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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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Deirtschland

Karlsruhe, 24. Mai. Se. Kön. Hoheit
der Großherzog haben durch den großh. Ge-
schäflsträger m der Schweiz, Hrn. LegationS-
rath v. Dusch, der Kantonsbehörde Glarus
ous Höchstihrer Handkaffe die Summe von
1060 Fr. zustellen laffen, denen Ihre Königl.
Hoheit die Frau Großherzogin 200 Fr. tn be-
währter Mildthätigkeit beizufügcn geruhte».

(K. Z.)

* Steinen, Amts Lörrach, 22. Mai. Heule
fand dahier die Wahl eines geistlichen Abge-
ordnetcn zur Generalspnode für den Bczirk
Schopfheim-Lörrach Siatt. Gewählt wurde
Herr Dckan Blum mit 21 von 39 Stimmen,
und als Ersatzmann Herr Dekan Barck mit
23 Stimmen.

Franksurt, 20. Mai. Die nordamerika-
nischen Wirren haben nnn auch bei uns zu
manchcn Verlusten geführt, und mögen stch
die Lcute namentlich vor Annahmc nordame-
rikanischcli Papicrgeldes hüten. Gestern wollte
cin Herr hier zwei Fünfzigdollarsscheine der
Washingtoncr Rcgierimg wechseln laffcn, aber
kein Bankicr nahm ste an, sondern man er-
klärte sie für gänzlich werthlos bei den fctzigen
Wirren. (A. Z.)

Wiesbaden, 23. Mai. Die zwischen
der Regierung und dem bischöflichen Stuhle
in Limburg zu Skandc gekommene „Conven-
tion" erstreckt stch auf folgende Punkte: 1)
Besetzung dcr Pfarrstellen, 2) Ernennung der
Dscane, 3) das Convict in Hadamar, 4) dcu
Centralkirchenfonds, 5) die Dotation des Bis-
thums Limburg. Man hat vereinbart: Zu
1. daß der Bischof die Pfarrer ernennt und
einsctzt, nachdem cr solche vorhcr deni Herzoge
vorgeschlagen und dieser keincn Einwaud er-
hoben hat; diesc Zustimmung des Herzogs
soll «n dem bischösiichen Bestallungsdecret er-
wähnt werdcn; im Uebrigcn verzichtet der
Herzog auf scine Patronatsrechte; die Patro-
natsrechte Dritter bleiben bcstehen. Zu 2.
Die Decane werden auf Grund eiues Ein-
vcrnchmens zwischcn dcm Bischvfe und dcr
Regierung ernannt. Zu 3. Das „Convict"
erhält Corporationsrcchtc. Zu 4 nnd 5 bleibts
beini Alten.

Leipzig, 23. Mai. Die officiclle „Leip-
ziger Zeitung" ift polizeilich mit Beschlag be-
legt worden! Ein heftiger Artikel gegen dcn
Prinzen Napolcon ist bie Vcranlaffung. Man
spricht davon, der französischc Consul habe
sich über diesen allerdings nicht ganz zahmen
Angriff, wenn auch nicht gerave officicll, be-
schwert.

Berlin, 16. Mai. (Südd. Ztg.) Glcich
Preußen hat jetzt auch Rußland seinem Ge-
schäftsträgcr bcfohlen, „sardinische Pässe" zu
vtsiren, auch wcnn fie, wie allerdings nicht
sclten der Fall sein wird, als königl. italie-
nische PSffe auftreten.

Berlin. Es wird dem „Publ." als zu-
verlässig mitgctheilt, daß der Polizeiprästdent
v. Zedlitz am Dienstag Vormittag seine Ent-
lassung eingereicht und am Nachmittag erhal-

jährtgen Kriege in einem furchtbaren Regen aus
den Wolkcn gefallen fein.

