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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0122

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der Gkundsteiiervorlage, welHr der Partei
des Redittrs jetzt in mnnegnechter Form
vorgeleA set. Aus die Ehercchtsfrage jege
der Redster und setne Krcunde weniger Ge-
wicht; stc ndergehen drc auSwärrigcN Frrchen
für jetzt und Hoffen, daß trotz ihrer Äbnci-
gung gegeti den ganzen Vorgang, derselbe
bcm Hcile Preußens kcinen Eintrag thnn
wcrde! Herr von Rosenbcrg-LipinSki: Vor
aUen Dtngkn sei zu cvnstatiren, daß feit dem
AMtSanrritt des jetzigen Ministeriums Bteles
und in vieler Beziehung beffer gcworden sei,
deßhalb müffe man die Adrcßdcbatte zu einem
Vertrauensvotum ausnutzen unb deßhalb für
bie Adreffe sein! Denn die dem Ätinistcrium
bereitelen Schwierigkeiteii geben den Gcgnern
Handhaben. Dagegen erklärt sich der Rev-
ner gegen den Paffus, welcher sich auf die
innere Verwaltung bezicht, vcrsclbe sei eine
Umschrcibung bes offcnen Wunsches, alle reac-
tionären Beamten zur Disposition zu stellen.
Dies sct aber ein offcner Angriff auf die
Prärogative bcr Krone, welcher nach der
Verfaffung die Erncnnung der Beamlen zu-
stcht. Dem Rcdner mißsallen ferncr die
auf dte Zukunft Dculschlands bezüzlichen
Stellen, diese gehen auf ein deutsches Parla-
ment aus, voa welchem sich der Redner hier
nichts verspreche. Die Herstellung der Eiu-
heit Deutschlands erwartet der Redner von
dem preußischen Geist und alleafalls von
dcm preußischen Schwert. Nicht von dem
Ällcs überwältlgenden Fortschritt, sondern
von dem liberalen Conservalismus, dem die
Thronrede Ausdruck vcrschaffe, sei cine ge-
deihliche Entwickelung PreußenS zu' erwarten.

Hr. v. Zcdlitz spricht sich in gleichem Sinne
wie ber Gras Canix aus, er wieberholt sast
wörtlich deffen Anführungen. Hr. v. Krosigk.
Nachdem zwci seiner politischen Freunvc „das
Felv abgemäht" hätten (Gelächtcr), bleibe ihm
wenig mehr übrig, als die Documentirung
seiner Gegnerichast gegen bie Adreffe. Jhrc
Abfaffung kvmme dem Lande dcnn voch gar
zu thcuer zu stehen, wenn man bevenke, daß
ber Landtag seit ben vier Wochen seiner dies-
jährigen Thätigkeit nvch Richts geförvert als
die Äbreffe, die boch nichts Andercs enthalke
als Phrasen, bei denen sich Zedcr denken könne,
was er wollc. Die bestimmten Aeußerungen
bcispielsweise in Bezug aus die Lrennung von
Zustiz und Verwaltung, auf die reactionären
Bcamten rc. entsprächen nicht ben Anflchten
deS Rcdners und seiner Parlei. Eine Aeußc-
rung über die Hceresreform komme dcm Hausc
gar nicht zu. Beffer ware es, gar kciue Adreffe
zu erlaffen, alö den Entwurf anzunehmen, der
dem Hause vorliege. Abg.Reichensperger(Köln)
grcift den Satz wegen der höhern Beamten
aa, protestirt gegen „sarbiuische Politik mit
ober ohne französische Obervormundschaft",
sowie gegen bas „Nalionalitätsprincip." —
Acußerungen der polnischen Abgeordncken von
TtadlewSki und Vvn Benlvwski vcranlaffen
den Mmister des Znnern zu esner scharsen
Aniwort. Die Verhandlungen gelangen bis
2 Uhr zum Schluß ber allgemeiiien Debatle.
Dic specikl-Debatle beginnl Dienstag 1l) ühr.

der Mann ihr gegenüber. Ein Keffel über dem
Feuer zeigte an, dag sie das Nachteffcn bcrcitetc,
auf wclchcs fie aufmcrksam schautc, währcnd die
Blickc des Mannes anf einen andcren Gegenstand
gerichtct waren.

f : Wenigc Schrittc von dcm Feuer entsernt saß
auf einem alten, über das Moos ausgebreitcten
Teppich ein allerlicbstes MLdchcn »on ungefähr
achtzchn Zahren, mit der Ausbefferung einee dun-
ten weiblichen Kleidungsstücks beschästigt, während
die hellcn Thräncn über ihrc Wangen herabranncn.

Das MLdchen war schön zum Entzncken und hatte,
trotz ihrer ebcnfalls Lrmlichen Kleidung, dennoch
cin so «dles Aussehen, daß man fich ntcht genug
wundern konnte, wie cin solches Geschöpf in die
Gesellschaft solcher widerlichcr Unholdc hatte ge-
rathen könncn.

