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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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„mizweidentige Act der Bcrsöhnung", welchcn
hienach Graf Rcchberq ,'nsinulren ließ, bestände
also darin, daß die kurhessische Regiernng in
irgcnd einer Weise ihre Geneigthciv erklärc,
auf den Rechtsboden von 1831 zurückzukehren."

Ulm, 12. Zuni. Jn jüngster Zeit wurde
hier von einer Anzahl Fabrikantca, Kaufleu-
ten, Bäckern, Fruchthändlern re. eine Produe-
ten- und Waarenbörse gegrundet, welchcs Un-
ternehmen als ein ganz zeitgemäßes begrüßt
wcrden kann.

München, 11. Juni. Der Zustizminister
hat i» der gestrigen Sitzung der Gesetzgcbungs-
ausschüsse bcider Kammern die Erklärung ab-
gegeben, daß die Vorlage dcs allgemeinen.
deutschen Handelsgesetzbuches nebst Einsüh-
rungsgcsetz schon in den nächsten Dagcn erfol-
gen werde.

München, 11. Zuni. Profeffor von
Stzbel hat an den a» ihn crganqciien Nus
an Dahlmanns Stclle nach Bonn ange-
nommen.

Köln, 12. Juni. Der Fall des Capitäns
Macdvnald hat sich wiederhvli. Die „Köln.
Ztg." bringt heute folgende, von einem nach
ihrer Bersicherung hochgcbildetcn Stabsofficier
ans Bonn herrührende Mittheilung: „Zum
Beweise, daß manche der am Rhcine rrisenden
Söhne Albions nicht die fcinsten Manieren
an den Tag legen, diene fvlgende Mitiheilung:
„Am 8. d. M., Nachmiltags, wolltc ich iiiit
einem grcunve, dcffen Gcmahlin und einem
anvercn Freunde per Eisenbahnzug von Lonn
nach Rolandseck fahren; zusällig gciielhcii wir
in ein Rauchcoupe ersker Claffe, "und ich em-
psahl, daffelbe mit bem Nebencoupe dcrsclbe»
Claffe zu vertauschen. Zn diescm saß bereits
ein deuischer, uns bckannter Herr mit seiner
Gcmahlin. Jm Augendlicke, als die Frau
meineS Freundes in dieses Coupc sinstcigeii
wvlltc, tral ein augenscheinlicher Engläiider
ihr in dcn Weg und schvb fie, dic Hand an
ihre Schulter lkgeud, mit den cnglisch accen-
tuirten Worten zurück: „Hier sind g-chs Plätze,
die will ich für mcine Familie habcn." Dic
Dame tral bctrvfsen zurück. Der uuiniitelbar
daneben stehende Bahnhvs-Jnspecior, Herr
Hosmann, trat an den Engländer heran, um
ihm ein Nebencoupe anzuweisen nnd bat die
Dame, cinzusteigcn, welche wiederui» von dem
Engländer mit derselben Handanlegung und
denselben Worten zurückgeschoben wurdc, wvr-
auf der Bahnhos-Znspectvr den uninanicrlichen
Engländcr mit den laut erhobcnen Worten:
„Faffcn Sie dic Dame nicht an!" am Arme
ergriss und bci Seite schob, trotz dcr Gegen-
reve, hier seien geravc scchs Plätze für seinc
Familie. Jch halte eine persönliche Einmi-
schung bis dahin vermieden, war auch durch
Vie zwischenstehenden Persvnen daran verhin-
dert und sprach erst jetzt, absichllich i'n cngli-
scher Sprache, damik auch die aus dem Per-
ron stehcnden Engländer es verstehcn koniitcn:
„Jst dies cnglische Manier? Das ist ja ganz
in der Manier dcs Capitäns Macvvnald;
solche Arl ünd Weisc ist dvch unerhört!" Zn-
zwischcn wurde ber unmanierliche Sohn Al-
bions mit seiner Familic in daS Nebencoupe

Dir Wichligkril -rr Flochkunst.