Eine besondcre Abart sind die „Millers." DaS
scheint mir einc Art Freimaurer, Altlutherancr odcr
Herrnhutcr unter dcn Müllers zu sein. Jch habe
mchrere dcshalb gefragt, aber fic verrathcn's nicht.
Mtt der Zeit «erden fic ebcnfalls von dcn Müllers
verschlungen werdcn.

Kurz, «enn der Bundcstag nicht cinschreitet, sehe
ich als Nichtmüller nicht ab, wic daS werdcn soll.
Wcnn'S Judcn wärcn, brauchten «ir ihnen blos das
Heirathen zu verbieten, die Sache «äre abgcmacht.
So abcr sind's Lhristen und zwar von allen Con-
fesfionen. Mir bletbt daher ntchts übrig, als un-
sern «eiscn Staatsmännern zuzurufen: viäoaot
(lousules, wclches auf deutsch heißt: „Faßtdie Müller
in's Auge!"

(VorstehendeS ist »or ctwa 10 Aahren gefchrieben,
dic Müller werden daher jetzt nach Millionen ge-
zahlt «erden müffcn).

Jn dem kleinen Cirkel der Tuilerien debattirte jüngst
der um die Kaiserin Eugenie gruppirte Kreis mit großer
hchhastigkeit die Frage, welches das dem Menschcn »m

ten hat. Als Nachfolgcr wird dcr Gehel'me
Ober-Regierungsrath v. Winther genannt.

Berlin, 23. Mai. Bekanntlich hat die
Polizeibehörde die von dem Königc bei seiner
Thronbesteignug erlaffene Amneftie dadurch
zum Theil wiedcr illusorisch gemacht, daß stc
diejeul'gen zurückgekehrten Flüchtlinge, welche
zehn Zahrc außer Laudes waren, als Fremde
betrachtet, d. h. als Solche, welche das preu-
ßische Zndigcnat verlorcn, und die daher, um
flch ,'n Preußen aufhalten zu können, eine
Aufenthaltskarte zu lösen hätten u. s. w. Der
Abgeordnete Senff hat nun diese Vorgänge
zum Gegenstande einer Jnterpellation an den
Minlster des Jnnern gemacht, welche morgen
im Hause der Abgeordnetcn zur Verlesnng
kommen wird. Es wird sich ba zcigen, vb
die Polizei hicr im Einverständniffe mit dem
Miilistcr deS Jnncrn oder auf eigene Faust
gchandelt hat, und eventncll: welche Stellung
das Hans der Abgeordneten, zu eincr solchcn
Auslegung deS Gesetzes, resp. der Amnestie
einnehmen wird. Man sieht dcn betreffcnden
Verhandlungcn mit Recht mit großer Span-
nung entgegen? (Fr. I.)

Äus Preußen, 23. Mai. Die Oppo-
sttivn dcr Gemeinden gegen den evangclischen
Oberkirchenrath wegen dcr Octropirung mit-
telalterlicher Klrchenzucht tritt immcr stärker
hrrvor. So erklärtc der Gemeinbekirchenrath
in Quedlinburg jetzt geradezu demsclben, daß
er ihm das Recht, nicht hergebrachke Kirchen-
strafen gege» den Willen der Gemeinde cin-
zuführcn, nicht zugestche, und daß er deßhalb
auch namentlich die den gefallenen Bräuten
becretirtcn vier Kirchenstrafen nicht annehme.

München, 23. Mai. Dl'e Regl'eruilg hat
den Ständen cinen Rachtrag zum Budget vor-
gelegt, welcher die Kosten für die beabsichtigte
Gründung von vier Realgpmnasicn, eincr Fa-
brik-Jngenieurschnle und ciner polptechnischen
Schule enthält. Die Realgpmnasten sollen ih-
ren Sitz in München, Rcgenöburg, Nürnberg
und Kaiserslautern, die Fabrik-Jngenieurschulc
in Angsburg, die polptechnische Schule in
München erhalten und sämmtlichc Aufialtcn,
wenn auch noch nicht vollständig, mit Beginn
deS nächsten Schuljahres in's Leben tretcn.

