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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0187

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^evhon-Auschluh Nr. 82.



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Telephon-Anschluß Nr. 82.

Vr. 42. Zweites Statt. Samstag, den 18. Februar

1899.

„Die Löbtauer Landfricdensbrecher".
(Schluß.)
Es läßt sich nun nicht verkennen, daß der Ausschluß der
Öffentlichkeit bei den Verhandlungen die sozialdemokr. Hetze
Wesentlich erleichtert hat Die sozialdemokr. Fraktion des Reichs-
hat im Vorwärts sogar erklärt, daß der Gerichtshof „nach
Mer Meinung" unter falscher und unzulässiger Anwendung der
^schlagenden Bestimmungen des Gertchtsverfasiungsgesetzes über
An Ausschluß der Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen den
A?Kß hinter verschlossenen Thüren geführt habe. Selbst-
Mtändlich kann von einer unzulässigen Anwendung dieser Be-
'Amuiung gar nicht die Rede sein. Abgesehen davon, daß der
Mrichtsbeschluß lautet: „Die Beamten der gerichtlichen und Ver-
waltungsbehörden, nicht ausgeloste Geschworene, Rechtsanwälte
Md Referendare bei Rechtsanwälten haben ungehindert Zutritt",
wnn höchstens die Frage aufgeworfen werden, ob diese Maßregel
Ach nothwei big war. Diese Frage ist aber unbedingt zu be-
ffcheri. Denn leider macht sich beute der Terrorismus der Sozial-
AMokratir bis in den Gerichtssaal und vor die Augen des Nich-
tts bemerkbar. Die Genossen der Angeklagten und der Zeugen
wissen sich diesen bemerkbar zu machen und ihre Angaben zu be-
Anflussen, so daß es dem Richter unmöglich ist, in der Haupt-
Abhandlung ein klares Bild von den Vorgängen zu bekommen,
.wenn auch nach den Ergebnissen der Voruntersuchung bereits
ffder Zweifel beseitigt erschien. Durch die Oeffentlichkeit wird
A einem solchen Prozesse, wie dem vorliegenden, wo politische
Momente die Triebfeder des Handelns bildeten, der Ausgang
Abkommen in Zweifel gestellt. Dabei muß in Erwägung ge-
Agen werden, daß auch Ausschreitungen im Zuschanerraume zu
Aiürchtcn sind, welche die Würde des Gerichts beeinträchtigen
Ad nur zu neuen, die Allgemeinheit beunruhigenden Straf-
Arhandlungen führen würden. Mit Rücksicht darauf sowie auf
A jetzige Zeit der Klasscnkämpfe. wo planmäßig Haß und Zrvie-
Acht zwischen Unternehmern und Arbeitern gesät wird, ist in der
Oeffentlichkeit der Verhandlung in der That eine Gefährdung
öffentlichen Ordnung zu erblicken. Der Beschluß auf Aus-
MUeßung der Oeffentlichkeit ist daher nur zu billigen, denn er
wählte von zwei liebeln das geringere.
- Was schließlich die Höhe des Strafmaßes anlangt, so ist das
Höchstmaß für den Todtschlagsversuch 14 Jahre 11 Monate
Zuchthaus, für schweren Landfriedensbruch lO Jahre Zuchthaus,
Ad für einfachen Landfriedensbruch und gefährliche Körper-
Arletzung je 5 Jahre Gefäugniß. Es ist daher in keinem Falle
Al dar Höchstmaß der Strafe, sondern vielmehr, abgesehen von
An beiden Fällen des einfachen Landfriedensbruchs, nur um
Awas über die Hälfte der zulässigen Höhe hinausgegangen
worden. Wenn man nun bei Abmessung der Strafen auch zu
Auiisten der Verurtheilten berücksichtigt, daß sie sich — bis auf
Aobst — in einer durch den Genuß geistiger Getränke, durch
Atreizende Zurufe und später durch das Schießen des Bau-
Awerken Klemm jun. verursachten erregten Stimmung befanden,
Muß dagegen zu ihren Ungunsten in Betracht kommen, daß es
,ch "" "ne sehr schwere Auflehnung und Störung des öffent-
"chen Friedens handelt, daß sich außer den Verurtheilten mit
Aren Wissen noch eine große Anzahl daran betheiligle, daß eine
Mehrzahl von Personen in roher Weise mißhandelt und der
Mugewerke Klemm jun. geradezu gemartert wurde, daß die
^"geklagten friedliche Arbeiter überfielen und daß sie — bis
Ar Wobst — vorher durch ihren Arbeitgeber, den Bauunter-
Ahwer Hempel, vor Ausschreitungen gewarnt worden waren.
Zudem mußte erschwerend ins Gewicht fallen, daß Zwahr wegen
sMperverletzung, Pfeifer wegen groben Unfugs, Leiber wegen
ichweren Diebstahls, Bettelns, Widerstands gegen die Staats-
Awalt und schweren Hausfriedensbruchs vorbestraft sind, daß
Awahr, Schmieder, Moritz, Gedlich und Wobst sich bei den mit
Aoßer Gefühllosigkeit gegen den hilflosen Klemm jun. verübten
Mißhandlungen besonders hervorgethan haben, Zwahr mit einer
Alken Glasflasche, Schmieder mit einem schweren Holzklotz gegen
Au Kopf Klemms jun. geschlagen, Wobst ihn mit den Füßen
Maßen, daß Schmieder, Moritz und Wobst sich ihrer unmensch-
"chen Handlungsweise auch noch gerühmt haben, endlich daß
Zwahr und Moritz die Zusammenrottung zu Wege gebracht, die
Menschenmenge angelcitet und angefeuert haben. Sämmtliche
Arurtheilte haben sich alsbald nach der Hauptoerhandlung vor-
sUhren lassen und freiwillig die Erklärung abgegeben, daß sie sich
Eni Urlheil unterwerfen.
„ Das Dresdener Journal fügt u. A. noch hinzu: „Die ein-
stigen Arbeiter werde» aus diesem Falle erkennen, daß die
sozialdemokratischen Lehren den Keim des Verbrechens in sich
bugen. Sie erfahren dadurch, wie leicht sie schweres Unglück
Über sich und über ihre Familie heraufbeschwören können, wenn
Ne.sich von diesen Lehren bethören lassen. Sie werden einsehen,
ball es ein dringendes Erforderniß zur Ausrechterhalmng der