Der Wcg zum Hcrzcn sührt bel dem Kinde durch
den Gaumen; in der Ehe knüpft sich an eine gleiche
Bedingung der HLuSliche Friede, odcr zum min-
desten doch dcS Gatten gute Laune. Ilnschmackhafte
Speisen, eine Schüffel, die uns nichtzusagt, haben
auf die Stimmung cinen nicht hinwcgzuieugnenden
Einfluß.

Ein «esentltcher Theil der Mädchen-Erzichung
sollte daher in der Bereitung der Spcisen bestehen;
die Gastronomic solltc der Astronomie vorangcstellt
werdcn. „Sage mir, mit wem Du umgehst, und
ich will Dir sagcn, «er Du bist", das ist ein Sprich-
wort, das «ir, seiner tieflicgcnden psychologischcn
Wahrhcrt halber, unter allen Völkern und in allcn
Sprachen wiedcr sinden. „Sage mir, «ie Du spcisest,
und tch wtll darnach Deinen Character beurtheilen",
diescr Spruch würde ficher nicht minder maßgcbend
in unsercr gutcn Gesellschaft des neurizehnten Jahr-
hundcrts setn.

Lnbedingt laßt sich über den Sinn eincr Frau,
den Grad ihrer Bildung, wie Hcrz und Kopf bci
ihr zu kinander ftkhen, ein rtchtigeö, nie fehlendes

besördert und kch crfuhr von dem Bahnhof-
Jnspector, daß Besagter ein königlich groß-
britannischer Staats - Courier sei. Einsender
di'eses ist königl. preußischer Osficier und sein
Name von jedem englischen Gentleman in dcr
Erpcdi'tivn d. Bl. zu erfahren."

Berlin, 11. Zuni. Die „Magdeburger
Zeitung" schreibt über die Huldigung: „Die
Einladungen sind etikcttegemäß an sämmtliche
deutsche Fürsten, an die großmächtlichen Sou-
veräne, an die preußischen und dic hier be-
glaubigten fremdländischen Gesandten u. A.
ergangen, und da es Sitte ist, daß sich die
Eingeladenen über Annahme oder Nichtannahme
der Einladiing svfort entscheiden müffen, so
hat das hicsige Hof-Marschaüamt bereits von
vielen bestimmte Rachricht erhalten. Wie es
heißt, wird sich der Kaiser von Oesterrcich
durch einen Erzherzog vcrtreten lassen; die
meistcn mittelstaatlichen Fürsten haben ableh-
nend geantwortct, zugesagt haben die Könige
von Bapern, Sachsen und Hannovcr, der
Großherzog von Baden, die Herzoge von
Braunschweig und Coburg; die fremdländi-
schen Höfe werden wohl sämmtlich Vertre-
ter senden."

Berlin, 12. Juni. Aus einer halboffi-
ciellen Notiz der Prcuß. Ztg. von heute früh
geht hervor, daß die Huldigungsfestlichkeiten
bis zum Herbste, Ende September oder An-
fang October verschoben worden sind. — Bei
der gestrigen Grundsteinlegung zum Bau des
neuen Raihhauses hat es unaufhörlich gereg-
net. Der König, dic Königin, der Kronprinz,
die Kronprinzessin und die hier anwesenden
Prinzen iiahuieii an der anderthalbstündigcn
'geier unter freiem Himmel Theil. Als der
König die ersten Hammerschläge aus den
Grundstein sührtc, sprach er fvlgende Worte:
„An Gottes Segen ist Alles gelegen. Er segne
dicsen Bau uiid^ laffe daraus altpreußische
Bürgertugend und altpreußischen Bürgerfinn
hervorgehen."

Berlin, 13. Juni. Jn dcm Prozesse gegen
den Geiieralconsul Spicgelthal wurde heute
daS Urcheil vcröffentlicht; der Ängekiagte
wurde freigcsprochen. Der Gerichtshof yat
angeiiommcn, daß ihm die -100 Thalcr als
Avcrsum zur Vcrwendung nach seincm eige-
neil Ermessen gcwährt wordcn seien. Die
übrigcn Punkte seicn nicht erwiesen.

