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Heidelberger Familienblätter — 1868

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No. 40 - No. 52 (1. April - 29. April)
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— 200 —

Mannheim, 18. April. Einen weſeutlichen Columbarien bei Schriesheim und beim Roſenhof,

Beitrag zur älteſten Landesgeſchichte hat dieſer Tage
Prof. Dr. Starck in Heidelberg — als Sonder-
abdruck aus den Bonner Jahrb. der Alterthums-
freunde im Rheinlande, 54 S. kl. Fol., mit 4
Tafeln Abbildungen — veröoffentlicht. Wir halten
es für Ehrenpflicht, die Leſer dieſer Blätter auf den-
ſelben aufmerkſam zu machen.

Bekanntlich war La denburg ſeit Jahrhunder-
ten der Sitz und die Fundſtätte keltiſcher, roͤmiſcher
und mittelalterlicher Alterthümer; aber wie dieſe
nur zufällig und ſporadiſch gefunden wurden, fan-
den ſie nur gelegentliche Beſchreibung, oder gingen
in Sammlungen und im Privatbeſitz ſpurlos für
die Wiſſenſchaft verloren. Was noch im Original
oder in den Schriftwerken vom 17. bis 19. Jahr-
hundert übrig iſt, geſammelt zu haben, iſt das Ver-
dienſt des Hrn. Verf., ein Verdienſt, das um ſo
mehr anzuerkennen iſt, als z. B. die Geſchichte
Ladenburgs von einem tüchtigen fleißigen Philolo-
gen, dem ſel. Prof. Schuch, kaum zwei oder drei
Anticaglien aus Stadt und Umgebung erwähnt.
Die Aufforderung, welche der Verf. in ſo dringen-
der Weiſe ergehen läßt, man möge ſich doch nicht
an zufälligen Funden begnügen, ſondern an den
bekannten bedeutſamen Stellen ſyſtematiſche Nach-
grabungen veranſtalten, iſt ſo ſehr begründet, daß
wir nicht zweifeln, es werde dieſelbe von Seiten
des Staats oder in anderer Weiſe baldige Berück-
ſichtigung finden.
Was nun den ſpeciellen Inhalt der Schrift be-
trifft, ſo beginnt ſie mit einer Beſchreibung der
kleinen jetzigen Stadt und Umgebung, mit ihren
Thürmen, Kirchen, dem Biſchofsſchloß. Auf die
Aufzählung der mittelalterlichen Ramensformen folgt
die Unterſuchung der römiſchen Unterlage der Stadt
und der in ihr gemachten Funde. Die Reihe be-
ginnt mit dem Mainzer Denkſtein von 303, welcher
in das Mannheimer Antiquarium gelangt iſt. Ob
er in Ladenburg, ob bei Mainz ausgegraben wurde,
iſt nicht klar erwieſen; uns iſt das Letztere wahr-
ſcheinlicher. Die Forſchungen Marquard Freher's,
der zuerſt in dem Lopodunum des Auſonius Laden-
burg erkannte, ſchließen ſich hier an, dann, nach
langem Zwiſchenraum von 150 Jahren, Cullmann's
Beſchreibung pfälziſcher Denkmäler 1766. Bedeu-
tend ſind die in gleichem Jahr begonnenen Arbeiten
der pfälziſchen Akademie mit den Ausgrabungen bei
Ladenburg, Schriesheim und den Beſchreibungen
der Denkmäler von Schöpflin, Häfelin, Lamey.
Von Letzterm wieder die Beſchreibung eines Mithras-
bildes im hieſigen Antiquarium. Ob dieſes das
ſchon von Freher, 1607, erwähnte am Rathhaus-
brunnen von Mannheim befindliche „Taurobolium“
ſei, kann nach dem jetzigen Material der Forſchung
nicht mehr bewieſen werden. Die ſog. Bäder und

deren faſt vergeſſene Stätten K. Chriſt wieder auf-
geſpürt hat, ſind richtig als Villa und Weinkeller
gedeutet.
Die Aufzählung der Werke Ladenburg'ſcher Lo-
kalforſchung von Andreage, Kämmerer, Wundt, Wid-
der, Friedrich, Fecht und Schuch geben keine neue
Ausbeute; erſt um 1830 beginnt mit Creuzer, Bähr,
Rappenegger neue Forſchung über die von dieſem,
von Gem.⸗Rath Günther, Dr. Alt u. A. gemachten
Sammlungen, die theils nach Heidelberg, theils
nach Karlsruhe, theils nach Mannheim kamen.
Mone's Urgeſchichte und Zeitſchrift für die Geſch.
des Oberrheins haben auch über Ladenburg viel
Licht verbreitet. Die Funde aus dieſer Zeit, ein
Altar der Minerva und Juno, des Mercur und
Hercules, ferner ein Votivſtein des Quintius Urſus
(in Heidelberg), ein in Karlsruhe befindlicher Grab-
ſtein des Kriegszahlmeiſters Eutychas — von Zell
und Fröhner behandelt —, ein Stein, dem Sep-
timius Severus gewidmet, der zuerſt den Namen
der Stadt als Ulpia S. enthält — verſchieden ge-
deutet von Creuzer, Fickler, Fröhner —, ein Mer-
kur, ein von Brambach, Chriſt und dem Verf. ver-
ſchieden geleſener Stein eines Secundinus, die nach
Karlsruhe kamen, ein Merkur, jetzt in Mannheim;
die in dieſen Blättern beſchriebenen Inſchriften —
jetzt in Karlsruhe —, welche zuerſt den inſchrift-
lichen Namen „Vicani Lopodunenses“ ergaben
und ein Votivſtein an den Genius loei (C. V. S.
N. = Civitatis Ulpiae Septimae Nemetensis) fol-
gen ſich nach einander mit kleineren Fundſtücken in
der wiſſenſchaftlichen Beſprechung, die ſich auch über
die hier ſo wichtige Bedeutung von Vicus und Ci-
vitas erſtreckt. Die bildlichen Beigaben ſind: 1
ein Situationsplan, 2) der Genius-Widmungsſtein
und ein prächtiges Thongefäß, 3) die beiden Merkur-
torſo in Karlsruhe und Mannheim, ein Jupiter—⸗
kopf und ein über ein Ungethüm ſprengender Rei-
ter, das Bruchſtück einer eine kleine Figur am Kopf
haltenden (weiblichen?) Figur — ſämmtlich hier —,
und 4) die erwähnten Inſchriften; dankenswerthe
Beigaben der verdienſtvollen Schrift! Die jüngſten
in dieſen Blättern angedeuteten Funde konnten na-
türlich in der Schrift noch keinen Raum finden; ſie
mögen als Nachtrag derſelben gelten. (K. 3)

Weßhalb Eiſenbahnen gebaut wurden.
Im Jahre 1854 hat ein franzöſiſcher Erzbiſchof
in einem Hirtenbriefe erklärt: „Die Eiſenbahnen
ſeien deßhalb vom Himmel veranlaßt worden, um
die Schenkwirthe wegen ihrer Sünden zu ſtrafen,
weil ſie den vorüberkommenden Fuhrleuten am
Sonntag zu trinken gäben.“ Dieſen Hirtenbrief
ließ der in Gottes Rathſchlüͤſſen ſo erfahrene Kir-
chenfürſt in den Zeitungen veröffentlichen und an
den Kirchenthüren anſchlagen.

Redaktion. Druck und Verlag von Adolph Emmerling.
 
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