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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0603

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Gnade abqeknr;t werden. Man meint, daß
auch Hrn. Twesten nach semer Gencsung keine
härtere Strafe treffe, daß auch auf ihn die
königliche Gnade sich erstrecken werde.

Wien, 2t. Juni. Die „Preffe" schreibt:
Der Beschluß des Abgeordnetenhauses über
die Unverletzlichkeit und Unverantwortlichkeit
der Mrkglierer des ReichsratheS wurde in der
heutigcn Sitzung des-Herrenhauses in zweiler
Lesung verhandelt. — Es scheink, daß »nserc
österreichischen Lords vor Begierde brennen,
es ihren Standesgenoffcii in Preußen wett zu
machen, unb daß sie sich nicht genug beeilen
kvnnten, jene zu cntlänschen, die in unbegreif-
licher Berbicndung in ihneii einen Augcublick
lang etwas anvcres als den Hemmschiih jedes
coiistitiikionellen Fortschritts erblicken wollten.
Der Beschluß des Abgevrdnetenhauses desinirte
die Unverletzlichkcit und Uiivcrantwortlichkeit
der Rcichsrathsmitgliever, hierin mit dcr Re-
gierungsvorlage übereinstimmend, in klarer unv
bestiiiimker Weise dahin, daß dieselben wegen
ihrer Abstiininungen niemals und wegen ihrcr
Aeußerungen nur von dem Hause, dcm sie an-
gehören, zur Verantwortung gezogen werden
köiiiieii. Die Jnstizcoininiision des Herren-
hauses war anvercr Ansicht. Sie hielt es für
zwcckmäßig, dem Beschluffe des Abgeordneten-
hauses durch den Zusatz gewiffermaßen die
Spitze abzubrechen, daß es, wenn ein Reichs-
rakhsinitglicd eine Aeußerung thut, welche stch
als Vergehung wider die allgemeiiien Straf-
gesetze barstellt, dem Hause frei steht, den Fall
zur gerichtlichen Verhandlung zu weisen.

Wiea, 24. Zuni. Der Deputation des
Gemciiideraths, welche sich gestern behuss der
Bewilligung der Errichtung eines Denkmals
für die Märzgefallenen zn dem Staatsmini-
ster begab, äußerte derselbe unter Anderem,
daß gegcn dic in Rcde stehende Angelegenheit
im Ministcrrathe sich keine Slimme erhobeu
habe. Rachdcin der Siaatsminister noch in
warmen Worien der großen Bcdeutung der
Märztage und des beklagenswerthen Schicksa-
les ihrer Opfer gedachte, gab er der Depu-
tation dic Versicherung, baß er eine schrift-
liche Bewilligunz dem Gemeiuderathe anfer-
tigcn und binnen zwci oder drci Tagen zu-
kommen lassen werde.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 25. Juni. Heute ist der königl.
Eommiffär und Statthaltereiraih, Havas, in
der Sitzung der Stadtrepräsentanz erschienen,
um die Untersuchung wegen der Repräsenta-
tion gegeii die Steuereintreibung einzuleiten.
Der Präses .der Repräscntanz, Horvath, cr-
klärte, indcm er gegen die Ungesetzlichkeit dep,
Untersuchung proteftirte, letztere nicht untcr-
stützen zu können, jcdoch der Gewalt werde
er sich nicht widersetzen.

Pesth, 25. Juni. Die Präsidenten beider
Häuser sind nach Wien abgereist.

Krankretch.

Paris, 24. Juni. Die Gazeitc de France
will wiffen, daß in Deulschland das Gerücht
gehe, die verwittwete Köiiigin von Preußen
stehe auf dem Pimkt, zu dcm katholischen
Glauben zurückzukehre».

E n gl an d

lLvndon, 26. Jnni. Die neuesten Berichte
aus Newpork vom 18. d. meldcn: Zn der
Nähe von Washington haben mehrere resul-
tatlose GeseLte stattgefunden. Die Position
der Separatisten bei Manaffas ist unhaltbar.
ES stcht einc Schlacht in Miffouri bevor.

Z ta l ie n

Rom, 18. Juni. Das Elend in Rom ist
außerorcentlich groß. Seit Z Jahren halten
sich ctwa 4 - 5060 unb im Winter höchstens
8000 Frembe in Rom auf, während sich fruher
50,000 Frembe den Winter über in Rom aus-
hicltcn.