Berlin, 14. Zuni. Zn der Uniersuchung
wider den Polizei-Pbcrsteii Patzke haben in
den letzten Tagcn zahlreichc Zeugenvcrneh-
mungen stattgefunden. Die Untersuchung scheint
eine neue. Ausdehnung genonimen zu haben.
Die Zahl der Angcklagten in dem bctteffen-
den Pröccß beträgt süns: Der Pölizeioberst
Patzke, die Polizei - Lieutenauis Grcif und
Schmidt, die Wachtmeister Kohler und Prit-
schvw.

Hannover, 9. Juni. Von hier aus ist
ein „Aüfrus zur Grüiidung einer deutscheii
Floiic dcr Nordsee" ergangen, der die Spm-
pathic und die thätigc Thcilnahme allcr Siämme
Deuischlands zur AuSführung des Baues ei-
ner solchen Floitc in Anspruch nimmt unv
es für dringend geboten erklärt, daß sosort

Urtheil fällen, sobald man Zeuge ist, wie sic, bei
Anordnung ihrcs Tischcs, dcn Gcschmack ihres Gat-
ten bcrücksichtigt.

Weuig darf man bei einer Spcise hinzuthun oder
chinweglaffen, um einen Lcckerbiffen daraus werden
zu sehen; dieses Wcnige aber ift cS gcrade, diese
kieinen Gabcn, welche in Fraucnhand gclegt, das
Glück ihrer Nmgcbungcn schaffen, und dcn häus-
lichen Kreis mit tauscnd Blumen schmückcn, die
allc durch ihre Vorsorglichkcit erblühen.

Män schreibt jetzt so vielcs über die Nahrungs-
lehre. Moleschott, Nußdorf und so manche gclehrtc
Reformatoren dcr Küchc stnd crstanden und habcn
ganze Werke darüber an das Licht gefördert; nur
lcider lescn Jene dicse Bücher nicht, welchc cinzig
Nutzcn daraus zu ziehen vermöchten; sic blciben in
MänncrhäNden ünd dic Francn kochcn, wic es der
Zufall will. Kein MLdchen wtrd vor ihrcr Ver-
heirathung einen wiffenschaftlichen Lchrcursus darin
durchmachen, keine es glaubcn, daß eine Bedingung
ihrcs künftigen Glückcs anf ihrcr Kcnntniß der
Nahrungslehre und den Gehcimniffcn der Küche
bcruhe. Ilnd doch ist dem ganz ernstlich so,

Der physische Mensch ist nun einmal der Träger

l'n allcn Ortcn Deutschlands Comitc'S zum
Ewpfange der frciwilligen Gaben zusammen-
treten. Dem Plane des Unternchmens zu-
folge sollen stch Bremen, Hamburg, Hannover,
Holstein, Oldenburg und Preußen an dicser
Flotte bethciligcn. Die Geldmittcl sind in
ganz Deutschland auszubringen. Die in je-
dcm dcr bethciligtcn Staaten aufkommenden
Beiträge soüen zunächst sür die von diesem
Staatc zu stellenden Schiffe verwandt werden.
Was im übrigen Deutschland aufkommt, svll
zunächst zur Anlage gemcinsamer Anstalten
benutzt unb der Ueberschuß zu gleichen Thei-
len an jene Staaten vertheilt werden.

Hannover, 11- Juni. Bcrgkommiffär
Hildebrand, den Hcrr von Borries aus dem
Ober-Mcdicinalkolleg aussticß, weil cr die
Versammlung vom 8! v. M. besucht hatte,
dem das Colleg deßhalb scine Theilnahme
ausdrückte und dafür vom Minister einen ern-
sten Verwcis crhielt, eben derselbe ist heute
von Magistrat und Bürgervorstehern zum
Senator der Hauptstadt erwählt, und zwar
mit der überwiegxndcn Majorität von 1S ge-
gen 5 Stimmen, welche fünf aber gleichfalls
einem liberalen Bürgervorsteher, dem Hrn.
Karl Röse, zufielen.

