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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0233

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15 flf. f.r die Ispcltige.
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Gratis-Anschlag
der'Jnserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.

Xr.53

*

Ktitis, Lk« 3. Wy

I8S9.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition, Untere
Ncckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
15 Pfg. weiter.
Ans der Budgetkommission.
Am 1. d. M. hat die Bndgetkommission die Berathung
des Etats des Auswärtigen beendet.
Bei dem Titel Fonds für die deutschen Schulen
tM Auslande (auf 300 000 Mk. veranschlagt, 50 000 Mk.
wehr als bisher) erklärte Staatssekretär v. Bülow, er
bitte die Kommission überzeugt zu sein, daß die Erhöhung
des Fonds nur nach sorgfältiger Prüfung der einschlägigen
Verhältnisse vorgeschlagcn sei. Der Berichterstatter habe
bereits auf Anträge hingewiesen, die aus dem Schooße
der Kommission in dieser Richtung gestellt worden seien.
Noch weit mehr Anträge seien im Auswärtigen Amt von
Deutschen im Auslande eingegangen. In Frankreich be-
stehe zu dem gleichen Zwecke ein Fonds von 700 000
Franken, in Italien von 800 000 Franken, obgleich sie
für viel weniger Staatsangehörige im Auslande zu sorgen
Huben als wir und die materielle Leistungsfähigkeit Ita-
liens auch der unseligen nicht gleichkomme. Der Fonds
sei für die Erhaltung des Teutschthums im Auslande von
hoher Wichtigkeit. Besonders wolle er darauf Hinweisen,
wie grade unsere ärmeren Landsleute im Auslande, di?
nicht in der Lage sind, ihre Kinder nach Deutschland zu
schicken oder ihnen deutsche Hauslehrer zn halten, auf die
deutschen Schulen im Auslande angewiesen seien. Es sei
Unsere Pflicht, grade die unbemittelten Deutschen im Aus-
lande in die Lage zu versetzen, ihre Kinder dem deutschen
Volksthum zu erhalten und sie für den Daseinskampf
Wöglichst tüchtig auszubilden. Die Kommission stimmte der
Bewilligung des Fonds zu.
Der Rest des Etats wurde mit Ausnahme einiger
Positionen, die mit dem Kolonialetat berathen werden
sollen, sodann erledigt.
Die Kommission begann hierauf die Berathung des
Kolonialetats. Es wurde zunächst in die Berathung
Etats der Verwaltung eingetreten und mit den Ein-
nahmen des Schutzgebietes für De utsch - O sta fr ika
begonnen. Es wurde hierbei darauf hingewiesen, daß eine
jähere und genauere Bestimmung der Einnahmen sich zur
öeit nicht machen läßt. Darauf wurde Titel 1—3 der
Einnahmen bewilligt. Es wurde dann zunächst Kapitel 6
Titel 1—13 mit Ausnahme des Titel 12, der zur Be-
sitzung in Anknüpfung an die Neu-Guinea Vorlagen ge-
stellt werden soll, bewilligt, darunter das Gehalt eines
dsUen Vortragenden Rathes der Kolonialabthcilung, sowie
we Ausgaben für das Oberkommando der Schutztruppe.
Bom Berichterstatter Prinzen Arenberg wurde eine Ueber-
sichl über die gesammte Finanzlage der Verwaltung der
Schutzgebiete gegeben. Es knüpfte sich daran keine weitere
Debatte.
Abg. Richter brachte die Rede auf die neuerdings
erschienenen Broschüren des Dr. Karl Peters. Ko-
lonialdirektor Dr. v. Buchka weist die gänzliche Halt-
losigkeit der Angaben des Dr. Peters nach und stellt in
.^selben Weise auch den Fall Baumann richtig. Eine
Eingehendere Debatte knüpfte sich an die Rechnungs-
Klagen in den Schutzgebieten. Die Ausgaben der Civil-

