Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Juni
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0538

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
nellen" Reglerung überhaupt dke Befugniß zu
solchcr emseitigen Entäußerung der Staats-
gcwalt zu? Darf verfaffungsmäßig eine an-
dere Behörde Strafgewalt auöüben? Dann
soll dcm Bischof das Recht eingeräumt scin,
dic Beseitizmig „anstößiger" Lehrbücher von
der Regierung zu verlangenü Jn der Ver-
rcchnung dcs Kirchenvermögens dürfen Aus-
gabeposten ohne bischöfliche Genehmigung nicht
passtren u. s. f. — Währcnd bei jeder For-
dermig deS Volkes „die Wahrung der Kron-
rcchte" starr emporgehalten wird, steht das
Volk die Rechte des Staats nach der bezeich-
neten «eitc so leichthin vcrschleudertl Wird
der naffauische Landtag schwcigen zu diesem,
ohne seine Gutheißung geschaflenen Quasi-
concordat?

Frankfurt, 5. Jmn'. Ein hicsiges Bank-
haus hat von der Vereinigten Staatenregie-
rung von Nordamcrika den Auftrag erhalten,
275,000 Gewehre zu liefern.

Frankfurt, 7. Juni. Die Proteste dcs
Großherzogs von Toscana und des Herzogs
von Modena gegen die Annahme des Titels
eines „Königs von Jtalien" durch den König
Viclvr Emanuel sino der Bmides-Vcrsamui-
Inng gestern überreicht worden.

Stuttgart, 6. Juni. (Sch. M.) Der
ehrwürdige Veteran unseres öffcntlichen Lebens
in Württemberg, Proknrator Albert Schott,
geb. den 30. April 1782, ist hente Nachmit-
tag, beinahe 80 Zatzpe alt, gestorben.

Aus Leipzig berichtcn Schweizer Blätter
— nicht vhne dic schärfsten Beinerkungen: Ats
die Schreckenskunde von dem Brandc in Gla-
rus in der Stadt Leipzig einlief, erließ das
„Leipzigcr Journal" sofort einen warmen Auf-
ruf fur die Nothlcidenden, wurde aber zu sei-
ner und Andercr Ueberraschung von dcr Po-
lizei mit einer hohen Geldsummc bestraft, weil
es den Aufruf nicht vorher polizeilich vorge-
legt hatte. Also selbst die Ausübung einer
der crsten Christenpflichten darf im Lande
Sachscn nicht ohne polizeiliche Erlaubniß statt-
sindcn.

Berlin, 4. Juni. Nachdem die Einlei-
tung des Disziplinarverfahrens gegen den
Polizeipräsidenren v. Zcdlitz verfügt worden,
ist zmn UntersuchungskommiffSr der Kammer-
gerichtsrath Coqi ernannt worden.

Berlin, 5. Juni. Herr v. NiegolcwskN
hat sein Abgeordnetenmandat für Posen nie-
dergelegt, weil ihm der Präsident bei der Be-
rathung des Budgets für die Fonds der höhe-
ren Polizei, ohnc vvrhergegangenen Ordnungs-
ruf das Wvrt entzog, wozu stch die Kammer,
aus Nalionalitätsrücksichten, durch Beifall zu-
stimmend erklärt habe.

Berlin, 6. Juni. Die päpstliche Re-
gierung hat allen Vertretern fremder Mächte
in Rom einc Note zugestellt, worin sie gegen
dic von der sardinischen Regierung beabsich-
tigte Beräußerung der den klösterlichen Ge-
meinschaften und übrigen geistlichen Körper-
schaften gehörigen liegenden Gründe, welche
sich in den von Vem Könige von Sardinien
in Besitz genvmmenen Gebietstheilen deS Kir-
chenstaatS befindcn, protestirt.

das heißt, ein gesprocheneS Urtheil wurde vor der
Vollziehung nicht erst dcr Begutachtung und Be-
stätigung einer höhcrn Gerichtsbchörde untcrftellt.
— S» «ar denn durch daS über den Pfarrcr Söf-
ren Quist von Weilby gcsprochcne Todcsurthcil
nicht blos ein Mensrdenleben, sondern außerdcm
das Lebensglück von drei andern Scclcn vcrnichtet.

