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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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46

MODERNE KUNST.

Ein neuer Dampf-Omnibus.

Benzin miissen ihre Kräfte zu diesem Zwecke hergeben. Die Hauptschwierig-
keit besteht darin, ein gescbmackvolles Exterieur mit einer leistungsfähigen Trieb-
kraft zu vereinen, einer Triebkraft, die auch im Stande ist, Steigungen und un-
günstiges Terrain glatt zu überwinden. Der Lösung dieser Aufgabe am nächsten
scheinen die Herren de Dion und Bouton gekommen zu sein, deren Dampfwagen
auf der Pariser Concurrenz jüngst berechtigtes Aufsehen erregte. Der Wagen wird
durch Dampf getrieben und mit Coaks geheitzt. Die höchste erzielte Geschwindig-
keit auf ebenem Wege betrug 60 Kilometer in der Stunde, gewiss eine anerkennens-
werthe Leistung. • ■

V:

Mit Heinrich Brunn ist der scharfsinnigste und in der Methode hervor-
ragendste Forscher auf dem Gebiete der griechischen Kunstgeschichte dahin-
geschieden. £r war am 23. Januar 1822 zu Wörlitz bei Dessau geboren, studierte
zu Bonn, ging 1843 nach Italien und durchwanderte 1853 Unteritalien, um für
das von Mommsen und Rietschel vorbereitete grosse Inschriftenwerk das w^eit
zerstreute Material zu sammeln, uncl kehrte im Herbst desselben Jahres nach
Deutschland zurück, wo er bis 1856 Privatdocent und Custos der Universitäts-

bibliothek in
Bonn war. Ge-
gen Ende 1856
ging er wieder
nach Rom und
wurde daselbst
Secretär des Ar-
chäologisehen
Instituts. Ihm
gelang es, das
Institut einer
neuen Blüthe
entgegenzufüh-
ren und zu


Heinrich Brunn r.

einem Mittelpunkt der Bildung
für jiingere Philologen zu ma-
chen. Seit 1865 war Brunn Pro-
fessor der Arc'näologie an der
Münchener Universität und Con-
servator des Münzcabinets, seit
1888 Director der Glyptothek.
Brunn war der erste, der die
litterarischen Quellen der grie-
chischen Kunstgeschichte in um-
fassender Weise zusammen-
stellte und benutzte. Nicht alles,
was er in seiner zweibändigen
Künstlergeschichte gab, ist un-

angefochten geblieben. Aber er war frei von dem leider gar häufigen Professoren-
dünkel, der nur die eigene Meinung gelten lässt, und zeigte immer fest und
klar, was wir wissen und was wir gerne wissen möchten.


Einer der Honoratioren der Rumänischen Stadt ist gestorben. Man nimmt
innigsten Antheil an dem Ereigniss, da der Verstorbene als mild-
thätiger, hülfsbereiter Mann sich die Sympathien von Arm und Reich
zu erwerben gewusst hat. Nachdem er die üblichen drei Tage auf
dem Katafalke ausgestellt war, soll die Beerdigung stattfinden. Den
Leichenzug eröffnen Männer mit brennenden Kerzen, an denen je ein
buntes Taschentuch befestigt ist, welches nach dem Begräbniss an die
Armen verschenkt wird. Andere tragen auf breiten runden Zinn-
platten den Begräbnisskuchen, der ebenfalls an die Armen und ge-
dungenen wehklagenden Weiber vertheilt wird. Der Diaconus mit dem
Sängerchor stimmt Todtengesänge an, dazwischen klingen die Rufe der
Wehweiber. Die Geistlichen in ihrem Ornate psalmodiren, das Weih-
rauchfass schwingend, in wenig melodischer Weise.- An den StrasSen-
kreuzungen hält der Zug an. Die Bahre wird niedergesetzt und die
Geistlichen segnen die Leiche singend. In die kleinen Städte hat der
Todtenwagen noch nicht seinen Einzug gehalten. Da wird die Leiche
offen auf einer Bahre getragen; ihr Antlitz bleibt unbedeckt, und erst
auf dem Friedhofe wird der Deckel auf den Sarg geschraubt. Der
Bahre folgen die Leidtragenden, Abordnungen der Vereine, die sämmt-
liche Kirchenfahnen mit Beschlag belegt haben. An dem offenen
Grabe sammeln sich die Leittragenden. Die Geistlichkeit aber spendet
den Ueberlebenden keine Trostesworte, denn die orientalische Kirche
kennt die Predigt nicht. Weihwedel und Weihrauchkessel treten in
Action, Geistlichkeit und Chor singen, und die Erde schliesst ihren
Schoss wieder.

