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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0234

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MODERNE KUNST.

143

"'Urde. 1794 fand die Auflösung der Karlsschule durch
^ en Herzog Ludwig Eugen statt. Bisher waren hier
^ le Räume der Akademie, der Privatbibliothek des
"■°nigs und der Haupt- und Schlosswache vereinigt.

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Re-
Pnblik San Mar ino wurde gleichzeitig mit den von
Uns bereits reproducirten Postmarken auch ein so-
S enannter Jubiläums-Briefumschlag verausgabt. Die
llebenstehende Abbildung, welche wir der Briefmarken-
^citung „Die Post“ (Leipzig, Baumbach & Co.) ent-
nehmen, zeigt einen verkleinerten Maassstab dieses
^■nschlages, der in natürlicher Grösse 214x164 mm
’hisst. Die Mitte des Bildes zeigt die Ansicht des
^ egierungspalastes, die 4 Ecken werden dui ch Wappen
Verziert, zu beiden Seiten befindet sich die Werth-
ar>gabe. Die Rückseite ist weiss und trägt nur noch-
Ir>als den Landesnamen in Schwarz, an der linken
^ eite „Commissione del Palazzo del Consiglio“ und
ünten links über einem schattiiten Felde „Numero
^ Ordine“ in Blaudruck.

Bei dem Festessen, das der Vorstand des Frei-
^afens zu Kopenhagen zur Feier der Eröffnung
^esselben gab, war in der ersten Auster, die eines der Mitglieder des Vorstandes
öffnete, eine ausserordentlich schöne, grosse und sehr werthvolle Perle gefunden
"'orden, was natürlich als ein gutes Vorzeichen betrachtet wurde und grossen
Jubel hervorrief. Die Perle. deren Auffindung allerdings nicht unvorbereitet
Sewesen zu sein scheint, wurde eingefasst und wird jetzt von einer Dame ge-
tragen, deren Name mit dem Freihafen eng verkniipft ist.

Theodor Fontane feiert am 30. December seinen 75. Geburtstag. Ist
Ernst von Wildenbruch der Dramatiker, so ist er der Epiker der Mark Branden-
biirg. Als Balladendichter steht er unbedingt an der Spitze der modernen

Jubiläums-Briefumschlag der Republik San Marino.

^ichtung, und als
^ einsinnigerSchil-
^erer von Volks-
ffium und Land-
Sehaft sucht er
seines Gleichen.
C*ie Wandlungs-
iähigkeit seiner
^egabunghat sich
besonders darin
Sezeigt, dass er
Slch noch im spä-
ten Alter der
realistischen Be-
"'egung in der
Litteratur an-
Sehloss und be-
sonders in der
Darstellung
Utodernen Gesell-
schaftslebens
tane auf all’ den
2u verzeichnen.

Theodor Fontane.

Mustergültiges
leistete. In der
kurzen Zeit von
1885 — 1892 er-
schienen „Graf
Petöfy“, „Unterm
Birnbaum“, „Ce-
cile“, „Irrungen
Wirrungen“, „Sti-
ne“, „Quitt“, „Un-
wiederbringlich“
„Frau Jenny
Treibel“. Balla-
dendichter,
Kriegsberichter-
statter, Theater-
kritiker, Literar-
historiker, Ethno-
graph und No-
vellist zugleich,
hat Theodor Fon-

bezeichneten Gebieten Schöpfungen von bleibendem Werth

Zur Zeit der Königin Elisabeth lebte in England ein Goldschmied,
^amens Marc Scaliot, der seiner Monarchin eine ganz sonderbare Kette
Verehrte. Sie war so zart, elastisch und leicht, dass man sie um den Leib
einer Fliege binden konnte, ohne dass dieser dadurch das Fliegen unmöglich
VvUrde. Mit ihm wetteiferte Oswald Nodhingerns, ein Elfenbeinschnitzer, der ein
bfefferkorn aushöhlte und aus Elfenbein 50 höchst zierliche Tellerchen schnitzte,
^ie sämmtlich darin Platz hatten. Ein ähnliches „Kunstwerk“ verfertigte Johannes
von Mittelbach für Papst Paul V., nur mit dem Unterschiede, dass er sogar
Tcllerchen in dem Pfefferkorn unterbrachte. Claudio Gallo schnitzte für
^ippolyt von Este einen zollhohen Baum, auf dessen Aesten Vögel sassen. Mit
'Jülfe einer Wasserkunst bewegten die kleinen Sänger die Flügel und zwitscherten
lnUnter, bis zuletzt eine Eule aus der Baumkrone hervorkam, bei deren Er-
Scheinen sofort allgemeine Ruhe eintrat.