Jhr Körper-war schlank und zierlich gebaut, ihre
Haut so weiß wie.Alabastcr, doch schicn man sie
abfichtlich mit einer schmutzigen Salbe bestrichcn zu
haben, um ihr dcn gar weißen Tcint zu benehmen;
ihr Busen war voll und üppig, ihr HalS stolz und
schlank, ihr Gesicht zeigtc das herrlichste Profil und
ihr rabenschwarzes, glanzendes Haar wallte in rei-

Wien, 1. Febr. Dom k. k. Flnanzmi'ni'-
sterium ist heule solgende Kundmachung er-
schienen: „Rach dem Durchschnittskurse vom
Monat Jan. sind die im Februar vetfallen-
den Nationalanlchenszinse mit 50 Prozent
Äusgeld zu bezahlen."

Wien, 4. Febr. Das im Ministerrathe
angenommene Gesetz bezüglich der Proiestanten
für dre deutsch-slavrschen Provinzen wird näch-
siens veröffentlicht wttdeü, naHdein es dic
kakserliche Sanction erhalten. Dieses Gesetz
gcwährt der protestantischen Kirche cine voll-
stänbige Autvnomie. Was die gemifchten Ehen
betriffk, so bleiben dke gegenwärtigen Verfü-
gungen provisyrrsch in Kraft. (Jnd. b.)

Wien, 5. Fcbr. Rach der amtlichen
Wiener Zeitung ist Graf Rechberg, obgleich
Minister des Acußern bleibcnd, auf sein An-
suchen der Ministerpräfldentschaft enthoben
und Erzherzog Rainer mit Leitung der Ge-
schäste im Ministerrath und Präsivium dcs-
selben betraut worden. Das Rcichsrathpräst-
dium wurde bis auf Weiteres dem Grasen
Nadasdy übertragen. Protovera wird
Minister und mit ber Leitung bes Justiz-
ministeriums betraut, Graf Wickenburg
Hanbels- und Volkswirthschaftsminister. ALe
Angelcgenheiten, welche die organische Ge-
staltung und Wirksamkeit polikischer Vcr-
tretungskörper betreffen und die Lermaligen
Geschäfte des Unterrichts- und Cultusmini-
steriums, sywic bie Oberleitung der Kunst
und Wiffenschastsinstitute stnd dem Stäftts-
ministerium (Httrn von Schmerling) über-
wicsen, die übrigen dem Staatsministe-
rium zugehörigen Geschäftc pvlitischer Ver-
waltung sind in eigenem Körper zu be-
hanbeln, dcffen unmitlelbare Leitung Las-
ser übertragen wurde. Polizeidtrector Päu-
mann mit wirklichem Hofrachscharactcr wird
mit Leitung der Krakauer Polizeidirectivn
betraut, der Wiener Polizeirath Ullmann
zum Negierungsralh unb Polizeibirector von
Prag ernannt.

Pesth, 30. Jan. Szemere veröffentlicht im
„Hirnök" unter der Uebcrschrist„Oesierreich und
Ungarn, verbunden nach dem.Princip deS Dua-
lismus" einen längercn Artikel, deffen Tendcnz
bereits der Titel kcnuzelchiiel. Bon ber Auf-
stelluiig ausgehrnd, baß Ungarn in seinem ei-
gensten Zntereffc den innigen Verband mit
Oesierreich suchen muß, fragt er, welche Form
hiezu dic geeignetstc ist? Er findet diese in
dem k. Diplom vom 20. October angedcutet,
welches nsch seiner Meinung klar auf einc
Theilung der Monarchie in zwci Gruppen
hinweist. Dicser DualiSmus sei aber nicht
allein in dcr Thevrie ausgcsprochen, er sei
auch factisch vorhanben unv der Reichsrath
werde ihn nicht heben. Dieser sei übcrhaupt
prackisch gar nicht vurchsüdrbar, man gehe
dahcr von dieser Jdec balbigst ab. Ungarn
habe mit seinen Nebenländern die eine Eiu-
heit, dic übrigen constitutionell organisirten
Länper bie anbere zu bildeu. Gemeinsame
Zntereffen und gemeinsames Zicl werden das
fcstcstc Band zwischen beiden Theilen bilden.
Dem Herrscher sei aber als König von Un-

chen Locken den Nacken herab, während ihre Händc
und Füße die zartestcn Formen zur Schau trugen.
(Fvrsetzung folgt.)

* Ein Sild drr Wafferstuih.

Es steigct das Waffer,

ES tobet dic Fluth,

Ein Säugling im Arme
Dcr Mütter ruht.

Sie blicket.so ängstlich
Zum Fenstcr hinaus,

„Ach! warst Du mein Gatk
Doch cndltch zu Haus!"

Und wie fie sv spähet
Mit Lngstlichcm Blick,

Da fichet sis wanken
Dic einzige Brück'.

So schleichen dic Stundcn,
Es rinnct.die Zeit,

„O! bin tch so cinsam
Dem Tödb gcweiht!"

