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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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vom Generalstab. Oberlkeutenant'v. Hogel vom Jäger-
batatllon und Oberlieutenanl v. Kleiser vüm (1.) Lelb-
DragoncrregiWknt zu ihten Truppknabtheiluagen zurück-
treten. Odcrlieutknant v. Göler vom 2. Jnfanteriercgi-
ment König von Prenßen unh Oberlteutenant v. Schrlling
vom Generalstab rverden zur Dtenstleistung als Ordonnanz-
Officierx Sr. Kvnigl. Hoheit -es GroßherzogS auf die
Dauer eineS MhreS befe'hligt/

KarlSrühe, 11. Febr. Das heute erschienene Regte-
rungSblatt Nr. 6 enthält:

i. Unmittelbarc allerhöchste Gntfchließungeu Sr. Königl.
Hoheit des GroßherzogS. 1) AllerhöchstlandeSherrliche
Verordnü»g. den GeschäftSkreiS deS HandelSmtnisteriumS
betreffend. Dteselbe enthält solgende Bestimmuugea: Z. 1.
Dem HandelSmtnisterium wird die vberste Aufsicht und
Lettung der Landwirthschaft in demselben Umfang, in wel-
chem sie biSher dem Ministektum des Znnern übertrageu
war. zugewtesen. §. 2. Diese oberste Aufficht über dte
von den Gemctnden zu unterhaltenden Vtcknalstraßen steht
dem Ministertvm deS Jnneru zu. Daffelbe hat auch über
dte tm Finanzgesctz verwilligten Zuschüffe zur Verbefferung
und Unterhaltung der wichtigeren Victnalwege im Beneh-
men mit dem Handelsministerium zu verfügen. 2) Or-
-ensverlkihung. An den Mtnistertalrath Vr. Bähr das
Commandeurkrcuz 2. Claye dcS Ordens vom Zähringer
Löwen. 3) Dienstnachrichten. Forstpraktikant Frhr. Theod.
v. Glaubitz und der RechtSpraktikant Frhr. Rüdolph Rüdt
v. Collcnberg wurden zu Hofjunkern ernannt. (Schk. fi)

Arankfurt, 10. Fcbr. Dic „Patrie"
freut sich dcs Sicges, den Vincke mit Hülfe
der Polcn in der prenß. Kammer erkämpft,
wodurch i>ie Radowitz'schc Theoric, daß vie
Minciolinie zur Verlheidigung DeutschlanVS
nochwcndig sei, umgesioßen weroc. Das Ei»-'
fältlgkeitszeugniß, welcheS dic Franzoscii vcm
in Vinckc vcrkörpcrten Boruffenthum ansftel,
Icn, muß dasselbc in der öffcntlichen Mci-
nung Deutschlands vollends ruiniren, denn
sie, die Franzoscn, würden später beweisen,
daß sie cinem durch Venetien erstarktcn Jta-
lien zu ihrer Sicherheit Genua äbnehmen
müßten und ans ihren Monmnenten würven
sie dic Stcge über Oesterreich als über vje
Dentschen ersöchtenc bezeichncn, wie Vincke
und sein Anhailg aus dem Martinsihor unv
der Vendomesäule lesen können. Die öster-
reichische Diplomatie war indcß noch immer
der preußischcii gcwachsen und sv könnten die
Boruffen und ihre polnischcn Frcunde auch
diesmal ihre Rechnuiig ohne den Wirth ma-
chen; dann könnte Vincke vielleicht manch ta-
pferc Rede haiten, den Rhein würde er aber
nich.t retten, vielmehr vo» dcn Bonapartisten
jenen Schwätzern zugczählt werden, vor wcl-
cheo sie immei die größtc Verachtung hattcn.
Glücklichevweise verfügt Vincke wever über
die preußischc Arinec noch scm Anhaug über
vik öffcntliche Meinung Dentschlands. (N. F. Z.)

