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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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MODERNE KUNST.

315

Graf Harrach.

Mit der
Wahl des
Grafen Har-
rach zum
Vorsitzenden
der Berliner
Ausstellungs
Commission
hat die
Künstler-
schaft einen
vorzüglichen
Griif gethan.
Seine ge-

j 1;lrienden Manieren, seine conciliante Persönlichkeit scheinen geeignet, über-
vermittelnd zu wirken und Gegensätze auszugleichen. Graf Harrach ist
zu Rosnochau in Schlesien geboren und widmete sich zunächst dem Studium

'832

j. tr Rechte. Dann bezog er die Kunstschule in Weimar und bildete sich unter
l^ckreuth, Ramberg und Pauwels zum Maler aus. Ursprünglich für die historische
0humentalkunst begeistert, erhielt er eine Anregung nach anderer Richtung hin


Sr0

rch den Kriec 1870. Seine Erlebnisse verwerthete er künstlerisch in vier mit

sSem Beifall aufgenommenen Gemälden: „Aus den Weinbergen von Wörth“,
° rgeschobener Posten am Mont Valerien“, „General Reille überbringt nach
Man den Brief des Kaisers Napoleon“ und „Moltke mit seinen Adjutanten im
I ^Servatorium vor Paris“. Später wandte sich Graf Harrach mit Vorliebe
j^ischen Stoffen zu, die er meist im Sinne der idealen Auffassung behandelte.
h' eser Reihe von Gemälden gehören „Das Opfer Abraham’s“, „Die Verleugnung
etri" und „Die Versuchung Christi“ an. Als Landschafter zeichnet sich der

^stler durch feine Luft- und Lichtstimmungen, durch poetische Wiedergabe
Naturschönen in fein abgetöntem Colorit aus.
ltSüed der Berliner Akademie.

Seit 1873 ist Graf Harrach

^ 2u den Kunstschätzen, welche in den preussischen
^^igsschlössern aufgespeichert sind, kommen unter
Regierung des jetzigen Herrschers alljährlich eine Menge
t,er- Und zwar sind es meistens Gegenstände von hohem
"hstwerth, die der Kaiser um sich



sehen liebt. Auch das Kunst-
^erbe stellt einen erheblichen Theil
^iesen Prachtstücken, und es ist
° cherfreulich, zu sehen, dass unser

L;


81

eithisches Handwerk, anknüpfend an
^unstwerke des Mittelalters, auf-
5üend auf den herrlichen Vorbildern
tvenaissance- und des Rococcostils
^ einer achtungswerthen Höhe an-
0rtlrnen ist. Der Kaiser hat eine
^ ene Hand, und die Zahl der „Ehren-
6lse“, cjie er zu den verschieden-

y

-^wecken spendet, ist eine sehr
^° sse. Has sind überwiegend Meister-
des Ivunsthandwerkes.

I

_ Otto

der bekannte Ciseleur und

rer

am Königlichen Kunstgewerbe-

enm in Berlin. ist der Schöpfer

’«h:

V

V°u -v •

k Vl^len dieser Werke. Eins der

> . erkenswerthesten aus neuester
' ett •

k >st der von uns reproducirte
lnvorsetzer. Sein Feld zeigt
L einem alten Stich die kur-
^snburgische Flotte in Silber

In den an Schätzen reichen Archiven des Palais Bourbon wird die Rede
aufbewahrt, die Napoleon I. anlässlich der ersten Sitzung des Corps Legislatif
gehalten hat. Das Document ist auf Kupfer gravirt, offenbar,
damit der Zahn der Zeit nicht allzu sehr daran nage. Inter-
essant ist die Art und Weise, wie die Rede in den Registern
der Archive figurirt: Von 1807 —1810 als „Rede Sr. Majestät
des Kaisers“, 1814 nur noch als „Rede Napoleons“, 1816 schon
als „Rede Bonapartes“ und 1821 gar als „Discours de B.“ Ein
wahres Glück, dass man nicht später
noch aus dem B ein X gemacht, da
die forschenden Reporter gewiss nicht
ermangelt hätten, die Rede jenem X.
der Liste Andrieux zuzuschreiben, von
dem im Panamaskandal so viel ge-
sprochen wurde. Jedenfalls ist diese
Rede Napoleons nicht apokryph.

