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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0405

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MODERNE KUNST.

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Die Stättc,

wo Livingstoncs Ilerz
ruht.

die Afrika-
forschung
und die Un-
terdrückung
des Sclaven-
handelshoch-
verdiente
Reisende Mr.

E. J. Glave
gewesen.
OhneGefähr-
ten drang
er, nur von
einigen Ein-
geborenen
begleitet, von
Karonga an
derNordseite
des Nyassa-
Sees nach
denwenigbe-
kannten Ge-
genden süd-
lich vom

Bangweolo-
See vor, wo
sich Living-
stones letzte
Reise ab-
wickelte. In

der Nähe des verlassenen Dorfes Chitambo, an der Südküste des Sees, fand
Mr. Glave den Baum, an dessen Fusse das Herz des grossen Missionars
ruht. Es wurde hier von Livingstones treuen Gefährten bestattet, und Jacob
Wainwright, der Nassik-Bursche, welcher die Trauergebete las, grub die Worte
in den Baum ein; „Dr. Livingstone, May 4, 1873 Yazuza, Mniasere Vellopere.“
Der Baum gehört zu den grössten der Umgegend, ist sehr hart und wird von
den Eingeborenen Mpandu genannt. Eine Erinnerungstafel, welche Livingstones
Tochter Mrs. Bruce heraussandte, wurde von belgischen Officieren acht Meilen
entfernt von dem Baume angebracht und später von einer Sclavencaravane
gestohlen. Ehe Glave bis zu dem Orte vordrang, hatte vor etwa drei Jahren
ein englischer Forscher geglaubt, in der Nähe des Baumes zu sein. Er sandte
einen „vertrauenswürdigen Gefährten“ an Ort und Stelle, der auch ein Sttick
Baumrinde mit einer Inschrift brachte, von der sich jedoch nicht feststellen liess,
wo und wann sie entstanden. Die von Glave entdeckte Inschrift ist direct ins
Holz eingeschnitten, nachdem die Rinde auf zwei Quadratfuss entfernt worden
war. Das Ueberwachsen der Rinde ist nach der Illustration, welche nach einer
Photographie hergestellt ist, eine ziemlich starke und diirfte einer 23jährigen
Zeitperiode entsprechen, an der Authenticität der Inschrift ist danach nicht zu
zweifeln. Der Leichnam Livingstones, den seine treuen Diener nach ihrer Art
einbalsamirten und unter grossen Gefahren nach der Ostküste von Afrika
brachten, geniesst bekanntlich die Ehren einer Bestattung in der Westminster-

Abtei- *

*

Der verstorbene Componist F. von Suppd war ein Schnellarbeiter
ersten Ranges. Im Spätherbst 1875 brachte F. Zell zum Director Jauner ein
Libretto, das „Fatinitza“ hiess. Letzterer meinte, es sei ein ausgezeichnetes
Buch, und er wünsche, Strauss damit an sein Theater zu fesseln. Aber bei
Strauss wurde das Buch hin- und hergezogen und endlich von seiner Frau mit
dem Bescheid zurückgegeben, „dass es nicht zu brauchen oder mindestens für
ihren ,Schani‘ nicht passend sei“!

Es wurde nun Suppe für die
Composition herangezogen und
ersucht, es in kürzester Zeit —
wenn ihm das Buch gefiele — zu
componiren. Suppe las es sofort,
und es gefiel ihm ausserordentlich.

Er versprach auch, sich augen-
blicklich an die Arbeit zu machen.

Es vergingen Tage, es vergingen
Wochen, und endlich war ein
Monat verflossen — und es war,
trotz allen Drängens, nicht mög-
lich, auch nur ein Notenköpferl zu
Gesicht, geschweige denn zu Gehör
zu bekommen. Endlich drang der
Director bei ihm ein, und siehe
da; Suppe sass ruhig an seinem
Schreibtisch und —- übersetzte ein
italienisches Kochbuch! Dass es

Serpentintanz vor

j ni rect° r

nicht ohne Vorwurf abging, lässt sich denken! Suppe sah ein, dass der rzi
Grund hatte, indignirt zu sein, und obwohl diese Affaire Mitte October s
gefunden haben dürfte, stand „Fatinitza“ doch schon am 5. Januar 1876 auf
Bühne.

