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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0249

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MODERNE KUNST.

159

^erren- und dem Abgeord-
lletenhause. Das Herren-
haus setzt sich aus den

’ttännlichen Mitgliedern der
iC •

vaiserlichen Familie nach
2äi'ückgelegtem 20. Lebens-
■* ahre, aus den Mitgliedern
<* er ersten zwei Adels-
^assen und aus den aut
Sleben Jahre gewählten
* ertretern der drei fol-
Senden Adelsklas sen zu-
Sanunen. Ausserdem er-
^°lgen Berufungen von Ver-
ll'auenspersonen durch den
^■aiser auf Lebenszeit. Das
^bgeordnetenhaus zählt
300 Mitglieder. Die active
^'ahlberechtigung beginnt mit dem 25. Lebensjahre und ist von einer Steuer-
tlUote von 15 Yen (50 M ) abhängig. Das passive Wahlrecht verlangt ein Alter
v°n 30 Jahren. Die Wahlen sind direct und finden alle vier Jahre statt.

In Montpellier wurde vor einigen Tagen die Btiste des Botanikers

Planchon enthüllt, der die durch die
Phylloxera verwiisteten Weinberge ge-
rettet hat. Francois Gustave Planchon
ist am 21. März 1823 in Ganges geboren.
Er studirte Naturwissenschaften und
wurde Professor, später Director der
Pharmakologischen Hochschule in Paris.
Er hat verschiedene bedeutende Mono-
graphieen geschrieben. Sein
höchster Ruhm aber besteht
in der Angabe der Mittel zur
Rettung der zerstörten Wein-
cultur seines Vaterlandes.
Planchon studirte die Er-
krankungen der Reben und
entdeckte das Insect, das sie
veranlasste.

Von der Re-
gierung mit
einer Enquö-
te in Ame-
rika beauf-
tragt, er-
kannte er
sofort, dass
die französi-
schen Steck-
linge sich
durch ameri-
kanische Re-
ben regene-
riren liessen.
Das Heilmit-
tel für die
Phylloxera-
Verwüstun-

SCti vvar gefunden. Die Weinbauer erinnerten sich der grossen Verdienste Plan-
chons und errichteten ihm ein Denkmal, das der Bildhauer Baussan modellirte.

Das Planchon-Denkmal.

In Brügge hat ein originelles Wettrauchen stattgefunden. Dasselbe war
^Urch den städtischen Rookersclub ausgeschrieben worden. Dieses Wettrauchen
^cruhte auf folgendem Vorgang: es wurden holländische lange Rauchpfeifen,
lcde mit vier Gramni Tabak gestopft, auf ein gegebenes Signal angeziindet. Die
^ewerber mussten so lange als möglich rauchen, ohne die Pfeife anzünden zu
'hüssen. Den Preis erhielt ein Raucher, der 67 Minuten, also mehr als eine
^Tinde, gebrauchte, um seine vier Gramm Tabak auszurauchen. Der zweite
^’cger rauchte 66Y2 Minuten, der dritte nur 63. Nächstens findet ein neuer
^atch zwischen den Rauchern von Brügge und dem Seebad Heyst statt.

Ein eicenartiges Wettschwimmen wird zuweilen unter dem heiteren

i,. 0 0

urnmel Ostindiens in Kalkutta veranstaltet. Auf dem Laufbrett der Schwimm-
atlstalt steht eine Reihe fein gekleideter Herren mit Frack und Cylinder. Vor
!''nen im Wasser liegen plumpe, rundliche Körper, welche sich bei näherer Rc-

Das Japanische Parlamentshaus.

trachtung als vollständige Thierhäute herausstellen, die sackartig zusammen ge-
näht und mit Luft aufgeblasen sind. Auf ein gegebenes Zeichen stürzen sich
die Schwimmer in vollständiger Kleidung auf die riesigen Schwimmblasen und
suchen sich auf deren Rücken zu schwingen, um darauf, rittlings sitzend, das
Ziel zu erreichen. Wer herabgleitet oder nur seinen Hut verliert, hat verloren.
Nun dürfte es aber gar nicht so leicht sein, sich auf der glatten, nassen Haut zu
halten und dabei noch als Erster an’s Ziel zu kommen; die an und für sich
kurze Strecke von 30 Meter mag den Bewerbern lang genug vorkommen.

* •*

*

Man kennt die praktische Anwendung des Nitroglycerins als Spreng-
mittel, man weiss, dass das Nitroglycerin ein gefährlicher Bestandtheil der
Anarchistenbomben ist — Niemand aber ahnte bisher, dass es, auf den mensch-
lichen Organismus angewendet, von wohlthätigster Wirkung werden könne. Dein
Professor Vivian Lewes blieb es vorbehalten, die interessante Entdeckung zu
machen, dass Nitroglycerin auf Personen mit schwacher Herzthätigkeit belebend
wirke, ja dass es selbst bei gesunden Leuten die Herzthätigkeit erheblich steigere.
Die Versuche, welche Professor Lewes in einer grossen englischen Nitroglycerin-
fabrik anstellte, ergaben das überraschende Resultat, dass sännntliche dort be-
schäftigten jüngen Mädchen — auch solche mit überaus schwächlicher Constitution
— nach einiger Zeit an Körperfülle zunahmen und sich so reizend entfalteten,
dass die meisten von ihnen bald ihren Posten verliessen, um in den lieiligen
Ehestand zu treten. Seit diese Thatsache bekannt geworden, sollen die Mädchen
schaarenweise herbeiströmen, um sich in den ehestiftenden Nitroglycerin-Fac-
toreien selbst zu dem niedrigsten Taglohne anwerben zu lassen.

Das Vorftihren nationaler Kunstübung in Concerthallen und Cafe-
Chantants nimmt immer weitere Ausdehnung an und lässt in seiner Eigenart
über manche
Schwächen
des Pro-
gramms, das
meist nur
auf Sensatio-
nelles zuge-
schnitten ist,
fortsehen.

Die Lieder-
poesie der
Romani-
schen Natio-
nen ist niclit
minder
reich, als die
deutsche.

Die spani-
sche Roman-
ze steht
gleichberech-
tigt neben
dem Ritor-
nell und dem
germani-
schen Volks-
liede. Das
spanische
Künstler-

Uctctl , UcIS

demnächst

im Berliner Spanisches Sängerpaar,
 
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