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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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MekrSburg beim Baden ei'n Unterlehrer deS
dortigen Seminars mit RamenS Propst. —
Unter unsercr Garnison ist die ägpptische Au-
genkrankheit ausqebrvchen, so daß geqcn 100
Soldaten im Lpital lieqen. Die Aerzte schrci-
ben diese auffallende Erscheinung hauptsäch-
lich dem Umstanke zu, daß die d'eute zu eng
«inkaseriiirt seien.

Stuttgart, 25. Juni. Gestern Abend
hielr die neugkqründete hiestqe Zngendwehr
unter dcm Boksitze von Proscffor Ganiter ihre
erste Hauptversammlung. Zweck derselben ist
Stärkung unv Erhöhung der körpcrlichen Kraft
und des Muthes durch Ucbung in den Waffe»,
Ancignung militärischkr Krnntniffe, Gewöh-
nung an militärische Ordnung unv somit Bor-
bercitilng für den Kricqsdienst, für die Ver-
thkirigung dcS Baterlandcs. Bis jetzt bestcht
der Vercm aus drei Eompagnien, von tcnen
di« erste, aus Zöglingeii der höhern Bildungs-
anstaltcn bcstchend, etwa 70 Mann, die zweite,
haupisächlich von jungc» Kausieuten gebilvet,
ungifahr 100 Mann stark ist, vie dritte, aus
dcm Turnvercill hcrvorgegangen, wurdc erst
i'n lexrer Woche gcbildcc und zählt bis jetzt
etwa 30 Mann.

Frankfurt, 27. Zuni. 3n dcr auf den
Antrag dcs Prliizcn Krietrich Karl von Preu-
ßen von ter Staaisaiiwalkschask geqen Buch-
druckcr Baist uno Buchhäntler Auffarih ein-
gcleiteteii Klage weqcu Rachdrucks und resp.
NachdruckdibilS hat das Zuchlpolijkigericht »i
hcntiger Sitzung beitc Angcklagte frrigcspro-
chcn. (gr. 3.)

Aöln, 25. Zuni. Pic Haiipkversamittluiiq
dcs Nailolialvrreiiis, wrlche am 30. Zuni a»s
dcw großen Gurzciuch-Saale hicrsclbst stait-
sindcn wird, iiiöchtc auch gerade sür Süd-
teuische ein bcsoudcrrs Jiilercsse tarbicicii,
wiil aus tie Tagce-oidiiliuq tie eiiiqrhcnde
Bcrhandluug udcr die Pflichtcn qrsctzt ist,
weiche dcui preustiichcii Bolke iiincihalb tcr
grogcii tcutichcii Bcwc.qiiiq obticgcn. Man
wiro ganz bcioiideis hcrvorhcbcii, daß Prcu
ßcii tcotz aücn »och so qrogcu Anslrciiquiigeil
slch scldü nicht geiiügcil kouiic, taß ihin ker
Bund mit ten andciii Thelleii Tcutschlaiids
ebenso unbediliqi Noih.lhiic, als letzlere» tcr
Buud mit Pikiißcii. Tcn Weg nach Süd-
dkUlschlaiid wcrbcii ste sich baturch zu crvffiicn
suchen, daß sie, wic bciciis beschloffcn ist,
Heidelberg als Ort ber nachsteii Gciirralver-
saoioilung vorschlagen.

k iVcrtin, 26. Zuni. Vorgestern früh 10
Uhr trat hicr der blcidcntc Ausschuß des er-
sten dcuischcn Hantelstaqs zusammen. Es
sind 14 Mitglieber, also alle mit Ausnahme
eincS einztgen erschiciicn. Am ersten Tagc
wurden dicsclben morgcns dcm Hanbelsmini-
ster von ver Hehdt vorgcstcllt, der ihnen zu
Eyren später cin großes Dtncr gab. Gcstern
vcranstalteien die „Aclicsten der Kaujmann-
schast" von Berlin ebenfalls zu Ehren tcr
Handelskagsgäste ein Dincr. Heute Abend
nach der Sitzung wird ei» Ausflug nach Stct-
tin gcmacht in Fvlge einer Einladung der
dortigen Kaufmannschast, welche dcm AuS-
schuß die nöihigen Elseubahnwageii zur Ver-

füqnng stellte. —« Dke Sktzungen des Aus-
schuffes werden wohl vor Ende der Woche
nicht geschloffen wcrden, da dcr zu besprcchende
Stoff schr reichbaltiq ist. Das ständige Ccn-
tralbureau dcs Handclstags, welches nach dem
Beschluffe der Plenarversammlung hier in
Berlin seinen Sitz hat, ist noch nicht definitiv
coiistituirt.