Ein originelles Geschenk wurde in Potenza der ersten Opef e

tten'

i*

Soubrette Annita d’Agostino zu ihrem Benefiz zu Theil. Die Gesellschaff

der die Künstlerin gehört, ist sehr beliebt, die Sängerin noch mehr. Nur ^

Costüme, die meist alt und schäbig waren, konnten den Potenzanern k e*^

Geschmack abgewinnen. Sie ergriffen also die Gelegenheit beim Schopfe UI1 {

überreichten der überraschten Künstlerin ein completes Juanitacostüm salt1 ^

Tricots und allem anderen Zubehör. Die Künstlerin verbeugte sich, win.kte ^

Orchester ab und verschwand. Minuten auf Minuten vergingen. Das Pubh

wurde unruhig, ungeduldig und polterte, die Chöre, die Solisten oben auf

Bühne sahen sich rath'os an, einige liefen hin und her und zischelteU

... ‘ .... -che i:1

lachten, da plötzlich —- ein Zeichen, das Orchester beginnt, und strahlend erS'

Signora Annita im neuen Costiim. Das Originelle aber ist, dass die Küns
von Akt zu Akt mit dem passenden Costüme überrascht vvurde und von
Akt das Publikum warten liess, um das Costüm zu wechseln.

Das Radfahren hat in Belgien eine ganz ungewöhnliche Ausdehnunn

genommen. Sogar die Parlamentsmitglieder betreiben mit Eifer den neuen

Sp

füf

so dass im Senats- und im Abgeordnetengebäude die Quästur ein Gestell

Bicycles hat anbringen lassen. Senatoren und Deputirte kommen ganz
auf ihrem Zweirad angefahren. Unter den eifrigsten Radfahrern nennt mai>
Abgeordneten Nyssens, Professor an der Universität Löwen, den sozialistis c"

d e"

cb e"

Senator Lafontaine, Vandervelde, den Führer der Sozialisten in der Kamm er

sogar einen der Quästoren, den Vicomte de Jonghe d’Ardoye, sieht man n,C^
selten auf seinem Zweirad nach dem Parlamentshaus fahren. Auf den schö"
Brüsseler Boulevards und im Bois
de la Cambre begegnet man auch
oft höheren Officieren der Armee
auf ihrem Bicycle. Die Anzahl der
radfahrenden Damen nimmt immer
mehr zu. Geht das so weiter, so
wird binnen Kurzem kein Mensch
mehr zu Fuss gehen.

* *

*•

Unter den vielen Ehrenge-
schenken, diedemFürstenBismarck
zu seinem Geburtstage dargebracht
wurden, zeichnet sich der Ehren-
biirgerbrief der Stadt Halle
durch besonders kunstvolle Arbeit
aus. Er ist vom Hallenser Stadt-
bauinspector Schaumann entwor-
fen und von den Edelschmieden
Wratzke und Steiger ausgeführt.

Die Platte ist von Silber, theil-
weise vergoldet, die Verzierungen
und die Schrift bestehen in farbiger
Emaille; die Hauptschrift in der ^ii

Mitte ist schwarz mit rothen Initialen, die Umschrift hellblau auf Goldgrund-
der Kette hängt das Stadtwappen von Halle.

Ehrenbürgerbrief der Stadt Halte
für den Fürsten Bismarck.

f

Die graziösen Bewegungen des Serpen tintanzes erscheinen wohl ü>

eignet, aut eine Art Reform des modernen Ballets hinzuwirken. Die schö 1"

vJe

Linien des sich rhythmisch v

genden und drehenden KöfP .

..tlji

SDiee;elvvänden.

machen einen besonders anrnvC[i
gen Eindruck im durchsich 11^,
Flusse der schleierartigen ^
wänder. Um den Effect zU ^
höhen, hat man alle mög i,c
Beleuchtungswunder, beso n e
das irisirend wechselnde > a
Licht zu Ilülfe genommen-
neueste, zuerst im Berliner AP ^
theater zur Anwendung g e^ rß
Trick beruht darauf, dass
den Tanz vor einer Anza^]|tef
Winkel zu einander aufg eSte 5«
Spiegel vornehmen lässt, s° .{eii
die Linienschönheit der br
Florhüllen und die bewegh ci|C ^
stalt der Tänzerin sich ,n
Spiegelung vielfach wied eI" b
 
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