich gewährt. Wo aber benützt man die-
sen Uinstanb wirklich? Vcrgeubcr mau nicht
fast überall bie Gunst bcs Mvmcntes? Wie
unerwartet kann es „zu spät!" sein. —

zu entschlicßcn, so hätte ihr diescr, wäre er wirklich
bei ihr alS Frcier ausgetreten, dcnnoch nicht genügt;
denn war cr auch «irklich Künftler im echten Sinne
LcS Wortcs, so mußtc cr sich doch hier manchcm Ge-
schäst unterzichen, das außcrhalb bcS BcreicheS scines
Bcrufcs lag, nm sich unb seine Angehörigenreblich
dnrchzubringen. (Forts. f.)

Di- „Berl! Nachrichten" (Sxen. Ztg.) bemerten in
ihrer neuesten Nummer: „Verfuchcn wir cinen Ueberblick
der letzlen Vorgänge, fo haben wir znnächft die Krcuoe,
eine Borlesung zn registriren,' die uns r!ord PaImer st o n
am 2K. v. M. rm Unterharrse übcr den guten Ton
gehalten. Dle Engländer frnd bekannilich Muster in
seinen Sitten; Ihre Louristen auf dem ganzen Eonrinent
berührm durch ansrändigeS und humaneS Brirage»; vou
ihrer Bcscheidenderi u»d Uneigennützigkert wlfscu Chincscn
und Jaxaires-n zu rühmen; ganz ändien uud die große
Aloschce von Kairo erzählt vou der Achtung, die sie irem-
dcn Culteir erweisen; und das Conringenl, das die Eng-
ländcr zu den Freischaaren Garibaldr's lieserteu, war der
nobelste und gesitlelste Bestandtheil uuter diesen abcnteuer-
lichen Schaaren, ja einige Gentlemen machten sich in
Neapel cin vornehmes Jagdvergnügen und drachten eine
Liste nrit nach Hause »on fo uno sv viel erlegten Bour-
bonenknechien; vvn solchen Meistern im guten Lon müssen
wir unS schon eine Lection gcfallen lasscn; noch mehr,
wir nrüffen uns, wie dcr alte Prm sagr, „um die gute

Jst es nöthig, ,'n di'eser Bezi'ehung an d,'e
l'n ben letzten Zahrcn gleichfam burch einen
Windhauch hinweggeblasenen Regierungen in
Jtalien zu eriilncrn, die alle jenem System
huldigten und alle ohne Ausnabme vcrschwan-
ben? Sardinicn, zu beffen Gunsten bie Ver-
änderung sich vollzog, war lange nichl ver
grüßte, sonbern es war der allein im Sinne
bes Volkes regierte Staat der H albinsel; die
nicht räumlichc Größe, abcr jene Vvlksihüm-
lichkeit führle die Lösung zu seine» Gunsten
herbei.

Kafset, 6. Mai. Jn der soeben staitge-
habten Wahi der beide» Abgevrdneten für
Kaffel wurven bie früheren Vertreter, Nebel-
than und Hartwig, einstimmig wieder gewählt.
Vor dcr Wahlhandlung wurbe bic dekannte
Rechtsverwahrung in cincr besonderen Urkunde
von sämmiliche» Wahlmännern unterzeichnet.

GieHen, 4. Mai. So eben werben ver-
schiebene angesehenc Bürgcr, woruuter die
geachieisten Fabrikanten, Anwälte unb Ge-
meinveräthe, burch Prvvincialbireclor Küchler
bebeutet, daß vie Bersammlung ber Nakiofial-
vereinsmitglieder am 6. Mai nicht staltfinoen
bürfe. Dic Versammlung soü boch abgehalten
werben.

