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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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Er hat dabei namentlich hervorgehoben, daß
di'e Erhebungen über di.e von der städtischen
Commisston m dcm Krankenbuche bedierkte
Radirung den Verdacht einer Fälschnng dieses
Buches in kemer Weise bestätigt haben. —
Es wird nunmehr mit den wciteren Ermit-
telungen m dem Wege fortgefahren werden,
der durch däs dem Geheimen Ober-Nechnungs-
und Obcr - Regierungsrath Schulze ertheilte
Commlfforium angebahnt ist, und dadurch die
weitere Beschlußnahme hlnsichtliK cines Dis-
cl'plknar-Versahrens vorbereitct werden.

Breslau, 18. Mai. Die heuttgc „Schles.
Ztg." meldet ans Warschau, daß der Erzbi-
schof auf das kgl. Schloß berufen und an den-
sclben das Verlangen gestcllt worden sei, den
Geistlichen daS Singen von Nationallledern
in den Kirchen zu verbietcn. Der Erzbischof
hätte dies entschieden verweigert ; er wolle dem
Volke nicht das Einzige rauben, was ihm tn
der Betriibniß einige Tröstung gcwährt.

Hannover, 19. Mak. Ucber den Ge-
müthszustand der Königkn von England gehen
hier bcdenkliche Gerüchte.

München, 17. Mai. Unter der Ueber-
schrift: „Ein süddeutsches Votum" macht cin
Mitarbeiter der „Südd. Ztg." den Vorschlag,
„Bapern soüc sich mit Prcußcn zu Einberu-
fung eines deutschen Parlaments verständigen
und bek demselbcn einen gemeinsamen Antrag
einbringen: a. über die Aufgabe und die
Gränze der Bundcsgewalt, d. über die pro-
visorische Einrichtung dcr Bundesregierung
für die nachstehenden 6 Jahre, v. über die
Bestellung eines deutschen Bundesministeriums
für die auswärtigen Angelegenhelteu.und der
deutschen Bundesdlplomatie, «l. über die Ein-
theilung und Führung des BundeSheeres."

München, 18. Mai. Bei der Würzbur-
ger Conserenz werden dießmal Baden uub
Mecklcnburg, und vielleicht auch Knrheffen uicht
Vertreten sein.

Prag, 18. Mai. Der Kaiser hat dem
vr. Wawra, dcffen Wahl zum Landtage
cassirt werden mußte, sämmtliche rechtliche
Folgen seiner kriegsrechtlichen Verurtheilung
in Gnaden nachgesehen und die Rehabilitirung
desselben bezüglich der politischen Rechte ver-
fügt.

Wien, 16. Mai. (A. Z.) Das Ergeb-
niß der sogenanntcn dalmatiuischen Confcrenz,
welchc am 12. d. M. unter dem Vorsitz des
Feldmarschalllieutenants Frhrn. v. Mcrtens im
Slaatsministerium abgehalteu wurde, ist, wie
vorauszusehen war, ergebnißlos gewesen. Die
Dalmatiner wollen Dalmatincr bleiben und
ihre Nationalität u»d Landesautonomie nicht
in dem vagen Zllyrismus und dem sogenann-
ten dreieinigen Königreich untcrgehen laffen.
Die Dalmatiner wollen unmittelbar mit dcm
Kaiser verkehren, unmittelbar im österreichi-
schen Parlament vertreten sein, nicht auf den
Umwegen über Agram, nicht durch Vermitt-
lung des croatischen Landtages.

Wie«, 17. Mai. Dic Fraction der Ab-
geordnctcn, welche jetzt anstatt „Nationalc"
„ Autonvmisten" genannt wcrden will, hielt

haben fie dieselbe von Auerbach aus angetreten und
bis gegen zwctllhr werden fie wohl von jencr An-
höhe herab hier cintreffen. Bis dahin haben wir
noch einigc Stundcn Zxit. Bleiben Sic bis übcr
Mtttag hier, und macht eS Jhncn Vcrgnügen,
dann bin ich recht gern berctt, Sic mit cincr Be-
gebenhcit, die fich an metnen AuSfiug in dieses
Gebtrge anretht, bekannt zu machen."

