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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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sLltlgen Versnchen und trotz den Bemühnnge»
des früheren Oberklrchenrathes, diescn Landcs-
tdeil vft bei Besetzungen von Pfarr- und
Schnlstellen mit Candidaten dieser belicbten
Richtung zu bcsetzen, wenig günstigen Boden
gefundcn. Man ist diesen Bestrebungen ganz
abhold.

Maonheim, 11. Mai. Die Nichtigkeits-
beschwerde dcr Rosine Brcinllnger von Lip-
tiugen gegen das llrthcil des Schwurgerichts-
hofes in Konstanz, welches diesclbc wegen
Mords zur Todesstr'afe durch Enthauptung
verurtheilt, wurde heute von gr. Oberhofgc-
richt als unbcgründct vcrworfen. Es wird
sich nun fragen, ob das TodeSurtheil die aller-
höchste landesherrliche Bestätigung erhält.

(M. I.)

Aus Baden, 13. Mai. Als geistliche
Abgcordnete für die Stadt- und Landdiözese
Karlsruhe wurde Oberkirchenrath Heinz in
Mciffenhcim mit 21 von 31 Stimmen, zum
Ersatzmann Herr Dekanatsverweser Zimmer-
mann von Karlsruhe gewählt. — I» Wil-
ferdingen Hr. Ministerialrath a. D. Bähr
mit 22 Stimmen, Ersatzmann Herr Dekan
Niehm von Pforzhcim, für die Diözcsen Ober-
hcidelberg und Neckargemünd Hrn. Dekan
Hamm mit 17 Stimmen; Ersatzmann Deka-
natsverwalter Ledderhose.

Nkastatt, 11. Mai. Zur Restauration
und wesentlichen Herrichtung dcs Mittelbaues
(des sog. Oorps cko I-oZis) dcS hiesigen
Grotzh. Schloffes, welchen Theil sich der Hof
vorbehalten hat, sind 60,000 fl. auf das
Domänenarar angewicsen wordcn. (S. M.)

K Freiburg, 13. Mai. Gestern Nach-
mittag um 4 Uyr kam mittelst Eisenbahn die
Leiche Jhrer Durchlaucht der verewigten Für-
stin von Fürstenberg hier an und wurde nach
der bald darauf erfolgten Ankunft des Prin-
zen Emil von Fürstcnberg Durchl. in der evan-
gelischen Kirche beigesetzt. Zum Empfange hatten
sich im Bahnhofe die Spitzen dcr Militärs und
sämmtlicher Civilbehörden eingefundcn, welche
u»tcr Vorantritt der Trauermusik die fürstliche
Leiche mit Seiner Durchlaucht in die Kirche
geleiteten. Heute wird dicselbe in einem präch-
tig mit Lchwarz unv Silber ausgeschlagenen
und Kränzen geschmückten Wagen nach Donau-
eschingen übergeführt, um von dort in der
fürstlichen Familiengruft zu Neidingen beigesetzt
zu werden. Eine große Menschenmenge hatte
sich sowohl am Bahnhofe, als auf dem Wcgc
nach der Kirche und bei dieser selbst vcrsam-
melt. — Gestern hattc sich eind gegen 200
Köpfe starke Geseüschast Baseler Herren und
Damen das Vergnügen eines Ausfluges hier-
her mittelst Ertrazuges gemacht, um in un-
serer Kunsthalle ein in dkr trefflichen Küche
des Herrn Rehfuß zum deutschen Hvfe bc-
stelltes Frühstück und Mittageffen einzunehmen.
Die Zwischenzeit wurde zu Ausflügen benutzt;
ein Theil brachte Ven Abcnd in der Kunsthalle
zu und vergnügte sich bei Militärmusik am
Tanz. Ein Ertrazug brachte am Abend die
Gäste wieder nach Basel zurück. Dem Ver-
nehmen nach svü nächstens ein ähnlicher, noch
stärkerer Ausflug in unserc schöne Breisgau-

