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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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einc Kälte von 20 bis 25" R.). — Das ist
das Loos der deutschea Kmder ,,aus Naffau»
und „aus Hcffen" m St. PeterSburg! —
Man könnte vielleicht aus dem Schicksal die-
scr armcn Kindcr auf eine Nichtvcrtretung dcr
genannten Staaten schließen. Mit Unrecht,
wcnigstcns in Bezug auf das Großherzogthum
Heffen-Darmstadt, denn in St. Petersburg
gibt eS einen großh. hesstschen Generalconsul,
dcn Herrn Baron v. Hauff, der ein hiesigcr
Bürger und Kaufmann ist, und seine Erhe-
bung zum Baron Sr. Kön. Hvh. dem Groß.
herzoge von Heffen-Darmstadt zu verdanken
hat. An diesem Herrn Baron v. Hauff läßt
stch »un auch gar nichts weiter aussetze», als
daß er eben als hiestger Bürger unv Kauf-
mann Nkcht im Stande ist, die Jntereffen der
heffen-darmstädtischen Staatsangehörigen von
stch aus wahrzunehmen, denn man kann un-
möglich vvn einem.Petersburger Kaufinann
verlangen, daß er sich möglicherweise auf seine
Unkostcn in unangenehme Händel mit der rus-
stschcn und besonders mit der Petersburger
Polizei versetze. Und das hätte in dem ge-
gegebcnen Falle hvchst wahrscheinlich geschehen
müffen, indem der „Pächter" der dcutschen
Kinvcr stcherlich mit der hohen Polizei auf
sehr gutem Fuße lebt und auch sonst formell
stch durch eiucn »on Sciten der russischen Ge-
sandtschaft in Darmstadt und Wiesbaden 'le-
gaüstrtcn „Pachtcontract" voraussichtlich den
Rückcn gcdeckk hat; denn die hiestgen Bchör-
den sehen verflucht wenig auf den Jnhalt oder
Gegenstand eines solchen Verkrags, sondern
nur-auf die Bcobachtung dcr vorgeschriebenen
Formen. Die Heffen-Därmstädter mögen also,
wenn sie inskünftig einen wirkli'chen Schutz
für ihre Landsleute hier haben wvllen, auf
beffere Mittel stnncn, als die Ernennung ei-
nes Ruffen zum darmstädkischen Consul. So-
viel steht jedenfalls fest und wird bald jedem
Deutschen im Auslande handgrciflich, daß die
bishcrige Art der Vertrctung eben keine Ver-
tretung, und nichts weiter ist, als ein Mittel,
uns Dcutsche in fremden Ländcrn lächerlich
und verächtlich zu machen. — Freilich wcr-
den die deutschen Duodczhöfe nur mit dem
äußersten Widerstreben und nur dann, wenn
i'hnen das Wasser bereits bis an den Hals
gcht, darein willigen, auf das kostbare Sou-
veränctätsrecht der eigcncn Gcsandtschaften im
Auslande zu vcrzichten. Will der deutsche
Bürgcr jedoch im Auslande seine Kenntniffe
und seine Geschicklichkeit mit Bortheil ver-
werthen und nicht bloßcr „Eulturdünger" sein,
will das deUtschc Volk nicht allcin unter allen
Nationen, im Auslande und besondcrs in Ruß-
land seinen Namen und seinc Stellung ein-
büßen, will es namentlich nicht, daß man mit
seiner Zugend solche Schcußlichkeiten ungestraft
treibt, wie sie hier zu Lande an ihr verübt
werden, — so möge es sich bei Zeiten erman-
nen und nicht ruhen uud rasten, bi'S dic di-
ploinatische Vertretung der dcutschen Nativn
einer mächtigen Hand anvertraut ist; denn
nur die Macht und der Ausdruck der Machk
flößt den Fremden und vor Allem den Slaven
Achtung ein. (W. d. N.-V.)

wieder und sprach wciter: „Euch, vorher mcinem
Frcunde, jetzt meinem Richtcr, will ich nun eine
Schuld bekcnnen, die ich ohne allen Zweifel began-
gcn, deren ich mich indeffen nicht völlig bcwußt
bin."

