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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0009

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mit Familienblät'
monatlich 50 Pf ^
ftei in's Hans gebr? -
Durch die Post bt?M
vierteljährl. 1.25 5/
ausschließlich Zuste^ihr-
_ ft-
Telephon-Anschluß,^- 82.


Insertionsgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzetle od deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.

Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xr. 2.

Dienst«», den 3.1«»n«r

1899.

Sestellungen
auf die Heidelerger Zeitung für das I. Vierteljahr 1899
werden bei alle Postanstalten, den Briefträgern, den Agen-
ten, bei den J ägern in der Stadt, sowie in der Expedi-
tion, Untere Nckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspr": monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht: buch die Post bezogen, Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgesthr Mk. 1.65.

Prlitische Umschau.
Heidelberg, 3. Januar.

Eine eiglische Wochenschrift theilt Einiges über den
eng lisch-ße utsch-Po rtug iesisch en Vertrag mit,
dessen Bechen allgemein als zweifellos gilt, über den
aber bish? nähere Angaben noch nicht gemacht wurden,
weil Port zal dazu seine Einwilligung noch nicht gegeben
habe. Do obigen englischen Quelle zufolge erhält nach
diesem A kommen Deutschland den nördlichen Theil von
Portugieffch-Ostafrika bis zum Nordufcr des Quilimane,
England den Theil vom Südufcr des Quilimane bis zu
der Grenze von Amatongaland einschließlich der Delagoa-
bay. Letzterer Hafen werde zusammen mit der Eisenbahn
von einem deutsch-englischen Syndikate verwaltet werden.
Portugal habe sich außerdem verpflichtet, zu gestatten, daß
die englische Flotte in jeden portugiesischen Hafen einlaufen
könne. Dafür erhalte Portugal den Schutz der englischen
Flotte und im Falle eines Krieges ein gewisses Landungs-
recht in der Walfischbai, sowie einen Streifen des nörd-
lichen Theiles von Dcutsch-Südwestafrika. Ob diese Angaben
sich bestätigen, bleibt abzuwarten; ganz unwahrscheinlich
klingen sie nicht. Kommt England in den Besitz der
Lelagoabay, dann ist damit der einzige Zugang der Süd-
afrikanischen Republik (Transvaal) zur See in seine Hand
gegeben und das Schicksal des Burenstaates besiegelt, ohne
daß es nöthig wäre, noch einen Räuberzug ä 1a Jameson
gegen Transvaal zu unternehmen. Man wird sich noch
entsinnen, welchen Eindruck in Deutschland sowohl wie in
England und in Transvaal es machte, als der deutsche
Kaiser dem Präsidenten der Südafrikanischen Republik am
3. Januar 1896 telegraphisch seinen Glückwunsch zur Ab-
wehr des Jameson'schen Ueberfalls aussprach. Seitdem
haben in Deutschland die Sympathien für die Buren er-
heblich nachgelassen. Wohl wird der Jameson'sche Zug
qls ein räuberischer lleberfall noch immer vernrtheilt, allein
die Buren haben sich inzwischen so hartnäckig und so ver-
stockt geweigert, die billigen Ansprüche der Fremden im
Lande zu erfüllen, sie haben so eigensinnig alle Vorschläge
zur Ordnung der Verhältnisse zurückgewiesen, daß man an
ihrer Fähigkeit, das Land zu verwalten, zweifeln muß.
Zudem ist es eine Thatsache, daß England schon seit,
längerer Zeit ein Vorkaufsrecht auf die Dclagoabay besitzt.
Aus diesem Grunde ist in der That anzunehmen, daß
Deutschland zu einer Verständigung mit England gekom-
men ist.
Beim Neujahrsempfang bemerkte der ungarische
Premierminister Banffy im Hinblick auf den mit dem
l. Januar eingetretcnen gesetzlosen Zustand: Die Regie-
rung sei sich nicht nur der allgemeinen, sondern auch der
wlitischen und staatsrechtlichen Verantwortlichkeit wohl be-
vußt, indem sie nur die unerläßlichen Regierungshand-
ungen und Verwaltungsakte vornehme. Ueber die Grenzen
»er unerläßlichen Regierungsakte werde das Ministerium
nicht hinausgehen. Sehr gespannt ist man nun darauf,
vas in Bezug auf die Sleuereinhebung und die Verwal-
ung der Staatseinnahmen geschehen wird. Wahrscheinlich

Das Bachstelzcheu.
1) Novelle von Martha Renate Fischer.
(Nachdruck verboten.)