pfangen, und ihm für die tägliche Anstrengung die
sorgiichste Bequemlichkeit zu bereiten, so war doch
heute ihre Erwartung noch weit höher gesteigert,
denn sic inußte ihm ja erzählen, was mit Mathilden
vorgegangen und «elchen sondcrbaren Brief fie er-
halten hatte. AlS dieses aber nun gcschehen, da
lächelte Brenner geheimnißvoll und fügte die Worte
hinzu: „Mag den Brief auch geschrieben habcn, wcr
d» will, jcdenfalls solltc Mathildc dem Schreibcr
desselbcn noch Dank wisscn. dcnn eines Theils hat
er fie dadurch von etn paar lastigen Freiern befreit,
und andern Theils wird er ihr zur Warnüng dicnen,
nicht zu hoch hinaus zu wollen und endlich einem
jungen Mann dic Hand zu rcichcn, der es trcu und
redltch mit ihr meint, wenn er auch gleich kcin Hof-
rath vder Amtmann ist."

Helxnc mußte thrcm Manne Recht geben und am
Ende selbst über die sonderbare Gcschichte lachen;
als nun aber Abends Dimmlcr zu ihnen kam und
haarklein alles erzählte, waS heute inMickler'S Hause
vorgegangen «ar, und dabei ihrem Manne man-
chcn bedeutungsoollcn Blick zuwarf, da wußtc fie
sclbst nicht mehr, was fie von der ganzen Sachc
halten sollte, und ließ dieselbc, ohne weiter nach-

stadt stattfinden. — Der Manncrgtsangvcreill
„Concordia" fcierte gestern in den Ränmen der
Harmoniegesellschaft sein Stiftnngsfest mitPro«
duction und Tanzuntcrhaltung. Die Betheili-
gung war eine äußerst zahlreichc.

Augsburq, 10. Mai. Zn der letzten
Sitzung der Gemeindebevollmächtigten wurde
bei Berathung des Heimathsrechtsgesuches ei-
ncr Frauensperson aus Tprol von einem Vo-
tanten bemcrkt, daß er zwar gegen die Be-
willigung dieses Gesuches, weil daffelbe eine
arme hilflose Fraucnspcrson betresfe, m'chts
cinwcnde, sich abcr entschieden dagcgen erklä-
ren würdc, wenn es von einem Manne deS
Landes Tprol gestellt worden wäre, da man
im Hinblick auf die jüngste» Beschlüffe des
Tproler Landtages in Bezug auf Ansässig-
machung nicht vcrlangen könne, daß wir die-
sem Lande Angehörigc in unsern Gemcinde-
verband aufnehmen, währcnd Tprol Andcrs-
denkende gesetzlich ausschließe.

Berlin, 9. Mai. Man rühmt dcr alten
Göttin der Vergeltung gewvhnliche Raschheit
nach; die NemesiS soll nicht träge sein. Wc»n
abcr ein Dutzcnd Jahre martervollcr Duldung
noch kcine oder höchstens eine sehr mangel-
hafte Erlösung bringt, wenn die muthwiüige
Zerstörung von Familie und Eigenthum durch
ruchlose Banditen stattsinden darf — welchc
Eigenschaften soll man alsdann der altcrs-
schwachen Göttin untclbreitcn? Es gibt sicher
nicht ein Haus, einc Familic in Berlin, welche
unter der mehr als zwölfjährigen Willkür-
herrschaft der Polizei in ihrem sittltchen Rcchts-
gefühl »icht auf das tiefste gekränkt wvrden wäre.
Und untcr allen 'in daS Amtsgewand gesteck-
tcn Schurken, welche die Untcrgrabung des
SittlichkcitsgefühlS bctriebc», nahm der Con-
stabler-Oberst den ersten Rang cin. Ehemän-
ner und Väter, wclchc ihr Haus von jebcm
schändenden Makcl rcin erhalten wollten, —
so verstchert man — wurden ohne alles Auf-
sehen des Nachts aus ihren Betten geholt
und auf cinige Tage „sistirt". Jch setze dic
Erzählung nicht fort. — Erst vor einigen
Wochcn starb ein früher wohlhabcnder Wein-
händler in großem Elcnd, da ihn die Polizei
durch Entziehling der Conccssion ruinirt hattc,
wcil er sich einmal gewcigcrt, Hrn. Patzkc
in Beglcitung ciner flüchtigen Person seinc
Privatzimmer einzuräumen. Za, cs ist vicl zu
erzählen von den scheußlichcn Orgien, welche
die „Ehrenmänner" noch bis in die jüngstcn
Tage hinein hieltcn. Wußten sie doch, daß
der Minister dcs Znnern der StaatSanwalt-
schaft die Weisung hatte zugehcn laffen, sich
nicht allzuviel um dic durch daS endlich er-
wachte öffentliche Rechtsgefühl zur Anzeige
gclangenden Verbrcchen zu bckümmcrn —
„das. lockert ja die Disciplin!" Von einem
andern Zhrer hiesigen Berichterstatter ist be-
rcits seine geniale Ausleguiig der Auinestic-
ordre beleuchtct wordcn. Sieht dieses Ver-
fahren gegcn die rückkchrenden Flüchtlinge
nicht aus, als habe man ihnen mit jener
Amnesti'e nur eine Falle gcstellt? als habe
man die perfibe Absicht gehabt, sie aus ihren
im Auslande endlich und mühselig genug er-

