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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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wi'ß annehmen, daß er i'n der Mienischen
Sache, welche die oricntalische äußcrlich unb
inncrlich nahe berührt, an Einsiuß zu qewiuncn
trachtet, was er in jetztcrer Aiiqeleqenheit,ctwa
vcrlorey hat. Die erlittene Einbuße wirh ihm
hiedurch.wieder ersetzt, unv zugleich ist er ver-
möge Zkaliens am ehesten in der Laqe, der
trotz des Altianzvechäitnissech so sehr gehaßten
Rivalttät Englands im Süden unb Südosle.l
Schach zii bieten.

Don der Dös, 20i Iünii Wie berläütets
ereignete sich gestern bxi der Ablösling dgr.in
Kkhl.stgtionirlkn badischcn Eomxagnic der be-
klqgenswerthei Kall, taß guf,.hem in der.Ta-
geshitze nach Rastatt ansgeführten Marsche. ein
Unkerosstcier der Anstrengung erljNg unp drci
Mann in Kcsodgniß crr.cgende.m Zustande i'ns
Spilgl verbracht werdcn mußten.,

Frankfurt M. dcn l!t. Zuni. Ucbcr
die Lcrwundung bcs amerisansschkiz Konsulats-
sekretärs . Gläser durch zwci preußischx Ossi-
zicre voni 30. Regimcnt erfahrt man Aus
gnter QucÜc Folgenbes: Zn hcr Nacht vom
3t. Mai aus den 1. Zuni v.crlicßen, zwei
Prcußische Znfaiitclicoffizicrc gcgcn ls, Uhr
Abinds das Picrlokal zum Tauiius. Nebgnan
bcfindct stch cine kleiue Rcstauxation, aus wcl-
chcr glcichzcitig ein ArtiUcriescrgcnt, gctrcteii
war. Als dicser die yffiziere bcinrrktc, ging
er in dic Ncstauratio» zurück und licst die
Thure hiiiter sich schließtn. Die Osstziere
vcriuuihctcn, Vaß dcr Soldgt keiiic.Urlagbs-
kartc habcn uiöchtc, uud bcschloßcn, ihn deßhalb
zur Anzcigc zu briugcn. Ans inehrmalige
Äligordcrung dcr Ojstzierc wurdo die Hags- j
thüre uichl geostuct, iind ajs dcr Scrgeut nyd
sci» Kamcrad sich dcu Osstzjcren zgs Ber-
fügung stcllcn woütcn, crklärtcn dic Wirths
Iculr, daß sie, uiy Uiiaiiii>huilichksit,e». vor-
zubcugsn, die Thüre nicht aiisinacheii wstrdey.
Die iii dcm Lokal anwkstndsn.Civslistcu, unter
dcncn stch Hr. Gläscr brsaiib, glaublcn. die
Ofstzikl.c zur Nachstcht stimmeu zu können unb
m dicscr Adstcht vcrließ.Hr. G.lg,cr dah.Lokal,
wclchcK hlnter ihm wicdcr .gMloffrn, wurds.
Dcc V.rhanbluugcu schciiien kcincn Erfolg gchabt
zu haben, und cs wmdkdcm Biltcnden bcdeutct,
sich uin. Dienstaiigclcgciihcitl.n nicht wcitcr g.i,
kümmcrn. AuS eliicr Eiilsxriiung von ctwa
20 SchrittsN soll nuii Gläscr dxn Osstzisreii
zugerufcii habcy: „Ach, ,ihr scid boch , aUc
luiiipigc Prenßcn!" Hicrauf ciltui die bcideii
Osftjicrc v. M, und B,, dcm Gläscr, nach,
uiid jcner führse dcq crstcn Strcich ,,gch dcm
Uuglucklichcii, dcr ain Kvpf fchwer vcrchuiidkt
zu Bodcn stürztc; abcr nicht gcniig injt viescm
Hiebe, v. M. fiihrtc noch eincn kräfkigen Swß
nach scincin Opfcr. Als Licutcuaiit K. sah,
daß der Dcgc.n seincs Kanic,radsil näch dem
uiinglucktcn Sloß krumm gcwor.deu, zog auch
er dtank unb vcrwlindcte dcn aus ds,r D/rsßc
liegcnven Gläfer au dcr Hand, Nach diefem
ZwischeiifaU nahincn die KH. Offiziere ihrcii
Posten wieter auf uud erreichten sichlich gMN
4 Uhr MorgcnS, als die Scrgenten übcl oyer
wohi, dic Restauralion vsriasseu mußten, ihr
Ziel. Der Borfali ist dcm König berichtet
wvrden; auf seincn Bcfehl ist gegen die Ofsi- !

in Fö'lge der Erkenntniß des großen Familienglücks
s-Ibst.