Es war ihm alles eins! Und wenn der Himmel einstürzte
and ihn sammt seiner Wirthschafl in Scherben schlug! Der
Lump hatte ihn bestohlen!
Der Knecht suchte sich ihm zu entwinden. Aber Wanders
var ein halber Riese» hielt ihn mit der einen Faust im Na-
ken und gebrauchte mit der andern den Stock. Hörte dabei
)as Geräusch eines aufspringenden Messers, sah die Klinge
m Stoß. Da er zurücksprang, wurde ihm nur noch der Rock
leschlitzt. Aber gleich sauste der Stock auf die bewaffnete
öand, sodaß das Messer zur Erde fiel. Und nun sah Wan-
>ers eine schwarze, rothdurchsetzke Luft mit grellen, grünen
s ind gelben Farbenflecken, wußte, er hatte den Knecht bei der
! kehle, und es mochte endigen, wo cs wollte. Kein Laut,
< >ußer seinem eigenen und wilden Athem und dem Schnaufen
1 >nd Gurgeln des andern.
Als der Mond auf schwarzer Riescnwolke hernieder stieg,
ab Wanders plötzlich etwas Lichtes mit einer Strahlenglorie.
Ls war ein Gesicht. Drin zwei inbrünstige Gebete statt der
Lugen- So können Auaen nicht sprechen.
Es schwächte seine Fäuste. Die schwarze Blutlust verflog.
Er atbmete wieder- Wischte den Schweiß vom Gesicht, das
»lötzlich kalt wurde.
Der Knecht taumelte, sog Luft ein.
Wanders sagte: .Marsch! — Lauf! — Pack' Deine
Lachen!-" schluckte und athmete, blickte mit scheuem
Nrauen zur Erde, als läge jener dort, erwürgt von seinen
säusle».
Er athmete wieder.
Dann sab er das Licht an. — Es war ein schlanke- Mä-
Hrl, kaum aus dem Kind herausgewachsen, etwa 17 Jahre alt.
-M>as Gesicht unverbrannt, ein wenig rosig durchstrahlt, von

wird, so lange ein Eingreifen nicht nothwendig ist, der
Verlauf der Dinge gewissermaßen dem Gesetze der Träg-
heit überlassen bleiben. Hinsichtlich der Eintreibung der
direkten Steuern werden vermuthlich keine Verordnungen
erlassen. Wer seinen Verpflichtungen dem Staate gegen-
über Nachkommen will, kann das thun, wer seine Steuern
nicht entrichten will, soll dazu durch Repressionsmaßregeln
nicht gezwungen werden. Die Schwierigkeit beginnt aber
sofort bei der Einhebung der indirekten Steuern; ob auch
da Alles dem freien Belieben der Staatsbürger überlassen
bleiben soll, ist eine offene Frage. Außerdem muß man,
da Emissäre der Opposition die Provinz bereisen, darauf
gefaßt sein, daß in manchen Städten und Gemeinden die
Zahlungen verweigert werden. Lange kann ein solcher
Zustand nicht andauern, die Situation drängt auf Ent-
scheidung.