Der Richter «ar bctroffen und begriff nicht, wo
der Angeklagte hinaus wolle, und ob er mit völ-
liger Besinnung spreche, dcnn er hatte sich auf cin
offcncs Geständniß ohne Vorbehalt gefaßt gemacht.

„Verstcht mtch rccht", fuhr der Pfarrer ohne Un-
tcrbrcchung fort, „und gebt wohl Ucht auf das, was
ich sage. Daß ich den unglücklichen Menschen mit
dcm Spaten gcschlagen, wciß ich wohl, und habe
es auch frei heraus geständen; ob es abcr mit der
Flächc oder intt dcr Schärfe geschchen, daraufiann
ich mich ntcht befinncn und habe äuch in meiner
heftigen Erbitterung nicht daran gedacht; daß er
aber hinficl, sich wieder erholte und fortlief, daS
ist Alles, was ich mit sinnlicher Ucberzeugung weiß.
Das Uebrigc habcn ja vier Zeugen geschen, näm-
lich, daß tch dje Lctche geholt und vergraben habc;
und daß dicscS in dcr That gcschchen scin muß,
wage ich nicht zu läugnen, vielmchr muß ich daran
glaubxn. Vernehmt meine Gründe htefür."

Deutschland.

KarlSruhe, S. Juni. Scine Kö-lglichc Hoheit der
Großhe rjog haben Sich nntcr'm S. d. M. gnädigfi
bewogcn gcfunden, Hichstihrcn Gehctmen Ralh nnd Ge-
sandten bei der deutsche» Bnndesocrsammlung, sowic b-i
dem großhcrzoglich hrsfischea Hofe, Freiherrn Aognst Mar>
schall von Bicberstein, -on gedachtcn Gcsandtschaftepostcn
abzuberuftn nnd zn Höchstihrem Oberhofrichter tn Mann-
hcim zn -rnenne». (K. Z.)

Karlsruhe, 4. Juni. Jn der gestrigen
Versammlung des Nationalvereins hiell Metz
aus Darmstadt elne glänzende Rede. Nach
einer rühmlichen Anerkennung der badischcn
verfaffungsmäßigen Zustände, warnte er vor
der lheilnahmlosen Gemüthsruhe elnes blös
gcnießenden Volkcs. Es sei hier cines jeden
Bürgers erstc Pflicht, durch treueS Zusam-
menstehen zn cl'nem frcl'stnnigen deutschen Für-
sten und seinem verfaffungsircuen Ministerium,
diesen eine IcbensvoUe Stütze zu sein gegen
jede Reaction. Gerade in solchen Ländern,
wo frcic Znstitutioncn gepflegt würden, müffe
das nationale Banner um so mulhiger den
übrigen deutschen Stämmen vorgetragen wer-
den. Der Nedner ging hier auf di'e Wirk-
samkeit des Nationalvereins, seine Ziele und
Zweckc über und führte dieses Thema m
glänzender Weise aus. (M. A.)

Karlsruhe, 3. Juni'. Die „Karlsr. Z."
schrcibt: „Jn mehreren Blättern finden wir
eine Darstellung, wornach die von der grvßh.
Regiernng gegenüber der Würzburger Con-
venrio» eingenommene Haltung als eine we-
sentlich neue bezeichnet wird. Diese Darstel-
lung ist voükommen i'rri'g. Es war von dem
großherz. Staatsmlnister Dr. Stabel vielmehr
von Anfang an auf das unzwelbeutigste die
Bethel'll'gung Badcns von der Voraussetzung
des späteren Beitritts Ler beiden deutschen
Großmächtc zu den Ergebnissen der Berathun-
gen der Würzburger Bevoümächtigken abhän-
gig gemacht worden. Nachbem dieser Zutritt
nicht erfvlgt ist, ergab sich dic Ablehnung
einer wcitern Beschickung neuer Conferenzen
ganz von selbst."