Berlin, 2. Mai. Die Mililärcommission
des Haufes dcr Abgeordneten hat ihre Be-
raihungeii beenbet. Die sämmtlicheii Kostcn,
welche für die Reorganisaiion der Ärmee be-
willigt sind, sinb von der Commisston in das
Erlravrbiiiarium dcs Etais, nach ben einzelnen
Tilcln geoivnet, aufgeiivmmen. Die Weiter-
erhedung bes Zuschlages von 2ö pCl. zur
Claffen-, Einkommen-, Mahl- unb Schlacht-
stcuer dts zum 1. Züli 18V2 ist genehmigt,

Berlin, 6. Mai. Z» der heuiigen Sißung
ves Abgeorcnetenhauses stellte Herr v. Vüickc
bie angekunbigte Znterpellalion bezüglich ocr
Macbonald'schen Angelegenheit. Der Znler-
pellant bebauert bic AuSiaffungen Lorb Zoh»
Rirffellö unb Lorb Paluierstons. Znbem er
Vie Achtung hervorhebt, welche Preußen stets
sür bie euglifchc AUtanz gehegt unb au die
gcmeinschaftlichen Trabttionea erinnerk, fügt
cr hinzu, baß für Englanb bie prcußftche Al-
liauz gleich nolhweiibig sei, wcgen bei Lage
der Großmächte. Herr v. Schleiniß, Min>-
fter bes Aeußern, dankt für die ZnterpeUalion
und sagt: „Lcr Eiubruck, welchen bic Aeuße-
rungen Palmerstons gemachi, sei im höchsten
Grabe bebauerlich u»r peinlich. Palmerston
erkeime nicht bas hohe, gerechte Setbstbcwußi-
sein ciner benachbarien, ebenbürligeii Nation
an, mir welchem er bie Geschicke emer gioßeu
Nation lcite. Bci allem Werihe eines Ein-
verstänbniffdS mit England habe Preußen,
Gotllob, iiicht nöihig, für die Freundfchaft ir-
genb einer Macht fcine Unabhangigkeil zum
Opfcr zii bringen." Schleinitz theiii feincr
bie betrcffenbe Nolc an Herrn v. Bernstorf
mit, wclche Russell gestern crhalicii hat.
Schlicßlich fpricht Frhr. v. Schlcinitz bie Hoff-
nung auö, baß biefee Voegaiig bas unjcrem
Weitthcile so nöthige Einverncymen nichi stö-
ren werbe.

TÄien, 2. Mat. Bei ver gcstrigen Zllu«

MeInung und das Wohlwotlen der englischen Nation
bewerben." Nun, deutsche Gutmülhigkeir und Bor-
nrtheile sür das tiberale England yaden eS lange genug
gelhan, dic gänze deutsche Prejse hat Englans
lange genug geschmelchell (leider sehr wahr!);
wir haven ader Icinen Dank davon gehabt,
als daß John Bull erst recht übermülhig
wurde. Seit dec Deutjche sich eiwas mehr zn jühtcn
anjängl, seii er sich vorgenommen hat, sein clgcnes Zn-
teresje zu sragen, das von dcn Engländern ost jehr üdel
beraihen wirb, yat cr sich daran geivohnt, die Leclionen,
die ihm Lord Zohn und der alte Pam erlhcilen, sehr
gleichmüthig zu erlragen. Wir haben elnigen Grunb,
anzunehmen, daß der Engländer uns iu ben nächsten
europäischenKrlfen nölhiger braüchcn wlro, wie
w ir ihn; und darum w'ird eS unS ja wohl erlaudt jein,
auch einmal umgekehrt zu sagen: „es scheint nns im
Jnlercsje Englands zn scm, nichl allein die Frcuildschaft
der deulschen Mächte zu pflegen, sondern sich auch um
die gute Meiilung uud daS Wohtwollen der deutschen
Nation zu bewerden."

(Mustcranzeige. Posth.) Neue Zürch. Zlg.: Schwet-
zerische Nordostbahn. Fahrten zu crmäßigten Prelsen.
BiS aus weitere Anzeige können auf den Stationen der
N.O.Bahn vom 1. Mai laufenden JahreS an wieder
alle diejenigen SonntagS- nnd Lnstsahrlenbillete gelöst
werden, welche im vorigen Sonimer gelöst worden sind.
Zürich, 20. April 1881. Die Direction der schweizerischen
N.L.Bahn.
 
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