Noch nie ist cin bcsscr vorbcreitctcr, reuevollerer
und gläubigerer Christ dcn Weg zum Tode gegan-
gen. Mit tnnigcr Buße erkannte unser Vcrurthcil-
ter, daß er in flcischlicher Sichcrheit gewandelt und
ein großes Weltkind gewcscn war, wcshalb auch
Gott ihn dcr Sünde und Gemüthsverhärtung hin-
gab, ihn tief demüthigtc und höchst elenr machte,
damit cr «icder in Ehristo erhobcn werden möchte.
Er bchielt scine Freimüthigkcit bis zum letzten Au-
genblickc, und hielt noch auf dcr Richtstätte an das
«mstchende Volk einc Anrcdc voll Kraft und Sal-
bung, die cr während scincr lctzten Tage im Ge-
sängniffc ausgcarbeitet hatte. Sie handelte von
dem Zorne und deffen schrcfllichen Folgen, mit rüh-
rendcr Anwcndung auf ihn selbst und dic gräu-
liche Miffethat, wozu dicse Leidenschast ihn hinge-
riffen hatte. Nachdem er geendet, zog er sich selbst

Bremeni 7- Juni. Am Mittwoch nahm
dic Bürgerschaft Pfeiffers Antrag für Central-
gcwalt unv Parlament mit 36 gegen 35 Stim-
men an. Hannover sperrte wcgen einer Dif-
ferenz über eine von Bremen zu leistende Ver-
gükung den Verkehr der Vcrbindungsbahn.

(Schw. M.)

München, 2. Juni. Viel zu reden gibt
dcr Bankerott des Grafen v. Waldbott-
Basse.nheim, Reichsgrafen und Standes-
herrn. Er hat lustig in den Tag hinein ge-
lebt und unter den höchstcn Ständen seine
guten Freunde gehabt. Jetzt beträgt dic Schul-
denmasse fünf Millionen Gulden. Als'diescr
Herr vor achtzehn Jahren mündig wurdc, be-
fanden sich 800,000 Thaler baar in der Caffe
seiner Domänen-Vcrwaltung, und es lag eine
ganzc JahreS-Einnahmc baar da; nach fünf
Jahren hatte er bereits Schulden gemacht.
Er lebt jctzt flüchtig in Luzern, das mit Lippe-
Bückeburg die einzigen Staaten in Europa
bildet, wo man den Wechselschuld-Arrest noch
nicht kennt. (Dorfz.)

München, 3. Znni. Der „Baper. Kur."
schreibt: „Svweit wir die Stimmung der
Abgeordnetcnkammer kennen, wird von dem
Nachpostulat von 7,800,000 fl. kein Heller
bewilligt, so lange Hr. v. Lüder an der
Spitze dcr Kriegsverwaltung bleibt. (A. Abdz.)

Wken, 31. Mai. Zn Folge der Nachricht,
daß die üalienische Armcc mit 1. Juni auf
den Friedensfuß gesetzt wird, werden mehrere
Regimenter aus Jtalien nach Tyrol und
Zstrien verlegt. Eine Reduzirung dcr öster-
reichischen, in Jtalien stehcnden Armee findet
indcffcn nicht statt, da bekanntlich die in Ty-
roll und in Jstrien stehenden Regimenter eben-
falls unter dem Commando des Feldzeugmei-
sters v. Benedeck stehen. Nach Dalmatien
gehen übrigens noch immer Truppen ab.

Wicn, 4. Zuni. Dcn „Hambgr. Nchr."
zufolge ist das neue Anlehen von 8 Mill.
Gulden abgeschloffen worden. Das vermit-
lelnde Bankhaus ist dem „Aktionär" zufolge
das Haus B. H. Goldschmidt zu Frankfurt a. M.