Erst dcn nachstcn Tagcn und Wochcn yar es vpr-
hcholten, dcn armen Gcschwistcrn völlig klar zu
machen, welchcn Riß in das äußerc Glück ihrcö Le-
beqs die Gine Stunde gemachr dallc.

Der Vater, dcssen Gestalt noch, immer sn hoster
, Kraft vor ihren Augen stand und zurückcrwartet
wurdc — kam nicht wieder; die Wuttcr, welche von
Tag zn.Tag sich bcsscrn und ;a ihrcn Rindc.rn zu-
rückkehrcn .so.llte, blisb dcr Schnsncht, dersclben fort
und sort entzogen, bis es auch son ihr cines Ta-
ges. hicß; ihr, Zußand scj, hMnuygßlos geworhen
-- sic werde cbenfalls nicht Mshr konnncn! AlS mqn
dle grpßc Wghnung sn dcr St»dt mis ihren schöncn
Wöbeln, Ku»st? nud Klcsdcrschätzcn vor den Augen
der Kinder vcrschloß, geschah «s u,Ntcr dcm bernhigen-
dm Vorwand, daß sich dip T.büren schgn nach wc-
, nigen Tagen wicdcr öisncn würden, abcr anstatt
Laß die.Kinderjcmals wiede.r,Zutrstt.in dre theuerm
FamjUmräuine crhieltcn, wurdc thnen bald sogar
der lctzte Rauyr dcs Haufts entzogcy nnd sie mußten
in Begleitung der.Do.uvcrnantc mit gcringstcr Haöe
in einer fernen ärmlichcn Vorstadt Zufiucht süchen.

zi'ere dke strengste kriegsqerkchtlichkUntcrsuchnng
eingeleitet worben. Die Soldaten, wcrden
einer strengen Disziplinärsträse nicht entgchen.

sAllg. Z.)

Der BundeStag wi'll dieses Jahr scine
^erien etwas früher heginnen, da ihm di'c
Hitze im Bundespalast schon uneriräglich
wi'rb. Bei der angestrengten Thäiigkclt, mit
welchen,der Bunkestag ski'ncn vielcn und
großen Ariiei'tkN bi'sher obgclegen, ist seinenMit-
gliedern Ruhc ünd Erholung wöhl zu gönnen.
Am. liebsten wgre es dcyi deuischen Volke,
we.nn dersclbe auf ewig Ferieii machen würbe.

Würzhurg, 22. Zuni. Die Cvnfcrenzen
dcr Miliiär'Bevvftmächii'gtcn sind zu Enoe
gediehen, ynd die HH. Bevollmächtigten wcr»
den, morgen unsere Stadt wicdsr verlaffeii,

Kaffel, l9. Juni. Heuie Morgen wurde
vr. Fr. Oetker von kurfürstlicher Polizei.hier-
selbst wegky des Namens und Zwecks der
»Vaterlandskaffe" vcrhört. Dcm Vernehmen
nach hat dersclbe geantwortet: er nenne den
sragliche» Fond Vatcrlandskasse, weil cr kel-
nen Grund habe, lhn anders zu nenncn; die
Bcstimmuiiq der Gelder wolle er seinem Er-
messen vorbehaltcn. (Hess. M.-Z.)

Kaffel, 2l. Ziint'. Di'e zweite Kammcr
hat einen Antrag bes Vicepräsioentcn Zieglcr:
di'e Vcrsammlung wolle dcn Beschluß der
vori'gen Kaminer Vvm 8. Dezember (Jncom-
Pcleuz-Erklärung) zu dem ihrlgcn machen, oüt
44 gcgen 3 Stimmcn esncm Ausschuß über-
ivicsen. sN. C.)

Berlin, 20. Juni, Dic „ Börs.-Ztg."
bringt fvlgende, doch unglaiibwürdigc Nach-
richt: „Mit großcr Zuveisichtlichkcit tritt heute
die Nachricht auf, daß Graf Pourtales bei
seiner vor einigen Tage» erfolgten Rückkehr
nach Paris den Äuflrag inltgeiiommcn habe,
dxm Kaiser Napolev» Nainens bes Köiiigs
eine Cinladung zu dem großen in biesem Herbst
am Rheine stattfindenden Manövre des 7. und
8. Armce-Corps zu üherbringen. Eine Be-
stäligung dicser Nachricht, die uns von guter
Ouelle zugeht, würke nalürlich in vielsacher
Beziehung ihre grvße Bebeuiung haben.