Mit Freuden ging tch auf dicsen Vorschlag ein,
und mtt aller Ausführlichkeit theilte mir der liebens-
würdige, artige Herr dtc Begebenheit mit, die ich
in vorstchender Novelle für die verehrten Lescr niedcr-
geschrieben habe. Als dcr freundliche Herr nun
abcr geendet hatte, da sprach er in feierlichem Tonc:

„Damit Sie nun aber auch allcs wissen, so er-
fahrcn Ste denn, mein Lieber: dteser KarlBrenncr
bin ich, und dicsc hier meine theure, brave Helenc,
ist die Mutter meincs einzigcn Sohnes, die ich heutc
noch so zärtlich liebe, wie damals, »ls wir uns kenncn
gelernt haben."

Eine feiersiche Pause war eingctreten, nur unter-
brochcn von Helenen's Schluchzen, die ihrem Gatten
in dte Arme gesunken war. Nach einer Wetle aber

in den beiden letzten Tage» Versammlungen
zur Aufstellung eines gemeinschaftlichen par-
lamentarischen Programms. Eine bcstimmte
Formulirung wurde nicht erzielt, im Allge-
meinen aber beschloffen, jede schroffe Haltung
zu vcrmeiden und ohne von der Grundidee
zu laffcn, doch den Fortgang der Arbeiten im
Abgeordnetenhause nicht zu beeinträchtigen.
Ein Antrag, für» die Zncompetenz-Erklärung
des Reichsrathes zu stimmeu, kam nicht zum
Abschluß, vbwohl gel.tend gemacht wurde, jetzt
sei der Reichsrath gewiß nur der engere.
Was die Beziehungen zu Ungarn betrifft, so
will man drei Vertrauensmänner der Partei
nach Pefih schicken.

Wie«, 18. Mai. Mehrere Mi'tglicder des
Reichsraths, der deutsch-liberalen Partei an-
gehörig, sind nach Pesth gercist, um von dcn
dortigcn Zuständen und über die dort herr-
schenden Ansichten sich ein klares Bild zu ver-
schaffen.

Znnsbruck, .17. Mai. (V. u. Sch, Z.)
Dr.Haßlwanter erhielt in ungefähr dreißig
Gemeinden für seine (protestantenfei'ndliche)
Haltung im Landtage das Ehreubürgerrecht.
Wic in der Meraner und Bozener Gegend,
fand auch im Paffeierthalc zur Verherrlichung
des LandtagsbeschlusseS in der Relrgionsfrage
eine Bergbcleuchtung statt.

Triest, 18. Mai. Heute früh um 7 Uhr
verließ der Kaiser, begleitet von dcm Erzher-
zog Ferdinand Mar, auf der Dampf-Iacht
„Fantasia" Triest, um der Kaiserin entgcgen-
zufahrcn.

Triest, 20. Mai. (A. Z.) Der Kaiser
hat sämmtlichc vom hiesigen Militärgericht
politisch Verurthcilte begnadigt. Der Kaiser
und die Kaiserin wcrdeu diesen Abend nach
Wien abreisen.

Oesterreichtsche Monarchie.

Pesth, 16. Mai. Die Borsoder Commi-
tatscommisston hat jeden für einen Vatcrlands-
verräther erkiärt, wclcher Etwas von dcm in
Fvlge der kaiserlichen Steuereintrcibung con-
fiscirten Gute kaufc. Auch sei jeder Käufer
zur Rückerstattung verpstichtet, von welcher
Verpstichtung die k. k. Finanzbeamten nicht
ausgenommen seicn.