Drcsden, 8. Fcbr. Dierrcn v. Berlepsch,
v, Fabricc-Woldk, v. Röder, v. Wieiershelm,
LegationSralh Keil, Pros. Stöckhardt, vr. Wal-
thcr erläffen eincn Ansrus, worin es u. A.
heißt:

^Wtr sehen jetzt. etnen König auf den letzten haltbaren
Punkten setnes Reiches sich gegcn räuberischen Ueberfall
groß und Heldenmüthig verfheidigen; wir sehen ctne Köni-
gtn von znrter Zugend — erne deutsche Fürstentochter —
das Zdeal der Frauenwmde verherrltchcn, tndem sie dte
Schrecken des KampskS mit ihrem köntgl. Gemahl theilt,
die Leiden der blutenden Kricger unter drohenden Gcfahren
milkert und Lte Herzen der Kämpscr mit einer Macht der
Begcisterung ersüllt, dic nur von einex höhern Frauenseele
erweckt werden kann. . . Stnd wir behindert, mtt der
Kraft des Armes Beistand zu leisten, so können wtr doch
durch den begeisierten Zuruf der Ehrfurcht und Bewunde-
rung moraltsche Erfrischung reichen; so können wir dte

ncn schcrdet, daran ist jetzt Allcs gclkgcn. Was nun
die beidcn, mii Gerhard vcrhafteten alten Leute be-
trifft, die cbenfallS zn Gun,sten d.essclben aussagcn,
so sind. das «irklich vagabundirende Gauner und
Spstzhnben, denen vor Gcricht wenig Glauben ge-
schcnkt wexde» kann, daS MLdchxn abcr, das sich
bci ihnen befindet, scheint unschuld.ig an solchein
Tzeiben uiw »ielleicht nichi einmal ihr Kind zn sein,
dgrum hät man eS auch auf fteien Kuß gesetzt und
dasselbe einstweilen bei eincr geachtetemFainilie in
der Sjadt untergebracht, bis man ermittelt haben
wird, «cm fch eigentiich angchöri, odcr ob ihre El-
tcrn übcvhaupt noch am Lebcn sind!"

Einigermaßen gciröstct. durch dic ihx nicht alle
Hoffnung raubenden Worte, wagte eS Lenchen jetzt,
den gütizen Kürsten wenigstcns um die Gnade zu
bitten, den armen Gcsangcncn sehcn und sprechen
zu dürfen, damit er Loch einigermaßcn getröstet,
beruhigter seinem Schicksalc entgegenschen könnc.

„Wir wvllcn'S versuchcn!" sagtc dep güsige Kürst
lächclnd; „ilgcntlich soll sür jetzt noch Nicmand zu
ihm gclaffcn werden, doch glaube ich, daß der Herr
llntcrsuchungSrichtcr vielleicht mft mir eine Aus-
nahme macht nnd durch meine Bermittlung den-

Wairhelt, die Krast unstres MltgefihlcS bmch die Dar-
bringuag edlen MetalleS bcthLllgen, welchc« geetgnet ist,
sowohl dcm Heldenaem Waffen zn ltcfcrn, um drn Unlcr-
drücker nicdcrzuwerfen-, alS auch den fnr daS gute Rccht
ILmpsenden vcrwundetcn Kricgern Linderung nnd Hellnng
zu ocrschaffen."

Berlin, 9. Febr. Die „Niederrh. Volks-
Ztg." schrelbt: Jm Spätjahr 1850 forderte
dic Regicrung Berichte ein über die „Ge-
sinnung" der Bürger, welche zu Geschwornen
berufcn werden könnten. Zm Bezirke des
Schwurgcrlchts zu Hamm waren damals 1700
Persone» ermittelt, welche Geschworne wcr-
dcn konnten, und von diesen erhielten von
Mantenffel'S Untcrgebencn nur 230 die Rote
„gut"; 1220 aber das Prädicat „schlecht"
und 250 wiirden als „ziemlich gut", als eine
Mittelwaare, die, wenn der Markt knapp ist,
wenigstens mit durchgehen kann, bczcichnet.