Turin, 23. Juni. Graf Gustav C a-
vour, Bruber bes verstorbcnen Ministerprä-
sibenten, hat cine Erklärung vervffentlicht,
worin cr vcrschiedene Gcrüchke über die letz-
ten Augenblicke deS Letztern wiberlegt. Er
sagt darin:

E« lst du«ch»lii I-Isch, daß melii Lriider »or selnem
Tade elnen sörmlichen Wtberruf in Gegenwart zweier Zru,
gen abgegebcn hat, oder daß ein solcher »on ihm »erlangt
wordea ist.

Es ist eben so falsch, daß man sür ihn dmch den Tr>
legraphen die letzte Absolution bei dcm heil. Vater eiu-
g-holt hat.

Es ist falsch, daß «nser Pfarrer, der ihm auf seinem
TodcSbelte so bewunderungswürdig beistand, später flch
nach Rom begeben hat. Dieser würdigc Priester, dcm
mein Brudcr so hohe Achtung und Sympaihie b-z-igte,
hat s-lt dem »erhängntßoosten ö. Junl Turin nlcht »cr-
lafse» und wird morgen in seiner Äirchc einen felerlichen
Goltcsdienst zum Angcdenlen s-ines ehemaligen PfarrlindeS
abhatten.

Turin, 24. Zunl. Laut Nachrichtcn aus
Neapel sind dl'e auf den Vesuv gcflüchteten
Banden von der Nativnalgarde eingefangen
worbcn. — Baron Ricasoli wurde ln Florenz
zum Deputirten gewählt.

Turin, 25. Zuni'. Der Abgeordneten-
kammer zeigte. Ricasoli an, daß Napolcon
dcn König von Jkalien ancrkannt habe. Dcr
Mlnister fügte hinzu, das Rechl unserer Na-
tionalität wird bald ein vvn ganz Europa
anerkanntes Recht sein. Dic Anerkennung Zta-
liens bestimmt scine Position. Der fcanzösische
Kaiscr verdicnt unsern Dank. Die Daukbar-
keit, welche wir Frankreich schülden, wird kein
Opfer unscrer Rechtc und Jnlereffen von uns
forbern. Schreiten wir gemeinschaftlich fort
auf dcm Wege der Freiheit, des Fortschritts,
ber Humanität. Er fügte hinzu: „Vergeffen
wir nicht, daß bas große Werk noch nicht
vollendet ist; wir danken unsern Erfolg der
Wejsheit, der BestänLigkeit, der Eintracht und
Opferwilligkeit — wir dedürfe» noch ferncr die-
ser Tugenden." Znterpellirt wegen Rom, sagt
Nicasoli: „Dicse wichtige Fragc sei noch nichl
geregelt, werbe es aber bald sein. Er ver-
sichert schließlich nochmals, daß die Anerken-
nung des italienischen KönigikichS an keine
Bedinguugen geknüpft sei, noch dem Rcchte
unserer Nation irgenb eincn Einlrag thut."

Griechenlan-

Corfu, 25. Juni. Die Kaiserin von
Oesterreich ist heute Abend glücklich hier angr-
kominen. Der GesundheitSzustanb der Kai-
serin ist befriedigend.

T ü r k e t.

Das Uebel, dem der Sultan am 25. erlag,
soll ein Magenkrebs gcwcsen scin. Der Bruder
Abbul Azis folgte ihm auf dem Thron, weil
nach den Hausgeseßen des osmanischen Hofs
die Erbfoige immer auf den ältesten Prinzen
der Familie übergeht, gleichviel, ob Bruder
odcr Sohn deS verstorbenen Souveräns. Der
verstorbene Sultan, Abdul-Medjid-Khan, war
geboren den 23. April 1823 und ist seinem
Vater Mahmud-Khan II., am 2. Zuli 1839
in der Regierung gefolgt.

Bukarest, 25. Zuni. Vorgestern ver-
sammelte sich die Bcvölkerung auf dem Phi-
laret-Felbe, um den Zahrcstag der National-
bewegung von 1848 zu feiern; es waren etwa
40,000 Personen anwesend; Alle unterzeich-
neten cine Petition, welche die Vereintgung
der beiden Fürstenthümer unter dcr Souve-
ränität des Fürsten Kusa unb ein neues Wahl-
gcsetz auf ausgebehnteren Grunvlagen ver-
langt. Die Orbnung war voUkommen. Das
ganze Land ift zur Unterzeichnung der Peti-
tion bereit. (I- b.)

