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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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muogen und Neußerungen emzelner Mi'tgliedcr,
welche für das Berhalten der Kammer durch-
aus ntcht maßgebend stnd. Zwei der gewich«
tigsten Stimmsührer haben jetzt freimüthig er-
klärt, daß die Erste Kammer auf der Aner-
kennung des ncuen Verfaffungsrechts Seitens
der Zweiten Kammer bestehen müffe, daß fie
jedoch, sobäld Lieser Rcchtszustanv nur erst
formell ficher sei, zu allcn möglichen materiel-
len Zugcständniffcn bereit sein würden. Die
Erste Kammer ibcntifieirt fich also mit dem
Ministerium und der Bruch mit dcr Zweiten
Kammer, mit dem Lande ist unheilbar.

Gotha, 11. Juni. Der zwischcn Preu-
ßcn und Koburg-Gotha abgcschloffencn und
nur noch die Zustimmung der Landtage bedür-
fenden Militärkonveniion gemaß übernimmt
Preußen bie Militärstellung sür die Herzog-
thümer Kvburg und Gotha; Preußen über-
nimmt Aushebung, Ausbiidung, Führung, Ver-
waltung, reiht bas bisherigc herzogliche Offi-
ciercorps scincr Armecliste ein, läßt die Trup-
pen jeboch in ihrcm Auöhebungs-Gebiel wie
bisher garnisonl'ren. (A. Z.)

Zu Berlin ist man sehr beschäfligt. Fast
täglich finden Ministcrkonskrcnzen siait. Gilt
cs Schleswig-Holstein? Oder der Herstcllung
dcr beutschen Eiuheil? vder welchen wichti-
gen Staatsvcrhältniffen sonst? . . . Es berich-
tct darüber die »Ztg. s. Nordd.": jene Con-
ferenzen bezvgcn fich „fast ausschlicßlich auf
die Huldigungsfrage." Kanu man denn in bcr
preußischen Haupistadt — trotz der „neuen
Aera" und troß des „treulich gepfiegten Con-
stitutionalismuS" — aus dieser Form-Frage
gar nicht herauskommen.

Bertin, 12. Zuni. Wie die „Schlcfische
Zeitung" mittheilt, hat Se. Maj. dcr König
di'e Genehmigung zu der Zubelfcier des fünf-
zigjährigen Bcstchcns der Breslauer Univer-
fität erlheilt. Die Einladungcn zur Thcilnahme
an dem Festc sollen bereits im Laufc dieser
Woche an dic übrigen dcutschen Universttäten
abgesandt werden. Der Minister von Belh-
mann hat zu diescr Feier die Summe von
5000 Thaler bcwilligt.

Bertin, 13. Juni. Die ständige Depu-
tation deö deutschcn Juristentages hat eine
Einladung zum „zweiten deutschen Juristen-
tag in Dresben" auf dcn 27 bis 30 August
d. I. erlaffen.

Lldendurg, 11. Juni. Auch der hiefige
Landtag hat das deutsche Handelsgesetzbnch
einstimmig angenommcn.

München, 13. Juni. Dcr k. Kricgs-
minister, Generallieutcnant v. Lüder, ist pen-
stvnirt unv der Chef des Genie-Corps, Ge-
neral-Major v. Spicß, unter Ernennung zum
Staalsrath im ordentlichen Dienste, zum
Kriegsininister ernannt.

Innsbruck, 12. Juni. Einer Mitthci-
lung aus Wien zufolge wird Schmerling die
tprvlische Protestanteusrage im liberalen Sinn
entschciven und ist Lurchaus nicht gewillt, auf
den Antrag des Bischofs von Briren einzu-
gehen.

Wien, 10. Juni, Gestern Nachmittag
wäre es im Prater beinahe zu einem sehr !

Männer, bic namenlose Zahl unvcrheiratheter,
unbeschaftigter, und darum auch unbefricdigter
Mädchen ist die traurigeFolge ihrernichtindustriellen
Ausbildung, ihrer Unkenntniß der Nahrungslehre
und der edlen.Kochkunst; ihrer mangelhaften Er-
ziehung für den Haushalt! denn kein andercs Ta-
lent bedarf so sorgfaltigcr Ausbildung und keins
einer so frühcn Gewöhnuizg, als das, mit Einsicht
zu sparen und zu schaffen und die Oekonomic der
großen Mutter Natur in der Vcrwerthuug auch des
Geringsten nachzuahmen. (H. Fr.)

Nach Denen wir nichts frage«.

Oft tranken wir auf „was wir Ueben",
Doch nun merkt anf und laßt euch sagen
Wir lrinken jetzt, will'S eüch belieben,

Auf die, nach Denen wir nichts fragen.

Auf Fürsten, die ob sie auch zstnren,

Pas schönste Diadem nicht tragcn,

Des Volkes Lieb' auf ihren Stirnen —
Sie sind's, nach Denen wir nichts fragm.

