angehörenden Tproler in der Protestan-
tenfrage an ihre Mitbürger Ln Tprol ge-
richtet hatte, lautet:
^Mit Trauer und Scham nfüllt unS daS Trctben etner
zelotischen Propaganda, der eS gelungen, den Landtag Ty-
rolS zu einer höchst unzeitigen Kundgebung deS bornirtesten
Provinzial-Separatismus, zu einem Proteste gegen daS
neue Protcstantengcsetz aufzustacheln. Während allenthalben
in und außer Oesterreich dieser Act lange vorenthaltenek
Gerechttgkett gegen dte akatholischen Mitbürger und gegen
sämmtltche deutsche Bundesländer, zugleich aber auch der
Staatsklughett mtt Beisall begrüßt wurde; wtrd in den
Gauen unsereS, vom ProtestantismuS niemals bedroht ge-
wesenen Vaterlandes der Geist etneS blinden Glaubcns-
FanattSmuS heraufbeschworen, und dem in allen Verfassun-
gen der Neuzett als Grundgesetz aufgestellten Prtncipe der
confessionellen Gletchberechttgung der offene Krteg erklärt.
Ze rücksichtSloser jede Gegensttmme durch dte Waffen deS
Terrorismus dahetm erstickt wtrd, desto erwünschter muß
es Euch wackern Kämpfern der Mtnorität sein, etne mo-
ralische Stütze in den Sympathien und im Dankesaus-
drucke Eurer Landsleute zu finden, welche, obgletch sett
Zahren außerhalb des tyroltschen VaterlandeS lebend, nte-
mals aufgehört haben, demselben mtt aller Wärme deS
Herzens zugethan zu setn, und welche mit ttefem Schmerze
der Mtßbrauch erfüllt. der mtt dem glaubenstreuen Sinne
unseres btederen Volkes getrteben wtrd." (Oesterr. Z.)
Oesterreichische Monarchie.
Pesth, 29. Mai. Um den Gefahren zu
cntgehen, welche allenfalls di'e Annahme des
Antrags der Beschlußpartei (welche gegen-
wärtlg, wi'e ich Zhnen bereits schrieb, die
Majorität besißt) für den Landtag und somi't
für das Land hcrausbeschwören könnte, hat
sich dieselbe veranlaßt gefunden, nachdem sie
sich damik begnügt, dle im Schooße des Land-
tags wahrhaft vorherrschende Tendenz znr
Geltung gebracht zu haben, einlge Deputlrte
zu bestimmen, sich der Abstimmung zu enthal-
ten, um aiif vlese Welse ber Adreßpartel aus
frelem Antrleb dle relatlve Majorltät zu
sichern.
Pesth, 31. Mal. Jn der heutlgen Sltzung
des Unterhauses sprachen Ludwlg Mocsarp,
Kasimlr Sarközp und Antvn Csengerp für,
Emerlch Revecz, Bujanowlts und Stephan
Patap gegen dle Adresse.
Pesth, 1. Junl. Barczap von der Be-
schlußpartel legt seln Mandat nleder. Nparp
beantragt, Deak's Motlve sollen mlt dem
Zusatz: „der Landtag erklärt dle 1848er Ge-
setze hergestelll" als Beschluß ausgesprochen
werden. (Oesterr. Z.)
Pesth, 1. Junl. Dle Debatten des Land-
tagcs waren sehr stürmlsch. 46 Anhänger Ver
Adresse haben lhr Mandat nledergelegt. Hr.
Bonls bezelchnet dleses Verfahren als Par-
telmanöver. (Znd. b.)
Frankretch.
