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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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X,-. 86.

Nmmrstag, den 13. April

I89S.

Unsere englischen Vettern.
Wie die Berliner Neuesten Nachrichten melden, macht
England wegen der Einsetzung einer Kommission für
Samoa wieder Weiterungen. Zuerst wollte es gar nichts
davon wissen, dann verlangt? es, daß die Kommission durch
Mehrheit entscheide, sodaß also England und Amerika Deutsch-
land einfach überstimmt hätten. Als Deutschland natür-
lich auf solchen Unsinn nicht einging, ließ es die For-
derung fallen, ja es bestimmte sogar schon einen Delegirten;
nun erhebt es neue Einwendungen gegen das Erforderniß
der Einstimmigkeit für die Entscheidungen der Kommission.
Bis jetzt hat man nur an den bösen Willen des englischen
Konsuls in Samoa geglaubt, wenn indessen England nicht
bald in korrekte und loyale Bahnen einlenkt, dann wird
man an den bösen Willen der englischen Regierung glau-
ben müssen. Oder vielmehr, an den bösen Willen, die
Mißgunst Englands gegenüber Deutschland, glaubt man ja
schon lange, man wird dann aber an die bewußte Absicht
Englands glauben müssen, den bösen Willen zu bethätigen.
Wie offiziöse Berliner Kundgebungen erkennen lassen, hat
die deutsche Regierung indessen durchaus nicht die Absicht,
sich von England auf der Nase herumtanzen zu lassen.
England möge wohl zusehen, was es riskirt, wenn es
Deutschland herausfordert!
Für die zukünftige Stellung Deutschlands und Eng-
lands zu einander ist es sicher nicht ohne Bedeutung, daß
beide Mächte seit einiger Zeit an zwei Punkten der Erde
Grenznachbarn geworden sind: in Südwestafrika und in
Ostafrika. Je weniger Deutschland augenblicklich daran
denken kann, mit der englischen Seemacht zu konkurirren
und je wahrscheinlicher es ist, daß England alles daran-
setzen wird, um auch in Zukunkt zur See einen Vor-
sprung vor Deutschland zu behalten, umsomehr sollte
Deutschland seine afrikanische Grenznachbarschaft zu Eng-
land ausuützen. Wir haben jetzt in Deutschsüdwestafrika
nicht Viel über 1000 Mann stehen; das ist zur richtigen
Beherrschung des weiten Gebietes viel zu wenig. Was
hindert uns, 20000 oder 30 000 Mann dort hineinzu-
legen? Jetzt müssen wir milden eingeborenen Kapitäns diplo-
matisiren und praktiren; eine Streitmacht von 30 000 Mann
würde uns in kürzester Zeit zu wirklichen unantastbaren Herren
des Landes machen und uns zugleich in die Lage versetzen,
den Engländern für etwaige Fälle englischer Uebergriffe
einen kleinen Marsch auf Kapstadt in Aussicht zu stellen.
Das würde bei unseren lieben Vettern ungleich mehr
wirken, als ein Appell an ihre Loyalität und Vertragstreue.
Die 15 bis 20 Millionen jährlich wären außerordentlich
gut angelegt.
Wie in Samoa, so haben englische Beamte auch auf
den Tonga-Inseln sich über bestehende Verträge hin-
weggesetzt. Im Jahre 1886 wurde zwischen England und
Deutschland ein Vertrag abgeschlossen, in dem die deutsche
u. die englische Interessensphäre in Melanesien genau abge-
grenzt ist. Da heißt es in 8 6: „Diese Erklärung findet
keine Anwendung auf die Schifferinseln (Samoa), mit wel-
chen Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten
Staaten Verträge abgeschlossen haben, noch auf die
Freundschaftsinseln (Tonga), mit welchen Deutsch-
land und Großbritannien Verträge abgeschlossen haben . ..,
welche Inselgruppen nach wie vor ein neutrales
Gebiet bleiben sollen" u. s. w. Hieraus ergiebt
sich, daß England nicht ohne Einwilligung Deutschlands
die Tongainseln annektiren darf. Eine solche Einwilligung
ist aber nicht erfolgt. In London, wo man doch die Exi-
stenz des 1886er Vertrags kennt, will man deshalb auch
nicht recht glauben, daß eine Besitzergreifung der Inseln

