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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Januar
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N L


Dienstag, » Zanuar


1861.

Telegmmme.

Wien, 30. Decbr. Tie „Oesterreichische
Zcitung" meldet, Gsaf Mensdorff soli das
Minist'crium des Aenßern, Schmerling das
Präsidium ubernehmen. — Die „Wien. Ztg."
bringt vie Ernennurg des Banaltafelratyes
Mazuranic zum Präsidenten des neu zu bil-
denden provisorischen croatisch - slavonischen
Hofdicasteriums. .

Pcsth, 27. Dec. Ju der heutigen Sißung
der Gruieindevertretiing wurde eine Adreffc an
den Äaiser mit dem Znhalte beschloffen, däß
die Stadt Pesth en dem Standpunkte von
1848 festhaltc. Gleichzeitig wurdc eine Abreffe
an ben Hofranzler Baroa Vap votirt, welche
denselben ditict, seinen Einstuß zur Befreiung
Teleki's anzuwenben.

V Dcutsche Einheitsbestrebungen *)

II.

Der deutsche Nationalverein hat stch bci
seiner BegründUlig alS den Träger deffen be-
zeichnct, was die Uebers.chrift diescs Artikels
bildet. Auch er hal dcn Weg Lcr Revolulion
verworfen und wilt auf geseßlicher Grunblage
bleiben; auch er hat daran den Glauben auf-
gegeben, baß durch freiwilligc Unterordnung
der Negierenden bie nur lose verbundenen Theile
Deutschlanbs zu einem lebensfähigen organi-
schen Gesammtkörperstch zusammenfügen laffen.
Deswegcn hat er an das Volk sich gewendet,
um durch seine Bcihilfe jene Zusammenfugung
zu erwirken.

Wie diescs geschehen solle, ist weder bei
seincr Gründung, noch bei ber ersteü Haupt-
versammlung zu Koburg ganz genau sormulirt
worven. Sehr erklärlich.

Dort, wie hier, galt es, durch eine Chu-
cesston widerstrebenbe Elemenle sestzuhallen,
oder anzuziehen.

Cine der Absichten des VereinS war, die
Einigung burch Krpstaüisation än emen be»
stehenden deutschen Staatskörper zu erzielen.

Hierbci wurde nicht die Zahl der Bajonelte
berechnet, welche derselbe stellen könnte, son-
dern das Maß der Znlelligenz, der freieren
Volksbewegung, Lie in Beziehung auf die an-
geregte Zdee bei demselben gcmachte Erfah-
rung vder ausgesprochenc Willensmeinung.

Und ba war denn kein Zweifel, daß die
öfterreichiiche Partei oder bie großbeutsche,

D-n -rften Artitet enthielt die Probenummer, welche
a«f Lerlangen nachgeltcfert wtrd.

f wie ste sich licunt, von der Theilnahme an den
Zwccken des Vereius stch ausschließen werde,
daß in den süddeutschen Skaaten, wo histo-
rische Erinnerungen und coufessionelle Sympa-
thien zum Hause Lothringeu - Habsburg hin-
ziehen, bas alte Losungswort vom Ausschluffe
der schönsten und biedersten Gaue Deutsch-
lands gegen den Verein heraufbeschworen werde.

Auf ber anbern Seite ward gegen dcn Ver-
ein von Regieruugcn, die abgcneigt waren,
auch das Geringste der durch den Rheinbund
erruugenen, oder scir 181ö schöpferisch gebil-
detcn Souver-uetätsrechke zum Opfer zu brin-
gen, die in der Zerriffenheit Leutschlands eben
ein Mittel sehen, eine metzr und mehr auto-
kratische Steüuag zu gcwinnen, sei es auch nur
durch bas Schwanken zwischen bciden nach der
Hegemonie strebenden Großstaaten, die ganze
Wucht der Pojizeigewalt aufgeboten und selbst
bse Gerichte sind in einzelnen Staaten ein-
geschritten.

Wic nun, wcnn in diescm Augenblicke der
Verein dem klqr ausgesprochencn Vcrlangen,
die Frmikfurtcr Reichsverfaffung auf sein Pa-
nier zu setzen, nachgegeben hätte? — jener
Verfaffung, die selbst v»n den Regierungen,
welche dem Bereine RichtS in dcn Weg legen,
welche jene Verfaffung verkündet hatten, als
ein revolutionäreS Operat angesehen wird.