(N. C.)

Jnnsbruck. (Presse.) Jn Meran pre-
digre ein Kapuziner mik solchem Feucr gegen
dic Protestanten, daß die Bauern nach dcm
Gottesdiknst nichts Eiligeres zu thun wiißten,
als einen Protestanten, der geradc des Weges
kam, anzufallen. Der Bezirksvorstand rettete
denselben vor argcn Mißhaiidlungcn. — Dcr
Vincentiusvercin in Jnnsbruck (Scheuchen-
stuel, Haßlwanter und Consorten) hat den
mittellosen Studenten, die gegen die Glaubens-
einhcit demonstrirten, die Unlerstützungcn ent-
zogcn, welche ihnen aber von der liberalen
Partci nuumehr' geleistet werden.

Wien, 19. Mai. (A. Z.) Wic .aus U n-
garn gemeldet wird, sind die Stcuereintrei«
bungen «m Allgemeincn bisher vom günstigsten
Erfolg begieitel gewcsen, und die Baucrn, so
wie dic Juden, zahlen so gut, als es eben
gehen will.

treuesten ergebene Thier sei. Der Kaiser saß nur wenige s
Schritte entsernt am Kartentisch, schweigsam wie immer,
scheinbar vom Spiele ganz in Anspruch genommen. Die
Kaiserin wollte dem Pferde die Ehre der treuesten An-
hänglichkeit an den Menschen zuwenden, aber man machte
ihr vielfache Einwendungen und konnte durchaus nicht
zu einer Uebereinstimmung Aller gelangen. Da ries
Napoleon lll. plötzlich: „Das treueste Thier ist dasjenige,
welches man am besten bezahlt." — Er muß dies aller-
dings wissen.

(Curialstyl.) Bei einer n. ö. Behörde wurde kürz-
lich, wie die „Tr." erzählt, eine Eingabe überreicht, welche
den Streilgegenstand von Außen mit den Worten be-
zeichnete: „Jn Fußbeißerischen. Hündsangelegenheiten."
Das darüber aufgenommene Protocoll erhielt sohin die
Aufschrift: „Popper'sches Hundwüthigwerdungs-und so-
hiniges Leutbeißungs-Tagsatzungsproto.oll." Ein an-
deres, einer höheren Behörde vorgelegtcs Actenstück be-
zeichnete sich als „Donau-Eisgangs-Signalisirungskosten-
Rechnungsbemängelungs-Erläuterung." — Soll buch-
stäblich war sein!

* Drrifilöige Charadr.

Zwei Silben stnd's, «er sie erblicket,
Fühlt ängstlich stch und bang erregt,
Wenn Schloß und Riegel auch entrücket
Dich der Gesahr, Du.bleidst bewegt.

Wien, 22. Mai. Die Gerüchte über eine
Allianz der Ungarn, der Ultramontanen und
der Parter des „VaterlandeS", den österrei-
chi'schen Kreuzzeitungsmännern, gewi'nncn lei-
der von Tag zu Tag mehr Consistenz.

Wien, 22. Mai. F.Z.M. v. Benedek
hat, wie man meldct, den erbetenen Uilaiib
derzcit noch nicht erhalten und wird vorläufig
„bis zur Klärung der ungarischm Angelegcn-
heiten" auf seinem Posten in Jtalien verbleiben.

Wien, 23. Mai. Die Erhebung der Steuern
i'n UiigLin mittelst militärischer Beihülfe wird
suspcndirt wcrden, da der Landtag beabsichtigt,
seine Zustimmung zü gcbcn, daß die rückstän-
digen Steuern provisorisch bis zur Lösung
der Principfrage cntrichtet werden. (Znd. b.)

Oesterretchtsche Monarchie.

