MODERNE KUNST.
373
Pholographie im Verlage von Gnstav Schauer, Berhn.
Tito Conti. Odaliske.
Sachen beschäftigt sei. Spurmann ersuchte einen Comptoiristen, er möchte
Horst noch einmal zu einer Unterredung kommen lassen.
Nach einer Weile erschien Horst. Er mochte ahnen, um was es sich
handelte, denn er machte ein ebenso geheimnissvolles wie begieriges
Gesicht.
„Setzen Sie sich,“ sagte Spurmann kurz, nachdem er sich mit dem
Winzer allein sah.
„Ich danke, ich stehe auch so ganz gut!“ versetzte Horst, indem er
den Herrn scharf ansah.
„Ich werde Ihnen nie verzeihen können,“ sprach Spurmann finster
und zurückhaltend, „was Sie mir und meinem Geschäft angethan haben.
Ich könnte Sie, wie ich gestern wollte, sofort von meinem Presshofe weg-
jagen. Aber ich habe mir überlegt, dass es besser ist, ich behalte Sie in
nieinem Geschäft.“
Horst sagte langsam: „Darin könnte etwas Richtiges liegen, dass das
besser wäre.“
Er sah dabei den alten Herrn so seltsam an, dass ein leichter Schauer
diesen erfasste. Er sagte mühsam:
„Ich verlange weiter nichts von Ihnen, als dass Sie über all’ das,
"'as sie selbst angerichtet haben, tiefstes Stillschweigen bewahren. Ihre
Wirthschaft hat es dahin gebracht, dass wir dieses Jahr ausnahmsweise
Trauben aufkaufen müssen; es braucht aber Niemand zu wissen, warum.
Wollen Sie das, so können Sie Ihren Gehalt weiter beziehen und ich
werde Sie anderweitig beschäftigen.“
Der Sprecher sah den Winzer gespannt an. Horst verneigte sich
mit einer geheimnissreichen Miene.
„Ganz wie Sie denken, Herr Spurmann,“ sagte er unterwiirfig.
Er zog sich langsam aus dem Comptoir zurtick, um mit stiller Sieges-
gewissheit zu empfinden, dass er mit einem Schlage der unentbehrlichste
Mann im ganzen Geschäft geworden war, gerade durch den Schaden, den
er diesem zugefügt hatte. Von seinem Schweigen hing ja nun wohl der
Bestand der Handlung und ihr guter Ruf ab.
Schon war die Weinlese herangerückt, .die Weinbergsordnung war
festgestellt und von der Orts - Behörde war die Erlaubniss zum Beginne
der Ernte ertheilt. Schon fuhren auf entlegenen Wegen ganze Wagen
voll Trauben nach den Spurmann’schen Gütern oder an dritte Bestimmungs-
orte, wo Horst sie selbst abholte und heimwärts lenkte.
Unterdessen war auch die Weinbau-Ausstellung fertig geworden und
der festliche Tag rückte für die ganze Umgegend heran. Eifrig hatte
der Ausschuss, in dem auch Rüdig und Spurmann sassen, gearbeitet, die
IX. 24. III.
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Pholographie im Verlage von Gnstav Schauer, Berhn.
Tito Conti. Odaliske.
Sachen beschäftigt sei. Spurmann ersuchte einen Comptoiristen, er möchte
Horst noch einmal zu einer Unterredung kommen lassen.
Nach einer Weile erschien Horst. Er mochte ahnen, um was es sich
handelte, denn er machte ein ebenso geheimnissvolles wie begieriges
Gesicht.
„Setzen Sie sich,“ sagte Spurmann kurz, nachdem er sich mit dem
Winzer allein sah.
„Ich danke, ich stehe auch so ganz gut!“ versetzte Horst, indem er
den Herrn scharf ansah.
„Ich werde Ihnen nie verzeihen können,“ sprach Spurmann finster
und zurückhaltend, „was Sie mir und meinem Geschäft angethan haben.
Ich könnte Sie, wie ich gestern wollte, sofort von meinem Presshofe weg-
jagen. Aber ich habe mir überlegt, dass es besser ist, ich behalte Sie in
nieinem Geschäft.“
Horst sagte langsam: „Darin könnte etwas Richtiges liegen, dass das
besser wäre.“
Er sah dabei den alten Herrn so seltsam an, dass ein leichter Schauer
diesen erfasste. Er sagte mühsam:
„Ich verlange weiter nichts von Ihnen, als dass Sie über all’ das,
"'as sie selbst angerichtet haben, tiefstes Stillschweigen bewahren. Ihre
Wirthschaft hat es dahin gebracht, dass wir dieses Jahr ausnahmsweise
Trauben aufkaufen müssen; es braucht aber Niemand zu wissen, warum.
Wollen Sie das, so können Sie Ihren Gehalt weiter beziehen und ich
werde Sie anderweitig beschäftigen.“
Der Sprecher sah den Winzer gespannt an. Horst verneigte sich
mit einer geheimnissreichen Miene.
„Ganz wie Sie denken, Herr Spurmann,“ sagte er unterwiirfig.
Er zog sich langsam aus dem Comptoir zurtick, um mit stiller Sieges-
gewissheit zu empfinden, dass er mit einem Schlage der unentbehrlichste
Mann im ganzen Geschäft geworden war, gerade durch den Schaden, den
er diesem zugefügt hatte. Von seinem Schweigen hing ja nun wohl der
Bestand der Handlung und ihr guter Ruf ab.
Schon war die Weinlese herangerückt, .die Weinbergsordnung war
festgestellt und von der Orts - Behörde war die Erlaubniss zum Beginne
der Ernte ertheilt. Schon fuhren auf entlegenen Wegen ganze Wagen
voll Trauben nach den Spurmann’schen Gütern oder an dritte Bestimmungs-
orte, wo Horst sie selbst abholte und heimwärts lenkte.
Unterdessen war auch die Weinbau-Ausstellung fertig geworden und
der festliche Tag rückte für die ganze Umgegend heran. Eifrig hatte
der Ausschuss, in dem auch Rüdig und Spurmann sassen, gearbeitet, die
IX. 24. III.