MODERNE KUNST.
i33
Jean Hugues. Victoria.
Nach der Suppe brachte der Landrath einen Toast auf Frau Amalie,
das Geburtstagskind, aus. Er wurde diesmal nicht unterbrochen und er-
zielte einen rauschenden Beifall. Und dann stand Herr von Rocholl auf,
küsste sein Weib vor allen Menschen und fasste ihre Hand, um nach alter
Sitte des Rochollshofes mit „polnisch betteln zu gehen“. Und bei jedern
'hrer Gäste blieben sie stehen und war’s ein Herr, so erbettelte Winand
für sich einen Kuss auf den Mund und für sein Gespons einen auf die
Hand; war’s aber eine Dame, besonders eine junge, hübsche, so erbettelte
er für sein Gespons einen Kuss auf den Mund und für sich — erst recht
einen. Sogar bei der alten, geschminkten und gepuderten, tauben Gräfin
Karstein; die seit vierzig Jahren von ihren Pariser Jugenderinnerungen
zehrte, machte er keine Ausnahme.
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Jean Hugues. Victoria.
Nach der Suppe brachte der Landrath einen Toast auf Frau Amalie,
das Geburtstagskind, aus. Er wurde diesmal nicht unterbrochen und er-
zielte einen rauschenden Beifall. Und dann stand Herr von Rocholl auf,
küsste sein Weib vor allen Menschen und fasste ihre Hand, um nach alter
Sitte des Rochollshofes mit „polnisch betteln zu gehen“. Und bei jedern
'hrer Gäste blieben sie stehen und war’s ein Herr, so erbettelte Winand
für sich einen Kuss auf den Mund und für sein Gespons einen auf die
Hand; war’s aber eine Dame, besonders eine junge, hübsche, so erbettelte
er für sein Gespons einen Kuss auf den Mund und für sich — erst recht
einen. Sogar bei der alten, geschminkten und gepuderten, tauben Gräfin
Karstein; die seit vierzig Jahren von ihren Pariser Jugenderinnerungen
zehrte, machte er keine Ausnahme.