Dic stenographischen Berichte über die Ple-
narverhandlungen in Heidclberg sind nun fer-
tig gcdruckt und werven Endc dicser Woche
zur Bcrscndung komme», resp. im Buchhandcl
erscheinen.

Allc unbefangenen Männer in Preußen ge-
langen imincr mchr zu der Erkenntniß, daß
das daselbst waltende Spstem durchans ungc-
eigiict ist, Deutschland zu ciniqen; ja daß
dieses System vor Allcm Preußcn selbst ver-
dcrblich wird. Ueber Erstes findcn wir nun
sclbst in ci'nem prcußischen Blatte, nämlich
in dcr zu Düffeldors erschciuenden „Nieder-
rheinischen Volkszeltnng", einen Leitartikel,
der bezüglich dcr „Preußischen Führung" so-
gar ohne Umschwcise ausspricht, das übriqe,
namcntlich daS südliche Dcutschland sci be-
rechtigt, bas Ansinnen unicr den jetzigen Vcr-
hällniffen zurückzuweiscn, ja es sogar — dics
die ciqenkn Worle bes preußischen Blattes
— „vicl mchr für cin Unglück, als fnr cin
Glück Deukschlands zu halten, wcnn das preu-
ßische Gouvcrncmcnt hcute an die Spitze des-
jklbcn trckcn sollte."

Dcr „Preuß. Staatsai'zeiger" vcröffcntlicht
nunmkhr das Staaisbndqet. Daffelbe schlicßt
ab m,k 135,311,701 Thaler Einnahme und
139,327,337 Thaler Ausgabe, sonach mit ei-
ncrn Tcsicit vou 3,985,636 Thaler.

Hannover, 24. Zuni. Prof. Zachariä
in t»ivilinqc,i ist sachsciimeiiiliigen'schcr Siaats-
raih geworoen, zum Dank sür scin Gutachien
in bem Domancustrcii. (K. Z.)

München, 23. Zuiii. Hr, v. d. Psorbten
hat scin. AuSichuß-Rcserat in der holstci-
nischcn A»gciegenhcit im Entwurs bccn-
kei. Bcstcm Bcilichmcn nach ecklart bcr Ans-
schuß barin dic letzie danische Erkläiling sür
uugcuuqeiid unb bic wiikliche Erccution
sur noihwcnbig und unvecin.idlich. (H. N.)

AuS Münchcn, 25. Zuiii, schrcibt ber
„N. Eorr.": Dic Bevollmächkigtcn Baperns
bci der in Würzburg stattgehabicn Militar-
cviifcrenz sind gestcrn wicber hier cingctioffcn.
Die Aufgabe der Cvnfcrenz, Vcrabrebungcii
über die Bildung dcs Gencralstabs und Haupt-
quartierö, vann über Vcrpflcgung und Trans-
port der Truppen zu treffen, soll vollständig
erleoigt nnd das vcreinbarte Eladorat cin sehr
iimfangrciches sei».

LL>ien, 24. Zuni. Der Unterstaatssekretär
im Mmisterium des Acußern und chcmalige
Gesandte am Berlincr Hose, Baron Koller,
ist wcgen Meinungsbiffercnzen mit Gras Rech-
berg aus seiner amtlichen Stcllung gelreteii.

(Nürnb. Corr.)

Wien, 27. Juni. Nach den „Neucsten
Nachrichlen" darf man auf dic Annahmc der
ungarischen Adreffe hoffen. Jm cntgegenge-
sctzten Faü würden alle ungarischen Staats-

an ihn — an die knurrcnde HauSkatze gerichtet,
und zu Zeitcn geschah cs gar, daß bci herrschcndcr
Migräne odcr Nord-Nvrb-Ost«inden untcr dic an
dic Katze gcrichteten Worte allcrlei Anspiclungcn
»oa „vcrschwcildcrischkn, unvorsichtigcn Kaufmanns-
häufcrn" gcmischt wurden.

