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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0179

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^Urck die Post bezogen
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^Phon-Anschluß Nr. 82.



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Für htestxe Geschäfts- nnd
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.

Gratis-Ans<.
der'Jnserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Telephon-Anschluß Nr. 82.


Kkitüß, dk« 17. Kbkuik

1898.

Präsident Faure
Paris, 1«. Febr. Präsident Faure
ist heute Abend 10 Uhr gestorben.
Wir haben die Nachricht, die ganz unerwartet gekom-
ist, heute früh hier durch Anschlag von Extrablättern
vekannt gemacht. Die erste Frage, die Jedem, der sie las,
die Lippen gekommen ist, wird die gewesen sein: woran
M Faure so plötzlich gestorben, ist er eines natürlichen
<odes verblichen oder hat er durch Mord oder gar durch
Selbstmord geendet? Man las in der letzten Zeit, daß
^ heftig in der Presse angegriffen worden sei und daß
ihm vorgeworfen habe, seiner Zeit als Marineminister
^ dem General Mercier, der damals Kriegsministcr war,
8e>rieinsam unsaubere Geschäfte getrieben zu hoben. An-
drerseits ist das Schicksal Carnots, der als Präsident der
^Publik durch Mörderhand fiel, noch in frischem Ge-
"Ochtniß. Alle Vermuthungen indessen, die das unerwartete
^eigniß etwa auf eine böse Absicht zurückgeführt haben, sind
"".richtig. Präsident Faure ist eines natürlichen Todes
Horben, er ist einem Schlagfluß erlegen. In der Frank-
!?vter Zeitung liegen folgende nähere Mittheilungen hier-
über vor:
^.Paris, 16. Febr. Faure, der heute früh noch dem Mi-
.stttrrrathe präsidirte, fühlte sich gegen sechs Uhr Abends Ptötz-
unwohl. Man schickte nach der Madeleine-Kirche, um den
Musgeistlichen herbeizurufen. Faure fühlte sich wieder besser.
s7?r emtreffende Geistliche hielt cs für unnöthig, den Arzt zu
.Uten. Fa„re nahm jedoch nicht am Diner Theil. Gegen 10
vnl ^hlte er sich plötzlich wieder schlechter. Man schickte wieder
' uch dem Geistlichen, der jedoch zu spät kam, um das Sakrament
U verabreichen. Auch den Aerzten blieb nichts übrig, als den
zu konstatiren.
Paris, 16. Febr. In der Stadt wird die Nachricht vom
eFaures nur langsam bekannt. In den Restaurants
Mute man Anfangs die Nachricht nicht glauben und blieb kühl.
Mt nach Mitternacht macht sich Bewegung bemerkbar, auf den
^Mevards und in der Umgegend des Elhsöe. Hier halten
Schutzleute und Garden die Eingänge besetzt. Das Publikum
""halt sich still. Zahlreiche Deputirte, Senatoren und Offiziere
U"r nach dem Elysse.
Felix Faure ist im Januar 1841 in Paris geboren,
nur 58. Jahre alt geworden. Er widmete sich der
^ufmännischen Laufbahn, indem er in ein Gerberei- und
Mbergeschäft als Lehrling eintrat. In seinen Mannes-
bchren begründete er in Havre ein Rhcdereigeschäfl und
rächte es dort zu Ansehen und Vermögen. Im Jahre 1881
churde er in die Deputirtenkammer gewählt, womit seine
politische Karriere begann. Anfangs der 87er Jahre war
r Mehrmals Unterstaatssekretär der Kolonien, 1894/5 im
vMeiten Kabinet Dupuy war er Marineminister. Nach dem
Austritt Casimir Periers von der Präsidentschaft im
^nuar 1895 wurde Faure gegen den Radikalen Brisson
Abi Präsidenten der Republik gewählt, nachdem sein
^?rteigenosse und Mitbewerber Waldeck-Rousseau, der im
vsten Wahlgang 184 Stimmen erhalten hatte, von der
Kandidatur zurückgetreten war.
, Es ist immer eine mißliche Sache, das Staats-
, .E.rhaupt durch einen größeren Wahlkörper wählen zu
allen. Handelt es sich bloß um einen höheren Richter
Mr um einen Gesandten, dann werden die persönlichen
Mihältnisse des Betreffenden genau unter die Lupe ge-
vinmen; man forscht nach, ob in seinen eigenen und in
Familien-Verhältnissen sich nichts findet, was ihn
Av die Repräsentation der Stelle ungeeignet macht.
" einer politischen Wahl, wo 6—700 Personen
a»lzr,sprechen haben und der Kandidat von heute
N morgen aufgestellt wird, ist eine derartige Prüfung
b*cht möglich. Das hat Frankreich zu seinem Nachtheil
' der Wahl Faures erfahren. Bald nach der Wahl !