zuforschcn, ganz auf fich bcruhen.

Wie Brenner richtig vorausgesagt, so war cs auch
gekommen. Mathilde, obgleich fie nun crfahrcn,
daß Micklcr dcn Brief wirklich nicht gcschricbcn, und -
daß man ihr von andercr Scitc her den Streich ge-
spielt, hattc fich dennoch gctröstet, dcnn ihr Wunsch
«ar dadurch in Erfüllung gcgangcn, mit dcn bci-
den jungen Männern so wcnig als möglich in Be-
rührung zu kommcn, denn scit jener Bricfgeschichtc
mvchtcn beide wohl auch eingcschen habcn, wie wenig
ein längeres Verweilen in ihrcr Rähc von Nutzen
sei, und fie gingen ihr für immcr auS dem Wcge.

Nachdem dic Sache nun so weit gcdiehen, glaubte
Dtmmlcr, daß die Zcit herangekommen sei, sich of-
fener um Mathildcn's Gunst bewcrben zu dürfen,
und sichcr, er hatte sich nicht getäuscht. Durch die
bisher gemachtcn Erfahrungen hinlänglich belehrt,
und durch dcn ihr angethanen Spott -noch immer
gercizt, war eS thr jetzt mehr als je darum zu thun,
unter dic Haube zu kommen, und vor dcm Gerede
der Leutc cndlich Ruhe zu HOen; darum war auch
nun ihr strtes Bestreben darauf gcrichtet, Adolf bei
scinen Bewcrbungen auf das freundlichste entgegen-
zukommen, und ehe cinige Wochen vcrgingen, da

rnngenen Stellungen i'n di'e Heimath zu lockcn,
damit man sie noch einmal hinausstoßen unv
das ganze furchtbare Elend dcr Vaterlands-
losigkeit durchkosten laffen kann? Soll das
Rachegefühl der „neuen Aera« an den Miffe-
thaten Manteuffel's und Hinckeldep's noch
nicht befriedigt seiu? ES ist hohe Zeit, daß
die Hinckeldei-Schwerin'sche Wirthschaft end-
lich beseitigt werde, wenn nicht Alles in Preu-
ßen aus Rand und Band gehen soll.

(N. Fr. Ztg.)

Berlin, 1t- Mai. Guicm Bernehmen
nach ist die Entlaffung kes Grafen Schwerin
vom Könige nicht angenommen worden. —
Die Gerüchtc, daß der Pvlrzeipräsident von
Zcdlitz sein Amt nirdcrgelegt habe, welche
gestern allgemein verbreitet waren, sind unbe-
gründet. (Jndeffen ist von den Zmmediat-
Vorträgen dcs Hcrrn v. Zedlitz bei dem Kö-
nige befinitiv Abstand genommen worden.)
— Zu den vielen den Character dcs ehema-
ligen Polizei-Oberst Patzke bezeichncnden That-
sachen gehört auch der Umstand, daß derselbe
noch am Sonnabend, kurz vor sciner Flucht,
von dem berittencn Schutzmannschafts-Wacht-
meister Wildt die Summe vvn 300 Thalern
erborgt und mit derselben durchgcgangen ist.
Offenbar enthalten die vorberegten Thatsa-
chen alle Merkmale eines strafrechtlich zu
ahnenden Betruges. Der Buchdruckereibesitzer
Nietack, der in Gemeinschaft mit Patzke Ber-
lin verließ, ist bis hcute nach hier nicht zu-
rückgckehrt. Patzke bezog 2400 Thaler Gehalt.

