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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0534

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rath Trefurt, wird penffonirt; an seme Stelle
tritt Geh. Rath v. Stenge!. — Die gestcrn
Abend ausgegebenen Eremplare der heutigcn
Nummer der KarlSr. Ztg. enthaltcn die amt-
liche Nachricht von der Ernennung des Bun-
dcstagsgesandten von Marschall zum Ober-
hofrichter, welche in dcm heute ausgegebcnen
Theil der Auflage fehlt. Man hält die Er-
nennung für unzweifelhaft und glaubt, daß
die Mittheilung nur deßhalb aus dcm Satz
entfernt werden mußte, weil sie durch ein
Bersehen vorzeitig an dic Redaction gelangtc,
indem Hr. v. Marschall biö daher noch nicht
officiell von seinem Frankfurter Posten abbe-
rufen sein soll.

* Heidelberg-, 6. Juni. Das Brand-
unglück in Breisach beschränkt sich auf das
Oekonomiegebäude des städtischen Spitals,
welches nach zwei Stunden ein Raub der
Flammen wurdc. Die Fahrniffe, die in dem
Deutschen Phönir versichert sind, konnten
sämmrlich gerettet werden.

Mannheim, 2. Juni. Das PreiSgericht
über die lctzte Aufgabe der Tonhalle: Tert
zu einem vaterländischen deutschen Volkslied",
hat auf den Antrag dcr Herren Pros. Zim-
mermann in Darmstadt und Pros. Deimling
in Karlsruhe dem Gedichte deS hiestgen Prof.
Dr. Maper an der höheren Bürgcrschule den
Preis, einer Anzahl anderer Dichtungen Be-
lobung zugcsagt.

Freiburg, 5. Iuni. Nachdem man hicr
von dcr Biidung cines förmlichen politischen
Vereins im Laufe gchaliener Berathungen Um-
gang genommen, mbcin man in dieser Bczie-
hung Alles der wciteren Entwicklung der Sache
anheimstellen will, so beschränkt man srch nun-
mehr auf größere Zusammenkünste. Die ziem-
lich aussührlich motivirte gebruckte Eiiiladung
ist heute erschienen. Nach derselben crscheine
eine gegen bas Ausland einheitlich sührende
und verlretende coiistitutionelle Gewalt noth-
wendig. Nachdcm die Einladung sich die Frage
gestellt, welcher Fürst hiefür auszuwählen sei
und welche Stellung Oesterreich dabci einzu-
nehmen habc, gelangt stc zu solgenden Forbe-
rungcn: 1) daß für die Gesammtheit ber au-
ßerösterreichischen Lande die Bcfiigniß dcr
Kriegfkrklärung und des Friedenschließens, die
Führung der deulschcn Streilkräste im Kriegs-
fall und bie sür.eine ersvlgrciche Kriegführnng
nöthige Macht über die deutsche Heerorgani-
saiion, so wie die Vertrrtung Deutschlands
nach Außen in dic Hanb des Königs von
Preußen gelegt werde; 2) daß dieser Fürst
für die cvnstrlutivnelle Ausübung dieser Be-
fugniffe ein deutsches Ministerium in Frank-
furt ernenne, neben welchem ebendaselbst rine
Volksvertretung eingerichtct werdc zur ab-
schließenden Verhandlung über vie Organisa-
tion und die Bebürsniffe deö deutschen Kriegs-
wesenö; 3) daß die deutschen Lande Oester-
reichs nach- wie vorher im deulschen Buude
verbleiben sollen; dic österreichische Regicrung
aber nur auf die bisherige Mitwirkung in
den Angelegenheiten ber Kriegö- und Vertre-
tungssrage für das übrige Dcutschland ver-
zichre, während es ihr im Faüe eines deut-