Auf Pfafsen, die nach Herrschaft streben,
Und von der Kanzel Lehren sagen.

eriistlichen Confiicte gekommen. Jn cinem
Bierhaus war eine Rauserei entstanden. Die
herbeigeholte Polizeiwache wollke Ruhe stifken,
und kam bei dieser Gelegenheit selbst arg ins
Gedränge; ein Polizeisoldat wurde zu Boden
geschlagen, und seine Kameraden mögen eben-
salls manchen Puff erhalten haben. Sie ric-
fen deßhalb, um bie Arretlrung dcr Haupt-
ercebenlen zu crmöglichen, die Hilfe von sechs
eben anwesenden Soldaten beS ttalienischen
Regiments Frank an, welche bercitwillig ge-
leistek wurde. Die Jtaliener, darunter vier
Corporale und ein Führer, zogen die Seiten-
gewehre unb hieben mit ver fiachen Klinge
um sich. Mrt dicscr Assistenz gelang es der
Polizeiwache, sich unb ihren Arrestanten, ei-
uen Kutscher, durch bie wüthenve Mengc burch-
brängcn und in bas Wachlokal zu dringen.
Hler sammelte .stch nun die über die italie-
nische Jntervention erboste Menge in heüen
Haufen, vier- bis fünftauscnd Mann stark,
und machte, theilweise mit Holzprügeln be-
waffnet, Miene, das Wachthaus zu stürmen.
Nnr der Geistcsgcgcnwart nnd bem besvime-
nen Tacte des herbeigeilten Lieutenants der
Polizeiwache gelang es, die Menge zu be-
schwichligen und dic anstandslose Abführung
bes Arrestanten zn veranstalten. Mit weni-
gen hösiichen Worten hatte der Osficier vie
wilbe Maffe beruhigt.

Wien, 11. Zuni. Man schreibt der „D.
Allg. Ztg.": Trotz der Thätigkeit, welche di'e
Ausarbeiiung der verschiedencn angekündigten
Gesctzentwürfe in Anspruch nimmt, ist der
Staatsminister v. Schmerling mit einer auf
das Verhältiiiß Oesterrcichs zp Demschlaiiv
bezüglichen Arbeit beschäftigk. Jn wclcher
Form diesclbe ans Tageslicht treten wird, ob
als ein Antrag Oestcrreichs, der in Franksurt
gestcllt werden svll, ob als Circularnote, oder
ob blos als Staaisschrist, ist nvch unbckannt;
nur so viel verlautet, daß dcr Staatsuilnister
sich mit eincm Bundesrcsoim-Plan trage und
die Durchführuiig einer Gesammtvcrtretung
Deutschlands auf constltutloneUer BastS im
Auge habe.

Wien, 12. Juni. Dic Struer-Rück-
stände in Ungarn delauscn stch auf nahe bei
50 MiUionen Guldcn.

Wien, 13. Zuni. Nach bestünmtcn Rach-
richten haben bte Ministcr L-chmeriing unb
Laffer im Unioiüstcnclub wirklich bie posttive
Erklärung abgegebcn, die Regierung werde
als Amwort auf die Deak'schc, Abreffe, unter
Zurückweisung dcr darin enihaltenen Forbc-
rungen, den Pesther Landtag zur Vornahme
der Wahlen für bcn Reichsraih aufsordern.
Habe der Landtag diesen Antrag erst abge-
lehnt, und ebenso das Land die dircctc^Be-
schickung deS Rcichsraihs vrrweigert, so werde
die Regierung den letzteren aufforvern, sich
für voüständig zu erklären. Den ungari'schen
Landtag aber werde man nicht einmal aufiö-
scn, sondern sich selbst überlaffen, bis er zer-
fällt, da ja biese Versammlung ausgesprochcn,
baß sie ohne Ersüllung bcr Forderungen der
Adrcffe in keincrlci lcgislative Functionen sich
einlaffen könne. Der Ministcr des Jnncrn

Nach welchen sre alleiil uicht leden —
sie sind'S, nach Denen wir nicht's sragen.

Aus Krieger, die dcr Ehre Zeichen
Nicht rein auf ihrem Dchwerte tragen,

Die vor dem Kampse mnthlos weichen —
Lie sind's, nach Denen wir nichts sragen.

Auf RechtSgelehrte, die das Rechte
Fnr Gold verrathen und verklagen,
Habsüchtige, feile Mammonsknechte —

Sie sind's, nach Denen wir nichts fragen.

Auf Reiche, die da Schätze sammeln
llnd üver schlechte Zeiren klägen,

Wenn Bxitler um 'ne Gabe stammcln —
Sie stnd'S, nach Dcncn wir nichts sragen.

Aus Kluge, die da kalkuliren,

Wie viel Prozent' es möchte trägen,

Wenn ste in Liebe specnliren —

Sie sind's, nach Denen'wir nichts fragen.

Auf Heimliche, Tuckmäuser, Feine,

Die stei nicht, waS sie denken, sagen,

Wenn sie bei Freunden sind beim Weine
Sie sind's, nach Denen wir nichts fragen.

Aui Alle, die stch Menscheu neniien,

Und die kein Herz im Bnsen tragen,

soll noch insbesondere sein Bedanern kundge-
geben haben, daß mit einer Körperschaft un-
möglich zu verhandeln sei, deren letztcs Wort
eigentlich Niemand kenne.