Paris- Jm Senat wurde über elnc Pc-
tltlon berathen, welche verlangt, daß dle Ar-
tlkel des Strafgcsetzbuches aufgehoben wcrden,
nach wclchen Gelstllche, dle l» lhren Predlgten
dle Reglerung krltlsiren vder Gesetze und kai-
serllche Decrete tadeln, mlt Gefängniß bls zu
zwel Jahren bestraft werden soüen, und wenn
sie dleselben durch den Druck veröffentllchen,
mlt Landesverwelsung bedroht werden. Der
Berlchterstatter welst nach, daß dlcse Bestlm-
mungen dle unter der allen Mvnarchle be-
standenen gemllderi haben, denn dreselben Ver-
gchen selen nach dem Edlct von 1595 mlt
Durchbohrung der Zungc und ewlger Landes-
verwelsung bestraft wordcn; selbst dle Re-
fiauratlon habe auf lhrer Ausführung bestan-
den; dle Pctltlon sel daher znrückzuwelsen;
dle Debatten darüber wurden vertagt. Elne
andcre Pctltloii beschwert sich, daß dle Sol-
daten Svnnkags der Meffe nlcht beiwohnen
müffen und die Armee überhaupt keincn reli-
giösen Pflichtcn mchr unkerworfen sei. Der
Berichterstatter beantragt dle Zurückweisung
auch dieser Petltivn, da man dle Ausübung
rellgiöser Pflichten dem<Gewlffen der Svlda-
ten überlaffen müffe, und sie nur dabel nlcht
hindern dürfe, darauf sei bel den Revuen und
Paraden am Sonntag Rücksicht gcnommcn.
Dupin hält es für kelncn kleinen Mlßstand,
wenn-der Svldat, statt elnen Befehl auszu-
führen, antworten köune, lch gehe nun in die
Meffe, dann höre jede Disclplin auf und man
werde bald ellie päpstlich^Armee haben; der
Solbat erfülle selne religlösen Pflichten da-
durch, daß er seinem Lande diene. Die Pc-
tlon wlrd abgewiesen. Dlese Debatte zeigt
Yen großeu Wldcrwiilen, den Mau sekbst lm
heuti'grn Frankreich noch davor hat, die nuk
zu religiösen Zwecken bestimmte Kanzel zu
scichte», einsei'tigen Declamationen über alle
mögliche» die Rellgion gar nicht berührenden
Fragen mißbrauchen zu sehen, ein Ucbel, das
auch unter kleineren Verhältnlffen als ln
Frankrelch und nicht blos beim Katholiclsmiis
sich zcigt und dann noch wclt wldcrwärtiger
und anmaßender erscheint.
PariS. Dlc „Jndep. belge" mcldet den
Abschluß eines Offensiv- und Defcnsiv-Bünd-
niffes zwischen Preußen und Rußland.
Paris, 1. Junl. Heute wurde hier auf
dem Montmartre Joachim Lelewel begra-
ben, einer der bedeutcndsten Gelehrten und
Gkschichtsforscher Polens in neuerer Zeit und
ein Charakter von antlker Festigkelti Als Ab-
gcordneter zum Warschauer Landtag war er
eincr der Hauptbeförderer der Revolutlon von
1830. Während derselbcn war er Mitglied der
provisorlschen Regierung und zugleich Präsi-
dent dcs patriotisch-demokratische» Clubbs.
Paris, 2. Zuni. Mirös und Solar
werden am 6. Junl vor dem Zuchlpollzeigcricht
erscheinen. Die Anklage lautet auf Betrügerei,
Vertrauensmlßbrauch und ungerechtfertigte Di-
vldendenvertheilung. Dle Mitglleder des Ueber-
wachungsraths sind als clvillter verantwort-
Ilch vorgeladen worden.
S ch w e « z.
Aus der Schtveiz, 1. Junl. Napvleon
hat dem Bundesrath 5000 Fr. für Glarus
überreichen laffen. Sämmtllche Fabriken, die
bekanntlich vom Feuer verschont blleben, ha-
ben ihrc Arbeiten wlcder aufgcnommen. Zu
Zürlch haben 143 Gefangene in der Kanto-
nalstrafanstalt 389 Fr. für die Verunglückten
gesteuert.
Thurgau. Der hier verhaftetc russische
Staatsraty ist, wie es sich heraussteüt, lrr-
siiinig.
St. Gallen, 1. Zunl. Dle Hebung des
„Ludwig" lst nicht gelungen.
E n g l a n d.