irnd da, wo cr gefallen, bcgraben wordcn sci, ob-
gleich es ihm sondcrbar däuchtc, daß dcr Prediger
noch am hcllen Tagc diese Arbeit vollführt habcn
sollte, ohne von Jcmandcn bemcrkt zu «crdcn, so
wie auch, daß er die «olle Getstcsgegcnwart dazu
gehabt habe. Doch, dachtc er dann wiedcr, die Noth
mag ihn dazu gczwnngcn habe»; cr wird in der
Eile die Leiche nur lockcr bcdeckt und sie später,
in der Nacht, erst cigentlich vergrabcn haben. Nun
sagten ader die zwei lctzten Zeugen aus, daß fic ihn
einen Sack aus dcm Waldc tragen gesehcn hätten:
das war dem Richter gleich höchst auffallend, und
flüchtig entstand der Gcdanke in.ihm, »b dieses
Zeugniß nicht im Widcrspruche mit den vorhcr-
gehenden stehen und dadurch Vcranlaffung gebcn
könnte, daß die Unschuld des ManneS endlich auf-
gcklärt würde. Aber, ach! nun stimmte das Ganzc,
lcider, nur gar zu gut übercin, und dic Schuld des
Psarrers litt keinen Zweifel mchr. Blos die son-
derbare Wendung, welche dcrselbe der Sache gab,
nahm den Richter Wundcr. Daß jcner dic That
Näch ihrem vollen llmfange wirklich begangen habe,
war unläugbar; ob aber die letztere, unwesentliche
HLlstc derselben im «achcnden, oder im schlafenden

schcn Kri'eges überlaffen bleibe, entwedcr dic
drei Bundesarmcccorps der Führung des übri-
gen deutschen Kriegsheeres gleichfalls unter-
zuordnen, over flch mit der letzteren über eine
selbstständige Corporalion zn verständigen; 4)
daß diese s» bezcichneten Ziclpuncte aus allen
deutschen Landtagen zur Berhandlung aufgc-
nommcn werden sollen.

Frankfurt, 6. Zuni. Der Tod Cavours
ist bas Ereigniß des Tages; es ist gewiß be-
dauerlich, daß ein Mann, der so GrvßeS ge-
plant und geschaffen, plötzlich vom Schauplatz
seines Wirkens abgerufen, die Vollendung
seines Werkes Andern üb.erlaffen mußtc; ein
schwerer Verlust für Ztalien ist es, aber doch
keineswegs sein Ruin. Dic Geschicke einer
Nqtion von 22 Millionen hängen nicht mehr
an den schwachcn Fäben eines MenschenlebenS;
jcde große Sache hat noch ihre Vertrcter ge-
sundea, und so wird auch Graf Cavour, den
ein trauriges Verhängniß inmitten seiner Thä-
tigkeit und in voüer.Manneskraft seinem Lanbe
entrisscn, gewiß nicht unersetzlich sein unb
Ztaliens junge Freiheit und Einhcit dem al-
lcrdings pmpsmdlichen Schlag dvch nicht erlic-
gen. Der „Times"-Cvrrcspondent in Turin
hält Ricasoli für den unvermeidlichen Nach-
fvlger Cavours. (N. F. Z.)

Äerlin, 3. Zuni. Der Antrag Badens
in Bezug der Oberfeldherrnfrage ist eine wahre
Erquickung iamitten des unfruchtbaren und
überaus ermüdenden Geredes, welcheö die
Bundeökriegsverfaffung seit Zahr und Tag
veranlaßt hat. Unter den vier angeführten
Fällen ift der allein wahrscheinliche vhne jede
Fragc ber vierte, daß nur Eine der beiden
Großmächte mil ihrer Gesammtarmee dem
deutschen Bundescorps zur Führung eines ge-
meinschaftlichen KriegeS zutritt, während vie
andere nur ihr Cvntingent zu ben Streitkräs-
ten des deutschen BundeS stellt oder durch
anderweitige Verwendung ihrer Truppen im
deutschen Zntereffe die Nichtstellung ihres Con-
tingents begründet. Die erstgemeime Groß-
macht ist natürlich Preußcn nnv die zweite
Oesterreich. Für viese» Faü soll Preuße» dic
Oberleitung außerhalb der bestehenden unaus-
führbaren Kricgsverfaffung erhalten. Was
den unnützen Entwurs der Würzburger an-
gcht, so har flch Mecklenburg zwar in Folge
seiner früheren Stellung zu demselben bei der
Vorlage in Franksurt betheiligt, wird ihn aber
nicht sehr lebhaft befürworten. Daß es nicht
zu dem mittelstaatlichcn Lager zurückgekehrt
ist, bcweist seine Abwesenyeit von Würzburg
und der tadelnde Scitenblick, welchen dcr Mün-
chener Correspondent bes Pariser Moniteur
nculich dem Grvßhcrzogc von Mecklcnburg gc-
wibmet hat. (K. Z.)