Triest, 14. Zuni. Aus Fiome wird soeben
gemeldet, daß ver dritle Vcrsuch, Abgeordnete
, sür den croatischen Landtag zu wählen, cr-
folglos gebliebcn tst. Es erschienea nämlich
keine Wähler. Zn Kolge dessen wurde bie
Wahlcommission soforl aufgehoben.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 10. Zuni. Die „AUg. Z." brachte
jüngft cinen Wiener Brief, der angcbliche Ent-
hüllungen über die Motive enthielt, dle dcn
Selbstmord des Grafen Ladislaus Teleki ver-
ursacht haben sollen. Dic HH. Gras Teleki,
Gras Zichp, Lukacs, Baron Pobmaniczkp,
Tisza, Almasy, Komaromp, die theils An-
verwandte, theils intime Frcunde dcs Verbli-
chencn stnd, veröffentlichen eine an die Re-
dacüon dieses Biattes gerichtete Erklärung,
worin sie die in Rede stehenden Enthüllungen
als Erfindung, Lüge und Verleumdung be-
zeichnen.

Pesth, 12. Zuiii. Jn der heutigen Si-
tzung des Unterhauses vertheidigt Deak den
die Thronentsagung betreffendcn Paffus seiner
Adreffe gegen bie beantraglen Modistcationeu.
Auf Verlangen von 20 Abgcordnetcn wird
namentliche Abstimmung vorgenommcn und
hierdei die Movistcaüon ber Resolutionspartei
mit 134 gegen 120 Stimmen angenommeii.

Pesth, 13. Juiü. Dcak und vie Mügltc-
der ber Nechtcn haben bie Bersammlung nach
der Vcrwci sung lhres auf die Verzichtleistung
aus die Kroue bezüglichen Antrages verlaffen.
Es ist das Gerücht verbreitet, Deak beabsich-
tige scinen Adresse-Entwurs zurückzuzichen.

(Tel. d! Znd. bclge.)

Krakn«, 10. Juni. Heute sanb eiu seier-
licher Traucrgvttesdieiist sür dcn in Paris
verstvrbenen Lelewcl stait; die Läden der
Stavt waren aus ein geheimes Conimanbo
während ber Anbacht größtentheüs geschloffen.

Krankreich.

Paris, 13. Znni. Dic studirendc Zugend
von Paris hak aus Anlaß deö Todes Cavours
an die ikalleni'sche Zugend eine überschwäng-
liche Adreffc untcrzeichnet, „worin die Enkel
von 1789" ihr „tiesstes Bedauern, ihrc theuer-
sten Hoffnungen und hcsligstrn Wünschc auS-
drücken, unv sich zum Echo jener drci Tvdes-
ruse: Veneoi'g! Rom! Frankreich! machen, ei-
ner allmächtig aus dem Grabe hervorgegan-
genen Offcnbarung der Zukunft."

Paris, 13. Zuiü. Die Verschwörung
gegcn bas Leben dcö Königs und ber Königin
von Gricchenland ist gäuzlich geschcilert. AÜe
Rädclsführcr bestnden stch in veu Hänven der
Gerichte. Dic Ruhc in Athen und Naupüa,
wo bas Haupiquaitier der Verschworcnen
war, ist wieber vollkommen hergestellt.

Paris, 13. Znni. Zn seiner Löndoner
Correspondenz theüt der „Monüeur" unter
Anberem mik: Die wichügste Erscheinung in
Amerika ist die stch steigernde Mißstimmung

Die nicht für Rechi und Freiheii brenneu —
Sie sind's, nach Denen wir nichis ftagen.

k.

Die Saminlungen für den Literaten Eichhosf,
den flüchtigen Bersasser der „Berliner Pvlizei-Silhouet-
ten", dauern in Beriin noch fort, und die Beiträge sind
Iheiiweise von sehr charaiieristischen Motlos begleitet.
So lautet eines in der neuesten „Volks-Zeiiung":

„Es wollie kcins Facultät

Von einem „Doktor" Eichhoff wissen,

Dvch so, wie jetzt die Sache stcht,

Wird Zeder anerkcnnen müsjen,

Daß er sür alle Patzkerei

Ein ächter, richtiger „Doktor" sei."

Leider sind die Poeten in der Regel weniger mit Gliicks-
gütcrn, als mit geistigcn Gaben auSgestattet, und fo hat
auch der Verfasser dieser Verse bloß 3 Sgr. mit dem
Wunsche fpenden können, es inöchten ö Fricdrichsdör
sein. Jm Ganzen beträgt die Sammlung doch schon
S3S Tl-lr.

Nü.rnberg, 31. Mai. Jn dem Atelier der Herren
Lenz und Heroldt (Burgschmiet) hat gestern Morgens
4 Uhr der Guß der für Baden-Baden bestimmleu Statue
„Großherzog Leopold" mit dem besten Erfolg statl-
aefunden. Die Forw ist bercitS abgeuommen und cs
läßi die Reinheit uud Bolltoinnienheil des Gusses nichts
zu «ünscheu übrig. (Fr. K,)
 
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