Wien, 5. Juni. Jn der heutigen Unter-
haussitzuiig beantwortete der Polizeiminister
Freiherr v. Mecsöry die Znterpeüation wegcn
der Znternirungen. Mehrere Zntepnirun-
en seien bereits vhne Beschränkung aufge-
oben und es sei zu erwartcn, daß auch die
letzten fünf Zuternirungen bald aufgehoben
werden. Die Verhandlungcn darüber seien
bereits im Zuge.

Oesterreichische Mon^archie.

Pesth, 4. Juni. Nachdcui die 45 für die
Adreffe noch eingeschriebenen Redner freiwillig
auf dqs Wort vcrzichtet, verzichteten auch
heute alle für dcn Beschluß noch Gcmeldeten
ebenfalls darauf ugd Deak konnte seinen
Schlußantrag stellen. Er vertheidigte mit ei-
ner meisterhaften Logik und mit einer Bcred-
samkeit, dic der in scincr ersten Rede entwickel-
tcn in nichts nachstanv, daß der Landtag den
Standpunkt der pragmatischen Sanction als
Ausgangspunkt für die Verhanblungen mit der
Negicrung festhalteu müsse, gcgcn die Auslas-

aus, verband sich die Augcn, kniete mit gcfalteten
HLnden nieder, und sowie sein Bcgleiter auf dem
letzten Wege, der Pfarrer von Aalsöc, ihm dic
Worte zugerufen hatte: „sei getrost, lieber Bruder,
noch heute wirst Du im Paradiese scin!" fiel sein
Haupt von dem Schwertc dcs NachrichterS.

Was allcin dem Armen den Tod schwer und bitter
gemacht hattc, das «ar dcr Gcdanke an seine bei-
dcn Kindcr, von dcnen das älterc, dcr Sohn, erst
am Abende des Tagcs, an welchem der Vater früh
Morgens hingerichtet worden «ar, sich in der Hei-
mat cinfand. Die Tochter Metta, wclche mit kind-
licher Liebe ihrcn unglücklichen Vater im Kerker gc-
pflcgt hatte und nie von sctner Seite wich, nahm
der Frcund dcs Vaters, Pfarrer Zens von Aalsöc,
in sein Haus auf, wohin fie am Tagc vor der Hin-
richtung, mehr todt als lebcndig, gebracht wurde.

(Fortsetzung solgt.)

Den zahlrcichen Sängern unter unsern Lesern dürften
nachstehende Mittheilungen auS Nürnberg über daS be-
vorstehende deutsche Sängerfest von Jnteresse sein.
Der Eomponisten, «elche Conipositionen geliefert haben
vder noch licfern werden, sind eS sechszehn. Jhre Na-
men und di- von ihnen für das >sängerfest componirten

sunqen deS nunmehr ausgetretcnen Deputirten
Reven, wclcher behauptet hatte, daß diese Basis
allein für die Fordcrungen Ungarns nicht ge-
nüge. Aufdie vcrschiedenen Angriffc österr. Seits
eutgegnete er Nichts, sondern bewies durch dic
schärfsten und schlagendsten Citate auS den
meisten ungan'schen Gcsetzbüchern, die sowvhl
vor 1723 als unter allen nachfolgenden Re-
gierungcn als Norm gedient, daß dle reine
Persvnal-Unl'on das Verhältniß gewesen, in
dem rechtmäßig Ungarn zu Oestcrreich ge-
standen habe. Auf eine weitere Befürwor-
tung ber Adresse ging er nicht specicll ein,
sondern schloß den anderthalbstündi'gen, höchst
gediegenen Vortrag durch die mit Begciste-
rung aufgenommenen Worte, „daß der Land-
tag, ob die Avreffc oder der Bcschluß aufge-
nommen werde, erklärcn möge, daß alle Mit-
glieder gemeinsam die Verantwortlichkeit für
ihre Schn'tte tragen werden." Die Abstim-
mung ist bekannt.

Krankretch.