Berlin, 7. Febr. (Fortsctzung.) Jm Ab-
geordnetenhause wurde die Adreßdebatte fort-
gesetzt. Die Reihe der Redner eröffnelc Hr.
Stavenhagen zur Verthcidigung seines Amen-
dements, wornbem in Nr. 33 bereits Ȋheres
enthalten. v. Berg. Dic Amendementsstel-
ler hätten zwar gesagt, was sie für Deutsch-
land von Prenßen wünschen, aber die Ant-
wort auf dte Frage, wie diese Wünsche aus-
zuführen, seicn sie schuldtg geblieben. Die
Sachc sei incht so leicht, znnächst seien die
Vorurtheile gegen Prenßen aus dem W?ge
zu räumcn und die Voraussetzung gleich frei-
er Znstitutionen für alle deutschen Staaten
zu verwlrklichen. Sei man schon gewiß, i'n
Oesterrcich das freiere Spstem durchgeführt
zu sehen, so mögc man doch emmal an Kur-
heffen, Mccklenburg, Anhalt denken, und einmal
»ersiichen dahin zu wirkcn, daß aus dem Boden
dcs Gesetzes in diescn Staaten der Volkswille
ausgeführt wcrdc, dann werde man die Schwie-
riqkeit der Ausführung des Amendements be-
greisen. Bcvor man svlchen Thcorien bci-
tretc, möge man es gctrost bei dem unbestimm-
«en Ausdruck der Adreffc bewenden und dcr
Rcgicrung die Jnitiativc überlaffen. — v.
Carlowitz. Man mögc die Einhcitsbe-
strcbungen DeutschlandS ja nichl mit dem
Nativnalitäisprincipe i'n cine Kategorie brin-
gen, jene ständen auf realem, dies auf idea-
lem Boden und kann nur dann eine Bedcu-
tung gewinnen, wenn. sämmtliche Staatcn fich
seinen Consequenzen unterwerfen. Bisher
sei das Nationalitäts-Princip nur Deckman-
tel für dpnastische Zntereffen gewesen.; allein
Deutschlands Einhcit sei das Ziel eines mehr
als tausendjährigcn Ringens. Von wem
aber dürfc die Einheit anders in die Hand
genommen werden, als von dcm rein deut-
schen Staate, deffcn Finauzen gcoidnet, des-
senHeeic gerüstet seien. Allein was nütze Preu-
ßen seine stolzeArmee, wenn vas dcutschcVolk
nicht hiiiter ihr stche? (Rcchts Rns: sehr
gui!) Preußen habe Dcutschland bereitS ein
Entgegenkommen gezeigt und allen Contin-
genten seine Kanonen hergegcben, von Gc-
gcndiensten aber sci nichts bckannt gcworden
(Heiterkeit). Man habc viel von Oestcrreich
gcsprochen, noch häbc Ocsterreich nichts für
Deutschland gethan, seitdem es Lothringen

noch Jemand Zutritt bci dem Gefangenen erhaiten
könnte! Wie gcsagt, wir wollcn'S versuchcn!"

Nach diescir Wortcn trat dcr Fürst an soinen
Schreibiisch, schricb ctwaS auf ein Papier und reichte
dasselbe Lenchen mit dcn Worten hin:

„So, mcin Kind! hier hast Du cin paar Zeilen
an meincn Criminalrichter Hartnagei! Wo er wohnt,
wird Dir jcdes Kind in der Stadt sagcn. Versuch
Dcin Glück! Zch glaube, es wird gehen!"

Kaum hatte Lcnchen das Papier in der Hand,
so hartc fic auch schon cinen heißcn Kuß auf des
Fürsten Rechte gedrückt, mit ihrer Mutter das Ca-
binct vcrlaffcn und eilte nun mit solcher Schncllc
den Schtoßbcrg hinab, daß ihr die gnte Frau kaum
zu folgen vermochte, wahrend dcr Vater noch bei
dcm Fürsten geblieben, um noch Manches mit dem-
ftlben zu besprechen.

Der Crtminalrichtcr war gefunden «ordcn, die
Erlaubniß ertheili und dennoch waren Lenchcn's
Schritte viel zögcrndcr gcwordcn alS vorher, fie
wankte jetzt, gleich einer zum Tode Ermatteten an
der Seite ihrer Mutter dem Gcfängniffc zu, denn
nunmehr, mit der Gcwißhrit, den gcliebten Freund
fthen und sprechen zu dürfcn, traten crst die dangen

an Frankreich akgetreten. Man höre endlich
auf, die Lösung der Einheitsfrage in der Zn-
stitution des deutschen Volkes zu erblicken
uno wende stch an Preußen, um endlich an
das Ziek zn gelangen. Hier ls der Adreffe
sei der geeignetste Anlaß gcgeben, frci und
offen sich dem Köm'gc gegenüber zu äußern.
Die Aniwort bes Ministcrs des Auswärtigen
ist bereits m Nr. 34 der Hauptsache nach
mitgetheilt. (Fortsetzung folgt.)

Aus Bayern, 7. Febr. Die Genehmigung
zum Bau der Nürnberg-Würzbnrger Bahn
ist vow Ministerium ersolgt, d. h. man ist
dem Bau nicht entgegen, wenn vas dazu
nöthige Geld (15 Mill. Gulden etwa) nach-
gewiesen werden kann. Ob die Rcgicrung
den Betrieb und die Zinsengarantie übernimmt,
stehl dahin.