Der erste Maskenball.
l Novelle von I. Leopold Schleuer.
(Fortsetzung.)
^..»Nein, nein," antwortete Ada. „Nach seinem über-
AUthjgxn Ausspruch, den er nicht widerrufen hat, muß er die
^robe voll bestehen. Ich muß erfahren, ob er meiner Liebe
^ würdig, ob ihn nicht am Ende die Neugierde treibt, die-
'fNige kennen zu lernen, die sich mit ihm aus diesen Scherz
EiNlicß.»
» .»Ich gebe ihm unter der von ihm gewählten Chiffre eine
jLOere an. unter der er mir auf das antworten mag, was
^ 'Hw schreiben werde."
.-Mit andern Worten, Du willst mit ihm einen anonymen
Mfivechsel führen."
»Anonym nur meinerseits, ich kenne ihn ja!"
n,. »Der Aermste I Wäre es nicht besser. Du nennst Dich, do-
" er in unser Haus kommt?"
»..-Nein, nein," sagte Ada, deren Humor schon wiederkehrte-
vatu " Er mich wirklich liebt, muß er mich verschleiert hei-
chen, wie der Türke seine Weiber nimmt."
im eNun, dann werde ich den posMon ä'awour zwischen Euch
">"Ien."
Während Mathilde hinausging, um Straßentoilette zu
jachen, setzte sich Ada an den Schreibtisch. Ein riesiger
o-flovbogen war schnell zurechtgelegt. die Feder dreimal ein-
di-,Ucht und wieder ausgespritzi, bis nach dem vierten Male
tzi.ttederschrift »Herr Türke" zu Stande kam. Ein schneller
"a^nach der Zimmerdecke und die Inspiration war da.
ütein^Eb nenne Sie nicht bei Ihrem Namen, weil Sie den
Men noch nicht wissen und ich vorerst noch Inkognito
'0en muß, denn wir armen Mädchen sind fürwahr u-s. w.
im ^sh komme Ihnen aber io weit zu Hilfe, daß ich Ihnen
ErnA? > riplum eine Chiffre angebe, unter der durch die
wjMUwn der von Ihnen gewählten Zeitung Zuschriften an
s/angen. Ich möchte dadurch verhindern, daß ferner
Alm ,agelieder ^ öffentlich erklingen und die Früchte Ihrer
"ie. so unschwer aller Welt zugänglich werden. Vor allem

Verwaltung für Deutsch-Ostafrika Titel 1—7 wurden nach
kurzer Debatte angenommen.
Bei Titel 8 der Militärverwaltung wurde die Frage
der Anwerbung von Sudanesen für die Schutztruppe
besprochen und seitens des Direktors Dr. v. Buchka darauf
hingewiesen, daß neue Anwerbungen von Sudanesen für
die nächste Zukunft nicht mehr nöthig sein werden. Man
würde also für etwaige Ergänzungen auf die Eingeborenen
des Schutzgebietes selbst angewiesen sein. Titel 9—15
wurden genehmigt. Dabei wurde auch des großen und
überaus schwierigen Dampferunternehmens des Leutnants
Schloifer gedacht, das nach den eingelaufenen Nachrichten
die besten Aussichten hat, glücklich zu verlaufen.
Am 2. d. setzte die Budgetkommission die Berathung
des Etats des Auswärtigen bei Colonialabtheilung fort.
Zu Titel Ostafrika: Uebernahme der Usambara-Eisen-
bahn auf das Reich und Weiterführung bis Karagwe
entspann sich eine längere Debatte über den Werth der
Eisenbahnen in Colonieen überhaupt und in Ostafrika ins-
besondere und über die Zukunft der Kaffeeplantagen und
die Conjunkturen im Kaffeehandel. Es wurde die Weiter-
führung der Bahn als ostafrikanischc Centralbahn berührt
und von Seiten der Regierung der Versuch zugesagt, ge-
gebenen Falles das Privatkapital für dieses Projekt zu
interessiren. Es entspann sich eine neue Debatte über den
Werth des Usambaragcbietes als Plantagenland speziell für
Kaffee. Auf Antrag von Hertlings beschloß die Com-
mission, von den für die Erwerbung der Usambara-Eisen-
bahn in den Etat eingesetzten 2 000000 Mk. 250 000 zu
streichen. Sodann wurde die Berathung des Etats für
den Kammerunbezirk und die Frage der Landconcessionen,
namentlich der Süd-Kammerun-Gesellschaft, erörtert.