im Namen Großbritanniens stattgefunden hat. Der Daily
Graphic) der Beziehungen zum englischen auswärtigen Amt
hat, weist ausdrücklich auf den 1886er Vertrag hin. An-
dererseits giebt er doch zu, daß auf den Tongainseln etwas
passirt ist, was Deutschland angeht, denn er schreibt, daß
der englisch-deutsche Streit um Samoa sich nach
Tonga ausgedehnt habe und daß die ganze Frage
der neutralen Zone in dem westlichen Stillen Ocean da-
durch eröffnet worden sei. Offene Fragen dieser Art seien
Gefahren für den Völkerfrieden und sollten nicht außer
Acht gelassen werden, weil sie schlummern. Es sei zu
hoffen, daß der gute Wille, mit dem die Mächte gegen-
wärtig an die Lösung der Samoafrage Herangehen, als
eine Gelegenheit ergriffen werde, um das Verhältniß
Tongas und Nines sowie der Schifferinscln zu ordnen.
Das ist doch wirklich recht kühl und leichtfertig über
einen thatsächlich und einen höchst wahrscheinlich von Ver-
tretern Englands erfolgten Vertragsbruch gesprochen! In
Deutschland wird man gewiß die Erfahrungen, die man
in letzter Zeit mit England gemacht hat, lange beherzigen.
Weiteres über die Samoa-Angelegenheit.
Zu der Meldung der Berliner Neuesten Nachrichten,
daß die Ernennung eines deutschen Bevollmächtigten für die
Spezialkommission auf Samoa erst erfolgen werde, wenn
von englischer Seite die nothwendigen Garantieen
gegeben sind, um die Achtung der Samoavertragsakte zu
sichern, bemerkt die Nordd. Allg. Ztg.: „Auch wir glauben
zu wissen, daß die deutsche Regierung im Hinblick auf die
früher erwähnten Weigerungen in London um bestimmte
Aufklärungen über die Stellung der englischen
Regierung zum Samoa vertrag gebeten hat."
Weiter schreibt die Nordd. Allg. Ztg.: Die Presse be-
schäftigt sich mit Forderungen, die nach einer Meldung
des Reuter'schen Bureaus Admiral Kautz dem
Kommandanten des „Falken" gestellt habe und in
denen er der deutschen Flagge zu nahe getreten sei.
Da über ein derartiges Vorkommniß an den maßgebenden
Stellen nichts bekannt ist, dürfte die Nachricht un-
begründet sein. Wären thatsächliche Differenzen zwischen
den beiden Befehlshabern vorgekommen, so ist es un-
zweifelhaft, daß über diese Dom deutschen Kommandanten
sofort telegraphische Meldung erstattet sein würde.
Eine deutsche amtliche Depesche aus Apia vom 5. April
meldet: „Die Engländer beschießen täglich ein
samoanisches Dorf. Die Tanuleute und die Anhänger
Mataafas plünderten fremdes Eigenthum. Eine englisch-
amerikanische Landungstruppe von 70 Mann
gerieth am 1. April in einen Hinterhalt bei Dailele.
Zwei Offiziere sind gefallen, zwei Landungsgeschütze wurden
genommen. Die Kriegsschiffe erneuern die Beschießung."
Das Reuter'sche Bureau meldet über die Schlappe, die die
englisch-amerikanische Landungstruppe erlitten hat, folgen-
des Nähere: „Eine gemischte britisch-amerikanische Truppe
von 105 Manu gerieth in einen von Mataafaleuten ge-
legten Hinterhalt und war gezwungen, sich nach dem
Strande zurückzuflüchten. Drei Offiziere, der Leut-
nant Freemann von dem britischen Kreuzer „Tauranga",
der die Abtheilung geführt hatte, und zwei amerikanische
Offiziere von der „Philadelphia" wurden getödtet. Die
Leichen wurden später enthauptet vorgefunden; 2 britische
und 2 amerikanische Matrosen wurden ebenfalls getödtet.
Der Hinterhalt befand sich auf einer deutschen Plan-
tage, deren Geschäftsführer an Bord der „Tauranga"
gebracht wurde. Er wurde verhaftet infolge eidlicher
Erklärung, daß er gesehen worden sei, wie er die Mataafa-
leute zum Kampfe ermunterte. Die Mataafaleute zählten