Hamburq, 9. Mai. Dcr Antrag von
Blume unb Genoffen, eine einheiiliche Cen-
tralgewalt und ein deutsches Parlamcnt be-
treffend, ist mit überwicgcnder Mehrheil von
der Bürgerschaft gestern angenommen worden.

Wien, 9. Mai. Dcr von der Commissiou
dcs Uuterhauses ausgearbcitcte Adreßcntwurf
ift im Wesentlichsten eine Paraphrase dcr
Thronrcde. FolgenveS sind eie bemerkens-
wcrthesten Stellen: „Wir verkenncii nicht dic
vou Ew. Maj. angcdeutetc Schwierigkcil dcr
Aufgäben, dte vorlicgen, aber auch wir hegcu
dic Zuverficht, daß vurch die Sicherung dec
verfaffuugsmäßigen Freiheit und vurch deu
Gcist der Duldsamkeit, durch gegenscitigc
Billigkeit und Versöhnlichkeir cin brüverliches
Zilsamoieiileben aller Völker unter Oesterreichs
schützendem Adlcr verbürgl sein wird . .. Die
aiigcstammke Treuc der edlen Brudervölker
im Süven der KarpathcN an ihren Fürsten,
unser mehrhunderrjähriges Zusammenlebeii un-
ter den erlauchien Regeatcn Ew. Maj. crha-
benen Herrscherhauses, vie Erneuerung brü-
dcrlicher Gemeinsainkeit von Leiv uub Freud
in schlimmen und in guten Tage», die tau-
sendfach verschlungenen Zntereffen, die viel-
erprobte Hochherzigkcit und Opfcrwilligkeit
aller der edlen Stämmc im östlichen Theilc
deS Reiches, gcben uns dic Zuversicht, daß
fie der Opser eingcdeuk, die auch bic Völker
des westlichen Theiles bes Reiches zu dercn
Befreiung von . fremder Herrschaft gebracht,
bei dcm von Ew. Maj. angebeuteten Ver»
ständniß der wahren Sachlagc, der Vortheile
uud der uiiverkennbaren Nothwendigkeit einer

trat Adolf zu Brenner hi» und verkündete ihm mit
triumphireiden Blicken, ck>aß er Mathilden's Jawort
erhalten und sic bald als Gattin heimführen wcrde!

„Zch glaube ntcht, daß Jemand im Stande ist,
inigcrcn Antheil an Deinem künftigen Geschicke
zu nehmcn, als ich", crwidcrte ihm Brcnner mit
Hcrzlichkeit; „darum empfange auch jetzt mcinen auf-
richtigen Glückwunsch zu Deincm Vorhaben. Möge
der reichste Segen auf eurcm Bunde'ruh'n, und es
Dir stctS gelingen, mit Dciner künftigen Gattin
in Fricden unv in Einigkeit zu leben. Sollte es
aber je anderS kommcn, als wir Bcidc wünschen,
dann mache wenigstens mir ketnen Vorwurf, daß
auch ich zu dcm Gclingen dessclben bcigetragen habe!"

„Mache dir darübcr kcinen Kummcr, thcurer
Freund! Komme cs auch wie cs wolle, ich werde
cs mit Geduld zu crtragcn wiffen; war es ja mein
cigncr Wille, und wird mir dadurch die Gelegen-
heit geboten, mich in mciner Kuust hervorzuthun
und mir einen ehrenvollcn Namen zu erwerben,
dann bin ich fchon reichlich befbiedigt, und auch
meine künftigc Gattin wird stolz darauf sein, mir
anzugehören. Wird es mir möglich, durch ihre Mit-
tel cinc schon längst cntworsene Zcichnung cincr
 
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