Wie Tom sein Glück machte.
2) Nach einem amerikanischen Motiv von M. A. Z.
(Fortsetzung.)
. . Wenn der große schüchterne Hans sich die Scene ausmalte'
M er vor der jungen Dame stehen würde, die er an den
Hvaren aus dem Wasser gezogen, überlief es ihn abwechselnd
Alß und kalt. Er war nun einmal ein solcher Hasenfuß, der
i, Tom. Indes — sein Schicksal erfüllt sich an .jedem,
Ad Niemand entrinnt dem, was ihm vorher bestimmt ist,
Mhaupten die Fatalisten.
Zur Zeit der Weltausstellung in Chicago erinnerte sich
"Wer Freund auf einmal, daß er daselbst einen Onkel wohnen
Me, hem er wohl einmal einen Besuch abstatten könnte; die
iAlegenheit war ja die denkbar günstigste. Der alte Oliver
AUckstvne, ein leiblicher Vetter von Toms seligem Vater,
Menbarte übrigens ein besseres Gemüth. als ihm
New-Aorker Vetter eigentlich zugetraut; er lud letzteren
Aw freundlich ein, er möge nur kommen und sichs bet ihm
?°hl sein lassen, und Freund Tom setzte sich auf die Eisen-
Mn und kam. Oliver Buckstone hatte nicht bloß den großen
AAäug, Toms des Schüchternen Onkel zu sein, sondern er
-Mß auch die überaus schätzbare Eigenschast sehr bedeutende
AEichthümer sein eigen zu nennen. Er machte infolgedessen
ftAaroßes Haus und hielt gastfreie Tafel. Bei den vielen
Mellschaiten, die er gab, bereitete ihm die zaghafte Un-
Molfenheit seines Neffen im Verkehr mit den eingeladenen
Manien dann einen ganz besonderen Spaß.
^ »Na warte nur, alter Kerl," rief er dem Tom zu, „wenn
di-^ einmal mit Miß Angove zusammenkommst, — wenn
Dich mit ihren großen blauen Augen anblitzt, siehst Du
A Me gelähmt. Da sieh' nur zu, daß Du Dir bis dahin
rA! bischen mehr Courage zulegst, den Mildred Angove
^warnet für Ritterlichkeit und männliche Kühnheit."
»n Tom antwortete seinem Onkel auf diese Spötterei kein
^ort, sondern zuckte bloß die Achseln. Allein es kam anders.