Berlin, 3. Juni. Zn dcr hcutigen Si-
tzung des Hauses der Abgeorbneten wurde
die Verhandlung über die Einzelhasts-Frage
beendigt. Nach längerer Diskussion wird die
Resoiutivn: die Staatsregierung zur Vorlage
eincs Gesetzesentwurfs, wodurch die Vollstre-
ckung der Zuchthausstrafc in Form der Ein-
zelhaft gesetzlich geregell werde, aufzufordern,
angenommen, — Eine weitere Resolution geht

Zustande ausgcführt «orden, blreb daS einzige Un-
gewiffc. Dic AuSfage dcs PfarrerS vom Anfange
bis zum Ende, sein ganzcs Benehmcn, trug das
Gcpräge dcr Wahrheit, ja, um dicser willen gab
er willig daS Leben auf; doch, vielleicht kämpfte er
noch, um einen klcinen Theil seiner Ehre zu retten?
oder — blreb er vielleicht auch hicrin der Wahrhcit'
getreu? Ein solcheS Nachtwandeln war ja nicht ohne
Bcispiel, eben so wenig, als daß cin Mensch mit
einer tödtlichen Wunde noch so weit laufen konntc.

Der Pfarrer ging indcffcn mit schnellen Schrittcn
auf und nieder; auf einmal aber blieb cr still vor
dem Richtcr stchcn mit den Wortcn: „Jhr habt nun
inncrhalb der Mauern des Kcrkcrs mcin Geständ-
niß cmpfangcn. Jch wciß, daß Euer Mund mich
verurtheilen wtrd; «as aber sagt Euer Hcrz?"

„Mcin Hcrz", gab Erik Söfrcnsen zur Antwort,
doch kaum, daß er vor Bcklemmung sprcchen konnke,
„mcin Hcrz lcidct unbeschreiblich, und möchte gerne
in diesem Augenblickc brechen, wenn cs Euch da-
durch von einem schrecklichen und entehrendcn Tode
rettcn könnte." (Ach, er durfte ja als Richter das
lrtztc Rcttungsmittel, die Flucht, nicht aussprechcn.)

„Das könnt Zhr nicht", siel der Angeklagte rasch

dahm: die Staatsregl'ernng aufznfordern, zu
bewirken, daß sämmtlichc für die Untersuchungs-
haft bestimmten Gefängniffc unverziiglich der
ausschließlichcn Aufsicht der zuständiqcn Gc-
richte übergeben werden. — Das-Herrenhaus
ertheilte heutc dem Gesetzesentwurfe, beireffend
die Forterhebung eines Zuschlags von 25 pCt.
zur Einkommens- rc. Steuer, seine Geneh-
migung.

Berlin, 5. Zuni. Der Stadtgerichtsrath
Twesten ist, stcherem Vernehmm nach, für
die Daucr der gegen ihn wegen des Duells
schwebendcn Untersuchung auf Anordnung bes
Justizministers vom Amt suspendirt wordcn,
dem cr außerdem in Folge seiner Verwundung
doch für längere Zeit nicht flch hätte wid-
men können. ,

Die „Deutsche Allgem. Ztg." schreibt aus
Berlin: Eincr unserer einflußreichsten Abge-
ordncten, der eine Reisc nach Sübdeuischland
gemacht und nahe Beziehungen zu hervorra-
genden Männern aller Parteien haktc, fand
dort die Stimmung gegcn Preußen so, baß
er es für nöthig hielt, nach seincr Rückkehr
dem Ministerpräfldenten aufzuwarten und ihm
unumwunben seine geuiachten Erfahrungen
mikzutheilen. Man »st gegen Preußen, weil
man auf dasselbe seine Hoffnungen setzt unv
jcden Mißgriff als einen ganz Deutschland
betreffenden ansieht.