Londo«, 2. Juni. Aus New-Iork vom
22. Mai wird berichtet, Präsibent Lincoln
habe die Marinebestimmiingen des Pariser Con-
greffes von 1856 acceptirt. Der Prästdcnt der
südl. Staatcn, Jcfferson Davis, ist m Pen-
sacola (Florida) angekommen.
I t a l t e n.
Rom.. Der heilige Stuhl hat auf die
Anfragc der Bischöfc, ob sie sich bei dem heu-
tigen Nationalfest betheiligen sollen, vernei-
nend geantwortet.
Turin, 1. Juni. Garibaldi hat am
10..Mai an den Präsidenten der unitarischen
Ge'sellschaft zu Palermo, dio ihn zu ihrem
Ehrenpräsidenten ernannt hatte, cin Schreiben
gerichtet, worin sich folgende merkwürdige
Stclle besindet:
„D- ich -iis englischen Zeitungen -rfahr-, daß die Rede
davon set, Sardinten dem Papste zn.geben, jo tst mtr der
Gcdanle gekommcn, dem Gnlachlen Jhrcr Gcsellschaft s°l-
genden Beschluß »orznlegen, dcffen Prtnctpten nnter dem
ganzen ttaltentschen Boll zn vcrbrctten setn würdcn: „Jn
Anbctracht, daß Chrtstn«, tndem er anf Erden dt- Glelch-
hett unter Menschen nnd Völlcrn verknndcie, stch den Dank
und die Liebe Äll-r «rward, g-hörcn wtr zn der Rcltglon
Chrtsti. Zn Anbetrach», daß dcr Papst, dtc Cardtnäle,
die Sanftdisten und dt- In R°m »crctntgten Splone das
Haupthtnderniß d-r Etaignng JtalienS find, indcm st- dcn
Büigerkrtcg hcrv-rruf-n nnd nnteihalren, gehören wtr ntcht
zu der Rellgion deS PapsteS. AnS diesen Gründcn bc-
schlteßen wir, daß ter Paxst, die Cardtnäle u. s. w. anf
dcr Slell- thren W°hnfiH ändein und flch s° welt ali mög-
lich v°n Ztalten entfeinen, tndem fic dtese nnglüikltche ila-'
licntsche Ralton, welche ste tett Zahrhnnderteo gemartcrt
habcn, fich dcfintti» c»nstitntren laffen."
T ü r k e i.
Aus Konstantinopel vom 1. d. (über Lon-
dou vom 2.) wiro gemeldet: „Die internatio-
nale Eonferenz nimmt das österreichische
Compromiß an, welches bestimmt, daß die
Maroniten durch einen aus der Familie
Scheab genommenen Kaimakan und die Dru-
sen durch einen Muselmann verwaltct werden
sollen, und daß beide dem Pascha unterstellt
seicn. (Znd. d.)
A m e r i k a.
Newyork, 14 Wai. (Aus dem Schrei-
ben eines deutschen Kaufwanns.) Obgleich
es noch nicht zum wirkliche» Kampf gekom-
men ist, so ist dic Verheernng, die durch die
Störung ^es Handels und aller friedlichen
Verhältniffc eingctrelen ist, schon groß ge-
nug, um Eüien mit Schrecken zu erfüllen.
Wo man sonst das ganze Zahr kaum einen
Soldaten sah, da wimmelt es jetzt davon;
die ganze Stadt, ja das ganze Land gleicht
einem Lager; die jnngcn Leute-aus dcn besten
Familicn gehen mit, und wenn man diese
undlsciplinirten Horden sieht, die von beiden
Seiten gegen einander heranziehen, so muß
man besorgcn, daß es keine» civilistrten Krieg,
sondern eine barbarische Schlächterei geben
werde. Dabei werden von unserer Regierung
nun alle südlichen Häfen blockirt, wvgegen
dic südlichen Siaaten Kaperbriefe ausgeben
und unsern Handel zerstören wollen. Da
wkr cine Menge Waaren von Südamerika und
Kalifornicu i» amerikanischen Schiffen haben,
so läßt stch leicht denkcn, daß wir dabei nicht
ruhiZ sein können. Dabei korrespondiren uud
tclcgraphiren wir mit unsern Freunden in
New-Orleans und andern südlichen Häfeu
noch ununterbrochen fort, um die für unsere
Freunde eingeleiteten Geschäfte noch vor der
Unterbrechung der Verbindungen abzuwickeln.
