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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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Telephon-Anschluß Nr. 82.

Nr. 8.

Samstag, -ca 7. Januar

1898.

Politische Umschau

Heidelberg, 7. Januar.
Wie die Nationalztg. hört, ist der Beschluß des B u n-
desrathes in der Lippe'schen Angelegenheit
gegen eine Minderheit von 10 Stimmen gefaßt worden.
Ob das richtig sei, bleibe dahingestellt. Die Hauptsache
ist, daß der Bundesrath seine Kompetenz zur Erledigung
des Streites zwischen Schaumbnrg und Lippe wegen der
Thronfolge erklärt hat. Es wird damit die schreckliche
Eventualität vermieden, daß Schaumburg und Lippe mobil
machen und das Schwert entscheiden lassen. Doch Scherz
bei Seite: der Charakter des Reichs als eines Bundes-
staates bedingt es, daß eine obere Instanz die staatsrecht-
lichen Streitigkeiten zwischen seinen Mitgliedern schlichtet,
und darum ist der Bundesrathsbeschluß mit Freuden zu
begrüßen. Daß der Bundesrath in der Sache nicht auch
schon heute entschieden hat, wird gleichfalls allgemeinen
Beifall finden. Erst mit dem Ableben des jetzigen Graf-
regenten wird die Frage actuell, ob seine Söhne thron-
berechtigt find oder nicht. Dann wird es Zeit sein, die
Frage zu entscheiden. Eine etwaige einseitige Landesgesetz-
gebung Lippes hätte der Entscheidung des Bundesraths
gegenüber keine Kraft.
Die von den Philippinen eingehenden Nachrichten
lassen erkennen, daß die Amerikaner Mühe haben werden,
dort ihre Autorität zu begründen. Die Eingeborenen von
Jlo Jlo z. B. wollen die Amerikaner, falls sie unbewaffnet
ans Land kommen, allenfalls als Gäste begrüßen, im
andern Falle aber weisen sie sie zurück. Andererseits be-
absichtigen die Amerikaner, sich entschieden und unzweideutig
als die Herren, die anzuordnen haben, zu zeigen. Die
Instruktionen, die Präsident Mac Kinley am 1. ds. Mts.
dem General Otis nach Manila telegraphirte, wurden am
5. ds. in Washington veröffentlicht. Das Dokument ent-
hält zunächst die Anordnung der provisorischen Errichtung
einer amerikanischen Militärverwaltung auf
dem gesammten Archipel und weist den General
an, öffentlich bekannt zu machen, daß die Rechte und das
Eigenthum aller Bewohner des Archipels geachtet werden
würden. Die amerikanische Autorität werde durch-
geführt, wenn nöthig mit Gewalt. Die bestehenden
civilen, munizipalen Obrigkeiten und Gerichtshöfe würden,
soweit irgend thunlich, im Amte belassen werden. Des
Weiteren ist General Otis angewiesen worden, alle im
Besitze der Vereinigten Staaten befindlichen Häfen gegen
Zahlung von Abgaben dem Handel aller Nationen zu er-
öffnen. Schließlich wird er aufgefordert, alles in seinen
Kräften Stehende zu thun, um den Bewohnern der Insel
zu zeigen, daß die Mission der Vereinigten Staaten
eine Mission wohlwollender Assimilation sei, daß
die Amerikaner aber mit starkem Arm und mit
ihrer ganzen Autorität alle Hindernisse bezwingen
würden, die sich der Errichtung einer guten und gesicherten
Regierung unter der Flagge der Vereinigten Staaten ent-
gegenstellen würden. Man hat s. Zt., als die Amerikaner
mit einem Stoß die wankende spanische Herrschaft auf den
Philippinen beseitigten, vorausgesagt, daß die schwierigere
Arbeit für sie erst anfange. Das bestätigt sich jetzt. Es
gilt nicht als ausgeschlossen, daß die Amerikaner noch
langwierige Kämpfe mit den Eingeborenen zu bestehen
haben werden, ehe sie die Inseln wirklich in ihre Gewalt
bekommen.