Die Herzoginvon Sommerset
besitzt alle Kleider, die sie je getragen,
vom ersten Tragekleidchen an bis zu
ihren eben verfertigten Toiletten. Die
Kleider füllen einen Raum von zwölf
Zimmern, und nirgends — heisst es
— fühlt sich die Herzogin so wohl,
als hier, da ein jedes Stück „mit der
Zunge der Erinnerung zu ihr spricht“.

Man hat kürzlich den Baui
wieder aufgefunden, unter welchei
das Herz Livingstones ruh
Der glückliche Finder ist der ui

getrieben, der geschmackvolle Rahmen ist Goldbronze. Einem Wunsch des
Kaisers entsprechend hat die Kaiserin dies Stück entwerfen und ausführen lassen,
um es ihrem Gemahl zum Geschenk zu machen.

OceanaRenz
hat ein trau-
riges Ende
gehabt. Seit
längerer Zeit
vollständig
der Sprache
beraubt,
starb sie,
ohne im
Stande zu
sein, irgend
einen

Wunsch aus-
zudrücken.

Graf Leo Tolstoi hat keine gute Meinung von dem englischen National-
charakter. Der Engländerin Miss Isabel F. Hapgood soll er erklärt haben •—
und dabei sprühten seine Augen Feuer —: „Die Engländer sind die brutalste
Nation auf der Erde, das heisst neben den Zulus. Beide gehen nackend: die
Zulus den ganzen Tag, die englischen Damen, sobald das Diner anfängt. Die
Engländer sind Muskelverehrer; die Muskeln sitzen ihnen stets im Kopf und
deshalb reden sie auch soviel davon. Wenn ich Zeit hätte, würde ich ein Buch
über ihren Nationalcharakter schreiben. Und dann betrachte man nur ihre Hin-
richtungen! Für einen Engländer sind sie ein wahres Gaudium.“

Der langjährige Capellnieister des Weimarer Hoftheaters, Eduard Lassen,
hat kürzlich sein Amt niedergelegt, bei Gelegenheit seines gleichzeitigen fünfzig-
jährigen Künstlerjubiläums. Lassen, am 13. April 1830 in Kopenhagen geboren,
wurde mit 12 Jahren Schüler des Conservatoriums in Brüssel. 1845 begann er
seine Laufbahn als Clavierspieler. Von Liszt’s Beispiel angezogen, schloss er
sich diesem persönlich an. Seine Erstlingsoper „Landgraf Ludwig’s Brautfahrt“
wurde 1857 in Weimar aufgeführt. Im
folgenden Jahr wurde er zum Gross-
herzoglichen Hofmusikdirektor ernannt.

1861 wurde er Liszt's Nachfolger als
Hofcapellmeister in Weimar, in welcher
Stellung er an all’ den Verdiensten be-
theiligt war, die sich das Weimarische
Hoftheater um die mustergültige Auf-
führung der Opern Richard Wagner’s
noch vor der Errichtung des Bayreuther
Theaters erworben hat. Als Otto Devrient
für die Weimarische Bühne den ganzen
„Faust“ Goethe’s unter Zugrundlegung
der alten Mysterienbühne einrichtete, fiel
Lassen die schohe Aufgabe zu, für den
musikalischen Ausschmuck des Dramas
zu sorgen. Auch für die Aufführungen
von Goethe’s „Pandora“, Hebbel’s
„Nibelungen“, Sophokles’ „Oedipus auf
Kolonos“ und Calderon’s „Ueber allen
Zauber Liebe“ schrieb er Musikbegleitungen. Von seinen sonstigen Composi-
tionen ist eine Reihe ansprechender Lieder populär geworden.

Kapellmeister Eduard Lassen.
 
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