Paris, 6. Juni. Cavours Tod ist Tages-
gefpräch. Jn Turin hat derselbe laut Privat-
nachrichtcn furchtbaren Eindruck gemacht. Die
Läden schlossen stch sofort, und di'c zahlreichen
Gruppen auf den Straßen sprachen nur von
diesem traurigen Ereigniß und seinen mög-
lichcn Folgen. Dcr Lag ber Beerbigung ist
noch nicht bestimmt. Das Parlamcnt wird der-
selben beiwohnen. Cavour soll ein seiner wür-
diges Monument gesetzt werde». Jm Laufe des
Tages wurden Ricasoli und Ratazzi zum Kö-
nig gerusen. — Gestern war in Fontaineblcau
Ministerrath unter Vorsitz des Käiscrs, dem
die Kaiserin und rie Präsidcuten der beiden
großen Körper beiwohnten.

Der kaiserliche Gcrichtshof in Bordcanr
hat eine Klage des Telegraphenbüreaus Ha-
vas gegen Vas Zournal „Gironde" wegen
Nachdrucks seiner Depcschen abgewiefen, wcil
es sich hier nicht um Geistesprokucte und
schriftstellerische Arbeiten, sondern um Nach-
richten handle, die kcinen andern Werth haben,
als den, daß ste das Publicum noch nicht
kcnne, daß solchc Rachrichlen Gcmeiiigut unb
nicht Privatcigenthum seieu, daß dic Zcilung,
welche sie zuerst bringc, daburch den Vor-
iheil genieße, ihrc Leser früher als andere zu
uiiierrichtcn.

Der Einladung Perstgny's an die alten
Parleien, sich wieder bci ven Laiidesangele-
genheilen zu belheiligcn, Folgc leistcnb und
im Ernste nehmend, hatte ein Sohn Casimir
Perriers, des berühmten Ministcrs dcr Or-
leans, stch zur Wahl in den Departementai.
raih dcr Aube gemeldct; der Präfect trat
«'hm aber sofort entgcgcn, weil er von dcr
Regierung nicht cmpfohlen sci.

Ein Buchhändlcr in Rizza ist wegen Ver-
breitung des Gerüchtes, vaß die Grafschaft
wieder an Jtalien fallen werde, des Landeö
verwiesen worden.

S ch w e i z.

Aus der Schweiz, 5. Juni. Zu Glarus
hatten die Zimmergesellen die Arbcit eingesteüt.

Ehöre sind folgendc: Becker iu Würzburg: „Hymnus",
KalliwodLinDonLueschingeu: „Dankllcd",' AbtiuBraun-
schweig: „Alldeutjchland", Tschirch in Gera: „An die Deut-
fchen", Möhring in Ncuruppin: „Allgemeincs Schlacht-
gebet", Neeb in Fraukfurt a. L>.: „Hymnus", Meth-
fesfel in Braunschwcig: „Festgcsang", Gg. Emmerling
in Nsirnberg: „Deö SängcrS Herz", Otlo in Dresden:
„Der 23. Psalm", Fr. Lachner in München: „Sturmes-
mythe", Grobe in Nürnberg: „Unser Hort", V.Lachner
iu Mannheim: „FrühlingSgruß", Hiller in Köln: „An
das Vaterland", Herzog Erust zu Coburg: „An die
deutsche Lricolore", endlich noch Kücken in Stuttgart
und Swrch in Wien.

Gott «ertheilet gnädig seine Gabcn, singt Correntin
rn Dinorah. Jn d-r Lotterie der bei Kroll in Berlin
ausgestMen natioual-öconvmischen Gegenstände gewann
der König cine Küchcnwaage und ein Dutzend Küchen-
messer, die Königin u. A. ein Paar Hühncr, der
Kronprinz einen eisernen Bouillonwpf, eine Schnei-
dermamsell einen schwarzüraunen Zuchthengst (den
ste sosor! an einen Gutsbcsitzer sür 1ÖÜ Friedrichsd'or
verkausle), cinLiterat eine Wurststopsmaschine und ein
Stutzer eineu mit Bienen dicht besetzleu Bieuenstock.

Moralisch wollten erobern ww —

Was lachst du da, Schwarzgelber?

— „Jch lachle nichtl" — Wer lachte bier?

fasgf-j S- aoa, tzi '-gnv,t> tzix
(Ktadd.)
 
Annotationen