Deutsches Reich
— Der Kaiser hütete am Neujahrstag wegen fieber-
hafter Grippe das Bett. Die Nacht war gut, am nächsten
Tag war das Fieber verschwunden und die subjektiven
Beschwerden hatten sich wesentlich gemindert. Die Hof-
festlichkeiten zu Neujahr hatten in Folge der Erkrankung
des Kaisers ihren wesentlichen Inhalt eingebüßt, wenn sie
sich auch äußerlich in der hergebrachten Weise abspielten.
Besonders bemerkenswerth war, daß der Kronprinz
zum ersten Male selbständig in der Oeffentlichkeit erschien
und den Kaiser gewissermaßen vertrat. Bei der Gratu-
lationskur im Weißen Saale des Berliner Schlosses stellte
die Kaiserin sich seitlich vor den Thron, unmittelbar da-
hinter der Kronprinz, weiter zurück das Gefolge. Rechts
neben dem Throne standen die Prinzen, links die Prinzes-
sinnen. Während eine leise Musik ertönte, begann das
Defiliren. Als Erster ging der Reichskanzler Fürst zu
Hohenlohe vorüber, die Kaiserin reichte ihm die Hand zum
Kusse und unterhielt sich kurze Zeit mit demselben. Es
folgten die Mitglieder des Bundesraths, die General-Feld-
marschälle, die Ritter des Schwarzen Adlerordens, die
Generalität, die Staatsminister, die Wirklichen Geheimen
Räthe, das Präsidium des Reichstages, die evangl. und kath.
Geistlichkeit, die Kommandeure der Leibregimenter u. A. m.
Um 12 Uhr begab sich der Kronprinz, das Band des
Schwarzen Adlerordens über dem grauen Mantel, gefolgt
von dem Hauptquartier des Kaisers, über den Lustgarten
zum Zeughause hinüber; neben dem Kronprinzen ging
General von Hahnke. Vor dem Zeughaus stand eine
Ehrenwache des Augusta-Regiments mit Fahne und Musik.
Der Kronprinz schritt die Front ab und begab sich sodann
mit dem Hauptquartier in den Lichthof des Zeughauses,
wo er der Paroleausgabe für das gesammte Offizierkorps der
Garnison Berlin beiwohnte.
— Zu Neujahr sind im Bereiche des Militär-
wesens eine ganze Anzahl von fremdländischen Aus-
drücken verdeutscht worden. Das ist eine sehr lebhaft
zu begrüßende That. Die Seconde- und Premier-
Lieutenants haben ihr Dasein eingebüßt, an ihre Stelle
ist der „Leutnant" und „Oberleutnant" getreten, an die
Stelle des Offizieraspiranten oder Avantageurs im aktiven
Dienststand ist der „Fahnenjunker" gesetzt worden. Der
langathmige Portepeefähnrich heißt fortan schlecht und recht
nur „Fähnrich", es gibt keine Funktion mehr, sondern nur
noch eine „Dienststellung." An die Stelle des Avancements
ist die „Beförderung" getreten und endlich hat man das
schreckliche Wort Anciennetät durch das für Jedermann
leichtverständliche Wort „Dienstalter" übersetzt. Es gibt
auch fortan keinen etatsmäßigen Stabsoffizier mehr,
sondern die Bezeichnung heißt künftig: „Oberstleutnant

der Farve der Apielblütve; ein Sonnenscheingestchl mit
Sonnenscheinaugen und bell goldigen Haaren von der Farbe
der Sonnenstrahlen.
Sie trug einen selbstgewirkten groben Rock, dazu ein hell-
blaues Leibchen. Aus dem Leibchen guckte das Hemd her-
vor, war ziemlich hoch eingeschnurrl und hatte Aermel bis
zum Ellenbogen. Das Mädel war barfuß, trug aber die
Ledervantoffelchen sammt den Strümpfen in der Hand. Am
Arm bing ein Korb.
„Wo willst Du bin?" fragte Wanders.
Das Mädel erröthete, bewegte den Mund ein wenig,
sprach aber nicht. Doch die blauen Augen sahen ihn an. rede-
ten und sagten: „Ich bin ein armes, dummes, schreckhaftes
Ding, sei so gut. red' ein bischen gemüthlichcr, ich sürcht'mich
ja"-und da es Sonnenscheinaugen waren, io sagten sie
es ihm strahlend, voll eitel Wärme und sonniger Befangenheit.
Wanders bückte sich ein wenig und sagte ganz sanft: „Wo

willst Du bin?"
„Zum Vater."
„Wer ist Dein Vater?"
„Er arbeitet hier —"
„Wie heißt er denn?"
„Vierguts." , „ ^
„Der alle Vicrguts?!" schrie Wanders in ungestümen Er-
staunen.
Die Sprache war wieder fort- Das Mädel schwieg. —
Aber es war ein Schweigen, das nicht ausbrachte; denn ihre
Augen redeten, strahlten ihm zu: „Sei so gut — ich möcht'
Dich ja nicht ärgern-"