Wußte da nicht ein großer Theil bes Nor-
dens, mußte» »icht in allen Gauen die con-
servaliven, oder, wic sie sich nennen, die ge-
mäßigt lidcralen Mitgliedrr ausscheiven, selbst
wenn die Rcgierungen sich nicht entfchloffe»,
gegen den Vereiu, als einen „gemcingefähr-
lichen", eine großdeutschc Razzia auszuführen?

So gercchtfertigt cs daher war, auch in
dicser Richtung das Programm wciter und
dchndarcr zu faffen, s» hak doch dieser Um-
stand nicht dazu bcigetragen, den Verein durch
dic Wucht seines Mitglieberverzeichniffes dem
angestrebten Ziele näher zü bringen.

Zählen wir — von de» Beamten abgesehen
— wie viele Staatsangestellte, wie viele Land-
tagsabgeorbnelc, wie »iele Namen von hervor-
ragender Beheulung, ja überhaupt, wie viele
Namen aus dcn Krcisen höherer Bildung, dcs
inlcüigenteii Bürgerstandes, der Landbevölkc-
rung m scinen Berzeichniffen enthalten seien,
so inüßten wir sein Cvntingent für cinen un-
enblich kleinen Bruchtheil der Leutschen Nation
crklären.

Gleichwvhl nehmeu wir keinen Anstand, zu
behaupten, daß semeSympathien über sein Mit-
glieberverzeichniß hiüauSgcwachsen sind, vor-

züglich in jene Kreise, welche hes des ver-
schiedeusten politifche»- Ansichten doch dgrin
übereinstimmen, baß eine deutsche Bewcguug
nicht in die Fuero's und Movimiento'S der
einzelne« Staaten und Stäätchen zersplittern
bürfc, sondern von einem Centralpunktc, von
cinheitlichem Willen geleitet wcrden müffe.

Mag man daher immerhin sagen, der Na-
tionalverein habe keine Gegenwart; — hierin
kann seine Zukuost liegeu.

Wir schließen mit der Frage, kst eia Zu-
sammenwirken der Mitglieder beS National-
vereins mit den Nichtmitgliedern möglich?

Wir bcjahen. Wir behaupten sogar, daß
das großdeutschc Lager nicht dmchaus ver-
schloffe» sei, sobald nur die dpnastischen Zn-
tereffen nicht in den Vordergrund gedrüngt,
sondern diy nationalen vorzugsweise betoni
werden.

Welchep dcr beiden Großstaqten phpsisch,
injellectuell und moralisch ber befähigtere ist:
er ergreife das Panier Deutschlands und der
Ruf „Hie Wels" „Hie Wibliug" soll nicht
erhoben werben, oder keinen blutigen Strelt
hervorrufen.

Dies wäre das Ziel eiues gemeiüsamen
strebcus.

Die Lräger deffelben z» sein, rft Sach« und
Pflichk des deutschen Volkes.

Die Agitation unter demselben sei zunächst
anf Erreichbares gerichtct; bas heißk die von
den Fürsten verlangten Opser bezichen fich
außer der oben erwähnten Anerkennung der
Zusammengehörigkeit beutscher Ration in Han»
bel und Wandel nur auf die Untervrdnung in
ben Fragcn über Kricg unb Frieden, der Wehr-
verfaffung, in der Vertreiung nach Außen
unter eincn cinheitlichen Wilicn, so vaß nlcht
mehr Preußen, nicht Oestcrreich, nicht Sachsen
und Würtcmberg die dcutschcn Zntereffen bei
den Völkcrn der Erde vertrete, sonbern daß
es einc Gesandtschaft gebe dcutscherNatioa
und daß biese Narion es sei, nicht bloß die
Gesandten ihrcr Fürsten, welche zur Borberei-
tung und Erfüllung diescr Dingc mitwirke.

Zhr Weg endlich werdc bestimmt formulirt
als eine Slärkung der Regicrungsgewalten,
welche biese Zielpunkte scho» ancrkannt haben,
als einc Einwirkung in den Staaten, wo
dieses noch nicht geschehen ist auf das einzig
gesetzlichc Mevium ver Ständcversammlungen.
Es mag dieser Weg der weitere sein; er ist
aber, wenn nicht unvorgesehene Ereigniffe zum
Mutterkorn dieser schwercn Geburt werden,
ber verläsfigere.

