Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 3.1912-1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.56300#0021
DOI Heft:
Nr. 107
DOI Artikel:Literatur und Kunst
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Umfang acht Seiten
Einzelbezug 20 Pfennig
DER STURM
WOCHENSCHRIFT FÜR KULTUR UND DIE KÜNSTE
Redaktion und Verlag: Berlin W 9 / Potsdamer Straße 18
Fernsprecher Amt Lützow 4443 / Anzeigenannahme durch
den Verlag und sämtliche Annoncenbureaus
Herausgeber und Schriftleiter:
HERWARTH WALDEN
Vierteljabrsbezug 1,50 Mark / Halbjahresbezug 3,— Mark /
Jahresbezug 6,— Mark / bei freier Zustellung / Anzeigen-
preis für die fünfgespaltene Nonpareillezeile 60 Pfennig
DRITTER JAHRGANG
BERLIN APRIL 1912
NUMMER 107
Inhalt: H. W.: Literatur und Kunst: Nachfeier / Der neue Mystiker / Vorbemerkung / Die Möglichkeit / Der Clou / ALFRED DÖBLIN: Der
• schwarze Vorhang / ELSE LASKER-SCHÜLER: Wenn mein Herz gesund wär — / PAUL ZECH: Nächtlicher Marktplatz / ADOLF
BEHNE: Zwei Ausstellungen / Dr. S. FRIEDLAENDER: Max Steiner: Die Welt der Aufklärung / BEACHTENSWERTE BÜCHER / PABLO
PICASSO: Zeichnung / UMBfiRTO BOCCIONI: La peinture des etats d'äme / I: Les Adieux / Originalzeichnung
Pablo Picasso: Zeichnung
Literatur und Kunst
Nachfeier
Die literarischen Gaben der Tagespresse zu
den hohen Feiertagen machen den Redaktionen'
immer größere Schmerzen. Die „hervorragend-
sten Dichter und Künstler“ sterben und zumi
nächsten hohen Feste ist vielleicht der letzte!
Pfingstochse letal abgegangen. Der Redaktion
des Berliner Lokal-Anzeigers ist es immerhin noch'
„gelungen“, dem deutschen Volke mitzuteilen,
was man ihm zu den Festtagen wünscht. Sie
haben es, der Anregung einer liebenswürdigen
Redaktion folgend, „in gebundener und unge-
bundener Sprache frohen Herzens anvertraut
Wir geben alle diese schönen Ostersprüche un-
seren Lesern weiter, die sich gewiß freuen werden,
ihnen in behaglicher Feiertagsruhe nachzusinnen.“
So legt Hermann Bahr zum Beispiel dieses
Osterei:
Da Sie mir einen Osterwunsch für unser
Volk freistellen, sei’s der, daß jeder Deutsche
sich und das Seine freudig tätig bejahen
lerne, statt nur immer die anderen und das
ihre hämisch kritisch zu verneinen.
Herr Georg Engel wünscht in gebundener
Sprache vorläufig nur sich selber Ruhe vor
seiner Schaffenskraft:
Mir selber aber wünsch' ich Ruh',
Ein Häuschen auch an Meeresbreite,
Dann seh’ ich still dem Leben zu
Aus nied'rem Fensterlein ins Weite.
Ich zahle sofort drei Mark fünfzig Pfennig,
wenn er nur noch durch sein nied’res Fenster-
lein zuschaut.
Herr Gustav Falke, abgeklärt wie er ist, redet
goethisch: t
Treu im Wandeln,
Gerecht im Handeln,
Im Kampf voll Mut,
So fährst du gut!
Mir ist ein Automobil lieber.
Herr Rudolf Herzog, das Temperament, ist
für Schießen, wenn ihm auch das Schwert vor-
läufig noch poetischer erscheint:
17
Einzelbezug 20 Pfennig
DER STURM
WOCHENSCHRIFT FÜR KULTUR UND DIE KÜNSTE
Redaktion und Verlag: Berlin W 9 / Potsdamer Straße 18
Fernsprecher Amt Lützow 4443 / Anzeigenannahme durch
den Verlag und sämtliche Annoncenbureaus
Herausgeber und Schriftleiter:
HERWARTH WALDEN
Vierteljabrsbezug 1,50 Mark / Halbjahresbezug 3,— Mark /
Jahresbezug 6,— Mark / bei freier Zustellung / Anzeigen-
preis für die fünfgespaltene Nonpareillezeile 60 Pfennig
DRITTER JAHRGANG
BERLIN APRIL 1912
NUMMER 107
Inhalt: H. W.: Literatur und Kunst: Nachfeier / Der neue Mystiker / Vorbemerkung / Die Möglichkeit / Der Clou / ALFRED DÖBLIN: Der
• schwarze Vorhang / ELSE LASKER-SCHÜLER: Wenn mein Herz gesund wär — / PAUL ZECH: Nächtlicher Marktplatz / ADOLF
BEHNE: Zwei Ausstellungen / Dr. S. FRIEDLAENDER: Max Steiner: Die Welt der Aufklärung / BEACHTENSWERTE BÜCHER / PABLO
PICASSO: Zeichnung / UMBfiRTO BOCCIONI: La peinture des etats d'äme / I: Les Adieux / Originalzeichnung
Pablo Picasso: Zeichnung
Literatur und Kunst
Nachfeier
Die literarischen Gaben der Tagespresse zu
den hohen Feiertagen machen den Redaktionen'
immer größere Schmerzen. Die „hervorragend-
sten Dichter und Künstler“ sterben und zumi
nächsten hohen Feste ist vielleicht der letzte!
Pfingstochse letal abgegangen. Der Redaktion
des Berliner Lokal-Anzeigers ist es immerhin noch'
„gelungen“, dem deutschen Volke mitzuteilen,
was man ihm zu den Festtagen wünscht. Sie
haben es, der Anregung einer liebenswürdigen
Redaktion folgend, „in gebundener und unge-
bundener Sprache frohen Herzens anvertraut
Wir geben alle diese schönen Ostersprüche un-
seren Lesern weiter, die sich gewiß freuen werden,
ihnen in behaglicher Feiertagsruhe nachzusinnen.“
So legt Hermann Bahr zum Beispiel dieses
Osterei:
Da Sie mir einen Osterwunsch für unser
Volk freistellen, sei’s der, daß jeder Deutsche
sich und das Seine freudig tätig bejahen
lerne, statt nur immer die anderen und das
ihre hämisch kritisch zu verneinen.
Herr Georg Engel wünscht in gebundener
Sprache vorläufig nur sich selber Ruhe vor
seiner Schaffenskraft:
Mir selber aber wünsch' ich Ruh',
Ein Häuschen auch an Meeresbreite,
Dann seh’ ich still dem Leben zu
Aus nied'rem Fensterlein ins Weite.
Ich zahle sofort drei Mark fünfzig Pfennig,
wenn er nur noch durch sein nied’res Fenster-
lein zuschaut.
Herr Gustav Falke, abgeklärt wie er ist, redet
goethisch: t
Treu im Wandeln,
Gerecht im Handeln,
Im Kampf voll Mut,
So fährst du gut!
Mir ist ein Automobil lieber.
Herr Rudolf Herzog, das Temperament, ist
für Schießen, wenn ihm auch das Schwert vor-
läufig noch poetischer erscheint:
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