Pesth, 22. Mai. Unterhaussitzung.
Klauzal kritisirt das handclspolitischc und
öconvmifche Gebahren der Regierung in den
lctzten zehn Jahren. Die Vernichtung von
64 Millionen PapicrgeldcS, das Steuerspstem,
daS Tabakmonopol, die Branntwcin- uud
Zuckersteuer, alles dies habe zum Ruin deS
Landes beigctragen. Der Redner habe im
Zahre 1848 als Handelsministcr dem Wiener
Ministerium Vorschläge zur allmäligcn Aende-
rung des Zollspstems gcmacht, um solchc ge»
meinschaftllch auszuarbeiten. Diese Zollrefor-
men würden für die inländische Zndustrie und
Fabrication glinstigcr gcweseu sein, als die
Reformen Brucks und der Handelsvertrag mit
dem Zollverein. Er stimmt für die Adreffe.
Simonpi hält einen fcurigen Vortrag und cnt-
wickelt sehr schroffe Ansichten. Er ist gegen die
Adreffe. Trcfort hält streng an den 1848er
Gesetzen fest und erklärt, daß nur auf Grund-
lage des Artikcls III. (cigenes Kriegs - und
Finaiizministeriilm) man sich vergleichen könnc.
Die Zolleinheit mii dem übrigen Oestcrreich
könne in Form eines Zollvereines erhalten
werden. Buzna plaidirt für die Volkssouve-
ränctät im Allgemeinen und stimmt nach an-
derthalbstündigen Erpectorätionen gegen die
Adressc.

Jn Gran, wo socben die crekutorischc
Stcucreintrcibnng bcgonncn, haben die Ma-
gparcn dem k. k. Steucrinspeckor die Fenfter
eingeworfen und kein Glaser wiü selbe ma-
chen. — Zn Bonphad ist Aler. Perczcl, der
Vater der bekannten beiden Rcvolutionsgenc-
rale, im 83. Lebensjahre gestorben.

Kronstadt- Siebenbürgcn ist von der Be.
schickung des ungarischen Landtages ausge-
schlossen worden. Dic.Depntirtcnwahleii i'n
Udvarhelp, Ulahfalu und anbern Orten haben
die Folge gehabt, daß der Herr Hofkanzlcr den
Herrn Gouverneur von Siebenbürgen tcle-
graphisch verständigte, alle stattgefuudeiien
Landtagswahlen zu cassiren und fernere Wah-
lcn zu verhindern. Es ist Aussicht vorhanden,
daß vielleicht nächstens ein Landtag für Sic-
benbürgen ausgeschrieben wcrdcn dürfte. Auf
dcm ungarischen Landlage wird diese Anord-
nung um so größere Sensation erreqen, da
die Majoriiät bes Pcsther Landtagcs, so lange
nicht alle Länder dcr ungarischen Kroiie dä-

Jn später Nacht ein Wandcrcr cilet,

Zn finden iwch sein wirthlich Haus;

Schon, in Gedanken, freundlich cheilet
Er jeinen Lieben Grüße aus.

Da hon er Töne und Gestalten,

Sie nahen ihm mit gierigem Blick,

Doch einer Flamme rettend Walten
Treibt sie in schnelle Flucht zurück.

Und dort im glanzersüllten Saale
Siehst du sie wieder, siegesfrvh,

Kein edler Kern birgt ost die Schale
Die Welt liebt stc nun einmal so.

Und nun die dritte Silbe, eigen
Wvhnt sie im Manne, Weib und Kind,
Doch Bielcr Thatcn oft bezeigcn,

Daß sie derselben ledig sind.

Das ganze Wort hat einst getragen
Ein königlicher Held. Jm Streit
Bon längst vergangenen Tagen
Ward sein Verdienst damit geweiht.

Längst schon ist viel und schön besungen
Des trcuen Sängers cdleS Herz,

Sein Lied, in KerkerS Nacht gedrüngen,

War Balsam sür dcs Königs Schmerz.

A. D.
 
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