etwa 800 Mann. In einem früheren Gefechte wurden
27 Mataafaner getödtet, während die Europäer keine Ver-
luste erlitten."
Aus dem Vorstehenden ist zu ersehen, daß die Zu-
stände in Samoa immer kritischer werden. Die
Vertreter Englands und Amerikas setzen ihr vertrags-
brüchigeS Verhalten fort, führen auf eigene Faust gegen
den rechtmäßig gewählten König Krieg und ihre Regierungen
lassen sie gewähren. Bisher waren direkt nur Samoaner
in Mitleidenschaft gezogen; jetzt haben sich Engländer und
Amerikaner an einem deutschen Plantagenverwalter ver-
griffen, aus Aerger darüber, wie es scheint, daß eine
starke Abtheilung ihrer Truppen vor den Mataafaleuten
flüchten mußte. Die Gefangennahme des Deutschen wird
auf das Verhalten der übrigen Deutschen in Samoa nicht
ohne Einfluß bleiben-und kann die Sachlage leicht sehr
kompliziren.
Deutsches Reich.
— Wie das Berl. Tageblatt aus guter Quelle mit-
theilt," nahmen nur die Drcibundstaaten, sowie einige klei-
nere Staaten die Einladung zur Friedensconferenz
ohne Reserve an. Lagen machten England, Frankreich,
Amerika und die Türkei allerlei Vorbehalte. Eng-
land erklärte, eine etwaige Einschränkung seiner Seerüstungen
nicht zuzulassen, Frankreich besteht unbedingt auf der Bei-
behaltung der submarinen Torpedos. Aus den meisten
Antwortnoten geht hervor, daß die Mächte die Einladung
nur aus Höflichkeit für den Zaren annchmen.
— Eine 84stündige (nicht wie ein Druckfehler die
Bäcker-Zeitung sagen ließ, eine 48stündige) Arbeitszeit pro
Woche soll statt dem 12stündigen Muximalarbeitstag für
die Bäckereien angeblich eingeführt werden.
Deutscher Reichstag. Berlin, 12. März. Es beginnt
die Berathung der Postnovelle.
Staatssekretär v. Podbielski leqt die Besserungen dar.
Er weist darauf hin, daß beim Versand der Zeitungen
zwischen Rcclameblättern und ernsten Zeitungen ein Unter-
schied gemacht werden müsse. Die Taxe solle zukünftig nach
der Häufigkeit des Erichemens und nach dem Gewicht der
Blätter bestimmt werden. Die Verteuerung der Zeitungen
sei nur ganz geringfügig. Für die Entschädigung derPrivat-
posten bestände kein rechtlicher Anspruch. Die Regierung
wolle jedoch Billigkeitsgründe anerkennen und vollbrauchbare
Leute des Personals nach Möglichkeit übernehmen.
Dr. Marcour (Centr.): Das Centrum werde nur zu-
stimmcn, wenn eine ausreichende Entschädigung der Privat-
vosten erfolge- Redner beantragt die Ueberweisung an eine
2l-gliedrige Commission.
Staatssccretär v. Podbielski erwidert, eine fiskalische
Absicht habe bei diesem Entwürfe nicht vornelegen, sondern
der Grundsatz: Gleiches Recht sür alle. Jede Zeitung solle
unter den gleichen Bedingungen ihrem Gewerbe nachgehen.
Abg. v. Waldow-Reitzenstein (cons-^: Die (konser-
vativen könnten der Vorlage im Allgemeinen zustimmen. Die
endgiltige Stellungnahme behalte er sich für die Commissions-
berathung vor.
Abg. Singer (Soc.): Er mache seine Zustimmung zu der
Vorlage von deren weiterer Gestaltung abhängig. Seine Zu-
stimmung zu der Postmonopolfrage wolle er nicht verweigern.
Der Grundsatz des neuen Zeitungstarifs sei durchaus lobenswerth,
die Durchführung sei aber schwierig. Doch die Erweiterung des
Postmonopols bewillige er nur, wenn die Reich spost annähernd
den Tarif der Privatposten einführe. Die Tarifermäßigungen
müßten festgelegt werden.
Staatssekretär v. Podbielski erklärt: Die Herabsetzung
des Tarifs würde nur größeren Städten zugute kommen.
Abg. Hasse (natl.) stimmt im Allgemeinen der Vorlage
zu, äußert mehrere Bedenken und beantragt Ueberweisung an die
Budgetkommission.
Abg. Pachnike (fr. Vgg.) weist auf den fiskalischen Theil
der Vorlage hin; es sei ein Segen und ein Fortschritt, daß eS
billigere Zeitungen gebe. Die Annoncen seien das tägliche Brod
der Zeitungen. Der Tarif müsse den Abonnementspreis berück-
sichtigen.