Deutsches Reich.
— Das Befinden des Kaisers ist gut. Der Kaiser
hat schon wieder Vorträge gehört und auch Gäste au
seiner Abendtafel gesehen.

— Die Politische Korrcsp. schreibt: Eine in Köln er-
scheinende Wochenschrift hat die angeblichen Aeußerungcn
des Fürsten Bismarck über unser Verhältniß zu
Oesterreich-Ungarn veröffentlicht, die er zu Lothar
Bücher gethan haben soll. Diese Mittheilungen werden
für apokryph gehalten; verdächtig ist, daß Fürst Bis-
marck die ihm in den Mund gelegten Aeußerungcn über
die Zustände in Oesterreich nach der Aera Taaffe gethan
haben soll, obwohl Lothar Bücher am 12. Oktober 1892
gestorben ist, während Graf Taaffe erst Ende Octobcr 1893
seine Entlassung nahm. Nicht ohne Interesse ist der Ver-
such des Hannoverschen Welfenorgans, vermittelst dieser
„Aeußcrungen" Oesterreich gegen das Deutsche Reich auf-
zubringen.
— Unter den Petitionen, welche dem neuen Reichs-
tag zugingen, findet sich auch eine auf Aufhebung des
ß 175 des Reichsstrafgesetzbuches bezügliche, die
von einer großen Anzahl bekannter Gelehrter, Aerzte,
Beamten, Schriftsteller, Maler, Bühnenleiter, Schauspieler
u. s. w. unterschrieben ist. Selbst Theologen fehlen nicht.
Außer auf eine Reihe juristischer Motive berufen sich die
Unterzeichner der Petition vor allem auf die fortgeschrittene
Wissenschaft und auf den Umstand, daß dieser Paragraph
ein internationales, in seiner Art einzig dastehendes Er-
presserthum hervorgermen habe. Die Förderer der Petition
behaupten, daß man in Regierungskreisen bereits seit längerer
Zeit der Sache Aufmerksamkeit geschenkt und angesichts
der in Rede stehenden Verhältnisse eine Abänderung des
§ 175 selbst in wohlwollende Erwägung gezogen habe.
— Der Historische Kalender des Vorwärts ver-
zeichnet auch in diesem Jahre wieder alle Fürstenmorde
und politische^ Unthaten aller Art auf das Sorgfältigste.
Aber den Zusammenhang mit den Anarchisten leugnen die
Sozialdemokraten.
— Das einzige Regiment in der stanzen deutschen Armee,
welches grüne Achselklappen trug, war bisher das 114. Infanterie-
regiment in Konstanz. Nunmehr soll auch ein zweiter Truppen-
körper grüne Achselklappen erhalten, nämlich die Disciplinar-
abtheilung des Gardekorps im Fort Hahneberg bei Span-
dau. Diese Abtheilung trug seit Errichtung der neuen Garde-
Jnsanterieregimenter weiße Achselklappen wie diese Regimenter.
Dadurch fanden aber häufig Verwechslungen zwischen den Leuten
der Disziplinarabtheilung und der beiden Regimenter statt. Auf
Vorstellung der letzteren hat, wie wir im Berliner Lokalanz. lese»,
der Kaiser befohlen, daß die Disciplinarabtheilung fortan grüne
Achselklappen trägt.
— Der Reichsanzeiger theilt mit, das neue brasili-
anische Grundgesetz bestimme, daß vom l. Januar
ab von allen Einfuhrzöllen zehn Prozent in Gold zu
entrichten sind.
— Nach der Schles. Ztg. finden Verhandlungen mit
Rußland statt, um dem russischen Petroleum den
Wettbewerb mit dem amerikanischen zu erleichtern. Die
Verhandlungen sind jedoch noch nicht zum Abschlüsse
gelangt.
Baden. In diesen Tagen findet im Reichsamt des
Innern eine Konferenz medizinischer Sachverständiger statt,
die sich u. A. anch mit der Frage der Zulassung von
Frauen zum ärztlichen Beruf befassen wird. Ueber
die Stellungnahme der Großh. bad. Regierung schreibt
die Süddeutsche Reichskorresp., die Regierung sehe es als
auf die Dauer unhaltbar an, daß den Frauen zwar
materiell die Möglichkeit gewährt wird, auf den vor-
geschriebcnen Anstalten die für die Zulassung zn den ärzt-
lichen Prüfungen nachzuweisende allgemeine und Fachbil-
dung zn erwerben, daß sie aber in formeller Hinsicht
von der Prüfung selbst ausgeschlossen und damit, wenn
sie die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten praktisch ver-
werthen wollen, lediglich den Kurpfuschern gleichgestellt