Ameri k a.

Newyork, 13. Zuni. General Butler
gibr die Vcrluste ber Unions-Truppen zu
Great-Bethel aus 14 Tobte unv 45 Verwun-
dete au. 500 Sondkrbündler haben zu Rom-
ncp in Virginien eine Niebertage durch ein
Regiment aus Znbiana erlitten. Lruppen'
rücken von Osten her auf drei Wegeu nach
Harper's Ferrp vor.

Neueste Rachrichten

Wien, 26. Juni. Die heutige „Donau-
Zeitung" dementirt vie in unferer gestrigen
Numer enthaltene Nachricht, nach welcher der
britische Botjchaster in Wien in einer Audienz
beim Kaiser aus' Regclung ber ungarischcn
Fraqe gedrungen haben soü.

Wiesba-en, 26. Juni. Auch die erste
Kammer reclamirte den bevorstebenden Post-
vertrag zur landstänbischen Competenz. DLe

i Kammer adoptirte ferner den Gesetz - Ent-
! wurf zur Besteuerung der Spiel-Geseüschaft
mit verschärfenden Zusätzen des AuSschuffks.
Ebenso die .zweite Kammer. Letztere recla-
mirte gleichfaUS auf Lang's Antrag die Mi-
nisterialverordnunq zur provisorischen Erledi-
gung des Kirchenconflicts. Es ging eine hef-
tige Debatte voraus. (Fr. Z.)

Vermischte Uachrichten.

KarlSruhe, 24. Zuni. Mit aücrhöchster Genehmt-
gung wird vvm 27.-April bis 6. Mai 1dV2 tm großh.
botanischen Garten, tn cincm zu diescm Zwccke erbaurea,
mit dcm Winterganen tn Verbinduug itehenbeu Locale dahier,
etne Blumen - und PstauzeuauSsteltung stattfinbeo,
zu deren Lheilnahme die Herren Garlenvsrstänve, Gärtner,
Gartenbesihcr unp Gartensreunbe eingelaben werden. L.)

Lindau, 22. Iunt. Das Dampsboot „Ludwtg" zeig.e
sich heule Mittag so weit gehoven, daß man neuerdtngS
versuchen wird, eS durch ctn in Bercüschast gehatteueS
Dampsboot „Loncordia" nuch etner scichlen Uferilette zu
verbrtngen. Die blShertgen Kosten sür Realtsirung der
Hcbung betragen nahezu t t,00o st.

Munchen. Ein hesliges Gcwitter, welcheS am 23.
Nachmitlags übcr Münchcn hinzog, rtchteie durch wattnuß-
große Schtoßen, welche fictcn, vlctsachen Schabcn an. Ia
der k. Resibenz, tn den prinzltchen Patats, am Bazar, tn
den Kasernen und vtelen audern Gcbäuben wurvcn mchr
odcr weniger Fensterscherben zeurümmerl. Setbst die Fenjter
an den Glsendahn-WaggonS bttcben ntcht verschout.

Die Stadt Kötn zählt jeht 14 Ktöjter.