Deutsches Reich
— Die Times melden aus New-Uork: Die Aus-
führungen des Staatssekretärs v. Bülow in der Budget-
commission des Deutschen Reichstags und die neuerlichen
Kundgebungen in Washington geben eine zweifellose Ver-
sicherung von den freundschaftlichen Beziehungen, die zwi-
schen Deutschland und den Vereinigten Staaten
eingetreten sind. Deutschland, so meint man hier, schlage
ein kluges Verfahren ein, indem es sich an die Vereinigten
Staaten um Schutz für die Deutschen auf den Philip-
pinen wende. (Wie gemeldet, verlassen die deutschen
Schiffe die Philippinen, um in die chinesischen Gewässer
zurückzukehren. D. R.) In diplomatischen Kreisen ist man
der Ansicht, daß der Schritt Deutschlands, falls Schwie-
rigkeiten entstehen sollten, Verlegenheiten für Amerika im
Gefolge haben werde. Es sei aber bereits darauf htn-
gewiesen, daß die Vereinigten Staaten sich selbst haftbar
machen für den Schaden, der den Deutschen aus den eigenen
Aktionen erwachse. Jedoch ist es eine Gewißheit, daß eine
Kolission mit Deutschland wegen Manila nicht eintreten
werde. Was der Staatssekretär v. Bülow bezüglich Sa-
ni o a s sagte, hält man für ein Zeichen seiner Bereitwillig-
keit, die ganze Frage sowohl in Bezug auf das, was be-
reits geschehen ist, als auch auf das, was noch geschehen
wird, in freundschaftlicher Weise zu. behandeln. Die Aus-
sicht einer dauernden Regelung der Angelegenheit bessert
sich bedeutend.
— Nach der Germania sind die Mittheilungen der
Freist Ztg. über ein Kompromiß in Bezug auf die
Militärvorlage unzutreffend.
Wilhelmshaven, 2. März. Der Kai'ser hielt
über die Ablösungsmannschaft für Kiautschou eine Parade
ab, richtete einige zu Herzen gehende Abschiedsworte an I