Der Herrgotthiiudler.
1) Eine Hochlandsgeschrchte von Friedrich Dolch.
(Nachdruck verboten.;
Die Sonne war eben fern am Horizont untergetaucht, die
Berge hoben ihre Häupter in den rotbglühenden Abendhimmel
empor, während tiefer hinab schon die grauen Schatten über
Wald und Almen sich breiteten.
Weit und breit war cs einsam und stille, nur aus dem
höheren Dickicht ließ sich noch der weiche Schlag einer Berg-
amsel hören, während vom tieferen Gehänge herauf der kräch-
zende Schrei eines Tannenhähers und ab und zu das hastige
Pochen des Spechtes klang. Von den Almen herüber scholl
das Brüllen der weidenden Rinder und das matt vernehm-
bare Läuten ihrer dumpsdröhncnderi Glocken.
In der Almhütte stand die Sennerin am Herde, batte
den über dem Feuer hängenden Kessel bei Seite gedreht und
Holz zugelegk, so daß die Flamme hoch prasselte. Der flackernde
Feuerschein umspielte die schlanke Gestalt der jungen Dirne
und übergoß ihr liebliches Gesicht mit gluthrothem Schein.
Sie hielt die Pfanne mit dem prasselnden Schmarren
über das Feuer und horchte lächelnd auf die Worte des Jä-
gers, der am Tische saß und hie und da auf einige Augen-
blicke die vor ihm liegende Zither erklingen ließ. Der junge
Weidmann war groß und breitschulterig, von schlankem, aber
doch kräftigem Gliederbau. Auf dem leicht gekräuselten Blond-
haar saß der grüne Hut mit Gemsbart und Spielhahnfeder,
und aus dem gebräunten Antlitze, das ein stattlicher Voll-
bart umrahmte, blickten große wasserblaue Augen mit freund-
lichem Ernste in die Welt.
„Also los," sagte lachend der junge Weidmann, indem er
friscv in die Saiten griff. „Will jeh'n ob D' um d' Antwort
net verleg'n bist!" Und mit wohlgeübter, sangeskundjger
Stimme begann er:
„Grüne Fenster, blaue Gatterl!
Schöne Diandln lieb'n d' Jager!
Schöne Diandln müssen sein,
Dann kehr'n d' Jagerbursche öfter ein."