'Man thcilt uns aus Koburg folgeiidc Ei'n-
zclbeiicn über dic mit Prcußen geschlossenc
Miliiärübereiiikunft mit, wclchc zuglcich zur
Berichtigung manchcr hier und da verbrei'le-
trn Angaben dienen dürfle. „Peeußen, heißt
es in dem Schreibc», „übernimmt gegen »iiie!
bcstiminle Geldentfchäbigung die Äusrüßung
und Verpssegung unsereS Cöntiiigcnts. Äon
einnn „Hcrkoininandiren" preußischcr Officiere
ist.nicht dje Redc; unsere sämmtlichen Ossiciere
lcjsttzn deni Köuige von Preußen den Fahncn-
eid, rangiren auch nach ihrem Dicnstalter mit
Len Olficicrkn kes preußischen Heeres, trcten
i'ii dicscs übcr, zahlc» ihrc Witlwenkaffenbei-
tsäge wie dic preußischen Ofstcicre und wer-
dcn nach dcm preußischen Pensionsgesetz pen-
stvnirt. Dje Mannschaften vom Feidwebel
abwärts leisten unserm Herzog ven Fahnen-
eid. Preußcn übernimmt unseren Bestand an
Munition, Wassen u. s. w. Eine Erhöhung
dcs Contingents stndel nicht stats; die beiden
Regimenter bleiben in Koburg und Gokha

stehen. PrcußenS Di'enst- rc. Regkement wer-
den el'ngcführt, cbenso das preuß. Mklitär-
strafgesetzbuch. Zn allen Fällkn bildet das
Generalauditori'at «'n Berlin die HSchste Jn-
stanz.« (B. L.-Ztg.)

Dic täglich mehr „verschivlndende Größe"
Vincke's scheint durch cinzclne unverstandene
Kundgebungen außerhalb Deutschlanvs thell-
weise aufgeputzt w.erden zu sollen. So hat
z. B. dic Sladt Dcbreczin in UngarN dem
edlen Worthelden des preußlschen Volkshauses
für i'rgend einen Knallrffect seincr parlamen-
tarischen Thätigkci't eine — Dankadreffe ge-
widmct. Es lst wirklich schade, daß Hcrr
v. Vincke sein anerkanntrs Talent nicht auch
zu Dingen benutzte, di'c ibm von Seiten des
deutschcn Volkes Dankadreffen eingetragcn hä-
bcn würven.

Breslau, 22. Juni. Der „Schlesischen
Zki'tuüg" iv'ird aüs Warschau gemeldet: Dke
veröffentltthtcü Neförmgesctze würden kci'nes-
wegs befriedigen, sondern hätlen di'e Stim-
mung nnr verschlechkert. Dle AttributioneN
d»S Staatsraths und der Municipälsäthe wur-
ben fur so geringsügsg crachtet, baß deren
Thätigkei't den geringsten Erfolg verspricht.
Alles ist düster gestiinmt. Abramowicz ist
zurückgekehrt.

Oldenburg den 18. Zuni'. Das mit dcm
1. Zult d. I. in Kraft tretende neue olden-
burgische Mllltär-Strafgesetzbuch steüt das
Prlnzip vvran, daß das Mil'ilär nur däs Volk
s» Wafscn se'i, nnd dahcr äuch bas bürgerliche
Recht gleichc Anwenbnng aus diesen Stand
stnden müffe. Zn Folge deffrn beschränkt dieses
Militärstrasgefktzsiüch sei'ne Bestitnmungkn änch
nur auf eigentlich militärlsche Delictc, wahrend
cs alle aiibcrcn Vergehen und Vcrbicchen un-
ter das bürgerlichc Strafgcsetzbuch stellt. Die
körperliche Züchtistung 'fistde't i'» keinem Fall,
selbst bei den in die. zweite Kläffe versktzten
Mannschafteu mehr statt. (Dtsch. Bl.