Waarcn sind hier fastganz unverkäuflich gewor-
denund eine Masse reicher Leute sind bereits rui-
nirt; man kann dcßhalb auf das Eingehen von
Forderungcn uirgeiids mehr rechnen und muß
auf Verluste von allen Seiten gefaßt sein.
Der Süden ist zwar in mancher Bezichung
schwach, aber bei der ungeheuren Ausdehnung
und dem gefährlichen Klima schwer zu untcr-
jochen, und wenn stch nach dcr ersten Nieder-
lage oder durch vie Blockade nichl eme eigene
Partei dort für die aite Regierung bildet, so
muß es ein langer und erschöpfender Krieg für
beide Theile werden. — Von Gefahr hier in
Newpork ist vor der Hand nicht die Rede.
Bis vor 4 Wochen glaubte Niemand, vaß
cs hicr ruhig abgehen würde, wcil die Mehr-
heit in der Stadl der demokralischen Partei,
die für den Süden war, angehörte; allein so
bald der Aufruf des Prästdenien erschien und
Washington in Gesahr war, wurde im Au-
genblick Allcs einig, nnd seither giebl es hier
nnr eine Partei, die Partei der Regierung.
Eincn großartigen Äusdrnck fand diese Stim-
muiig in eiiier Volksversammlimg, die auf
20. April ans einem großen öffentlichen Platz
hier gehalien wurde; von einem halbe» Du-
tzend Trlbünen herab wurden 150—200,000
Menschen angeredet und angcfeuert, und doch
ging es ganz ordentlich- und ruhig zu.
Newyork, 20. Mai. Wie St. Louis-
blätter schrciben, ist Friederich Hecker mit sei-
nem ältesten Sohne im Sigel'schen Regiment
als- Freiwilligcr eingktrctcn. — Jn Ohio ha-
ben sich mehrere Mädchen-Cvmpagn.ieii gebil-
det und auch in Zndiana bcsteht bercits ein
Amazvnencorps.
Neueste Nachrichten
Berlin, 3. Zuni. Die „Preußische Zei-
tung" meldet: Der Polizeipräsident von
Zedlitz hat einen Urlaub auf unbestimmte
Zeit erbeten und denselben crhalten. Der
Geheime Nath vön Wiuter ist commiffarisch
mit der Verwaltnng des Potizeiprastdimns
betraut wvrden. Die Geschäflsnbergabe hat
bereits staktgefundcn.
Bern, 3. Zuni. Die abgedankte Regie-
rung von Genf ist heulc mit glänzender Ma-
jorität wieder gcwählt word'cn. Zames Fazy
hat somit fnr die Äffairc Marchand voüstän-
dige Satisfaclion erhalten.
Turin, 3. Juni. Dic letzte Nacht verlief
für Cavour sehr aufgcregt, es wurve ihm
zum sechsten Male zu Ader gelaffen, Abends
ging es beffer. Die Krankheit hat den Cha-
rakter eines leichtcn Ficbertyphus.
Vermischte Nachrichtrn.
Karlsruhe, 3V. M°i. Dt- Gründong d-s Obcr-
rhetntschcn Turncrbundes, zuwelcher schon am
Endc deS vortgcn ZahreS dic einlettenden Scheittc ge-
schehcn waren, s°ll nun endgiltig crfolgt und dcr Vorort
dcffetben, KarlSruhe, b-retli mtt Ausstellung d-r Ordnung
des Festcs, welchc« AuSgangS Jult fallen und drci Tage
tn Anspruch »rhmen wcrdc, vollaus beschästtgt setn. (K.Z.)