würden. Doch müsse daran festgehalt en werden, daß die
Frauen die Zulafsung zu den ärztlichen Prüfungen nur
erhalten können, wenn sie die schul- und fachwissenschaft-
liche Ausbildung nachweislich in dem gleichen Maße ge-
nossen haben, wie sie bei männlichen Prüfungskandidaten
gefordert wird.
— Die Karlsruher Zeitung veröffentlicht eine größere
Anzahl von Ordensverleihungen an bayrische Hof- u. Staats-
beamte, Offiziere und sonstige Personen, ein Nachklang der
Münchener Rei e unseres Großherzogs.

Ans der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 6. Jan. Die Kronprinzessin
Victoria machte gestern bei den Mitgliedern der Groß-
herzoglichen Familie Abschiedsbesuche. Abends vor dem
Verlassen des Schlosses empfing dieselbe noch die Damen
und Herren des gesammten Hofstaates zum Abschied.
Gegen 10 Uhr geleiteten die Höchsten Herrschaften Ihre
Königliche Hoheit zum Bahnhof, wo sich noch der Minister
von Brauer, sowie der Königlich Preußische Gesandte von
Eisendecher und Gemahlin zur Verabschiedung befanden.
Hierauf begab sich die Kronprinzessin, geführt von dem
Großherzog und der Großherzogin, in ihren Waggon, um
sich daselbst für die Nacht einzurichten. Dort fand die
Verabschiedung statt und der Waggon wurde dann in
Bereitschaft für die Weiterfahrt mit dem Nachtzug gestellt.
Inzwischen ist heute Nachricht von der glücklichen Fahrt
bis München eingetroffen, von wo die Reise noch Rom,
über Verona, Mailand, Genua und Pisa erfolgt.
— Der zum Königlich Großbritannischen Vicekonsul in Mann-
heim ernannte Herr Paul Ladenburg ist in dieser Stellung
anerkannt und zur Ausübung seiner amtlichen Thätigkeit zngelassen
worden.