- Wien, 18. Zun«. Aus Carlstadt i» Cro-
atien wird dem „P. N." gcschrtebcn, daß
dte Deputtrten bet threr Abreise nach Agrain
von threü Wähiern dtc kurze, aber bündtgc
Znflructtvn erhtellen:„VerkintguNg init Mgarn
oder Tob", und däß e's ver Nattoiialpartet
schwer gewesen set, dte'se Depütirten wenig-
stens von der Jdee dcr „uiibedtngten" Wte-
dervereintgung mit Uügarn abzubringen.

Wien, 19. Juni. (Abgeördnetenhaus.)
Jn ber heuttgen Sitzung schrei'tet das HauS
zur General-Debatte über ben Mühlfeld'schen
Antrag aus Bestcllung von Ausschüffen, welche
Gesetzc l) liber dte Regelustg des Verciiis-
und Versammlungsrechtks, 2) zum Schutze
der persöiiiichen Freihett, des Hauswcsens
und des Brtefejeheiuililffes, 3) zur Sichcruniz
dcr Freihett. dsr Wissenschaft stno threr Lehrc,
4) üder dte Rechte ber verschtedencn Rcltgtons-
gescllschaften ausarbetten sollen. Sinolka (Po-
len) verwahrte fich nnd seine Pärtetgcnvffen
gegcn den Vorwurf, als wollten sie fich be»
Bestrebuügen deS Haufcs feindseltg gegenüber-
steüen, er bedauerc jcdes harke Wort, vaS in
dcn Debätten gefallen sei. Aber vor Allem
lüüßte die Autonomie dcr einzelnen Länier

, Sö.waren die armcn Wäisen rasch von eincr
hoben Stuse äußeren Glückes ticfer und ticfcr gc-
sunken; abcr wie cs oft in bangen Träumcn ge-
schieht, daß man zu sallen und zu fallen glaubt,
ohnc sich irgcndwo haltcn zu könncn, so war der
Fall Eduard's »nd seincr klcinen Schwestern von
dcr Höhe ihrcs Wohles auch mit der Flucht nach
dex Vorstadt noch nicht zu Eude; dort kündigte die
bejahrte und wic cine zweite Mutter geliebte Gou-
vcrnantc eines Tages an, daß auch fic gezwungcn
sei, ihr Schicksal von bemjenigcn ihrcr Zöglinge zu
trcnnen; ünd so laut auch der Zammer der Letztcren
war, die Trcnnung mußte vollzogcn werden; sie war
um so schmerzlicher, als fie zuglcrch.auch die Tren-
nung Eduard'S von scincn lieben Schwestcrn än-
deutcte, dse »n dem Tagc, an weschcm die Kouver-
nante Äbschicd nahm, in ein btlliges MLdchen-Zn-
'stitut wcit iveg auf das Land gebracht wordcn.

Zweites Kapitel.

Die Stcllc, wo cinbetrübendcs Gcschick mitEduard
. cndlich Halt machte und ihn wicder fcsten Fuß fassen
lscß, besqnd sich in ciner der entlcgcnsten Straßen
dcr Vorstadt Sj. Barbara. ,

Hier war.er der Äufficht und Pflege einer ie-

jahrten Beämtcnwtttwe übergebcn, wclche ihrcr ge-
ringen Pension dadurch cinigen Zuschuß verschaffte,
daß sie jährlich zwei bis drei Schüler in Kost und
Wohnung nahm. Ein Wenigcs, durch dic Gouver-
nante aus dcm Besitze sciner Eltcrn gerettet, dieS
Wcnige dürch Gaben cines Vörmunds und 'theil-
nehmender Familien vermehrt, reichte hln, die
Bcamtenwittwe für das erfte Jahr so zu bczahlen,
daß sie außer Eduard keinen Schüler mehr zu sich
nahm und ihm das Stübchcn, welchcs sönft drer
Knabcn zu beherbergen pflegte, allcin überließ.

War dies ein nicht zu unterschätzcnder Vortheil
gegcnüber andern arinen Schülern, so war eö auch
dcr einzige, bcn Eduard nöch genoß; dcnn mit Klci-
. öüstg, Kost und Pflcgc wurde er nicht besser und
schlimmer bedacht, als jeber andcreKnabc dürftlger
Eltern. Älso begann für Eduard, dcn bisherigcn
Liebling ungcwöhnlicher Glücksumstände, jctzt ein
Lebcn, welchcs »on dcm frühcr genoffenen schröff
genug abstach. (Förts. f.)

Jn den Archiven eineS alten Wels-GeschlcchteS zu
Padua sollen L0 von den fehlenden Büchern dcs Livius
ausgejunden worden sein.
 
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