Dte tetzten Nachrichtc» aus Ofitndten brachten etne ge<
nauc Ueberficht der durch die doitigc» Ucberschwemmungen
tenfrage an ihre Mitbürger Ln Tprol ge-
richtet hatte, lautet:
^Mit Trauer und Scham nfüllt unS daS Trctben etner
zelotischen Propaganda, der eS gelungen, den Landtag Ty-
rolS zu einer höchst unzeitigen Kundgebung deS bornirtesten
Provinzial-Separatismus, zu einem Proteste gegen daS
neue Protcstantengcsetz aufzustacheln. Während allenthalben
in und außer Oesterreich dieser Act lange vorenthaltenek
Gerechttgkett gegen dte akatholischen Mitbürger und gegen
sämmtltche deutsche Bundesländer, zugleich aber auch der
Staatsklughett mtt Beisall begrüßt wurde; wtrd in den
Gauen unsereS, vom ProtestantismuS niemals bedroht ge-
wesenen Vaterlandes der Geist etneS blinden Glaubcns-
FanattSmuS heraufbeschworen, und dem in allen Verfassun-
gen der Neuzett als Grundgesetz aufgestellten Prtncipe der
confessionellen Gletchberechttgung der offene Krteg erklärt.
Ze rücksichtSloser jede Gegensttmme durch dte Waffen deS
Terrorismus dahetm erstickt wtrd, desto erwünschter muß
es Euch wackern Kämpfern der Mtnorität sein, etne mo-
ralische Stütze in den Sympathien und im Dankesaus-
drucke Eurer Landsleute zu finden, welche, obgletch sett
Zahren außerhalb des tyroltschen VaterlandeS lebend, nte-
mals aufgehört haben, demselben mtt aller Wärme deS
Herzens zugethan zu setn, und welche mit ttefem Schmerze
der Mtßbrauch erfüllt. der mtt dem glaubenstreuen Sinne
unseres btederen Volkes getrteben wtrd." (Oesterr. Z.)
Oesterreichische Monarchie.
Pesth, 29. Mai. Um den Gefahren zu
cntgehen, welche allenfalls di'e Annahme des
Antrags der Beschlußpartei (welche gegen-
wärtlg, wi'e ich Zhnen bereits schrieb, die
Majorität besißt) für den Landtag und somi't
für das Land hcrausbeschwören könnte, hat
sich dieselbe veranlaßt gefunden, nachdem sie
sich damik begnügt, dle im Schooße des Land-
tags wahrhaft vorherrschende Tendenz znr
Geltung gebracht zu haben, einlge Deputlrte
zu bestimmen, sich der Abstimmung zu enthal-
ten, um aiif vlese Welse ber Adreßpartel aus
frelem Antrleb dle relatlve Majorltät zu
sichern.
Pesth, 31. Mal. Jn der heutlgen Sltzung
des Unterhauses sprachen Ludwlg Mocsarp,
Kasimlr Sarközp und Antvn Csengerp für,
Emerlch Revecz, Bujanowlts und Stephan
Patap gegen dle Adresse.
Pesth, 1. Junl. Barczap von der Be-
schlußpartel legt seln Mandat nleder. Nparp
beantragt, Deak's Motlve sollen mlt dem
Zusatz: „der Landtag erklärt dle 1848er Ge-
setze hergestelll" als Beschluß ausgesprochen
werden. (Oesterr. Z.)
Pesth, 1. Junl. Dle Debatten des Land-
tagcs waren sehr stürmlsch. 46 Anhänger Ver
Adresse haben lhr Mandat nledergelegt. Hr.
Bonls bezelchnet dleses Verfahren als Par-
telmanöver. (Znd. b.)
Frankretch.