* «

Der Club der gutmüthigen Junggesellen ist das Neueste,
was sich New-York in seinem Clubwesen leistet. Als Mitglieder werden

• du rC‘

nur Junggesellen angenommen, welche sich verpflichten, je nachdem sie ,gS
das Loos dazu bestimmt werden, eine sitzengebliebene Jungfer zu heiraten. . ^

Jahr werden am Gründungstage die Mitgüeder decimirt, d. h. von 10 Mitg'* e j
wird immer eines „verurtheilt“, der „Gutmüthigkeit“ sein Opfer zu bring en ^
zu heiraten. Weigert sich einer der Ausgeloosten, das Opfer zu bring en'
wird er in den gelesensten Blättern als „ehrlos“ gebrandmarkt, und kein eS ^
Mitglieder darf fernerhin mit dem „ Verworfenen“ verkehren. Der Vereiu
bereits 122 Mitgüeder, die muthig ihrem Verhängniss in’s Auge sehen.

•flicbef

Die Ereignisse auf Korea lassen die ganze Welt mit begrei ^
Spannung auf Japan und China blicken, „begreiflich“ weil es immerhin _
Interesse sein wird, einem Kampf zuzusehen, in dem die mächtigsten und %0 ^
detsten Kriegsmaschinen, welche die moderne Wissenschaft construirt hat. ^
ersten Mal in die Hände
zweier Nationen gelegt
sind, welche zwar nicht
als „Barbaren“ zu be-
zeichnen sind, aber
deren Civilisation immer
noch grundverschieden
von der unseren ist. Den
europäischen Begriffen
und Verhältnissen am
nächsten kommt Japan,
das „ostasiatischePreus-
sen“, wie es nicht mit
Unrecht genannt wird.

Japan hat seine Armee
und Marine durchweg
nach europäischen —
meist deutschen und

Graf Sa'fgo,

der japanische Marineminister.

französischen

Mustern e' n® er' n)
tet. Daher fälh e

numerischenU e ^

gewichte Chin a,^c.
genüber die
tische Ueberleg^
heit Japans ^
dessen Gunste 11
die Waags 0^ 1

Besonders di e

panische Ma rine

vorzüglich a°

bildet und .,
\V el

chinesischen

überlegen. Und . u
dank der Ei° sl

cti'

siOtE

schen Blick des Marineministers. Comte Sa'igo, besitzt den Rang eines Di vlS ^
generals und steht, noch jung, im Rufe, grosse Energie und Tüchtigkeit zu bes ltz

Unter den modernen Mitteln zur Beschleunigung und Erleichterung des

lichen Verkehrs nimmt diePostkarte unstreitig den hervorragendsten Pla tz
Die Idee zur Herausgabe einer Postkarte trat zum ersten Male im October

ei n'

1865-

pe<

auf den fiinften deutschen Postcongress zu Karlsruhe an die Oeffentlichked ^e
vom Staatssekretär Dr. von Stephan diesbezüglich gemachte Vorschlag v

jedoch nicht angenommen. Es bedurfte einer neuerüchen Anregung, " re

Dr. Emanuel Herrmann am 26. Januar 1869 durch einen Artikel in der „^ e ^

freien Presse“ gab, um die österreichische Postverwaltung zu veranlasse 11^

1. October 1869 die „Correspondenzkarte“ für Oesterreich-Ungarn einzufüU

Das Porto betrug ohne Rücksicht auf die Entfernung 2 Kreuzer. Die Einfü 11 ^

der Postkarte erregte in der ganzen Welt das grösste Aufsehen: in Cisleith 31*

wurden vom October bis December 1869 nicht weniger als 2 930 000 Kartefl

. pof n

kauft. Erst am 25. Juni 1870 wurde in Deutschland die erste Postkarte m ,,
und Zeichnung unserer nebenstehenden Abbildung ausgegeben, sämmtüche E aI
erschienen ohne eingeprägten Werthstempel auf chamois Carton. Wie s e
das Publikum die Wichtigkeit dieser Neuerung erkannte, zeigt w'ohl affl be s

der Umstand, dass an diesem Tage in Berlin allein 45 468 Stück — im S :

a nZ

Rumänisches Leichenbegängniss.
 
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