„Du bringst dem Vater wohl Essen." fragte er ge-
mütblich.
„Ja."
„Wie heißt Du?"
„Anna." . ^ „
.Sag', Anna, kannst Du nicht lauter sprechen? — Ich
muß ja meine Ohren anstrengen-"
Sie lachte.

oder Major beim Stabe des Infanterie . . . u. s. w.
Regiments", was auch auf die ältesten Hauptleute bei der
Feldartillerie und den Pionier-Bataillonen Platz zu greifen
hat. Es ist also mit diesem Schritt wieder ein tüchtiges
Stück Verdeutschung unserer Heeressprache erreicht. Die
Königl. Verfügung hat folgenden Wortlaut:
Um die Reinheit der Sprache in Meinem Heere zu fördern,
will Ich bei voller Schonung der Ueberlieferungen auf den Mir
gehaltenen Vortrag bestimmen, daß von heut« ab nachstehende
Fremdausdrücke durch die nebenangeführten deutschen Wörter zu
ersetzen sind: Offizier-Aspirant (im aktiven Dienststande): Fahnen-
junker. Portepee-Fähnrich: Fähnrich. Sekonde-Lieutenant: Leut-
nant. Premier-Lieutenant: Oberleutnant. Oberstlieutenant,
Generallieutenant: Oberstleutnant, Generalleutnant. Charge:
Dienstgrad. Funktion: Dienststellung. Avancement: Beförderung.
Anciennetät: Dienstaltcr. An Stelle der Bezeichnung „etats-
mäßigcr Stabsoffizier" sind künftig dem Dienstgr ade die Worte
„beim Stabe" hinzuzufügen, so daß es heißt statt z. B-: Oberst-
lievtenant oder Major und etatsmäßiger Stabsoffizier im
Infanterie- u. s. w. Regiment: Oberstleutnant oder Major beim
Stabe des Infanterie- u. s. w Regiments. In derselben Weise
find bet den von der Stellung als Batteriechefs entbundenen
ältesten Hauvtleuten von Feldartillerieregimentern und den den
Pionierbataillonen zugetheilten 2. Stabsoffizieren und ältesten
Hauptleuten neben dem Dienstgrade künftig die Worte „beim
Stabe des." hinzuzufügen. — Berlin, den 1. Januar
1899, -Wilhelm,
— Die neue Militärvorlage enthält in Alt. II § 3
die Bestimmung, daß Mannschaften der Fußtruppen,
die freiwillig d r ei Jahre dienen, dieselben Vergünstigungen
genießen sollen, wie die Mannschaften der Kavallerie und
reitenden Artillerie, die gemäß ihrer Dienstverpflichtung 3
Jahre dienen müssen, d. h. auch sie sollen in der Land-
wehr ersten Aufgebots nur 3 Jahre dienen. Man wird
der Regierung die Anerkennung nicht versagen können, daß
sie auf jegliche Weise versucht, die zweijährige Dienstzeit
festzuhalten, wenn sie sich auch noch nicht zu einer gesetz-
lichen Festlegung derselben entschließen kann. Die genannte
Bestimmung hat den Zweck, das Ausbildungspersonal bei
der Infanterie, an das durch die zweijährige Dienstzeit
erhöhte Anforderungen gestellt sind, zu entlasten dadurch,
daß es durch freiwillig noch ein drittes Jahr dienende
tüchtige Leute verstärkt wird. Ob freilich die Bestimmung
in irgend erheblichem Maße Zugkraft auf junge Leute zu
Gunsten freiwilligen dreijährigen Dienstes ausüben wird,
ist zu bezweifeln.
— Der Kaiser verlieh dem Maler Prof. Adolf
Menzel den Schwarzen Adlerorden. Mit dieser höchsten
preußischen Ordens-Auszeichnung ist zugleich der erbliche
Adelstand verbunden. Dem Akademiedirektor Anton von
Werner hat der Kaiser die Verleihung des Schwarzen
Adlerordens an Adolf von Menzel in folgendem Tele-
gramm mitgetheilt:
Ich habe Sr. Excellenz dem Professor Dr. von Menzel mei-
nen hohen Orden vom Schwarzen Adler verliehen; es soll diese
höchste Ehrung, die einem Künstler je zu Theil geworden, ein
Zeichen meiner Dankbarkeit für die durch seine Kunst meinem
Hause geleisteten Dienste, sowie ein Sporn werden für die
Jünger der Kunst der Malerei, auch auf den von Menzel so er-
folgreich betretenen Bahnen zu folgen und zu strebe-', es ihm
gleichzuthun. Witzelt» R.
— Dem Vortragenden Rath im Auswärtigen Amt,
Wirk!. Geh. Legationsrath v. Holstein, wurde der Cha-
rakter als Wirklicher Geheimer Rath mit dem Prädikat
Excellenz verliehen.
Preußen. Nach der Freist Ztg. hat die Preußische
Centralgenossenschaftskasse am Dienstag für
nicht weniger als 13 Mill. Mk. Effekten an die Reichs-
bank geschickt, um daraufhin Lombardkrcdit zu erhalten.
Dieser Kredit muß der Reichsbank mit sieben Prozent ver-
zinst werden, während die Centralgeuossenschaftskasse ihren
Schuldnern nur vier Prozent berechnen kann. Hoffentlich
macht die Kaffe solche Geschäfte nicht oft.