Paris- Jm Senat wurde über elnc Pc-
tltlon berathen, welche verlangt, daß dle Ar-
tlkel des Strafgcsetzbuches aufgehoben wcrden,
nach wclchen Gelstllche, dle l» lhren Predlgten
dle Reglerung krltlsiren vder Gesetze und kai-
serllche Decrete tadeln, mlt Gefängniß bls zu
zwel Jahren bestraft werden soüen, und wenn
sie dleselben durch den Druck veröffentllchen,
mlt Landesverwelsung bedroht werden. Der
Berlchterstatter welst nach, daß dlcse Bestlm-
mungen dle unter der allen Mvnarchle be-
standenen gemllderi haben, denn dreselben Ver-
gchen selen nach dem Edlct von 1595 mlt
Durchbohrung der Zungc und ewlger Landes-
verwelsung bestraft wordcn; selbst dle Re-
fiauratlon habe auf lhrer Ausführung bestan-
den; dle Pctltlon sel daher znrückzuwelsen;
dle Debatten darüber wurden vertagt. Elne
andcre Pctltloii beschwert sich, daß dle Sol-
daten Svnnkags der Meffe nlcht beiwohnen
müffen und die Armee überhaupt keincn reli-
giösen Pflichtcn mchr unkerworfen sei. Der
Berichterstatter beantragt dle Zurückweisung
auch dieser Petltivn, da man dle Ausübung
rellgiöser Pflichten dem<Gewlffen der Svlda-
ten überlaffen müffe, und sie nur dabel nlcht
hindern dürfe, darauf sei bel den Revuen und
Paraden am Sonntag Rücksicht gcnommcn.
Dupin hält es für kelncn kleinen Mlßstand,
wenn-der Svldat, statt elnen Befehl auszu-
führen, antworten köune, lch gehe nun in die
Meffe, dann höre jede Disclplin auf und man
werde bald ellie päpstlich^Armee haben; der
Solbat erfülle selne religlösen Pflichten da-
durch, daß er seinem Lande diene. Die Pc-
tlon wlrd abgewiesen. Dlese Debatte zeigt
Yen großeu Wldcrwiilen, den Mau sekbst lm
heuti'grn Frankreich noch davor hat, die nuk
zu religiösen Zwecken bestimmte Kanzel zu
scichte», einsei'tigen Declamationen über alle
mögliche» die Rellgion gar nicht berührenden
Fragen mißbrauchen zu sehen, ein Ucbel, das
auch unter kleineren Verhältnlffen als ln
Frankrelch und nicht blos beim Katholiclsmiis
sich zcigt und dann noch wclt wldcrwärtiger
und anmaßender erscheint.
PariS. Dlc „Jndep. belge" mcldet den
Abschluß eines Offensiv- und Defcnsiv-Bünd-
niffes zwischen Preußen und Rußland.
Paris, 1. Junl. Heute wurde hier auf
dem Montmartre Joachim Lelewel begra-
ben, einer der bedeutcndsten Gelehrten und
Gkschichtsforscher Polens in neuerer Zeit und
ein Charakter von antlker Festigkelti Als Ab-
gcordneter zum Warschauer Landtag war er
eincr der Hauptbeförderer der Revolutlon von
1830. Während derselbcn war er Mitglied der
provisorlschen Regierung und zugleich Präsi-
dent dcs patriotisch-demokratische» Clubbs.
Paris, 2. Zuni. Mirös und Solar
werden am 6. Junl vor dem Zuchlpollzeigcricht
erscheinen. Die Anklage lautet auf Betrügerei,
Vertrauensmlßbrauch und ungerechtfertigte Di-
vldendenvertheilung. Dle Mitglleder des Ueber-
wachungsraths sind als clvillter verantwort-
Ilch vorgeladen worden.
S ch w e « z.
Aus der Schtveiz, 1. Junl. Napvleon
hat dem Bundesrath 5000 Fr. für Glarus
überreichen laffen. Sämmtllche Fabriken, die
bekanntlich vom Feuer verschont blleben, ha-
ben ihrc Arbeiten wlcder aufgcnommen. Zu
Zürlch haben 143 Gefangene in der Kanto-
nalstrafanstalt 389 Fr. für die Verunglückten
gesteuert.
Thurgau. Der hier verhaftetc russische
Staatsraty ist, wie es sich heraussteüt, lrr-
siiinig.
St. Gallen, 1. Zunl. Dle Hebung des
„Ludwig" lst nicht gelungen.
E n g l a n d.