Bäld sogar kam ein sörmlicher Gcwaltact gegen
Eduard an dic Rcihc. Die Pflcgerin hatte sich bei
Uebernahme dcs Knaben gcgcn den Vormund des-
selben verpflichtet, während des erstcn ZahreS ncben
ihm krinen zweiten obcr gar dritten Schüler indas
HauS zu nehmen — und eines schönen MorgenS
„accordirtc" sic mit größter Gcwisscnsruhc wcgcn
Uebcrnahme zwcier ncucr Schülcr, dic denn auch
alsbald von ihrcm Rcchtc Gcbrauch machten und
daS Zimmcr dcr Wittwc bezogcn.

Daß Eduard kein Wort bes Widerspruchcs laut
werden lteß, das vcrstand sich bei der hilflosen Lage,
tn »cr cr fich befand, von selbst; aber daß die oielcn
Familicn, dic anfangs gar so sehr üm seinctwillen
Trauer trugcn, namentlich daß dcr Vormund, wel-
chcr sich so manchc« guten Tag in Eduard's Eltern-
hause hatte bekommen laffcn, jctzt so gar kcinen
Fuß mchr über seine Schwell« setzten, um ihn zu

schützcn, das schmerzte ihn doch, und er mußte früh-
zcitig dcn Wankclmuth der Menschen im Unglück
kcnnen lcrnen.

Was bci dicser neuen Ordnung dcr Dinge aber
am »llcrbcschwerlichstcn wurde, daS «ar daS Be-
nehmen der zwci Zimmergcnoffen Eduard's selbst.

(Kortsetzung folgt.)

P r r k ö o. *)

Da« war der Zwerg Perköo im Heidelberger Schloß,
An Wuchse klein und winzig, an Durstc riescngroß.

Man schalt ihn einen Narren, er dachte: Ziebe Leut,
Wärt Jhr wie ich doch Alle seuchtfröhlich und gejcheut!"

itnd als da« Faß da« große mit Wein bestellet war,
Da ward sein künsliger Standpunkt dem Zwergen völ-

iig klär.

„Fahr wohl', sprach er, ,o Welt, du Kahenjammerlhal,
Was sie auf dir hantircn, ist Wurst mir und egal l

') AuS d-m „Allgeineinen deutschen Commeisbuche."
Beim Heidelderger Preissingcn wurdc die Eomposilioii
diescS Liedes von Rcserendär Gruwe in Burgsteinsurt
bei Münster mit einem Preise gekrönt.

männer vom Dkaatsdi'enste zurücktrckcn. —
Dic böhmi'schen ReichSraths-Abgeordneten stnd
telegraphisch zur Leichenfcier Safarik's nach
Prag kingeladcn worven. (Fr. Z.)

Wien, 27. Juni. Dcr ehemalige Justi'z-
mi'aister, jetzt Biceprästdent dcs Hcrrenhauses,
Frcihcrr Philipp v. Krausj i'st gestern, wie
man sagt, vom Grafen Grüunc auf dem Wege
von Schönbrunn nach Hetzcndvrf i'n bewußi-
lvsem Zustande gcfundeii unv in das Schloß
uach Schönbrunu gcbracht worden, wo er
gester» gestorben ist.

Bozen, 23. Juni. Der Erzherzoz Statt-
halter richteie am 17. d. M. aus Schönbruun
an alle Bezirksämeer Tprols nachstcheuven
Erlaß: ,