wurde bekannt, daß Faures Schwiegervater Belluot durch
Kontumazurtheil wegen Betrugs und Unterschlagung zu
20 Jahren Bagno verurtheilt worden war. Faure
weigerte sich auch als Präsident der Republik die durch
seinen Schwiegervater Bcnachtheiligten zu entschädigen: Es
wurde ferner bekannt, daß er seine älteste Tochter zu einer
Zeit, wo er in finanzielle Schwierigkeiten gerathen war,
an einen Mann verheirathete, der sein Vermögen durch ein
öffentliches Haus in Bordeaux erworben hatte. Die Pariser
Schmutzpresse hatte diese schwarzen Flecken im Hause Faure
bald ausgekundschaftet und schwang das Damoklesschwert
ihrer Enthüllungen fortwährend über seinem Haupte. Da-
durch wurde Faure ein Gefangener der Schmähpresse, die
in Paris so üppig wuchert.
Im Dreyfusprozeß war Faure demzufolge gegen die
Revision. Wie die Drcyfusfrage heute in Frankreich in
alle Angelegenheiten hineinspielt, so wird sie auch bei der
Wahl des Nachfolgers Faures eine Hauptrolle spielen.
Die Gegner und die Anhänger der Revision werden auch
bei dieser Gelegenheit ihre Kräfte messen.
Die Republik hat während der Präsidentschaft Faures
an Ansehen und an Festigkeit nicht gewonnen. Die
Chancen für einen energischen Kronprätendenten sind heute
in Frankreich größer als jemals während der letzten
zwanzig Jahre. Aber es fehlt, soweit man bis jetzt steht,
doch der Mann, der den Tod Faures als Wink des Schick-
sals zum Handeln ansieht..
Deutsches Reich.
— Prinz Adalbert, der dritte Sohn des Kaiser-
paares, wird sich im Frühjahr auf der aus Nordafrika
heimkehrenden Schulfregatte „Charlotte" einschiffen und im
kommenden Sommer seinen ersten Unterricht im Seewesen
erhalten. Die „Charlotte" wird auf der Staatswerft bau-
lichen Veränderungen unterzogen werden. — Prinz Adal-
bert ist am 14. Juli 1884 geboren, steht also im fünf-
zehnten Lebensjahre.
— Die Nordd. Allg. Ztg. nimmt Notiz von Aus-
führungen des New-Iork Herald, womit dieser den Plan
eines directen Kabels zwischen Deutschland
und Amerika warm begrüßt. Der Herald sagt, bie
Kabelverbindung erleichtere und festige den Handel zwischen
den Völkern und verbinde sie fester mit dem Bande wechsel-
seitiger Interessen; sie vermehre den Austausch der Nach-
richten und Gedanken, könne Mißverständnissen Vorbeugen
und die Völker zu gemeinsamen Gesichtspunkten
führen. Das Legen eines Oceankabels fördere die Wohl-
fahrt der Völker wie ein Friedensschluß. Die Nordd.
Allg. Ztg. fügt dem bei: Wir verzeichnen grade im
gegenwärtigen Augenblick diese Aeußerung des einfluß-
reichsten New-Aorker Blattes mit besonderer Genugthuung.
Deutscher Reichstag. Berlin, 16. Febr. Weiter-
berathung des Jnvalidenversicherungsgesetzes.
Abg. Dr. Oertel (kons.): Ein erheblicher Theil seiner
Freunde stehe dem Entwurf nicht ablehnend, aber mit großen
Bedenken gegenüber. Warum sei man dem Zusammenlegen ver-
schiedener Versicherungen noch nicht näher getreten? Man sollte
auch die Betriebsunternehmer und Werkmeister heranziehen und
den Ausweis für den Bezug der Renten erleichtern, die Lasten
aber der Allgemeinheit auferlegen.
Abg. Bräsicke (freist Volksp.): In Ostpreußen habe man
keine Sympathien für das Gesetz. Es habe nur Unfrieden und
Erbitterung hervorgerufen.
Abg, Stütz el (Centr.): Der vorgeschlagene Ausgleich sei
undurchführbar und werde dem Gesetze viele Feinde schaffen.
Abg. Dr. Ratzinger (Bauernbund): Die Landwirthschaft
habe unter dem Gesetz schwer zu leiden, die Vorlage weise aber
einige Besserungen auf.
Abg. Frhr. v. Stumm (Reichsp.): Wenn auch manches in
der Vorlage anzuerkennen sei, so würden doch die Rentenstellcn

1)

Wie Tom sein Glück machte.
Nach einem amerikanischen Motiv von M. A. Z.