Karlsruhe, 3. Junl'. Mit welchen Ge-
sühlen dic Erneniiung Mohls zum Bundes-
tagsgcsandten bcgrüßt wurde, ist unschwer zu
begreifen. Man weiß heute, daß die Ent-
schließungen der badische» Reqicrung in Dingen
deutsch-naiionaler Entwi'cklung von ernstcr
Gewiffenhaftigkeit getragcn sind, und man
glaubk eincrseits mit Recht, in dcr Bereit-
willigkeit Mohl's zur Uebernahme des unter
den heutigen Verhältniffen fnr ei'nen Mann
seiner Gesinnung gewiß dornenvollen Postens
ein sichere Bürgschaft für die entschloffene
Thatkraft der Regierung zu erkennen. Groß-
herzog Leopold von Badcn war der erste
deutsche Fürst, welchcr 1849 bie Bercitwillig-
keit aussprach, „in gemci'nsamen deulschen
Angelegenheiten sich eincm einzigen, selbst erb-
lichcn Oberhaupte unterzuordncii." Wi'e da-
mals Gagern lm Namen des Reichsverwesers
schrieb, so barf auch hcute Deutschland dem
badischen Lande und sci'nem Fürsten zu bieser
neuesten Beihätigung ächt deulscher Gestnnung
Glück wünschcn. (Pf. K.)

Mannhcim, 4. Juni. Auf höchsten Be-

„Drei oder vier Mal vorher tn meinem Leben
ist eS mrr begegnet, daß ich wissentlich als Nacht-
wandlcr gegangen brn. Das letzte Mal — es mö-
gen wohl neun bls zehn Aahre her scin — sollte
ich dcn nächstfolgenden Tag eine Leichenpredigt für
cinen Mann halten, der auf cine plötzliche unb
jammcrvolle Art um's Leben gckommen war. Jch
war um einen Tert verlegen, als mir die Wortc
des gricchischen Weisen Solon cinsielcn: „Preise
Niemanden glücklich, che «r gestorben ist."

(Fortsctzung folgt.)

Lob drr Dummhrit.

Hvch muß ich die Dummheit preisen,
Jhr sei heut mein Lied geweiht,

Mtt ihr kann man stcher reisen,
ltngehindert jeder Zeit.

Jst man dumm gleich wie ein Schaf,
Heißt es gleich: „der Mann ist brav."

Sieggekrvnet wird sie bleiben,

Jn dcr Welt an jedem Ort,

Keine Macht wird ste vertreibcn,

Denn ste hat viel Schutz und Hort;

fehl wurde das großh. Oberhofmarschallamt
dem Vernehmen nach angcwiesen, diejenigen
Räume l'm großherzoglichcn Schloffe zu Mann-
heim erheben zu laffen, welche disponibel sind
und sich zu Beamtenwohnungen eignen. Wird
durch die Vermiethung des genannten Schloß-
theiles nach dieser Richlung cinc Wohlthat
geübt, so wird zugleich auch das große Ge-
bäudc, dcffeii Jnstandhaltung jährlich eine
nicht unbeträchtliche Summe bcansprucht, nutz-
bar gemacht unb die Einkünfte vermehrt.

(M. Z.)