U e u z a h r.

Der Schlag der lctzten Stunde ist verhallt,

Es sank dahin daS Zahr, znm Zeitenschooßc,

Und schon das Rcue mifchek scine Loose.

Was fteudig auch, was schmcrzlich nns bcwegtc,
Wcm Glück gcbracht dcs Jahres flüchtigc Welle,
Vorüber zog's, mii dcr Gedanken Schnelle.

Gleich wic aus offcncr Sec der Piloi kämpfet,
Dnrch Klippen lenkt des raschen FahrzengSBahn,
So ringt das Stenschenherz durchs LebHi hin^nclan.

O süßer Trost! Nahi uns die letzte St^Äe,

Dann sind «ir frei, von aller Erdenpein,

Und jcder Zweisel wird gelöftt ftin.

Was EdleS hier und Guics «ir erstrebet,

Hoch überm Siernenzclte «irds erkannt,

Dort sst drr Gnade, drr Vergeitung Land.

In dcr Prairir verirrt.

Rach der Erziihlung eincs aMerlkanischen Fveiwilligen.

WLHrend dcS merikanischen Krieges im Iahrc
1647 stand ich auf Vorposten in der Sladt San
Antonio dc Berar. Da sich der Fcind nur seitcn
blicken tietz, hatlcn wir viele Langcweite und snchten
nns die. Zeit dnrch Lagderpeditioncn in oer 11m-
gegend zu vcrtrciben. Einer solchen Erpedition,
aus grötzcrcm Kußc als die bisherigen organifirt,
fchloß ich mich an. Es galt einen AnSftug nach
dem drci Tagereiftn entsernten San-Saba-Gebirgc
zu machen und dabei glcichzeitig aus Roihhäute und
Bärcn zu birschcn; denn crftere sind an jcncr Grenze
ebcnfo oogclfrei wie die Raubthiere. Schon im
erslcn Nachtlagcr kaf mich das Mißgeschick, daß
mir, gleich mehreren meincr Reiftgesährten, das
Pserd gcstohlen wurdc, und ich mußte mich an der
nächstcn Hazienda mit einem haibwiiden Roffe neu
bcritten machen, daS eben erst auf der Prairie ein-
gcfangcn worden war. Am Abend des dritten Tagcs
sahcn wir die GebirgSkette vor uns cmporstcigen
und wip schlutzen unftr Lager an ihrem Fuße auf.

Aller Herzen schlngen lebhafter; dcnn wlr warm
dem Lande der Znbianer nahc und konntcn für den
morgendcn Lag cine intereffantc Zagd erwarten.
Wirklich jagten wir schon am nachften Morgen eincn
Trupp von fünf Bären aus, der alübald dem Ge-
birgc zueilte und in deffen Verfolgung sich dic Zagd-
gcscllschasi in mehrere Gruppcn theilte. Ein jungcr
Virginier und ich sprcngtcn dem cinen der Raub-
thiere nach, das aisbaiv in cinc enge, stch vielfach
«indende Schlucht einicnkte, so vaß wir unscre
Kameradcn ganz und gar aus dcm Gesicht verlorcn.
Seirvem mcin Pferd Lic Bären gewittert nnd ge-
fchen hattc, war es fthr unruhig gcworven. Es
spitz-c rie Ohrcn, baumtc fich, wieherte wrd machte
zuwcilen Sciiensprünge, vie mich, sast aus dcm
Saitei gebracht hättcn. Während ich Mich mii ihm
bcschäsiigte, »crschwanven der Bär und'der junge
Virginier hinier dinei Gruppe hohcr Ächen und
glcich varauf hörtc ich zwei Schüssc fallen. llm
auch mit bei der Zagd zu fein, übcrlicß ich jetzt
mcinem Pftrde die Zügel, gad ihm die Sporen,
unv mit vrei oder vier SLtzen haitc es mich meinem
Kameraden nachgctragen, welcher soebc» den BLren
angcschoffen hatte. Das Thier war in'S Rückgrat
 
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