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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0201

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Ar. 46. Elftes Mit. Dvmrstag, den 23. Februar

1899.

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auf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition, Untere
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gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
15 Pfg. weiter.
Neu eintretende Abonnenten erhalten auf Wunsch das
Blatt bis Ende dieses Monats gratis.
Der spanisch-amerikanische Friedensvertrag
vor den Cortes.
Die spanischen Cortes sind zusammengetretcu, um den
spanisch-amerikanischen Friedcnsvenrag zu ratisiziren.
Im Senat verlas am 20. d. M. Ministerpräsident
Sagasta den Gesetzentwurf betreffend die Abtretung
der Philippinen. Der Präsident beantragt, denselben
filier Kommission zu überweist», die Konservativen erhoben
indessen Einspruch, worauf der Präsident seinen Antrag
zurückzog. Graf Almenas will gegen die Generale,
namentlich gegen Primo de Rivera, Weyler, Blanco, Cer-
vera und Linares, und über die schimpfliche Kapitulation
von Santiago sprechen. Es erhebt sich ein allgemeines
Lärmen. Mehrere Personen werden von den Tribünen
entfernt.
Sagasta vertheidigt die Regierung und die spanische
Friedenskommisflon in Paris, und erhebt gegen die Ver-
einigten Staaten Vorwürfe wegen ihrer Forderungen, die
nicht mit dem Protokoll übcrcinstimmten. Man könne
nicht über den Krieg diskutiren, denn die Generale ständen
noch unter gerichtlicher Verfolgung.
Graf Almenas beschwert sich darüber, daß noch
kein General g e h ä n g t (!) sei. (Widerspruch. Ordnungs-
ruf.) Er erhebt heftige Beschuldigungen gegen die Ge-
nerale. (Lärm.) Unter großem Lärm setzt er sodann seine
Angriffe gegen mehrere Generale fort, und behauptet, die
Regierung habe die Fortsetzung des Krieges verhindert.
Der Kricgsminister protestirt dagegen; die Lage
auf Kuba sei unhaltbar gewesen.
Graf Almenas erwidert, Puerto Rico habe sich
schimpflich ergeben.
General Primo de Rivera erklärt, solche Angriffe
seien ungerecht, sie könnten sogar als feige bezeichnet wer-
ben. Almenas sei ein Verleumder.
Graf Almenas erwidert, er werde seine Behaup-
tungen beweisen.
Marschall Blanco erklärt, die Generale und die Armee
hätten tapfer gefachten; er trage die Verantwortlichkeit für
die Ereignisse auf Kuba.
Der Minister für die Kolonien vertheidigt die
Amtsführung der Regierung und der Generale und erklärt,
die Regierung trage für diese letzten Handlungen die Ver-
antwortung.
Hierauf wurde die Sitzung aufgehoben.
Wie im Senat, so ist es am gleichen Tage auch in
der Dcp utir ten - Kammer scharf hcrgegangen. Ein
Telegramm berichtet darüber: Ein Antrag iu welchem der
Regierung ein Tadel ausgesprochen wird, ist von den
Konservativen unterzeichnet worden. Der Deputirte Alix
schiebt dem Ministerium die Verantwortlichkeit für das
Unheil zu und sagt, Santiago habe sich mit 23000
Mann ergeben. (Bewegung.) Alix behauptet, die
Regierung habe die Uebergabe von Santiago befohlen,
um die Monarchie zu retten. Der Marineminister wird
Morgen antworte». Die Sitzung wird aufgehoben.
Nach diesem Vorgeschmack darf man sich noch auf wei-
tere stürmische Verhandlungen gefaßt machen, wenn auch
un der schließlichen Annahme des Friedensvertragcs nicht
3U zweifeln ist.

