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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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MODERNE KUNST.

33 1

!' ervorzuheben: ein Smaragden-Diadem; eine antike
ette aus Goid und Steinen; ein feenhaftes Halsband

K.

ungeschliffenen Smaragden, Perlen und Brillanten;
2' vei von Boucher bemalte Jardinieren. Die Geschenke
des Bräutigams bestanden in einem zehnreihigen
erlenhalsband; einer Corsage mit Diamantschnüren;
e>nem Halsband mit einer prachtvollen birnförmigen
erle; drei Ringen, wovon der eine eine Perle, der
andere einen Rubin, der dritte einen Türkis trägt.

Man blickt in Deutschland nicht mit zu günstigen
^ngen auf die weiblichen Radfahrer. Vielleicht
dürfte die selbstische Männerwelt ihre antagonistische
^altung etwas modificiren, wenn sie hört, dass
^Mschen Rad und Piano ein geheimnissvoller Nexus
^ esteht und dass der Spruch gilt: „Je mehr Rad-
lahrerinnen, desto weniger Clavierspielerinnen!" In
■^Uierika scheint dem wenigstens so zu sein; denn
eitl dortiges Fachjournal der Piariomacher klagt ernst-
^aft, die wachsende Popularität des Radfahrens unter
^arnen ruinire den Pianohandel. Selbstverständlich!
h-t\vas zum Zeitvertreib braucht auch das schöne Geschlecht; schliesst man es vom
%>ort aus, so greift es zum Clavier; und umgekehrt: darf es Radfahren, so lässt
das Tastenschlagen nach! Wer also glaubt, dass letzteres „ein Ziel, aufs Innigste
'Wünschen", freue sich über jede Stahlreiterin, die er sieht und runzle nicht alt-
'"odisch die Stirn. , ,

Justizminister Dr. von Friedberg -j-.

der Geschichte der Justizgesetzgebung des Deutschen
Reiches dauernd verknüpft bleiben. Er war der
Schöpfer des deutschen Strafgesetzbuches, das haupt-
sächlich durch seine energische Thätigkeit in der
kurzen Zeit von zwei Jahren zu Stande kam, und er
nahm hervorragenden Antheil an der Ausarbeitung
und Berathung der Civil- und Strafprocessordnung,
die ebenfalls ihr Zustandekommen zum grossen Theil
seiner Thätigkeit verdanken.

Heinrich Friedberg war am 27. Februar 1813 zu
Märkisch-Friedland in Westpreussen geboren. Er
studirte 1833—36 in Berlin die Rechte, wurde 1848
Staatsanwalt beim Kammergericht, 1850 Oberstaats-
anwalt in Greifswald, wo er sich gleichzeitig als
Privatdocent habilitirte. Im Jahre 1854 wurde er als
Geh. Justizrath und vortragender Rath in’s preussische
Justizministerium berufen, das 1879 seiner Leitung
unterstellt wurde. Er erfreute sich der besonderen
Gunst und des Vertrauens des Kaisers Friedrich, der
ihn, als er zur Regierung gelangt war, durch Ver-
leihung des Schwarzen Adlerordens auszeichnete.
Nach dem Tode des Kaisers Friedrich wurde sein
Rücktritt allgemein erwartet. Er blieb noch bis zum Januar 1889. Die amtliche
Mittheilung seiner Entlassung wurde an demselben Tage publicirt, an dem der
Reichsanzeiger die Cabinetordres, betreffend die Publication der Anklageschrift
wider den Professor Geffcken wegen Veröffentlichung des Tagesbuches des
Kaisers Friedrich, amtlich bekannt machte. Seit dieser Zeit ist Minister Friedberg
öffentlich wenig hervorgetreten. Die letzte grosse Festlichkeit, an der er als
Mitglied des Staatsministeriums und Ritter des Schwarzen Adlerordens theilnahm,
war die Feier der Eröffnung des neuen Reichstagsgebäudes.

Der Tod des greisen Ministers erfolgte ohne vorangegangenes längeres
Leiden. Friedlich schlummerte er in’s Todtenreich hinüber und ruht nun aus
von seinem arbeitsreichen und verdienstvollen Leben.