„Zch habe aus zuvcrlässtger Ouelle in Srsahrung gk'
brachl, daß tn mchreeea Bcjirkea Tyrols vttl Umgehuag
der Behörren Unlerscheislea ia den Gemeiuden sur eiae
Peiitioa zar tLrhalluag der Glaab.uSi-inheil gesammelt,
und die Avscudung eiacc zahlrcichen Depuialioa nach Äieu
zue Ueberreichang derkclben an Se. k. l apost. Majestät
deabstchitgl werbe. DicscS Uniernehmeu soll vorzngswcisc
von dcr Geistlichteit ausgchen und, so viel lhnnlich, im
Geheimcn belricben weiden. Da Se. Majestä! der jtaiser
dic Äbjcndung etner solchen Dcpulalton nlcht zu gcuehmt-
gen geruht haben, so cnhetle 3ch bem k. I. Äezirlsamle
dcn Äuftrag, dcn Vördereirungcn unb Ädceffensauimlnngen
hiczn eulgcgknznircien, weii das gesetzlichc Oigan, dcr
Laudlag, stch schon snr die Bewahrnng dcr GlanvcnScta-
hcit ansgespiochen hat und darübce d!e allcrh. Schinß-
faffung adzuwailen tst. Es ist hiernach unvirznglich die
angcmcffene Wcifung an die unlcrstihenccn Gcmcinccoor-
flchnngcn zn cilaffen und thnen zur Psticht zu machin, dte
Borforgc zu Ircffcn, damil in den Gemiincen die ciwaige
SamnNung vvn Unliischrtflcn für cine soiche Pelllion
hinlangihailen und tte Vordcrcitungcn zur Ljustaudebrin-
gnng eincr Depnlalion, salls foiche eingelctlet wäreu, so-
gleich cingestilll wercen. Hicbei ist mii Umficht lln« Klug-
bcil voizngchchcn, nub Zch wachc die k. k. Bczirks»orstch-r
für genaue ÄuSführung obigcr Bcilimmungen vcrfönfich
vcraniworllich. mii dem Lciingcn, daß Zch Mich wegca
Anwcifung dcr Geistllchketl gleichzeiilg an die hoch aurcigcn
Herceu Llfchöfe wcubc. Zch forcere daö k. k. LezirkSamt
aut, Wir übcr den Ersolg diefcS Eriaffes unl nder dic
ktesfalls gemachlen Wahrttchmuiigcn Leiichl zu erstallen.

ArankreiiH.

Paris, 23. Jnni. Was nian übcr dea
Jnhall dcr Nvte tzörl, woiin die Ancrkeii-
nuiig beS Königreichs Zlaiieii bedinguiigslos
ausgcsprochen wird, iäßt dieselbe ais eine
nachträgiich dcm Geifte des Grasen Eavour
dargebrachte Hnldiguiig erscheiiicn, deff.n un-
crmeßlichc Hirrschast uber die Gemukper des
italicnischeu Volkeö crsi nach seinem Tooe in
volles Licht geireten isi. Hinsichriich RomS
erllärt die Rote, daß deffen Befetznng svrt-
dauert, sv lange dic Ziueiesseii, welchc sran-
zösische Lruppeil dahingefuhrr, eS ersorvern.
Zn Bezug aus Vcnedlg wiederhvlr sic die zu
Warschau gegebcne Znsicherung, daß Frank-
reich bet eineui Angriff Ocsicrreichs a» Sar-
vinien di'e Lombardei garantirt, gegenüber
einem von Jtalicn gegen Oesieereich begon-
nen Kriege sich neulral verhalt. Die Miß-
billigung der ptkiiiontesischeii.Poiitik seil dem
Zuricher griedcn wird ausrecht eihaiken, vder
mit andern Worten: eiiic Garanrie für vcu
heutigcn Bestanb dcS Königreichs Ztalicn
nichk üdcrnomme».

PariS, 23. Juni. Die Jnvep. veröffent-
licht den Worilaul ver Depeschc Thouvencls
an die Höse von Wien uno Madrid vom 6.

Um lederne Jdecn raust man manch' heißen Kainpf,

Es ist im Grund doch AUeS nur Rebei, Rauch 'und

Damps!

Die Wahrheit liegt im Weinc, beim W-inschlnrf sonder

End'

Erklär' ich alier Narre fortan mich permanent."

Pcrkeo sticg zum Keller, er kam uichf mehr herfür,

Und sog bei sünfzehn Jahren am rhein'schen Maivasier.
War'S drunten auch stichdunkel, ihni strahlte innere«

Licht,

Und loankten auch die Beine, er trank und murrie nicht.
Ais er zum Faß gestiegen, stand's wohlgefüllt und schwer,
Doch aiS er kam zu sterben, klang's ausgesaugt und leer.
Da sprach er sromm: „Nun preiset, ihr Leut' deS Herren
. . Macht,

Die in mir schwachem Knirpse so LstarkeS ha! vollbracht:
Wie eS dein kleinen David gegen Goliath einst gelang,
Also ich arm Gezwerge den Ricseiidurst bezwang.

Nun singt ein lle prvkunlli», daß da« Gewölb erdröhnt,
DaS Faß steht aus der 'Neige, ich faiie sieggckrönt."

» ^ »

Perkeo ward begraben. — Um seine Kellergruft
Beim ieeren Riesensasse weht hcut noch seiichie Luft,

Und wer als frommer Pilger früh morgenS ihr genaht:
Weh' ihm! alS Weinvertilger durchtodt er 'Nachrs die

Stadl.
 
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