Deutsches Reich.
— Die Budgetcommission des Reichstages
setzte am 22. d. die Berathung der Militärvorlage bei der
Vermehrung der Infanterie fort und lehnte die ge-
plante Verstärkung ab, nahm dagegen mit großer
Mehrheit einen Antrag Gröber (Centrum) an, durch den
die Durchschnittsstärke eines Bataillons auf 584 Manu
festgesetzt wird. Mit der Bewilligung weiterer Aenderungen
für die Artillerie, Train u. s. w. schloß die erste Lesung.
— Zur samoa nischen Angelegenheit wird der All-
gemeinen Zeitung aus Berlin gemeldet: Die Deutschen
in Samoa, besonders die von Apia, beschlossen die
Absendung einer Denkschrift, in welcher die Reichsregierung
eindringlichst ersucht wird, bei der amerikanischen Regierung
die Abberufung des Oberrichters Chambers zu
beantragen, da unter dessen Geschäftsführung auf Samoa
niemals ruhigere Verhältnisse einkehren könnten. Gutem
Vernehmen nach hat das Auswärtige Amt der Regierung
zu Washington den Wunsch nach Ersetzung des allzu rück-
sichtslosen Herrn Chambers durch eine besser qualifizirte
Persönlichkeit bereits kundgcben lassen.
— Der Hamb. Correspondent meldet aus Peters-
burg: Als charakteristisches Zeichen für die heutige Stim-
mung Frankreich gegenüber kann wohl mit Recht an-
gesehen werden, daß der Zar nicht selbst, sondern durch
den Minister des Aeußern sein Beileid an den Botschafter
in Paris, Fürsten Urussow, ausdrückte, ferner, daß bei
Eintreffen der Nachricht aus Paris, der russische Botschafter
habe im Aufträge des Zaren einen prächtigen Kranz mit
der Widmung: „Unserm Freund und Verbündeten!" am
Sarge niedergelegt, das Ministerium den Zeitungen unter-
sagen ließ, den Zusatz des Telegramms zu veröffentlichen,
da der Botschafter letztere Widmung, ohne einen Auf-
trag hierzu erhalten zu haben, selbständig auf der Kranz-
schleife habe anbringen lassen. (Wir geben die letztere
Meldung unter Vorbehalt und müssen die Verantwortung
für ihre Richtigkeit dem Hamburger Blatte überlassen. D. R.)
Deutscher Reichstag. Berlin, 22. Febr. Die Be-
rathung des Justizetats wird fortgesetzt.
Abg. Heine (Soz.) erklärt gegenüber dem Bundesraths-
bevollmächtigten Rüger, das Haus sei zu einer Kritik eines
Gerichtsurtheils nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet.
Das Urtheil des sächsischen Oberlandesgerichts sei eine Auf-
lehnung gegen den Willen des Reichstags.
(Präsident Ballestrem erklärt den Ausdruck für un-
parlamentarisch)
Abg. Heine (Soz.) führt weitere Beispiele dafür an, daß
das sächsische Oberlaudesgericht Gesetze anders auslege, als das
Reichsgericht. Redner beantragt entsprechende Entschädigung
solcher, die unschuldig Untersuchungshaft erlitten haben, auch
Ausdehnung auf solche, die unschuldig festgcnommen werden.
Die Behandlung von Redakteuren und Journalisten in der Unter-
suchungshaft bedürfe einer Besserung.
Staatssekretär Dr. Nieberding: Die Behauptungen des
Vorredners über die Strafvollstreckung und Ungesetzlichkeiten
dabei seien unrichtig. So lauge das Strafvollstreckungsgesetz
nicht erlassen sei, können die Regierungen auf diesem Gebiete frei
Vorgehen. Die Darstellung des Vorredners entspreche nicht dem
aktenmäßigen Verlauf. Privilegien für Redakteure gebe es nicht.
Die Selbstbeschäftigung sei eine Vergünstigung, die jederzeit
wieder entzogen werden könne. Redner wendet sich gegen das
Verfahren, daß mau die Vertreter der Regierungen mit Fällen,
über die man sie im Unklaren läßt, überfällt und aus Mangel
an Sachkmntniß einseitige Behauptungen aufstellt, die im Hause
den Eindruck zurücklassen können, als sei die Regierung im Un-
recht. Ich werde, erklärt der Staatssekretär, in Zukunft nicht
mehr auf derartige Behauptungen Angehen, wenn ich nicht vorher
davon in Kenntniß gesetzt werde. Ein von Auer im vorigen
Jahre vorgebrachter Fall über die Behandlung zweier Redakteure
ist dahin richtig zu stellen, daß diese nicht wegen politischen
Vergehens bestraft worden sind, sondern der eine, weil er eine
junge Dame fälschlich der Unzucht und einen Lehrer fälschlich
des Ehebruchs bezichtigte, und der andere wegen Beleidigung,
wegen welchen Vergehens er schon elfmal vorbestraft war. (Hört!
hört! rechts.)
Abg. Frhr. v. S t u m m (Reichsp): Es sei ein Unding, wenn
die Gcfängnißverwaltung erlauben würde, daß socialdcmokcatische
Nedacteure in den Gefängnissen sür die Soctaldemokratie thätig
sind. Ueber den Löbtaucr Fall müsse er sagen, daß die öffent-
liche Meinung Grauen über die dort zutage getretene Brutalität
erfaßt habe. (Stürmischer Widerspruch links.) Die Strafen