Bon -er Donau, 10. Febr. Glaub-
würdigem Vernehmen nach wird am 15. dss.
daS lange erwartcte Statul für die Gcsamml-
monarchie erscheinen. Daffelbe soll wie weiter
verlaulet, von de» liberalstcn Grundsätzen
und Anschaungen dnrchdrnngcn srin. (M. Z.)

Praq, 5. Fcbr. Die „Preffe" schreibt:
Einflüffc jener Partei, Ler jede Berührung
mil Deutschland ein Greuel (der czcchischen),
haben bei unserer Handelskammer dahin ge-
wirkt, vorlänfig jede Entschlicßung wegea Be-
schickung deS Heidelberger Haudelstages zu
sistiren; hoffenilich ist aufgeschobeu nicht auf-
gehoben, und wird man später doch zur Ucber-
zeugung kommen, daß die erste Handelskammer
des industriereichsten Landes der Monarchie
vvn der Betheillgnng an den Heidclberger
Verhandlmigen sich nicht selbst ausschließen
dürfc.

Wien, 7. Febr. Die „Oesterr. Ztg,"
schildert die allgemeine Stimm'ung übcr die
Ministermodification als keine erfreuliche; cs
habe sich Vieler ein „Gefühl der Bestürzung"
demächtigt. Alle seien zwar einig im Lobe
der Persönlichkeit, welche der Kaiser an die
Spitze des Mim'stcriuins gesteüt; wärc Erz-
herzog Rainer nichi ein Prinz deS kaiseriichen
Hauses, ste würden einig sein, diese Wahl zu
preisen; aber die hohe Stellung, der hohe
Rang, weicher ben Prinzen von GNiurt nebst
seincn sonstigen trefflichen Eigenschaston aus-
zeichne, mache sie verlegen.

Wien, 10. Febr. Die „Oesterr. Zeiiuiig"
schreibt: „Das k. k. Militärbettmagazin, einst
die Schwarzspanierkirche, ist durch allerhöchstc
Enischeiduiig der cvangelischen Garnison augsb.
und helvet. Bekenntniffes zur Garuisonskirche
gegcben worden; die äußcre und inncre Aus-
stattung übernahm das h. Finanzministerium.
Die Protcstanten der Residenz, ja Oesterrcichs,
müffen in diesem Actc mehr sehen unb begrü-
ßcn, als ci» bloßes Gcschenk vo» Stein und
Geld. Die an einem ver schönsten Plätze
Wiens gelcgene erste evangcl. Kirche ist die
thaisächliche Bewährung confessioneller Gleich-
stellung in Oesterrcich."

Pesth, 6. Fcbr. Baron Kemcny hält
heute der nngarischen Regierung im „P.
Naplo" ein Sündenregistcr vor, jcdoch nichi
ohne versöhnlich zu schließen. „Die Wurzcl

Zweifel und Besorgntffe hervor, waö sie demselben
eigcntlich zu ftincm Troste zn sagen vermöchte und
wic sie derselbe wohl empfangen werde, in cinem
Augcnblickc; wo daS Schwert dcr Gerechtigkeit so
drohend über ftincm Haupte schwebte?

Dieft Gedankm machten Lcnchcn das Blut in dcn
Adern erstarren; mit dcrBcfürchtung, den Geliebten
viellcicht auf immer zu vcrlicrcn, erwachte crst recht
die heiße Gluth in ihrem Herzcn, Lie fic bishcr nur
mii der größicn Mühe zurückzuhalten vermochte, in
dem so schmcrzlichen Wahne, durch cine Anderc aus
ftinem Hcrzen verdrängt worden zu sein.

(Forsetzung folgt.)

Welch geringer Gunst sich dic Advocatcn bci
dem Schöpfer dcr PotSdamer Rieftngarde, dem dnrch
scine Marotien herühmtcn Vater Friedrichs deS
Großcn zu erfrcuen haiten, davon zeugt folgendcs
Gcschichichcn: „Der König erlicß nLmlich, anlLßlich
eines vorgckommenen Fallcs, ein Edici, durch wcl-
chcs denjenigen Advocatcn, die sich untcrstcben wür-
den, durch eincn Potsdam'schen Grenadier eme Bitt-
schnft unmittelbar dcm Königc überreichen zu taffm,
die Strafe angedrohi ist, daß der AdvotLt!n Gc-
ftllschaft cines HundeS aufgehLngt werden soll.
 
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