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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1895

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Kirchbach, Wolfgang: Der Wein, [8]: Roman
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https://doi.org/10.11588/diglit.32112#0439

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352

MODERNE KUNST.

wieder, er umschlang sie, und mit unsäglicher Leidenschaft umfasste
auch sie seinen Hals und gab sich ganz der Wonne dieses frischen
und unermüdlichen Küssens hin. Erst nach einem Weilchen besarm
sie sich, wehrte ab und flüsterte, es sei nun genug; man müsse sich
doch auch ein paar Küsse noch für andere Tage aufheben.

Da lächelte Horst befriedigt, hielt inne und sass nun still nebe n
ihr, indem er ihre Iiand in die seine nahm und sie leise streichelte-
Sie hatte auf den Spurmann’schen Berg herabblickend auch g e'
sehen, dass an den vordersten Stöcken in der That nur wenig We* n
hing und so schlug ihr auf einmal das Gewissen für Horst, so dass s lC
frug; „Steht denn der Wein bei Ihnen überall so schlecht wie hie f

U

vorn? Ich möchte so gern, dass Sie eine recht gute Ernte hätten-
Sie sprach clas Letzte mit dem vollen Tone der Liebe, al s
gehöre dieser Wunsch auch gleich in die Geschichte ihres Herzen 5
hinein, die sie soeben erlebte.

Horst blickte sie erst verwundert, dann aber mit einer Art ' ro n

Siegesgewissheit an.

„Im Gegentheil, Fräule in
Martha, spracli er, es steD

bei uns alles so ausgezeichn et

wie nie. Drei und vier Tra n'
ben an einer Rebe. Wir "' lS'
sen gar nicht, wo wir mit d elT1

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ganzenReichthum hin soll en'
Sie erhob sich betroff el1
und sah ihn staunend an.

„Wenn Du’s nicht glaubsb
süsser Schatz, will ich Di fS
zeigen. Wir wollen ein 11,a
durch den Berg gehen, ^
kannst Du’s seh en
und allerWelt sag en’
wie grossartig es b l 1
uns ausschaut.“


Verkehr in Fleet Street in London. Nach einem Original-Aquarell von Otto Marcus.
 
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