sie urd unterhielt sich längere Zeit mit den Offizieren, die
den Transport begleiten. Dann begab sich der Kaiser zu
Boot unter Führung des Oberwerftdirektors, Contre-
admirals von Schteckmann, und in Begleitung der Contre-
admiräle v. Tirpitz und Büchsel und des Viceadmirals
Thomson an Bord des „Kaiser Friedrich III." auf die
Ausrüstungswerft zur eingehenden Besichtigung. Nach
anderthalbstündigem Verweilen kehrte der Kaiser an Bord
des Flaggschiffes zurück, wo um 1 Uhr Mittagstafel war.
Deutscher Reichstag. Berlin, 2. März. Weiter-
berathung des Etats: Reichsamt des Innern.
Forderung der Unterstützung von 30000 zur Herausgabe
der Llonnwsuta gsrmanias pssckagogioa.
Abg. Frhr. v. Hertling (Centr.) befürwortet die Forderung.
Es bandele sich um Fortsetzung der von Professor Kehrbach ge-
leiteten ilonumsot» gsrmanrss paoäagogisa.
Abg. Dr. Hieber (ntl.) schließt sich dem Vorredner an.
Abg. Dr. Lieber (Centr.) wünscht, daß ein dahingehender
Entschluß nicht an irgend welche bureaukralische Beschränkungen
der freien wissenschaftlichen Arbeit geknüpft werde.
Schließlich wird der Titel angenommen. Ebenso nach un-
erheblicher Debatte der Rest des Etats.
Es folgt der Antrag des Abg. Prinzen Schoenaich-Carolath»
die Sumnie von 50000 als Beihilfe für das St r a ß b u r g e r
Goethedenkmal zu bewilligen; die Commission befürwortete
den Antrag.
Abg. Graf Roon (cons.) ist aus finanziellen Gründen da-
gegen; übrigens gebe es genug Goethedenkmäler; auch sei Goethe
in Slraßburg noch nicht der große Dichter gewesen.
Abg Graf Limburg-Stirum (cons) bemerkt, die Sache
habe keine nationale Bedeutung; übrigens solle man für einen
solchen Zweck nicht soviel ausgeben, sonst werde immer mehr
gefordert werden.
Abg. Prinz Schoenaich-Carolath (lib.) wendet sich
an die Vertreter des deutschen Reiches, Goethe zu seinem 150-
jährigen Geburtstage eine Huldigung darzubringen. Der Reichs-
tag müsse ein warmes Herz für Elsaß-Lothringen haben. Bis
jetzt hätte sich die preußische Verwaltung so unbeliebt wie möglich
gemacht. Man sollte diese Gelegenheit benutzen, sich einmal anders
zu zeigen. Die Annahme des Antrags würde allenthalben als
nationale That verstanden werden.
Abg. Fritzen (Centr.) sieht nicht die Ncthwendtgkeit für
das Reich ein. Die Consequenzen für das Reich seien bedenklich.
Abg. v. Thiedemann stimmt aus nationalen Gründen für
den Antrag. Das Denkmal des jungen Goethe sei ebenso be-
zeichnend wie das des jungen Bismarck in Kosen. Es sei kleinlich,
nur finanzielle Gesichtspunkte beizubringen.
Abg. Dr. Kropatscheck (cons.): Es handele sich nicht um
eine Würdigung Goethes. Der Antrag sei dem begeisterten Ge-
müthe des Prinzen Schoenaich entsprungen.
Abg. Prinz Schoenaich-Carolath (lib): Er sei von
dem Deukmalcomits gebeten worden, die Sache durch einen An-
trag zu einer nationalen zu machen.
Nach wetteren Bemerkungen des Abg. Fritzen (Centr.) er-
folgt die Abstimmung: Dafür stimmt die Linke, die Reformpartei
und die starke Hälfte der Reichspartei und Dr. Frhr. v. Hertling.
Es folgt Auszählung: 91 Mitglieder für, 84 gegen den Antrag.
Das Haus ist also beschlußunfähig.
Nächste Sitzung 3'/, Uhr: Militäretat.
Sitzung von 3'/, Uhr. Das Haus beginnt die Be-
rathung des Militäretats. Berichterstatter Graf Roon.
Abg. Schmidt-Elberfeld (fr. Vp.) beklagt sich über allzu große
Absperrungen im Gelände bei Schießübungen in der Gegend von
Mainz. Sie seien ohne vorhergegangenc Vereinbarungen erfolgt,
grade zur Erntezeit, wodurch großer Schaden entstand.
Kriegsminister v. Goßler erklärt, die Militärverwaltung sei
hier in einer schwierigen Lage. Schießübungen müßten abgehalten
werden; natürlich collidiren sie oft mit den Interessen der Be-
völkerung. Wenn bei Mainz, wie vorgeschrieben, keine Verein-
barungen getroffen seien, so hätte das Generalcommando Remedur
eintreten zu lassen. Jedenfalls find wir bestrebt, durch Vermitt-
lung der hessischen Regierung das Nöthige zu thun.
Abg. Dr. Ltngens ,Centr.): Erschreckend sei der zunehmende
Procentsatz der vorbestraften Militärpflichtigen. Er wünscht, daß
Sonntagsruhe und Seelsorge beim Militär sorgfältiger gepflegt
würden.
Kriegsminijter v. Goßler: Redner sehe zu schwarz. Er,
der Kriegsmintster, befände sich mit der betreffenden Behörde,
dem katholischen Feldprobst, in sehr gutem Etnverständniß; die
Kosten für die Seelsorge der katholischen Mannschaften seien