(Nachdruck verboten).
2- »Ist dies im Wagen dort denn nicht unser alter Freund
<vm?»
-Ganz recht, Tom Evans, oder Tom der Schüchterne,
'o er auf der Schule hieß."
D -Und mit einer Dame, einer jungen, schönen, vornehmen
Mwe so vertraulich Seite an Seite. Dieser Hasenfuß, der
MH mit 17 Jahren roth wurde oder davon lief, wenn
hübsches Mädchen ihn bloß von der Seite ansah, —
änderbar l"
j» -Jawohl, sonderbar und zwar um so sonderbarer, als
Mos anmuthige Wesen, mit dem zusammen er im Wagen
leine Gattin ist und eine millionenreiche Erbin dazu."
"Das mache einem andern weiß, alter Junge, nicht mir."
m..-"Du glaubst mir nicht? Gut, io muß ich Dir die kuriose
e>ch,chte in allen Einzelheiten berichten."
s»:.^nd mein alter ehrlicher Dick erzählte, „wie Freund Tom
hM Glück machte," während ich erst mit skeptischem Lächeln,
""Mmmer gespannter zuhörte.
ied- 'b unglaublich schüchtern Tom den Frauen gegenüber
»ltp« Ä gewesen," so fing Dick an, „brauche ich Dir. seinem
MN Schulkameraden, doch gewiß nicht auseinander zu setzen,
zw-. Haltest ja eben selber darauf a». Ick glaube, das ein-
weibliche Wesen, mit der er ohne Verlegenheit, ohne
all-a^n und Errötben zu sprechen vermochte, war seine dicke
dvn ^?nsio»smutter, Mrs- Fiddlesticks. Daß Tom aber, da>
leck» Aschen, rin ganz famoser Kerl, der das Herz aus dem
ly.-MN Fleck hatte, und vor allem ein sehr tüchtiger Sports-
Äat? ?>ar, ist Dir ebenfalls wohl bekannt. Namentlich im
tuns p excellirte er, und es gibt heute beim Barte Nep-
NM. w meinem ganzen großen Bekanntenkreise hier in New-
keinen, dem er es nicht im Rudern. Schwimmen und
IjMchen rc. zuvorthäte. So segelte Tom denn auch gelegent-
^ Sommer vor zwei Jahren mit mehreren Bekannten

in einer Nacht um Long-Jsland herum in die große Süd-
bucht hinein. Ihr Ziel war die Feuerinsel. Noch in ziem-
licher Entfernung von letzterer konnte Freund Tom dem
Locken der sonnenhellen Fluchen nicht widerstehen, legte sein
Trikotkostüm an und schwamm der Nacht, die hier wegen
Mangels an Wind nur langsam vorwärts kam, in kraftvollen
Stößen voraus. Als er dem Ufer näher gekommen war und
bereits Einzelheiten des prächtigen Kurhauses, das inmitten
geschmackvoller Gartenanlagen herüberwinkte, zu unterscheiden
vermochte, machte ihn ein lautes Angstgeschrei vom Lande
her aufmerksam. Zugleich sammelte sich dort rasch eine
größere Menschenmenge an, die immer lauter lärmte, ge-
stikulirte und nach einer bestimmten Richtung zu blicken schien.
Als auch Tom seine Augen dorthin wandte, bemerkte er ein
umgeschlagenes Boot, und alsbald tauchte in nicht allzugrotzer
Entfernung von ihm ein blonder Mädchenkopf aus den
Flutben, dessen Lippen sich alsbald ein schwacher Hilferuf ent-
rang, ehe er wieder in die Tiefe zurücksank. Rasch schwamm
Tom in dieser Richtung hin, dicht vor ihm hob sich noch ein-
mal das blasse, schöne Haupt aus der Tiefe, aber nur, um so-
fort wieder unterzugeben. Allein Tom tauchte wie eine
Robbe sofort nach, erwischte die Ertrinkende auch glücklich an
ihrem langen Goldhaar, zog sie daran an sich und brachte sie
mit ein Paar geschickten Schwimmstößen wieder an die Ober-
fläche. Leblos und schwer lag das schöne Mädchen in seinem
Arm, das wundervolle blonde Haar umfluthete ihn aufgelöst
in langen Strähnen. Die Entfernung vom Ufer war glück-
licherweise nicht allzu groß, und man schickte sich auch bereits
an, ihm entgegenzurudern. Doch bevor die etwas schwer-
fälligen Leutchen dazu kamen, ihre Boote flott zu machen,
war Tom an geeigneter Stelle mit seiner schönen Bürde be-
reits gelandet. Sanft ließ er die immer noch Bewußtlose
auf den sammetweichen Uferrasen gleiten und kniete neben
ihr nieder, indem er so gut es gehen wollte, Wiederbelebungs-
versuche anzustellen sich bemühte. Inzwischen waren auch be-
reits eine Anzahl Leute herangekommen, darunter verschiedene
Frauen. Eben wollte Tom die Gerettete diesen in die Arme
legen, da schlug elftere die Augen auf, ein Paar wunderbar

