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Heidelberger Familienblätter — 1868

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No. 53 - No. 65 (3. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43665#0226

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ter Prüfung von der Univerſität Dillingen die juri-
diſche Doktorwürde. Nach ſeines Vaters Tod er-
wählte ſich Hermann den geiſtlichen Stand, ſtudirte
zu Ingolſtadt die Theologie, erhielt am 1. Oktober
1797 durch den Weihbiſchof Wilhelm Leopold Frei-
herrn v. Baden zu Konſtanz die Prieſterweihe, ehe
er noch die theologiſchen Studien ganz beendigt
hatte, und wurde jetzt als gewählter Kanonikus des
Stifts Konſtanz inveſtirt. Nach vollendeten Stu-
dien wurde Hermann im Jahr 1802 von dem Bi-
ſchof Karl Theodor v. Dalberg als Aſſeſſor in das
biſchöfliche Regierungscollegium in Konſtanz bern-
fen und ſchon im erſten Jahr zum Regierungsrath
ernannt. In dieſem Berufskreis machte der junge
Beamte durch ſeine Kenntniſſe und Thätigkeit Auf-
ſehen, und im Jahr 1816 wurde ihm von dem
Fürſten Primas das Officialat der biſchofl. Curie
in Konſtanz anvertraut; ſeine Beziehungen daſelbſt
zu dem Frhrn. v. Weſſenberg ſollen ſtets freund-
liche geweſen ſein. Bei Errichtung des Erzbisthums
Freiburg 1827 berief ihn Erzbiſchof Bernhard Boll
als Ordinariatsdirector und Generalvikar in das
Domcapitel, und die Univerſität Freiburg ehrte ihn
mit der Würde des Doktors der Theologie. Im
Jahr 1830 ernannte ihn der Erzbiſchof zum Dom-
dekan. Auf Antrag des Erzbiſchofs und auf den
von Rom angeordneten Informationsprozeß wurde
der jetzt 57 Jahre alte Prieſter von dem Papſt
zum Biſchof von Macra in part. ernannt und am
8. April 1832 im Münſter zu Freiburg geweiht,
zugleich ernannte ihn Erzbiſchof Bernhard zu ſeinem
Weihbiſchof und vicarius in pontificalibus gene-
ralis. Nach dem Tod Beruhards wurde Herr von
Vicari einſtimmig vom Domcapitel zum Erzbiſchof
erwählt, erhielt auch die Beſtätigung des Papſtes,
nicht aber auch der badiſchen Staatsregierung. Auch
nach Ableben des Erzbiſchofs Ignaz Demeter wurde
Hermann am 15. Juni 1842 im 1. Wahlgang ein-
ſtimmig zum Erzbiſchof erwählt, von dem Papſt
Gregor XVI. im Januar 1843 beſtätigt und unter
Erlaſſung eines neuen Informativprozeſſes mit dem
Pallium, äußern Zeichen der vollen erzbiſchöflichen
Gewalt, beſchenkt.
nach eingegangener Beſtätigung der Wahl durch die
großherzoͤgl. Regierung, in Freiburg die feierliche

Juthroniſation des neuerwählten Metropolitanen,

wobei der damalige Präſident des großh. Miniſte-
riums des Innern, Hr. Staatsrath Frhr. v. Rüdt,

und Geh. Rath Siegel, damals Director des katho-

liſchen Oberkirchenraths, zur Einſetzung und Ab-
nahme des Huldigungseides und der Herr Biſchof
von Rottenburg als Inthroniſator mitwirkten; zu-
gleich wurde der im Jahr 1834 zum Commandeur
des Zähringer⸗Loͤen⸗Ordens ernannte Erzbiſchof
mit dem Großkreuz deſſelben Ordens durch Se.

Am 26. März 1843 erfolgte,

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net, mit dem Hohenzollern'ſchen Ehrenkreuz erſter

Klaſſe geſchmückt, von der Stadt Freiburg aber mit
dem Ehrenbürgerrecht beehrt.
Am 3. Oktober 1847, während der Herr Erz-
biſchof ſich auf einer Reiſe nach Wien befand, wurde
in der oberrheiniſchen Kirchenprovinz ſein 50jähri-
ges Prieſterjubiläum mit großem Pomp kirchlich
gefeiert; im Jahr 1848 erhielt Se. Excellenz von
Sr. Majeſtät dem König von Württemberg das
Großkreuz des Friedrichsordens und 1854 wurde
er von Sr. Heiligkeit dem Papſt Pius IX. zum
Praesul domesticus, solio Pontificio assistens
Comes Romanus ernannt. Im Jahr 1852, nach des
höchſtſel. Großherzogs Leopold Tode, trat zuerſt we-
gen deſſen Todtenfeier ein Conflict der Curie mit
der Staatsregierung zu Tage, der leider bis heute

noch nicht erloſchen iſt. Erzbiſchof Hermann feierte-

ſein 25jähriges Jubiläum am 8. April 1857 als
Biſchof und am 26. März d. Js. als Erzbiſchof;
bei letzterer Gelegenheit verlieh ihm Se. Königliche
Hoheit der Großherzog die goldene Kette zum Zäh-
ringer Löwenorden, Se, Maj. der König von Preu-
ßen das Großkreuz des Rothen-Adler-Ordens; Se.
Majeſtät der König von Württemberg beehrte ihn
mit Ueberſendung eines eigenhändigen Beglückwün-
ſchungsſchreibens durch einen beſonderen Abgeſand-
ten; das Großh. Staatsminiſterium richtete eben-
falls ein Beglückwünſchungsſchreiben an den Ge-
feierten, bei welchem ſich die Kirchenfürſten der
Nachbarländer oder deren Stellvertreter zur Feier
einfanden.
Ueber das Privatleben des Herrn Erzbiſchofs
herrſcht nur Eine Stimme der Anerkennung. Sein
leutſeliges mildes Weſen, ſowie ſein bewährter Wohl-
thätigkeitsſinn ſetzen ihm in allen Kreiſen, mit denen
der Verſtorbene irgend in Berührung kam, ein ehren-
des und dankbares Andenken.

Die Krankheit des Papſtes.
In Rom war vor Kurzem an dem Sockel einer
Statue des Papſtes nachſtehender Dialog angeheftet:
Frage: Was fehlt ihm? Antwort: Tumore (eine
Geſchwulſt). Frage: Was erzeugt ſie? Antwort:
Streiche das T: Umore (Feuchtigkeit). Fr.: Was
iſt die Folge davon? Antw.: Streiche das U:
More (er ſtirbt). Fr.: Wann geſchieht das? Ant-
wort: Streiche das M: Ore (in einigen Stunden).
Frage: Und wer kommt an ſeine Stelle? Antw.:
Streiche das O: Re (der König). Fr.: Welcher?
Antw.: Streiche das R: E (Emanuel).

Königl. Hoheit den Großherzog Leopold ausgezeich-

Redaktion. Druck und Verlag von Adolph Emmerling.
 
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