Londo«, 2. Juni. Aus New-Iork vom
22. Mai wird berichtet, Präsibent Lincoln
habe die Marinebestimmiingen des Pariser Con-
greffes von 1856 acceptirt. Der Prästdcnt der
südl. Staatcn, Jcfferson Davis, ist m Pen-
sacola (Florida) angekommen.
I t a l t e n.
Rom.. Der heilige Stuhl hat auf die
Anfragc der Bischöfc, ob sie sich bei dem heu-
tigen Nationalfest betheiligen sollen, vernei-
nend geantwortet.
Turin, 1. Juni. Garibaldi hat am
10..Mai an den Präsidenten der unitarischen
Ge'sellschaft zu Palermo, dio ihn zu ihrem
Ehrenpräsidenten ernannt hatte, cin Schreiben
gerichtet, worin sich folgende merkwürdige
Stclle besindet:
„D- ich -iis englischen Zeitungen -rfahr-, daß die Rede
davon set, Sardinten dem Papste zn.geben, jo tst mtr der
Gcdanle gekommcn, dem Gnlachlen Jhrcr Gcsellschaft s°l-
genden Beschluß »orznlegen, dcffen Prtnctpten nnter dem
ganzen ttaltentschen Boll zn vcrbrctten setn würdcn: „Jn
Anbctracht, daß Chrtstn«, tndem er anf Erden dt- Glelch-
hett unter Menschen nnd Völlcrn verknndcie, stch den Dank
und die Liebe Äll-r «rward, g-hörcn wtr zn der Rcltglon
Chrtsti. Zn Anbetrach», daß dcr Papst, dtc Cardtnäle,
die Sanftdisten und dt- In R°m »crctntgten Splone das
Haupthtnderniß d-r Etaignng JtalienS find, indcm st- dcn
Büigerkrtcg hcrv-rruf-n nnd nnteihalren, gehören wtr ntcht
zu der Rellgion deS PapsteS. AnS diesen Gründcn bc-
schlteßen wir, daß ter Paxst, die Cardtnäle u. s. w. anf
dcr Slell- thren W°hnfiH ändein und flch s° welt ali mög-
lich v°n Ztalten entfeinen, tndem fic dtese nnglüikltche ila-'
licntsche Ralton, welche ste tett Zahrhnnderteo gemartcrt
habcn, fich dcfintti» c»nstitntren laffen."
T ü r k e i.
Aus Konstantinopel vom 1. d. (über Lon-
dou vom 2.) wiro gemeldet: „Die internatio-
nale Eonferenz nimmt das österreichische
Compromiß an, welches bestimmt, daß die
Maroniten durch einen aus der Familie
Scheab genommenen Kaimakan und die Dru-
sen durch einen Muselmann verwaltct werden
sollen, und daß beide dem Pascha unterstellt
seicn. (Znd. d.)
A m e r i k a.
Newyork, 14 Wai. (Aus dem Schrei-
ben eines deutschen Kaufwanns.) Obgleich
es noch nicht zum wirkliche» Kampf gekom-
men ist, so ist dic Verheernng, die durch die
Störung ^es Handels und aller friedlichen
Verhältniffc eingctrelen ist, schon groß ge-
nug, um Eüien mit Schrecken zu erfüllen.
Wo man sonst das ganze Zahr kaum einen
Soldaten sah, da wimmelt es jetzt davon;
die ganze Stadt, ja das ganze Land gleicht
einem Lager; die jnngcn Leute-aus dcn besten
Familicn gehen mit, und wenn man diese
undlsciplinirten Horden sieht, die von beiden
Seiten gegen einander heranziehen, so muß
man besorgcn, daß es keine» civilistrten Krieg,
sondern eine barbarische Schlächterei geben
werde. Dabei werden von unserer Regierung
nun alle südlichen Häfen blockirt, wvgegen
dic südlichen Siaaten Kaperbriefe ausgeben
und unsern Handel zerstören wollen. Da
wkr cine Menge Waaren von Südamerika und
Kalifornicu i» amerikanischen Schiffen haben,
so läßt stch leicht denkcn, daß wir dabei nicht
ruhiZ sein können. Dabei korrespondiren uud
tclcgraphiren wir mit unsern Freunden in
New-Orleans und andern südlichen Häfeu
noch ununterbrochen fort, um die für unsere
Freunde eingeleiteten Geschäfte noch vor der
Unterbrechung der Verbindungen abzuwickeln.