mit den Versicherungsanstalten keinen inneren Zusammenhang
haben. Das Beste wäre eine Reichsanstalt oder doch wenig-
stens Landesanstalten. Preußen werde nichts anderes übrig
bleiben, als die Provinzialanstalten zusammenzulegen. Ein ent-
sprechender Antrag soll ja im Abgeordnetcnhausc vorgelegt
werden.
Nach weiteren Bemerkungen bes Abg. Lucke-Patershausen
(kons. B. d. L.) kritisirt Graf Bernst or ff-Uelzen (Welfe) die
Ausführungen Stumms, die wenig zu seinen sonstigen Thaten
paßten.
Es folgen eine Reihe persönlicher Bemerkungen.
Die Vorlage wird darauf einem Ausschuß von 28 Mitgliedern
überwiesen.
Es folgt die Interpellation Johannsen (Däne) be-
treffend die Ausweisungen dänischer Unter-
thanen aus Schleswig.
Reichskanzler Fürst Hohenlohe erklärt sich auf Befragen
bereit, die Interpellation zu beantworten, und führt aus: Das
Recht der Ausweisung von Ausländern ist ein Ausfluß eines
Landeshoheitsrechtes der einzelnen Bundesstaaten, dessen Aus-
übung weder nach der Reichsverfassung noch nach Reichsgefetz der
Beaufsichtigung seitens des Reiches untersteht. Die Bestimmung
des Artikels 4 1 der Reichsverfassung, wonach die Fremdenpolizei
der Beaufsichtigung des Reiches und der Reichsgesetzgebung unter-
steht, kann hieraus nicht bezogen werden. Diese Bestimmung ist
1867 auf Antrag des Abg. Michaelis in die Verfassung des
Norddeutschen Bundes ausgenommen worden. Die Absicht des
Antrags war lediglich die, die Möglichkeit auszuschließen, daß
etwa auf dem Wege der einzelstaatlichen Fremdenpolizei die
reichsgesetzlichen Bestimmungen über Jndigenat und Freizügigkeit
illusorisch gemacht werden könnten. Dagegen ist eine Einschrän-
kung des Rechtes der Einzelstaaten zur Ausweisung von Aus-
ländern aus dieser Bestimmung nicht abzuleiten. Der Geschäfts-
kreis des Reichskanzlers werde mithin durch die von der preußi-
schen Regierung geübten Maßregeln, die den Gegenstanb der
Interpellation bilden, nicht berührt. „Daher muß ich es ablehnen,
die Interpellation zu beantworten. Sollte eine Besprechung des
Gegenstandes stattstnden, so würden die Vertreter der verbündeten
Regierungen sich nicht daran bethciligen können."
Abg. Singer (Soc.) beantragt die Besprechung der Inter-
pellation, welchem Antrag Folge gegeben wird.
Abg. Johannsen (Däne) bestreitet, daß außerordentliche
Maßregeln gegen die Dänen in Nordschleswig gerechtfertigt seien.
Die Agitatoren selbst seien weit davon entfernt, Landesverrath zu
treiben. Die wachsende Zahl der dänischen Dienstboten sei die
Folge der höheren Löhne diesseits der Grenze. Unruhe würde
durch die Regiernngsmaßnahmen geschaffen.
Das Haus vertagt die Weiterberathung auf morgen, außer-
dem Antrag Rickert betreffend Wahlgesetz, kleinere Vorlagen.
Schluß 6 Uhr.
Baden. L. 6. Karlsruhe, 16. Febr. Die Einnahmen
der Bad. Bahnen betrugen im Monat Januar nach provisori-
scher Feststellung 4525680 (gegen die Provisor. Einnahmen
im Jahr 1898 mehr: 233220