Bon der Rench, 4. Zuni. Dem Ver-
nehmen nach ist es den eifrigen Bemühungen
der Gendarmcrie gelungen, den Thäter bes
in Herzthal verübten Raubmords zu entdecken
und zwar in der Person eines Taglöhners
und seiner Ehefrau von Herzthal. Eine Haus-
suchung, di'e bei ihnen vorgcnommen wurde,
förderle dann alsbald auch so gravirendc That-
sachen zu Tage, daß ste sofort festgenommen
und in das Auttsgkfängniß zu Oberkirch ver-
bracht wurden. Namentlich soll man gcgen
400 fl. t'n Gold, dic versteckt und i'n einem
den Zusammenhang zi'cmltch klar machenden
Papier eiiigewickelt waren, sowie Blutspuren
an den Kleidungsstücken des nun gefänglich
Eingezogenen gefunden haben.

Staufen, 4. Juni. Seit bereits ciner
Stunde — es ist jetzt 2 Uhr Nachmittags —
brennt es in Altbreisach. Man sieht von
hier aus gerade in die Flaminen, was um so
bedenklicher wird, als vas Sonnenlicht klar
und wolkenlos leuchtet, das Brandunglück
daher größere Umfänge angenommen zu haben
scheint.

Frankfurt, 3. Juni. Die neuesten Nach-
richtcn über das Befinven der Könlgin Vic-
toria von England läitten, wie man uns aus
Berlin schreibt, übcraus ungünstig. (F- Pz-)

Wiesbaden, 5. Zuni. Der Rcqierungs-
commiffär erklärte in der geftrigen Sitzung
Ver Herrenkammer, eine Uebereinkunft mit dem
Bischof von Limburg sei nicht abgeschloffen;
dic kirchlichen Diffcrclizen seien durch cine
landesherrliche Verfügung provisoriich geord-
net. Ein Gesetz, betreffend Abschaffung des
JudeneidS, wurde von der ersten und zweiten
Kammer angenommen.

Kafsel, 1. Zuni. Vorgestern ist eme äl-
lcrhöchste Orbrc crschiencn, wornach den Re-
gimeiitschess die Beurlaubung, welche in grö-
ßcrer Auzahl bieher nach jedem Frühjahrs-
erercitium staltzufinden pflegte, untersagt wor-
den. Hiernach ginge der Präsenzstand unserer
Armee wcit über dcn Friedcnsetat hinaus.

Eifenach, 2. Zuni. Gleich in ben ersten
Sitzungen bcr Cvnsercnz deutsch-cvangcll'scher
Kirchenregicrungen lagcn derselben zwei Ein-
gaben entgegengesetzter Richlung vor, nämlich
eine gegen das strcnggläubige Kirchenregiment
in Schwerin von bem bekannten Profeffor
Baumgartcn und cine andere gcgen das jetziqe
liberale Kirchenregiment im Großherzogthum
Baden. Die Conferenz glaubtc jedoch im
Hinblick auf die nach §. 1 ihrer Geschästs-
vrdnung zu wahrende Selbstständigkeit jeder

Sie ist ja daS Lieblingskind,

Dem viel' Menschen folgfam sind.

Nach dem Licht muß man nicht ringen,
NiemalS so vermesjen jein;

Jhm anch niemals Nahrung bringen,

Denn man braucht nicht jeinen Schein;
Besser lebt man, hat mehr Freud',

Bleibt man rn der Dunkelheit.

' Es ist doch ein herrlich Leben,

Wie ein Schaj so dumm zu sein!

Wer wird nach dem Höh'ren streben?

Bcsscr ist'S, man schränki stch ein;

Was nützi uns die Wissenschast,

Rein, sie hemmet alle Krast. —

Lassen wir die Dummheii leben,

Denn man ist durch sie beglnckt,

Dcm kein Licht von Gotl gegebcn,

Jst der Mann, dcr gern stch bückt,

WaS der Kluge niemals kann,

Weil er weiß, er ist ein Mann!

Laßt uns einen Kranz ihr winden,

Denn die Dmnmheii ist ihn werth,

Aus das H-mpt ihn.Jenem bmden,

Der am meisten sie verehrt,

Ktnder, ihr seid Alle brav,

Seid ihr dumm nur wie ein Schaf! k
 
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