Berlin, 5. Juni. Das Haus der Abge»
ordneten erledigte in seiner heutigen Sitzung
eine Reihe von Petitionsberichten. Zu Erör-
terungkli führt dabei u. a. eine Petition von
Mitgliedern bes Nationalvercins zu Bieleseld
um Revision bes Vereinsgesetzes im Sinne
der sreien Affociation. Die HH. Waldeck uud
Schulze (Berlin) cmpfchlen gegen die Cvm-
misflon, welche die Tagesordnung beantragt,
die Ueberweisung an das Ministkriuin. Die
HH. von Vincke und Wagner (Regenwalde)
vertheidigen die bestehenden Vereinsgesetzbe-
stimmungen, weil cin unbeschränktes Vereins-
recht jede constitutionelle Regiernng erschwere
unb unmöglich mache. Die Tagcsordnung
wird schließlich angenommen.

Berlin, 5. Zuni. Heute erfolgte der
Schluß der beiden Häuscr des Lanbtags. Zn
der Thronrebe wurde bcsonders hervorgehoben,
daß bie beendete Session zu bedcutenden Er-
gebniffen geführt hadc und geeignet sei, vie
Regierung in der Richtung zu befestigen,
welche fle bisher verfolgtc. Sie werden bas
GcwichdPreußens in Deiitschland und Europa
verstärken. Hierauf führt die Thronrede dic
von beiben Häuser genehmigten Vertrüge und
Gesetze namentlich auf uub berührt die Vor-
theile, welche hierdurch in Ausflcht gestellt
werden, besonders wird für die Mitiel, welche
für die Organisation des Heeres bewilligt
wurden, gebankt; über die Form der Be-
willigung, dic bas Lebensprincip ber Organi-
salion nicht berühre, könne hinwcggesehen
werben. Die Heeresvrganisation gebe^ Preu-
ßen Kraft, für den eigenen wie für den
Schutz des gesainuiteii deutschcn Vatcrlandes
gerüstet da zu stehen. Die Heeresorganisation
sei für dic Sicherung der deutschcn Grenzen

ein; „das Leden habc ich verwirkt, mein Tod ist
gerecht und wird cin warnendeS Beispicl für dic
Nachlebenden sein. Versprecht mir aber, daß Jhr
von meiner armcn Tochter die Hand nicht abziehcn
«ollt! Ich hatte cinmal gedacht, stc an detnen
Buscn zn lcgen", fuhr cr unter hervorquellen-
den Thranen fort,- „dicse schöne Hoffnung habe ich
sclbst gcstört; Jhr dürft nicht die Tochter cincs
MiffethäterS hcirathen; versprecht mir aber, daß
Jhr wre cin Vater für sic sorgen wollt!"

(Kortsctzung folgt.)

Jn der Vorstadt St, Antoinc von Paris wurde am
29. Mai ein Kind männlichen Geschlechts geboren, deffen
Körperbau ganz von den gewöhnlichen Formen abweicht.
ErstenS ift cs 25 Centimeter lang und wiegt (3Vr Kilogr.;
zweitenS sehlt ihm die Nase und befinden fich die Nascn-
löcher innerhalb deS Mundes, über der »bern Kinnlade;
ferner bemerkt man an jeder Seite dcS Mundes kleine
hautige Theile, ähnlich den Floßicdern der Fische; daS
linke Ohr sehlt und befindet sich an deffen Stelle eine
3Centimeter brcite und o Ccntimeta lange haarige Haut.
Beide Angen liegen ties m ihren Höhlen und während-
dem das rcchte Auge einen f-sten und krästigen Blickünd
die Stärke eines ManneSauges hat, ist das linke sehr
klein. Das Kind ist zur gcnaueren Untersuchuna den
Aerzten übergeben wordm.
 
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