Wien, 10. Zuni. Gestern Abends ist dic
Leiche des Gcnerals Gortschakoff, welche be-
kanntlich auf Wunsch des Verstorbenen in
Sebastopol bestattct wird, von Warschau hier
eingetroffen. Auf dem Nordbahnhof war eine
Militär - Mufikbande aufgestellt, welche die
Leiche mit einem Trauermarsch empfing. Tau-
sende von Menschen begleiteten den imposan-
ten und feierlichen Leichenzug des Vertheidi-
gers von Sebastopol.

Wie«, 11. Jiini. Abgeordneteiihans.
Staatsminister Schmerling erklärt die Jnier-
pellatiön wegen der Spracheufrage auf Lehr-
anstalten demnächst beantworten zu molleii;-
die Jnterpellativn über angebliche Verfolgun-
gen von Eingeboreiikii in Dalmatien, die sich
für die Union mit Croatien ausgcsprochen,
wirv, da diese Verfolgungcn nicht von Admi-
nistrativbchörden, sondcrn von Gerichten aus-
gegangen sein sollen, nächstens vom Justizmi-
iiistcr bcantwortct werden. — Abgeordncter
Giskra erhält das Wort zur Begrüiidiing sci-
ncr Ergänzung des Staatsgrundgesetzes abziez,
lenden Anträge: „Das Haus wolle beschlie-
ßen: 1) Es sei Ver K. 9. dcs Gruiidgefeßes
über die Reichövertretung abzuändcrn und rück-
sichtlich zu ergänzen wie folgt: Dcr ReichS-
ralh wird vom Kaiser alljährlich cinbcrufen.
Wird der Rcichsrath aufgelöst, so muß er
binnen brei Monaten wieder ziisamineiiberufcn
werden. 2) Es sei der K. 12 des Grundgc-
setzes über die Reichsvertretung abzuändern,
wieffolgt: Gesctzesvorschläge gelangcn als Re-
gierungsvorlagen an den Neichsrath. Auch
diesem stcht das Rccht zu, in Gcgenstäiiden
seines Wirkungskreises (§K. 10 und 11) Ge-
setze vvrznschlagen. Zu allen Gesetzen ist die
Uebereinstimmung beider Häuser und die Sauc-
tion deS Kaisers erforderlich. 3) Es sei der
§. 13 des Grundgesctzes über dic Reichsvcr-
tretung in folgender Wkise abzuäudern: Der

deS geistigcn, und wird seine Basis nie aus den
Augcn verlicrcn dürfcn, ohnc zu seiner cigencn
Zerstörung bcizutragen.

Wenn schöne Fraucn ihrcn MLnnern zurufen:
„Mein Ltcber! so sci doch nicht so materiell!" so
ändcrt das nichts an der Sache. Sic tadeln dcn
Andern zur Bcschönigung ihrer cigenen Unwiffcn-
heit; dcnn die rcizendcn Hälften möchten gern in
allen Stücken vollkominen seiu, ohne daß eS ihncn
viele Mühe koste.

Als unsere Elternmutter noch im Paradiesc lcbte,
da fteilich war dic Küche noch sehr einfach und auch
die Bckleidung ihres Adam machte dcr Gutcn nicht
zü vtel Sorge. Die WLsche war zanz Rebeusachc.
Seit sie ihm den Apfel reichte, mußte sie spinnen
und wcbcn und schaffen, und muß cs noch heute,
wenn sic es redlich mcint mit Mann und Kind.
Er crwirbt und sie crspart.

(Schluß folgt.)

D-r R-g-nschirmmacher Jgnaz W-rner in Wicn ocr-
fertigt neuartige Crinolinen, die mittclst ciner beson-
deren Vorrichtung bei plötzlich eintretendem Regemoetter
als Regenschirm gcbraucht werdcn können und ganz gcnau

die Form der gewöhnlichen Regenschirme annehmen,
 
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