Cora Pearl — das ganze lustige
Paris des zweiten Kaiserreiches taucht
in der Erinnerung auf, das Paris, in
dem man sich amüsirte um jeden
Preis, in dem der Cancan und der
Chanson hoffähig geworden war. Die
Tänzerin Cora Pearl war keine Schön-
Cora Pearl heit, at3er elne piquante Erscheinung,

und mit dem Kaiser lag ihr Frank-
reich zu Füssen. Künstler und hohe Hofchargen antichambrirten bei ihr, sie

h,

errschte

im Reiche der Mode. Auch die Mode war keineswegs schön,

Sanz wie ihre Beherrscherin, und selbst ihre graziöse Mitregentin — Madame
^ügenie, liess sich verunstalten durch die Crinoline. Unser Bild stellt Cora
1 earl im Strandcostüm dar. So besuchte sie das fashionable Bad Irouville und
dezauberte die lebensmüdesten Boulevardiers. Jede Zeit hat eben ihren eigenen
^ eschmack. ,

Von Seiten der Stadt Frankfurt ist ein Betrag von 5000 Mark als Beitrag

2l)m Ankauf einer, Sammlung Goethe’scher Briefe für das Weimaraner
0

^öethe-Archiv bewilligt worden. Es handelt sich um etwa 70 Originalbriefe

Goethe’s an Charlotte von Stein, die
indessen bereits im Drucke veröffent-
licht worden sind. Die Briefe be-
fanden sich bisher im Besitze der
Familie von Stein, die sich nun der
werthvollen Handschriften zu ent-
äussern wünscht und der bereits von
Amerika her ein hohes Angebot dafür
gemacht wurde, die indessen einem
in Berlin gebildeten Comite zur Erhal-
tung der Handschriften für Deutsch-
land das Vorkaufsrecht bis zu einem
festgesetzten Termine zugestanden
hat. Auch das Frankfurter Hochstift
hat einen Betrag von 1000 Mark zur
Erwerbung der Briefe gewidmet.

Professor Max Müller in Oxford hat nun auch zur Frage des Frauen-
Studiums Stellung genommen: „Ich waf früher ein entschiedener Feind des
rauenstudiums“, äusserte sich der berühmte Gelehrte einem Interviewer gegen-
ddei\ „jetzt aber bin ich bekehrt und halte es für eine der grössten Errungen-
Sehaften unserer Zeit. Thatsächlich ist es ein Vergnügen, die jungen Mädchen
eim Studiren zu sehen. Junge Männer arbeiten so wenig sie können, junge
^üdchen so viel sie können, ja meist sogar zu viel. Ausserdem ist ihre Art zu
lern.

en systematischer und ihr Können daher gründlicher. Ich wünschte, die
ätmer würden in sich gehen und von den Mädchen lernen — wie man lernt.“

Der ehemalige preussische Justizminister Dr. v. Friedberg ist im Alter
Votl 82 Jahren am Abend dcs 3. Juni in Berlin gestorben. Sein Name wird mit

Der Angelsport ist in England eine uralte Leidenschaft. Das älteste Hand-
buch dieser edlen Kunst erschien bereits 1486 unter dem Titel „Book ot St.
Albans“ und erhielt 1496 einen lesenswerthen Anhang „Treatyse of fysshinge
wyth an angle“. Die Verfasserin dieses' Zusatzes war Juliane Barnes, Bernes
oder Berners, Priorin eines Nonnenklosters bei St. Albans. Seither ist jenseits
des Canals das Angeln von beiden Geschlechtern mit gleichem Eifer betrieben
worden. Besonders Lachs und Forelle sind die gesuchtesten Fangobjecte, und
unter dem Zei-
chen des Fisch-
hakens ist schon

mancher Bund ,

für das Leben
geschlossen
worden. Die
Damen der vor-
nehmsten Ge-
sellschaft ziehen
sich an die nord-
östlichen Seeen
zurück, leben in
der einfachsten

Prlnzessin von Wales und Prinzessin Victoria
als Anglerinnen.
 
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