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Lagerhausausseher Christian Kissel in Mannheim die kleine
goldene Verdienstmedaille verliehen; dem Großherzoglich Badischen
Gesandten Dr. Eugen von Jagemann in Berlin die Erlaubniß
zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen Ehrengroß-
kreuzes des Grobherzoglich Oldenburgischen Haus- und Verdienst-
ordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig ertheilt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben unter
Enthebung des zum Landeskommissär für die Kreise Karlsruhe
und Baden ernannten Geh. Oberregierungsraths Karl Heil
und des zum Verwaltungsgerichtsrath ernannten bisherigen
Mitglieds der Domänendirektion Julius Wirth von der Funktion
als stellvertretende ständige Mitglieder des Landesverstcherungs-
amtes, den Ministerialrath Dr. Karl Krems und den Regie-
rungsrath Dr. Paul Arnsperger zu stellvertretenden ständigen
Mitgliedern des Landesverstcherungsamtes ernannt; die auf den
Professor Dr. Osthosf gefallene Wahl zum Prorektor der
Universität Heidelberg für das Studienjahr von Ostern 1899 bis
dahin 1900 bestätigt; den Postsekretär Josef Fuchs aus Karls-
ruhe zum Oberpostsekretär bet dem Postamt in Konstanz ernannt.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 16. Febr. Die Nachricht,
daß Banffys Rücktritt entschieden sei, wird be-
stätigt, ebenso daß die Bildung eines neuen Ministeriums

tiefe Blauaugen, aus welchen Tom ein ganzer Himmel ent-
gegenzustrahlen schien. Einige Augenblicke schaute der schüch-
terne Mensch selbstvergessen hinein, dann riß er sich gewalt-
sam los und floh, als wäre der Böse hinter ihm her schnell-
füßig von dannen. Im Gebüsche versteckt, wartete er das
Näherkommen der Nacht ab und schwamm dann an Bord.
Seine Kameraden erfuhren nicht eine Silbe über sein Aben-
teuer und wunderten sich nur darüber, daß Tom, nachdem er
sich umgekleidet und mit ihnen an Land gegangen war, sich
immer halb scheu, halb suchend umsah, und dann mißmuthig
vor der Zeit zum Aufbruch drängte.
Dos Bild des holdseligen Kindes, das er dem grausigen
Wassertode entrissen, hatte sich Tom, trotz der Kürze der
Zeit unverwischbar eingeprägt. Er war wie verwandelt; ihm,
der sich früher nie in Gedanken mit einem weiblichen Wesen
beschäftigt, schwebte jetzt beständig, wo er ging und stand,
das liebliche Gesicht feiner „Jungfrau vom See" vor. Beim
Ablegen seines Schwimmkostüms hatte er bemerkt, daß ein
Ohrring des geretteten Mädchens sich in dem Trikotgewebe
verhakt hatte und hängen geblieben war. Das kleine zierliche
Ding war von sehr alterthümlicher Form und Arbeit; hätte
Tom den hohen Werth der blitzenden, wasserhellen Steine
und den der künstlerisch ausgeführten Fassung gekannt, er
würde es nie und nimmer gewagt haben, sich das Schmuck-
stück anzueignen. So aber dachte er sich nichts Arges dabei,
als er dasselbe zum Juwelier trug und es zu einer Kravatten-
nadel für sich umarbeiten ließ. Diese bildete fortan seinen
größten Schatz, sein höchstes Kleinod. Jeder andere hätte
dem guten Tom auf den Kopf zugesagt, er sei bis über beide
Ohren in seinen Schützling verliebt, dieser selbst aber ahnte
nicht im entferntesten, wie es eigentlich um ihn stand- Er
hegte nur die eine Furcht, der unberechenbare Zufall könne
ihn selbst hier in der Riesenstadt Ncw-Nork mit dem un-
bekannten Mädchen zusammenführen. Er wagte cs daher
auch nicht, das kleine Stiefmütterchen, von Bergkrvstall wie
er meinte — in Wahrheit waren es Brillanten vom reinsten
Wasser — an seinen Schlips zu heften; es hätte ja als Er-
kennungszeichen dienen können. (Fortsetzung folgt.)
 
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