Waarcn sind hier fastganz unverkäuflich gewor-
denund eine Masse reicher Leute sind bereits rui-
nirt; man kann dcßhalb auf das Eingehen von
Forderungcn uirgeiids mehr rechnen und muß
auf Verluste von allen Seiten gefaßt sein.
Der Süden ist zwar in mancher Bezichung
schwach, aber bei der ungeheuren Ausdehnung
und dem gefährlichen Klima schwer zu untcr-
jochen, und wenn stch nach dcr ersten Nieder-
lage oder durch vie Blockade nichl eme eigene
Partei dort für die aite Regierung bildet, so
muß es ein langer und erschöpfender Krieg für
beide Theile werden. — Von Gefahr hier in
Newpork ist vor der Hand nicht die Rede.
Bis vor 4 Wochen glaubte Niemand, vaß
cs hicr ruhig abgehen würde, wcil die Mehr-
heit in der Stadl der demokralischen Partei,
die für den Süden war, angehörte; allein so
bald der Aufruf des Prästdenien erschien und
Washington in Gesahr war, wurde im Au-
genblick Allcs einig, nnd seither giebl es hier
nnr eine Partei, die Partei der Regierung.
Eincn großartigen Äusdrnck fand diese Stim-
muiig in eiiier Volksversammlimg, die auf
20. April ans einem großen öffentlichen Platz
hier gehalien wurde; von einem halbe» Du-
tzend Trlbünen herab wurden 150—200,000
Menschen angeredet und angcfeuert, und doch
ging es ganz ordentlich- und ruhig zu.
Newyork, 20. Mai. Wie St. Louis-
blätter schrciben, ist Friederich Hecker mit sei-
nem ältesten Sohne im Sigel'schen Regiment
als- Freiwilligcr eingktrctcn. — Jn Ohio ha-
ben sich mehrere Mädchen-Cvmpagn.ieii gebil-
det und auch in Zndiana bcsteht bercits ein
Amazvnencorps.
Neueste Nachrichten
Berlin, 3. Zuni. Die „Preußische Zei-
tung" meldet: Der Polizeipräsident von
Zedlitz hat einen Urlaub auf unbestimmte
Zeit erbeten und denselben crhalten. Der
Geheime Nath vön Wiuter ist commiffarisch
mit der Verwaltnng des Potizeiprastdimns
betraut wvrden. Die Geschäflsnbergabe hat
bereits staktgefundcn.
Bern, 3. Zuni. Die abgedankte Regie-
rung von Genf ist heulc mit glänzender Ma-
jorität wieder gcwählt word'cn. Zames Fazy
hat somit fnr die Äffairc Marchand voüstän-
dige Satisfaclion erhalten.
Turin, 3. Juni. Dic letzte Nacht verlief
für Cavour sehr aufgcregt, es wurve ihm
zum sechsten Male zu Ader gelaffen, Abends
ging es beffer. Die Krankheit hat den Cha-
rakter eines leichtcn Ficbertyphus.
Vermischte Nachrichtrn.
Karlsruhe, 3V. M°i. Dt- Gründong d-s Obcr-
rhetntschcn Turncrbundes, zuwelcher schon am
Endc deS vortgcn ZahreS dic einlettenden Scheittc ge-
schehcn waren, s°ll nun endgiltig crfolgt und dcr Vorort
dcffetben, KarlSruhe, b-retli mtt Ausstellung d-r Ordnung
des Festcs, welchc« AuSgangS Jult fallen und drci Tage
tn Anspruch »rhmen wcrdc, vollaus beschästtgt setn. (K.Z.)
Dte tetzten Nachrichtc» aus Ofitndten brachten etne ge<
nauc Ueberficht der durch die doitigc» Ucberschwemmungen