Sie drücket dsS Kleine
Voll Jantincr aN's Herz,
Sinkt sckwach in die Knie,
Kleht himmclwärts.

garn noch ei'itt andere weltgeschitztNche M,'s-
sion vorbehalten, nämlrch dle Erbschaft anzu-
Ireten, wclche in der Türkei in Aussicht steht.
Dcn Schwerpunct der Politik dahin zu ver-
lcgen, sei däs höchste bynastische Ktteveffe; von
Ungarn aus sei eine Vergrtzsterung^ des Gc-
sammtstaates, die cinzige Entsihädigung sür
Veuetien, zu erwarten. Dcn Ungarn aber
sei bie Aufgabe vorbchalten, den Orient zti
civilisiren. Zum Schluffe erklärt Szemere,
von Vcrtraoen und Eintracht zwischen Fürst
und Volk das Beste zu hoffen.

Reutra, 29. Jan. (Oestr. Z.) Was unser
Koontat nicht mit Gewalt durchzüsctzen ver-
mocht, nämttch di'e bisherige Züstizvrrlvaltmig
zu lähmcn und außer Wirksamkeit zu setzen,
das wlrd auf indirectem Wege angebahnt: eS
ergehcn Befehle an die Gemeinden, keine ge,
richtlichen Zustcüangkü anzmrehmen Und keiner
Vorladung Folge zu lcisten. Den Advokalen
wurde verboien, Aufiräge. anzunehmen «ud
irgend Jemanden zu vertreten, kurz in Allem
und Zedem wird dahin gearbeitet, die Gerichts-
barkeil der kais. Zeitperiodc ihrcr Aiiflösung
cntgegen zu führen.

Krankreich.

Paris, 1. Febr. Wenn Ziffcrn rntschei-
den, so dürft« es für die kaiseriich französische
Preßfrciheit gcwiß kcinen beffern Maßsiab ge-
be» als de», daß hier im Lande der Civilisa-
tion ein Zournal auf 26,643 Seeien komutt,
in dcn schweizerischen „Bauern-Repnblikcn"
aber eineS auf 8333 Seelen. Rechnet Man
hiezu nvch dcn Umstand, daß von den franzö-
sischcn Blättern mehr als 40 Prvcent auf dic
aücinige Hauptstadt Paris kommen, so kann
man stch von der Geistesproductioii dcr Pro-
vinzen einen Begriff machen.

Paris, 1. Febr. Gcsiern haben wir eiue
kleine Manifestaiion crlebt, dic erste der Arl
seit dem zweiten Dccember, und deßhalb ist
sie als Spmptom von cincr gewiffen Wichlig-
keit; Fünfzig unb einigc Studenien, welche
dem verstorbenenSchriftsteller Mcrger die lctzte
Ehre erwi'esen hatten, begaben sich bei ihrer
Rückkchr vom Kirchhofc an das Haus, in dem
sich dic Bureau des Conrricr bu Dimanchc
befinden, und schriccn hicr aus Lcibeskrästcn:

V ivs Osussoo! L bsn Is ckospoüs ! Ob Ver-
haftungen stattgefundei, haben, wiffen wir zui
Stunde noch nicht.

Paris, 5. Febr. Der „Moniteur" zeigt
den Tod des Marschalls Bvsquet an.

Paris. Die Rachrichten, die uas über
den Stand dcr Beiagerung vvn Gaeta zuge-
kommen, tragen wie bisher dic Färbimg dcr
verschiedcnen Quellen. Aus Ncapci wird gc-
meldet, das am 28. wleder eröffnete Feuer
habe in der Stadl furchtbare Verhcerungen
angerichtetz aus Turin: die Fcstung stehe aus
dem Puncte zu capituliren uud der Prinz
von Carignan sci deshalb nach Mola di Ga-
eta abgcreist; aus Rom: daS Bombardemcnt,
obgleich Icbhafter, richie wcnig Schaden an,
dic Flotte sci unthätig und kreuze vor vcm
Hafen. Die Preffe gibt als Gruud der am
27. ersolgten Elnstellung dcr Felndseligkeiten

„O! wcnde Allgütiger
Den Kelch vvn mir ab,

O scnke uns ntcht
Zn das nässk Gräb!"

Sie umfaffet das Kindlein
Mit zitternden Armen,

„O Vater dort Obe«

O habe Erbarmen!"

Und «ie sich jetzt neiget
Dcr scheibende Lag,

Da hört sic cs rauschtü
Wie Ruderschlag.

ES nahet ein Nachen
Znr Hülfe gesandt,

Schncll hat sie dcn Gatten
Als Rcttcr etkannt.

Sie winkct boll Hoffnuüg
Mit zitterndcr Hand,

Doch — jäh ist der Nachen
Zcrschellet am Strand.

Da tönct ei» Schrei
S° schmerzlich, so wtld!

O bald ist dein Iammer,

Du Arme, gcstillt.

Es stürjkn vte Wogen
In's bcbende HauS,

Bald. ist es gcsunken
Zn Nacht und Graus. Ä. H.
 
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