Ausland.
Oesterreich Ungarn. Wien, 6. Januar. Die Audienz,
die der ungarische Ministerpräsident Baron Banffy heute
beim Kaiser hatte, dauerte eine halbe Stunde. Darnach
fand unter Vorsitz des Kaisers eine Konferenz statt, an
der Banffy, Fejecvary, Lukacs und Szechenyi theilnahmen
und die anderthalb Stunden dauerte. Nach dieser Konfe-
renz hielten die genannten Minister eine Berathung im Ge-
bäude der ungarischen Hofkanzlei ab. Das Ergebniß ist
zur Stunde noch unbekannt.
Frankreich. Laut einer Meldung des Daily Telegraph
aus Cayenne ist der dortige Obergefängnißarzl
am 5. d. auf Ansuchen des Kommandanten nach der
Teufelsinscl gereist, um den ernstlich an Ruhr
erkrankten Dreyfus in Behandlung zu nehmen. Es
ist sehr auffallend, daß Dreyfus, der bisher immer gesund
war, jetzt, da ihm die Rückkehr nach Frankreich winkt, auf
einmal von schwerer Krankheit befallen wird.
Paris, 6. Januar. In einer Privatvcrsammlung
beschloß gestern Abend eine Anzahl in Paris lebender
Elsaß-Lothringer, eine goldene Medaille prägen zu
lassen und sie ihrem Landsmann Picquart anzubieten.
Zu diesem Zwecke sollen Sammlungen unter den ehemaligen
Elsaß-Lothringern in Paris veranstaltet werden.
Paris, 6. Januar. Eine offiziöse Note crlärt, daß
außer den Aufschlüssen, die im geheimen Aktenmaterial
enthalten sind, kein ultragehei m es Dossier bestehe.
Der Kriegsminister hat der Kriminalkammer alles mitge-
theilt, was er in dieser Beziehung besessen hat. Der Mi-
nisterpräsident, der Minister des Aeußern und der Kriegs-
minister erklären, daß sie von angeblichen Briefen des
deutschen Kaisers an Dreyfus und von Dreyfus an
den deutschen Kaiser keine Kenntniß haben; außerdem
wissen sie nicht, ob Briefe dieser Gattung bestanden haben

Das Bachftelzcheu.
5) Novelle von Martha Renate Fischer.
(Fortsetzung.)
Immer um die Mittagszeit wurde Wunders unruhig, lief
zum Bach und spähte nach dem Mädchen, begrüßte sie mit
seinem Hellen und frohen JungenSlachen und nannte sie das
Bachstclzchen. Stand und wartete, daß Aennchen an ihm
vorüberging und mit ihren scheuen Augen zu ihm redete.
Dann kam sie einmal nicht, auch nicht am nächsten Tage.
Gleichwohl sah er, dem alten Vierguts war sein Mittagessen
aufgetragen.
Er trat zu ihm, um ihn zu befragen, wurde unvermuthet
befangen und sprach allerlei anders-
Etwa nach einer Woche traf er die Magd, als sie vom
Alten kam mit Topf und Teller.
Sofort ging er zu seiner Mutter und fragte: „Giebst Du
dem allen Vierguts Essen?"
„Ja."
«Weshalb erfahre ich das nicht?"
„Du weißt es ja."
„Ja ich bin dahinter gekommen."
Er stand vor ihr in der Speisekammer, die ein Paar
Stufen höher als die Küche lag, hatte die Thür hinter sich
zugezogen.
Die Frau sagte: „Es kommt auf die Paar Bissen nicht an.
Wer weiß, wie lange Du noch für den alten Mann Arbeit
hast."
„Nachher kann er Säcke flicken, das versteht er auch."
„Ja, Otto, aber der Winter dauert lange."
„Hm!"
^ „Das Mädel spart den Gang und spart auch sonst. Und
der Teller Essen bleibt übrig."
Er batte die Hände in den Hüften und sah mürrisch vor
sich nieder, dann drehte er sich um, ging und schleuderte
hinter sich die Thüre zu.
Als er ein paar Schritte gemacht batte» kehrte er um.