sehe ich darin auch keine Abweichung von der Ihnen auf-
erlegten Probe, die Sie nun einmal bestehen müssen, bevor
ich Sie zum Fahneneid zulaffen kann. Je schwerer wir eine
Sache erringen müssen, um so wertber halten wir sie, und
ich habe von so vielen Beispielen falscher Liebe gehört, daß
ich die Wahrheit der unirigen rechtzeitig prüfen möchte.
Noch haben Sie mein Gesicht nicht gesehen, und ehe ich
nicht den Beweis habe, daß Sic imstande wären, mich un-
gesehen zu beiratbcn, kann ich meinen Schleier nicht lüften,
denn ich würde fürchten, Sie durch den Anblick meiner Figur
zu verscheuchen, und Liebesgram und Kummer würden mich
Aermste bald dahin welken lassen. Haben Sie sich aber durch
die Fesseln der Ehe an mich gekettet, dann sind Sie der
Meinigc und ich die Ihrige, untrennbar. Mein ganzes Da-
sein soll Ihnen dann gewidmet sein, um Sie durch die aus«
opferndste Liebe den Schmerz über die Täuschung Ihrer
Phantasie vergessen zu machen.
Wenn Sie nach dieser Liebe gelüstet, warum erschweren
Sie sich dann das Finden? Sie nehmen nur die Stimme
als Leitstern und Ihr Ohr als Prüfstein und sollten doch
bedenken, wie leicht gerade dieses täuscht. Der Klang der
Stimme, so bestimmt er auch gehört sein mag, verschwimmt
schnell und nimmt leicht etwas Vages und Unbestimmtes an
wie der Inhalt von Versprechungen, die in der ersten Er-
regung gemacht werden-
Warum schließen Sie sich nicht an die anderen Merkmale
meiner fchätzenswerthen Persönlichkeit an, die ich Ihnen ge-
nannthabe? Messen Sie dem Höcker gar keine Erkennungskraft
bei? Fast muß ich annehmen, Sie hassen diesen Höcker, wie
ich Ihre Aeußerung über ihn, und strafen ihn mit absichtlicher
Verachtung, und doch könnte er Ihnen den größten Dienst
leisten, wenn sie weiter suchen, er würde Ihnen die Probe-
zeit nbkürzen helfen, deren Abschluß mir als die Morgen-
röthe einer sonnigen Zukunft erscheinen will, die ich mit . . .
Ich breche ab. da ich eben im Begriff war, einen Wunsch
und ein Geständniß zu Papier zu bringen, derentwegen Sie
wahrscheinlich ausgelacht haben würden „
die fliehende Sibylle.

k. 8. Klagelieder in gebundener und ungebundener Rede
gelangen in meine Hände sab U 2."
Ada batte den Brief eben beendet, als ihre Kousine in fer-
tiger Toilette eintrat. Sie überflogen gemeinsam das Ge-
schriebene, und obwohl sie Manches daran auszusetzen hatten,
so wurde doch schnell gesiegelt und ein großes darauf
gezogen.
__ (Fortsetzung folgt.)
Stadt-Theater.
O Heidelberg, 3. März.
„Ein Volksfeind", Schauspiel in 5 Aufzügen von Henrik
Ibsen.
Die bekannte Anekdote, nach der Jemand auf die Frage:
„Kennen Sie Ibsen?" harmlos antwortet: „Nein — wie macht
man das?" hat heute wohl keine praktische Bedeutung mehr.
Wenigstens von den Leuten, die als kunstgenießendes Publikum
überhaupt in Frage kommen, kennt Jeder den Namen als den
eines norwegischen Dichters unserer Tage. Bei diesem Grade
der Bekanntschaft pflegt es aber auch meistens zu bleiben, da der
Mann in dem Verrüfe steht, „traurige" Stücke zu schreiben.
„Das Leben ist ohnehin schon traurig genug, was soll man sich
da im Theater noch was Trauriges ansehen" — diesen Stand-
punkt hört man von dem größten Theil des heutigen Theater-
Publikums aussprechen. Merkwürdige Leute, — werde ich viel-
leicht dadurch von der Schwere des Daseins befreit, daß es mir
Abends auf der Bühne weggelogen wird? Oder packt mich da
am andern Morgen das Alltagsleben nicht mit doppelter Er-
nüchterung? Thut die Kunst nicht besser, wenn sie uns in das
Leben führt, das wir Alle leben, und uns da die großen Zusam-
menhänge zeigt? Das ist unserer Ansicht nach ein weit besseres
Mittel, über die kleinen und kleinlichen Plackereien des Tages
yinwegzuführen, als z. B. das klägliche Gewitzel der beiden be-
kannten Luflspielfabrikanten, deren Namen man ohne zwingenden
Grund nicht gerne schreibt.
Gestern hatten wir also eine Ibsen-Aufführung, und wir
nahmen sie als Sühnopfer für die vielen Nichtigkeiten, mit denen
wir während des Winters im Schauspiel beschwert worden find.
 
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