Die bonapartistischc „Rcv.ue Contemp."
spricht sich gegcn die übertriebenen Ansprüche
der Ungarn aus und bemerkt, Polen würde
glückiich sein, wenn ihm nur cin Zehntel des-
sen gewährt werde, mit dem Ungarn ntcht
zufrieden sei.

Die Rede Eötvös steht mit einer von ihm
1856 bci Brvckhaus erschienenen Broschüre:
„Die wahren Garantien Oesterreichs" in ent-
schiedenem Widerspruch. Damals verlangte
er eine Verfaffung für alle österreichischen
Ländcr, und die Autvnomie Ungarns, jedoch
als Bürgschaft für Ocsterreichs Großmacht-
stellung ein gcmeinschaftliches Kriegs-, Finanz-
und auswärtiges Ministerium. Heute stelld
cr Bedingungen, wie sie nur der Sieger in
zchn Schlachten dictiren könnte, die Trcnnung
der Monarchie und vie dadurch bedingte Ver-

fuhr Herr Brcnner fort: „Sehen Sic, noch hcute
ist eS mir ein Räthsel, ob ich an jenem Morgen,
wo mtr mein Freund Dimmlcr crschienen ist, gc-
träumt oder gewacht habe? Doch laffen «ir daS
jctzt; cr ruhe in Frieden. Auch Hetmberg tst hinüber-
gegangen. Auch er hat daS Glück in der Ehe nicht
gcfundcn, dcnn die paar hundert Guldcn, die cr
erheirathet hattc, warcn bald draufgegangcn, und
er hatte bis an sein Endc mtt der lieben Noth zu
kämpfen. Mickler lebt noch; cr ist durch den Geiz
und die Habsucht sciner Krau cin reichcr Mann ge-
worden, der es aber nicht wagt, für scin Vergnü-
gen cinen Krcuzcr auszugeben; ein deutlichcr Bc-
weiS, daß Geld nicht immer glücklich macht, und
sagt er noch ost zu mir: „Nicht wahr, ich hatte da-
malS rccht, alS ich zu Dir fagte, daß mcin Licht
heller gebrannt habe, als Dimmler setnes."

Kaum waren dicsc Worte gesprochen, da stürmte
eine stöhliche Gesellschaft zur Thüre herein, von der
Hcrr Brcnner eincn jungen bildschönen Mann und
cipc herrliche Blondine an den HLnden erfaßtc, und
fic mir bcide nnt denWorten entgegenführte: „Sehen
Sie! das ist mein einziger Sohn, der Gatte der
Tochtcr meines FreundeS Dimmler, dte meine He-

nichtung ihrep Macht nach Außcn, und die
Beibehaltung der Dpnastie auf Wohlverhalten

Pesth,! 18. Mai'. (Unterhaussitzung.)
Lonpäp M. erörtert die Folgen des zwölf-
jähn'gen Spstems für die Wohlfahrt dcr Völ-
ker; er führt ckne Unzahl von Ziffern zum
Beweis deffen an, daß Ungarir verarmt sei;
hätte die Regierung von 1819 an eine, die
Völker beruhigende Poll'ti'k verfolgt, so hätten
jährlich 160 Millkonen für den Staatshaus-
halt genügt; die Erhaltung deS Spstems er-
fordertc ein.Superplus von 880 Mill., welche
unfruchtbar und gegen das Jntereffe des Lan-
des verwendet wurden; 1500 Mlll. Schulden,
Verkauf von Staatseigenthum m Summa
2*/z Mill. beträgt die Zah! (?), die Beweise,
wie Ocsterreich früher regiert wurve. Die
Politl'k der Gewalt kann »unmehr auf Ungarn
nicht angewendet werden; dagcgen sei Rege-
lung dicser Zustände nothwendig, und das
Land wird geneigt setn, in Fragen dcr Zoll-
und Finanzgesetzgebung sich mit dem öster-
reichischen Reichstag i'ns Ei'ikvernehmen zu
setzen. (Bei'fall.) Szillagpi Vi'rgi'l hält
ei'ne langc Rcde gegen die Adreffe, erhebt
wegen der russischen Jntervention Borwürfe,
uiid erklärt eine Vermittlung sür unmöglich.
Seine fast zweistünbl'gc Redc, welche die er-
tremsten Anstchtcn versicht, und u. A. die Be-
hauplung anfstellt: gegen dic Finanziibel Oester-
reichs gebc es kein Heil, nur dte Auflösnng
des Reiches, wurde von Zeichen der Ungeduld
und Langweile begleitet.