steckte den Kopf durch die Spalte und sagte freundlich: „Aus
Versehen I"
Elve Stunde später fuhr er zur Sladt. Er saß im offenen
Wagen mit grauem Tuchpolster, vor ihm der junge Kutscher
mit der Livreemütze.
Das war ein Anklang ans Herrschaftliche. Ganz herr-
schaftlich waren ober die Pferde, zwei wunderschöne Fuchs-
wallache. Und Wanders Augen hafteten liebevoll an den
schönen Thieren und lauerten jedem Begegnenden auf, ob er
auch nach dem stolzen Gespann verständnißvoll hinsah. Traf
er auf ein wenig Neid, so war die Freude doppelt groß.
In der Stadt ging er zum Goldarbeiter wegen eines
Pathengeschenks.
Als er die Kästen musterte, fielen ihm ein paar kleine feine
Ohrringe von blauer Emaille auf. Er kaufte sie und ließ sie
in ein niedliches Schächtelchen verpacken.
Während der Nachhausefahrt dachte er nur an die
kleinen Ohrringe, dachte, er wolle morgen damit
zum Bachstclzchen gehen und sie ihr schenken — aus Er-
kenntlichkeit. Weiter dachte er: Was sie wohl sagen wird —
— und er antwortete sich ganz laut: Nichts wird sie sagen
— und lachte so laut, wie er zuvor gesprochen hatte. — Und
nicht ab kam er von der Frage: Wie werden sie ihr stehen?
und sah die blauen Dinger im Geiste in Aenncbens Ohren
und fand sein Geschenk so schön, wie er das Bachstclzchen
fand- Gerade das zarte Blau zu den Hellen Haaren und dem
Hellen Gesicht. Und die blauen Augen dazu. Die Augen
waren Himmelsaugen, ein ganz anderes Blau wie die Ohr-
ringe. sanfter und beredter, gleichsam vielfarbiger.
Der Wagen hielt. Wanders sprang ab und legte die Ein-
käufe in ein ihm gehöriges Schränkchen, drin immer der
Schlüssel steckte, das Schächtelchen mit den Ohrringen schob
er schnell zwischen den Stoß Hemden-
Dann ging er in die Ställe, ob da alles seine Ordnung
habe.
Denn auf den ver prügelten Knecht, der wieder seinen Dienst
versah, behielt er em offenes Auge. Der war ein Wasser-
i polack und aufsässig; die aus der Gegend gebürtigen Leute
I waren demüthige Schlucker.,

VI.
Als er kaum im Stalle verschwunden war, öffnete die
Mutter das Schränkchen, zog das Schächtelchen hervor und
besah den Inhalt.
Sie wußte, für wen die Ohrringe bestimmt waren.
Daß ihr Sohn heimlich bei dem Geschenk verfuhr, freute
sie eher, als daß es sie kränkte.
Und ließ sich nichts merken. Plauderte ruhig mit ihm
beim Abendessen.
Sonst batte sie sich kleiner Anspielungen nicht enthalten
können, die den Zweck der Heirath hatten. Denn He>rath
war erwünscht aus vielerlei Gründen. Die Voreltern hatten
es so gehalten, zeitig gefreit und lebenstüchtige, starke Nach-
kommen erzogen. Und die Wandersschen Frauen wichen
nicht ab von der Regel: sie erwarteten das erste Enkelchen
ebenso sehnsüchtig, wenn auch nicht so heiß, wie sie das erste
eigene Kind erwartet hatten. Dann auch mußte der Besitz
gestärkt werden, damit eine spätere Theilung dem Wohlstand
und der Position nicht schadete. (Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
Heidelberg, 7. Januar.
„Der fliegende Holländer." Romantische Oper
in 3 Akten von Richard Wagner. Herr Kromer als Gast.
An Stelle des unpäßlichen Herrn Görger sang gestern
der Äarhton des Mannheimer Hoftheaters als Gast den
Holländer. Er bewährte auch vier in dem ungewohnten
engeren Rahmen seine von der Nachbarbühne her bekannten
vortrefflichen Eigenschaften- In der für jeden ausgesprochenen
Baryton sehr tiefliegenden Partie konnte sich sein großes Or-
gan namentlich nach der Höhe zu in vollem Glanze entfalten.
Die ganze Ausgestaltung der interessanten Rolle weist musi-
kalisch wie darstellerisch große markige Züge auf; obgleich der
Sänger ihr das melancholisch Düstere verleiht, schafft er doch
einen durchweg kraftvollen, energischen Ausdruck. Mit dem
Wohlklang seiner mächtigen Stimme und der angedeuteten
wirkungsvollen Charakterisirung erzielte er eine außer-
ordentliche Wirkung und erntete stürmischen Beifall und
Hervorruf.A 1».
 
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