„Red mal lauier, Mädel!"
„Ich kann nicht sehr laut sprechen." Strengte sich trotz-
dem an. so daß er sie nun ohne Mühe verstand. Aber sonst
blieb ihre Sprache doch eine Gutfreundsprache, eine Kose-
sprache, eine Friedenssprache.
„Dein Vater räumt da im Holzstall auf."
Er zeigte ihr den Weg. Blieb aus dem Hofe, kramte in
der offenen Remise zwischen den Pflügen, dis das Mädel
zurückkam und neben dem Backofen im Hoswinkel entschlüpfte.
Er ging nach.
Dicht hinter dem Gehöft lief ein Back, der seicht und
ziemlich breit war. Das Mädel watete hindurch, zog drüben
Strümpfe und Pantöffelchen an und lief auf der Scheidelinie
davon.
Eine Viertelstunde entfernt, gegenüber an den Bergen,
lag ein altes Vorwerk, das an allerlei armes Volk vermiethet
war. Der alte Bierguts mit seiner Tochter gehörten dazu.
Wanders schritt zurück, ging in den Holzstall und sah dem
alten Vierguts zu, der hier Ordnung schaffte. Der Alte war
ein Man» von sünsundsechzig Jahren, hatte aber in seinem
Leben so viel und schwer schaffen müssen, daß seine Arbeit
ihn zu neun und neunzig Jahren machte. So erschien er als
ein uraltes Männchen, krumm zusammengeschnürt, wie ein
Packen. Sein Rücken war über den Kopf hinausgewachsen,
sein Leib war emaeschnürt wie eine straff gespannte Sehne.
Er hatte die schlaffen Züge der Uebermüdung und Ueber-
bürdung. Dabei was Todtes im Gesicht von dem allzeit
regen Innenleben. Denn alles schob da zusammen, rumorte.
diSkutirte und war so lebendig und beschäftigt mit Rede und
Gegenrede, daß sein Gesicht war, wie daS Haus ohne Fenster-
jcheiben, eine leblose Mauer, und keiner konnte sehen, was
st denn, der öffnete den Mund, wie
ausmacht.
(Fortsetzung folgt.)

dahinter vorgina, es 1
wenn einer die Thüre
 
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