Paul Somislch's glänzende nnd wirksame
Rcde geht hauptsächlich vom Standpunkte der
Legl'tl'mität aus; der Redner spricht energisch
sein Verdammungsurcheil darüber aus, daß
die Monarchie vas Prmzlp der Legltlmität —
ihre einzige Grundlage — aufgab. Dic Ver-
handlungen des Landtages konstaltren die Ei-
nigkeit der Natton, das einmüthige Festhalten
an den Gesetzen vom Jahr 1818; daher der
Rcgl'erung nur die Wahl bleibe, sich aus den
Bodcn der 1818er Geseße zu stellen odcr Ge-
waltmaßregeln zu crgreifen. Eme vcrnünstige
Entscheldung sei drmgend, jcder Tag erhöhe
die Bcrwirrung, vcrmehre die Schwlerjgkeilcn.
Hmsichtllch des Konkordats bemerkl er, daffelbc
set selbstverständttch nngesctzttch tn Ungarn;
für Kroati'en, fährt der Redner fort, werden
wir iii unserer Verfaffung ein unbeschri'ebenes
Blalt frel'halten. Vom Zwang könne heut-
zutage Natlonen gegenüber keine Rcve scm.
Gott lenkt das Leben der Völker; wer von
heute auf mvrgen Konstltutionen improvlstren,
Bölker schaffcn wtll, versündlgt stch gegen Gott.
(Der Erfolg der Redc war ein sehr großer.)

Zn der Szatmarer Comitatsversammlung
erklärte der Vorstand der Schwabengemeinde
Fenp, obschon der Ort schvn seit zwei Tagen
von Militär besetzt sei, so sei die Commune Loch
entschloffen, nur diejenigen Abgaben zu eni-
richien, welche in gesetzlichcm Wege durch dcn
Landiag oder durch' die Comitats-Commission
ausgeschrieben wurden.

Ägram, 16. Mai. Jn der heutigen Land-
tagssitzung wurde Protest eingelegt gegen die
Publication des allerh. Patentes vom 26. Fe-

lene zu etner recht braven, tüchtrgen Hausfrau heran-
gebildet hat."

Weich hcrriiches Erinncrungsftst wir nun in Rci-
chenbach feierten, das zu beschreiben, werden mir die
verehrtcn Lcserinncn gerne erlaffcn; nur so viel will
ich nvch hinzufügen, daß ich in Brenner'S Equipage
mit nach BenSheim gefahren, und mich dort von der
liebenswürdigen Famiiie gctrennt habe, weil ich «it
der Eisenhahn nach Mannherm mußtc, fie abcr über
den Rhein in thre Heimath zurückkehrtc.

Herr Dicterict, Dircctor des statiskischcn Bu»
reanS in Berlin, bercchnct die gegenwärtige B e-
völkerung der Erdc auf l,288 Millionen und
vctanschlagt d!e kaukasische Racc auf300 Millioncn,
die mongoüsche auf 552 Millionen, die äthiopische
(Neger) auf 196 Mill., die amerikanische (Jndianer)
auf 1 Mill., die malapische auf 200 Mtll. Nach
den Hauptreligionen vcrthetlt er die Gesammtbe-
völkeruna dcr Erde in ^ 335 Mrllionen Christcn,
5 Millioncn Judcn, 600 Millioncn der afiatischen
Religionen, 180 Millioncn Muhamedaner und 200
Millionen Hetden.
 
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