seien keineswegs zu streng gewesen, denn von Nothwehr sei keine
Rede. (Zuruf: Brüsewitz!) Die Agitatoren, die zu solchen
Verbrechen Hetzen, müßten ebenfalls mit Zuchthaus bestraft wer-
den. (Beifall rechts.) Die ganze socialdemokratische Arbeiter-
organisation führe mit Nothwendigkeit zu solchen Excessen. Die
Socialdemokratie mache durch ihre Verhetzung die Menschen zu
Bestien. (Beifall rechts.)
Abg. Stadlhagen (Soc.): Das Coalitionsrecht der Ar-
beiter werde angegriffen; die ringbildenden Unternehmer dagegen,
die unter den Angen der Oeffentltchkeit auf Erpressungen aus-
gehen, werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Die conseroative
Partei provocire Gewaltthät'gkeitcn. Schade um die Zeit, die
man brauche, um die dem Abgeordneten v. Stumm zugetragcnen
Einflüsterungen zurückzuweisen. Letztere hätten ja nur medictni-
sches Interesse.
Präsident Graf Ballestrem rügt diesen Ausdruck.
Stadthagen fährt fort: Die bedingte Verurtheilung
liege im Interesse der Menschlichkeit, namentlich für Minder-
jährige. Das Erziehungsrecht dürfe keinesfalls gesetzlich be-
schnitten werden. Das Züchtigungsrecht der preußischen Gesinde-
ordnung sei eine Verhöhnung des Reichsgesctzes. Reichsgefetze
dürften durch kein Parlament der Bundesstaaten unwirksam ge-
macht werden. Ebenso solle mit Reichsgesetzen gegen die
Brutalitäten unterer Polizeiorgane vorgegangen werden. Die
Beamten dürften nicht auf die conservativen Hetzereien gegen die
Socialdemokraten hören. An der Neige des Jahrhunderts sei
es unwürdig und skandalös, von der Prügelstrafe für unsere
Nebeumenschen zu reden. (Lachen rechts.) Aber man sieht im
Arbeiter nicht den Mitbruder, sondern den Arbettsstier. (Bravo!
links; lautes Lachen rechts.)
Der sächsische Bundesbevollmächtige Rüger betont, daß
man an einem rechtskräftigen Uriheile nicht rütteln dürfe. Hier
sei auch die Schranke für den Reichstag. Derartige Kritik er-
schüttere das Lertraen des Volkes in unsere Rechtsprechung. (Zu-
rufe links: Das ist schon lauge erschüttert.) Die Veröffent-
lichungen im Dresdner Journal bezüglich des Löbtau er Falles
waren nöthig gegenüber den Veröffentlichungen der socialdemo-
kratischen Presse; man hätte sonst glauben können, mau hätte
etwas zu verbergen: das war nicht der Fall. (Unruhe links.)