Z Vom Neckar, 18. Zuni. Mlt vem 1. Zuli hört
der Schutbote aus zu erschcineu. Wir wollen unS üver
die von dicsem Älatte etngehaltene Lendenz nicht näher
aussprechen; dte Nothweubigkcit, eine Schulzeitung zu
grünben, dte sich tn allem Gruste und mil der größten
Gnlschiedenhett der Sache deS Lchrerstandes annimmt und
die slch der gegenwärtigen Zeitlage und güustigcn Situa-
tton zu bemächligcn suchtc, lag vor, und biescm Lebürf-
niffe hat dte Schulzcilung ihr Dajein zu verdanleu. Dte
Freuuee derselben wunschen vor Allcm „Ginigkeit" unter
dem Lehrerstanbe unb deswegcu unb da der Schulbote etoe
entgegeugesetzle Richtung citinahm, koimte sciu Aufhöreu
nur erwuuscht erschetncn. Der Herausgebcr gedachten Blat-
teS hatte auch gcwiß ttrsache, den Lcrlag auszugcvcn; trotz-
dem aber gtbt es uoch Lcutc, die edcn zu gerne wieber eta
Btatt von gleichcr Tcndcaz wünschen. Wlr finben vieseS
sehr begrctsilch, noch begrctsucher, wcnn Geisiliche fich wieder
angetegentlich darum kummcrn, um ctue sromme Schaar
stetS sich heranziehen zu könnea. Einem Schrcibcn, baS
an etnen Lehrer gerichtct ist, entnehmen wir solgcabe be-
hcrzigenSwerthe Stclle: „Die Richtuug dcS Btalles dürfte
nach meiner Ansicht btcse sein, daß gegenübcr bentteber-
stürzungen (!!!) , darin sich jctzt rin ktetner (.!!?)
Theit (ber Hcrr Redacteur des Kraichgauboten muß von
dcr Bethciligung bet der Schulzeitung SeikenS der Lchrer
sehr schlecht untcrrichtet setn, um zu einer sotchen Be-
hauptung zu getangen!) der Lehrer gcsallt, etn ganz
mäßtgesÖÜ), aber den berechtigten Strömun-
gen derGegenwart Rechnung tragendeSOrgan
des SchulstandeS erschetnen, um daS sich ber beson-
nenere Kern deffelben schaart und darin er selne StandeS-
tnteressen ruhtg(ü), aber entsch teden (!) vertritt."
Atso etner berechttgten Strömung(!!!^ dürste da-
neue Schulbtättchen sich anschlteßen, dte StandeStntereffen
der Lehrer ruhtg und tn beschetdenster Wetse erörtern; na-
türltch dürfte tn etnem solchen Blatte wedcr von „C o m-
munalschulen", noch von „Emancipatton der
Schule von der Ktrche" und andern Fragen dte Rede
sein; denn diese Fragen fallen nicht in dte berechti-
gende(?) Strömung ber Gegenwart. Wenn Wissenschaft
und Kunst und alles Anbere fortschreitet, so w rben ge-
wtsse Hcrren einen Forlschritt, eine Aenderung tm Schul«
orgavismus als nicht der berechtigten Strömung angehörtg
bezeichnen. Herr Decan S. tn B. hat mehrere Lehrer als
Leiter dteseS ^GeduldprobenblättchenS", wte eS zu
nennen wäre, bezetchnet. Auch hat der fragliche Herr
Berleger bemerkt: ^Bielleicht wäre auch von höherer Seite
Subventton zu erwarten." Fretlich muß man milde Bet-
träge bet gewlssen Herren, denen daS sanfte Auftrcten deS
Schulboten und die Lammesgeduld setner Leser lieb war,.
in Anspruch nehmen; damit etwaige aus Mangel an Ab-
nehmern entstehende Ausfälle gedeckt werden können. —
Wtr setzen dte Lehrer von diesem Projecte tn Kenntniß,
ntcht als ob wir etn solches Unternehmen fürchten. Der
Schulbote tst gefallen, La er ntcht genug geduldtge Lefer
mehr fand, und setn Nachfolger dürfte- an etner solchea
Krankhett schon ableben. che er recht geboren wäre. Der
Lehrerstand ist zu der Einficht gckommen, waS man mtt
all' dtesem Tretben will; er bat eingcsehen, daß man
durch dtese herbeigezogene, groß und stark gezogene Zer-
splitterung thn dem Berderben Prets gab. — Darum fort
mit dtesem süßen Pharisäerthum, fort mtt deu
gletSner'schen Berlockungen, weg mit denEtn-
schüchterungSversuchen, womit man den gedrückten
Stand getsttg und materiell zu ruintren suchte, damtt
Underufene um so bequemer auf seinen Trümmcru herr-
schen konnten.

Körsenbericht.

Frankfurt, 26. Zuni. Die Börse eröffnete tn Folge
schlechter Wicncr Notirungcn, die man mit dem von dort
gcmcldeten bedenklichen GcsundheitSzustande des PapsteS i»
Zusammenhang bringen wollte, zu erniebrigten Eoursen;
dalb aber dcffclte sich die Sttmmung, nachdcm dte Früh-
depcschen von Pacts unveränderte Course der Rente ge-
meldet. DaS Gcschaft war nicht schr bedrulcnd.

Oestcrr. Credtt 144. Bankactten 625—29. Für Darmst.
war 187 3/4 gcboten. National 55^/,— ^/s; süddeutsche
hiclten sich zicmlich fest.

6V, Uhr. Errdit 144^-145»/g Geld. Nat. 552/4
Gelb.
 
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