Ein Amerikaner hat eben ein hübsches Gemälde des Thiermalers
ehenk um 40000 Francs erstanden, das eine nicht uninteressante Vorgeschichte

L 0

at- Das Bild, welches einige Esel darstellt, die neugierig einen grün bedeckten

Tisch betrachten, war in einem “Salon“ der lctzten
Jahre des Kaiserreiches ausgestellt und allgemein be-
wundert worden. Die Prinzessin Mathilde, die Cousine
Napoleon’s III., äusserte den Wunsch, das Bild an-
zukaufen. als der damals zweimal wöchentlich er-
scheinende „Figaro“ dem Bilde die Deutung gab, es
stelle den Geheiinen Rath des Kaisers dar. Prinzessin
Mathilde konnte unmöglich das Bild ankaufen, und nun
wanderte dieses nach dem Auslande. Die Kaiserin von
Oesterreich fand an der trefflichen Darstellung grossen
Gefallen, als sie das Bild in München sah und war
eben im Begriff, es für ihre Galerie zu erwerben, als
ihr Cicerone, Baron Ramberg, ein persönlicher Freund
Schenk’s, ihr die Vorgeschicbte des Gemäldes erzählte,
welche den Ankauf durch die Prinzessin Mathilde ver-
eitelt hatte. „Wenn dem so ist“, entgegnete Kaiserin
Elisabeth, „dann sprechen wir nicht weiter darüber. Ich
will keine Gemälde mit politischen Anspielungen.“ Jetzt
wird endlich der „Geheime Rath“ Napoleon’s III. im
Lande der Yankees die Iang entbehrte Ruhe finden.

Ein ländlicher Friedensrichter im nordameri-
kanischen Staate Georgia wollte jüngst Salomo nach-
ahmen, aber er hatte Pech dabei. Auch zu ihm kamen
wie einst zu dem weisen Könige, zwei Frauen, die sich
um die Mutterschaft eines etwa zehn Monate alten Knaben stritten, und ganz
wie König Salomo befand sich auch unser Richter in der grössten Verlegenheit.
Plötzlich fiel ihm die heilige Geschichte ein (vielleicht die einzige, die er gelesen
hatte), er zog sein — Federmesser aus der Tasche, legte den Knaben auf den
Tisch und erklärte den beiden Damen, dass er jetzt den Knaben in Stücke
schneiden und jeder von ihnen die Hälfte geben werde. Aber das, was er er-
wartete, traf nicht ein. Die beiden Frauen schrieen zu gleicher Zeit: „Genug,
genug! Tödten Sie ihn nicht! Behalten Sie ihn lieber!“ Sprachen’s und eilten
aus der Amtsstube, dem überraschten Richter das Kind zurücklassend.

Ein junger englischer Missionar, der nach Queensland gekommen, be-
schloss in heiligem Eifer, ein höheres und reineres Christenthum zu predigen.
Er verkündete also seinen schwarzen Schafen: „Wir werden nichts mehr haben

— keine Decken, keinen Rum und keinen
Tabakmehr!“ AllgemeineBestürzung. König
Billy, dessen Würde durch eine Messing-
platte angedeutet wird, erhebt sich, tritt
langsam auf den Missionar zu und frug ernst:

„Keine Decken mehr?“ — DerMissionar ant-
wortet muthig: „Nein!“ —Kein.baccy'mehr?“

— „Nein!“ — „Kein Rum mehr?“ — „Nein!“

— Der König wirft sich in die Brust, blickt
den Missionar mit unendlicher Verachtung
an und sagt gelassen: „Dann allright, guten
Tag! Keine Hallelujas mehr!“ — Mr. J. R.

Arthur, der diese Geschichte in seinen
„australischen Skizzen“ erzählt, theilt eine
Reihe drolliger Bemerkungen mit, in denen
Eingeborene ihnen unbekannte Werkzeuge
der Civilisation kritisirten. Ein Maori z. B.,
der zum ersten Male Telegraphenstangen
und Drähte sah, schüttelte seinen Kopf sehr
bedächtig und bemerkte tadelnd: „Ein sehr
schlechter Zaun!“ Es ist merkwürdig, wie
schwer die Civilisation den „wilden“ Völkern
eingeht. Dass man da mit Telegraphen-
drähten nachhilft, ist begreiflich. Rum und
Tabak sind als Bekehrungsmittel bedenk-
licher.

* *

*

Sarah Bernhardt hat nicht nur
dureh ihre Kunst, sondern vor allem auch
durch ihre Toiletten die Welt erobert. Als
Gismonda in Sardou’s neue-
stem Drama erregte sie durch
ihre Costüme wieder einmal
fürWochen die Aufmerksamkeit
von ganz Paris. Im dritten
Akt erschien sie in einer blass
rosa, silber- durchwirkten, mit
Lilien bestickten Robe. Die
Aermel aus Goldbrokat waren Sarah Bernhardt im Costiim der Gismonda.
 
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