^ Die Sennerin stemmte die Arme in die Seiten und er-
widerte :
„Hast a Büchsen und a Taschen,
Bist a Jager, thust gern naschen,
Trägst ein' Gamsbart auf Dein'm Hut,
Ja meiner Sir der steht Dir gut.
Blaue Veigerl woü'n ma' brocka!
Jaga schieß und nimm Di z'samm'!
Triffst mei' Herzl, saubrer Bua,
Nachher kriegst Du Busseln mehr als g'nua."
Und jauchzend d'rauf der Jäger:
„Bin ja Deinetweg'n zu Dir her'ganga,
Sauber's Diandl, auf Dei' Verlanga!
Sauber's Diandl, grüß Di' Gott!
Gieb mir a Bussel und werd' dabei net roth.
Blaue Aeugerln voller Thräna,
Bin ja desweg'n zu Dir komma;
I' bin a Jager, i' bin kein Diev,
I' bin a Bua mit ein'm Herzen voller Lieb.
Der junge Weidmann stieb die Zither von sich, sprang auf
und eilte aus das Mädchen, das wieder nach Pfanne und
Blechlöffel gegriffen, zu. Flugs hatte er der Ueberraschten,
die keines Ueberfalls gewärtig war, die Arme um den Nacken
geschlungen und ein paar schallende Küsse auf die Wangen
gedrückt. Das Mädchen kreischte auf und hätte beinah die
Pfanne ins Feuer fallen lassen, der Jäger aber drehte sich
auf dem Absatz herum, hob den Hut in die Höhe und stieß
einen lauten Juhschrei aus.
„Wohl bekomm's," sagte in diesem Augenblicke eine tiefe
Stimme von der Thür her und ein herzliches Lachen folgte
diesen Worten. In der Hültenthür von der Herdflamme
rötblich beleuchtet, stand ein großer Mann in Tirolertracht,
eine hockbeladene, mit einem grünen Tuche bedeckte Kraxe
(Tragkasten) auf dem Rücken. Unter dem breitkrämpigen
Hute zeigte sich ein scharsgeschnittenes gebräuntes Angesicht,
das von einem tiefschwarzen Vollbarte umrahmt war. und

unter den buschigen Brauen leuchteten freundliche Augen
hervor. In der einen Hand hielt er einen mächtigen Berg-
stock und in der anderen die kurze Tabakspfeife, die er jetzt
in die Außentasche seiner Joppe steckte.
„Grüß Gott, bei eiuand'." sagte er mit stark tirolerischer
Betonung. „Sagt's nur, wenn ich ungelegen komm'! Nach-
her geh' ich gleich wieder und komm' ein ander's Mal."
„Du lieber Gott," rief das Mädchen, das dem Ankömm-
ling einige Augenblicke überrascht in das Gesicht gestarrt,
freudig, „is denn das net der Herrgöltlhändlcr, der Hagen-
bacher? Ja freist' is er's I Grüß Gott, Grüß Gott aus der
Alm! Aber das freut mich, daß D'auch mal wieder kommst!
Lang hast Dich nimmer seh'n lassen bei uns."
„Wirklich, der Hagenbacher," schmunzelte jetzt auch der
Jäger und schüttelte dem Ankömmling herzlich die Hand.
„Wo bist Du g'steckt die ganz' Zeit? Wir had'n schon bald
'glaubt, Du seist g'storben und verdorben!"
(Fortsetzung folgt.)

III. Sahlender-Abonnement-Concert.
L(L Heidelberg, 13. April.
Glücklich hat Sahlender sein Unternehmen abgeschlossen.
Lorbeer, Applaus, Hervorruf bekundeten ihm, daß man ihm Dank
wisse sür die redliche Mühe, die er es sich hatte kosten lassen.
Wiederum war die Wahl der Orchesternummern sehr zu billigen.
Raff, dessen Vernachlässigung ich neulich betonte, wurde in seiner
„Lenore-Symphonie" gewürdigt, nicht seinem tiefsten, aber einem
an geistvollen Zügen und pikanten Klangeffekten reichen Werke.
Die zwei ersten Sätze wurden recht brav gZpielt, im dritten
hätte noch mehr Kraft und Energie durch die Spieler entwickelt
werden können. Sehr schön gelangen sodann die „Pröludes"
Liszt's, vielleicht die populärste oder einzig populärere unter den
„Symphonischen Dichtungen".
Der Festzug aus Sahlenders „Schelm von Bergen" gab in
seiner Hellen Festsreudigkeit einen angenehmen Abschluß.
Die Orchesternmnmern wurden, wie schon gesagt, sehr beifällig
ausgenommen.
 
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