Rüger: Ich muß den Herrn Präsidenten bitten, mir Ruhe
zu verschaffen.
Präsident: Ich fand die Unruhe noch nicht so groß, um
eiuschreiten zu müssen.
Rüger bezeichnet schließlich die Darstellung im Dresdener
Journal als objektiv richtig und unparteiisch, was auch allgemein
anerkannt worden sei, nur nicht von den Sozialdemokraten.
Abg. Müll er-Meiningen (freis. Vp.) kommt auf die Frage
der bedingten Verurtheilung zurück, für die er nochmals Antritt.
Staatssecretär Nieberding bemerkt auf Anregung des
Vorredners wegen des Strafvollzugs, daß die reichsgesetzliche
Regelung der Materie nicht dauernd aufgegeben sei.
Nach einigen Bemerkungen des Abg. Denttt (Centr.) vertagt
sich das Haus auf morgen 1 Uhr; Tagesordnung: Fortsetzung
der heutigen Berathung.
Schluß 5'/, Uhr.
Baden. L.O. Karlsruhe, 22. Febr. In der heu-
tigen Sitzung der Dotationskommission, machte
Abg. Fieser einen Vcrmittelungsvorschlag, nach dem die
jetzt angebotenen 300 000 Mk. für den katholischen Teil
bis zum Betrag von 50 000 Mk. weiter erhöht werden
kann, wenn ein angemessener Betrag aus der allgemeinen
Kirchensteuer mit dem vorhergesehenen Staatsbeitrag nicht
ausreichen sollte, um die Aufbesserung innerhalb des ge-
setzlich geregelten Rahmens einzuführen. Abg. Hug gab
die Erklärung ab, daß das Gesetz in der von der Regierung
zugegebenen Gestalt, also mit den Beträgen von je 300 000 M.
für jeden Konfessionstheil, für das Centrum unan-
nehmbar sei. Schließlich wurde ein Antrag Wey-
goldt, den Antrag Fieser zu drucken, um eine Fassung
zu suchen, welche eine Einigung hcrbeiführen könnte, an-
genommen.
— Der Strahl). Post schreibt man aus Karlsruhe:
„Hinsichtlich der Verringerung der badischen Einnahmeposten
zur Eisenbahnschuldentilgungskasse durch die jetzigen Ver-
kehrsablenkungen bei der Main-Neckarbahn kann nur
wiederholt darauf hingewiesen werden, daß zur Klärung
nichts besser beiträgt, als eine offene Aussprache vor den
Kammern; dann ist auch die öffentliche Meinung in die
Lage versetzt, die vorhandenen Beschwerden auf ihre Wahr-
heit und ihren Umfang zu prüfen. Besonders wichtig aber
wäre es, die Anschauung der Eisenbahnverwaltung darüber
zu hören, ob es für möglich erachtet wird, die noch weiter
drohenden Nachtheile durch den Ausbau des inner-
badischen Tarifsystems zu bekämpfen bezw. in ihr

* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heurigen
Zweiten Blatt. »

Stadt-Theater.
A Heidelberg, 23. Februar.
Die gestrige Wiederholung von Gounod's „Margarethe" führte
W in Herrn Bussard einen strebsamen Künstler vor, der als
Faust eine recht anerkennenswerthe Leistung bot, besonders auch
M den lyrischen Theilen der Rolle durch Entfaltung schöner stimm-
»cher Mittel, namentlich im Piano, und entsprechendes Spiel die
Empathien des gutbesetzten Hauses in hohem Grade gewann,
^enn Herr Bussard die störenden Härten, die seiner Stimme
Mters im Forte anhaften, durch fortgesetztes Studium ausglcicht,
außerdem im Spiel allzu reichliche marklose Geberden vermeidet
und den Faust insgesammt etwas männlicher, kerniger nimmt,
Mrd seine Leistung auch jene künstlerische Abrundung empfangen,
wir gestern Abend noch vermißt haben.

.. Die übrigen Mitwirkenden sind an dieser Stelle bereits aus-
führlich gewürdigt worden. — Sehr zu bedauern ist es, daß die
mnausgearbcitcte Ouvertüre in dem Lärm von klappernden Stühlen
mst vollständig unterging. Das Zuspätkommen ist bekanntlich eine
A?chst ungebildete Vornehmheit; es wäre an der Zeit, daß die
tc-heaterdirektion diesem Mißstand ein Ende machte, indem sie ein-
mch während jedes Vorspiels die Thüren zum Zuschauerraum
Wietzen läßt. X.

Kleine Zeitung.
— Brüssel, 21. Febr. Die Untersuchung über das Eisen-
ahnun glück bei Forest ist abgeschlossen unüdie Verant-
wrtlichkeit des Führers des Eilzuges festgestellt. Erwiesen ist,
aß nicht nur die Signale richtig gestellt waren, sondern daß
uch die Maschinisten trotz des Nebels dieselben hatten bemerken
innen Außerdem ist von einem Barriörenwärter eine rothe
'ahne geschwenkt und von Bahnarbeilern sind Hornsignale ab-
egeben worden Infolge dessen wird der Führer wahrscheinlich
nter Anklage gestellt werden.
— Damit endlich die Angelegenheit der Gedachtnißkirche in
Hetzer zu einem Abschluß gelange, haben die meisten deutschen
irchenregierungen, darunter auch der badische evangelische Ober -
rchenrath, ihre Geneigtheit erklärt, zur Forderung des Baues
ächstens eine Landeskollekte anzuordnen. So darf die Hoffnung
chegt werden, daß das herrliche Gotteshaus durch freiwillige
Beiträge unter Vermeidung einer Lotterie, was gewiß nur zu be-
cüßen ist, in kurzer Zeit vollendet sein wird.
— Der Volkswitz hat das Berliner Nachhalls wegen des
nsbleibens einer Entscheidung über die Wahl Kirschners zum
>berbürgermeister „Wartburg" getauft.
— Den Automobilrekord Versailles—Paris stellte der schon
nmal wegen allzu schnellen Fahrens mit acht ^agen Haft be-
laste Motordreiradler Emile Lambeyak gelegentlich der Pra-
oentenwahl auf, indem er die Kunde vom Siege Loubets in 27
tinuten nach Paris brachte. Eine Pariser Tageszeitung hatte
imlich einen Amateurwettbewerb veranstaltet, an welchem sich
chrere bekannte Automobilisten betheiligten.

Literarisches.
—8 Citatenlexikon. Sammlung von Citaten, Sprich-
wörtern, sprichwörtlichen Redensarten und Sentenzen von Daniel
Sanders. Mit dem Porträt des Verfassers. In einfachem Ein-
band 6 Mk., in Geschenkeinband 7 Mk., Verlag von I. I.
Weber in Leipzig. Daniel Sanders bringt in feinem Citaten-
lexikon nicht nur jene geflügelten Worte, die im täglichen Verkehr
wie abgegriffene Scheidemünzen im Umlauf sind, sein Bestreben
ging vielmehr dahin, eine Sammlung von sinnvollen und an-
regenden Gedanken zu veranstalten, die erzieherischen oder kul-
turhistorischen Werth haben. Bei der Ansammlung dieses
Schatzes hat Sanders nicht nur eine erstaunliche Belesenheit,
sondern auch eine seltene Vielseitigkeit bewiesen. Er beschränkt
sich nicht darauf, Sentenzen aus Homer, Shakespeare, Goethe re.
mitzutheilen, er beutet die unerschöpfliche Fundgrube der Bibel
aus, neben das Sprichwort und Stammbuchblatl treten treffende
Gedanken und kernhafte Worte der Gegenwart, zum Ernst der
politischen Debatte gesellt sich der schalkhafte Humor der Flie-
genden Blätter, die Satire des Kladderadatsch. Den Zweck eine»
solchen Citatenlexikons hat schon Altmeister Goethe ganz zutref-
fend bezeichnet, wenn er sagt: „Eine Sammlung von Anekdoten
und Maximen ist für den Weltmann der größte Schatz, wenn er
die ersten an schicklichen Orten ins Gespräch einzustreuen, be-
ichten im treffenden Falle sich zu erinnern weiß."
 
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