öffentlichen Ordnung im Staat ist, daß dem Gesetz Achtung ver-
schafft werde, das Zusammenrottungen zum Zweck der Störung
Arbeitswilliger verbietet. Sie werden nun wissen, wo sie ihre
schlimmsten Feinde zu suchen haben, und in den Hetzartikeln
über angebliche Klassenjustiz die durchsichtige Absicht der Sozial-
demokratie erkennen, die schwere Schuld an dem beklagenswerlhen,
aber verdienten Loos jener bethörten Arbeiter von den Verführern
abzulenken."
Im Vorwärts veröffentlicht der sozialdemokratische Rechts-
anwalt und Reichsiagsabg. Wolfg. Heine (Berlin), einer der
Vertheidiger der Angeklagten, eine Darstellung, die insofern von
dieser amtlichen Schilderung abweicht, als sie angibt, daß
Klemm jun. nach der Angabe der Angeklagten die Eindringenden
„Spitzbuben" und „Einbrecher" geschimpft habe, während Klemm
dies in Abrede stellt. Auch habe Klemm schon vor der ersten
Stempelung eine unnütze Schießerei vorgenommen, und erst die
Schüsse hätten einen Theil der Angeklagten und die zuschauende
Menge in die maßlose Wuth gebracht, in der die folgenden
Ausschreitungen begangen wurden. Uebrigens hat auch nach der
Darstellung Heines der Bauunternehmer Klemm die Schüsse nicht
gegen die auf seinen Bauplatz Eindringenden, sondern gegen einen
Sandhaufen abgegeben. Gegenüber der Meinung des amtlichen
Dresdener Blattes, daß die Verhandlung ein „grauenhaftes Bild
der Vergewaltigung der „Organisirten" gegen die „Nichtorgani-
strten" ergeben habe", sagt Heine zum Schluß:
„Die 'Ausschreitungen, die verübt worden sind, hatten weder
mit der Sozialdemokratie noch mit der Gewerkschaftsbewegung,
weder mit dem Streben nach besseren Arbeitsbedingungen, noch
nach einer neuen Gesellschaft das Geringste zu thun, sie waren
eine Frucht der Trunkenheit, der Unbildung und der Neigung
zu Gewaltakten, Erscheinungen, die gänzlich im Boden der un-
übertrefflichen heutigen Gesellschaft wuchern."

Deutsches Reich.
— Wie in Zukunft eine etwaige Umsatzsteuer
umgangen wird. Wie aus zuverlässiger Quelle der
Wochenschrift Handel und Industrie mitgetheilt wird, hört
einer der größten Waarenbazare in Hamburg auf
zu bestehen, insofern, als die Firma gelöscht wird und der
Betrieb eine völlige Umgestaltung erfahren soll. Das Ge-
schäftslokal wird zwar beibehalten (eventuell noch durch
Umbau vergröbert), aber es wird in eine Anzahl besonderer,
von einander getrennter Einzelränme getheilt. Diese wer-
den vermiethet und zwar an kleine selbständige Geschäfts-
leute, zum Theil ehemalige Angestellte rc. der
früheren Firma, zum Theil auch an neue Leute, nament-
lich jüngere Kräfte, sowohl Herren wie auch Damen.
Jeder und jede von ihnen hat sei» Bereich für sich bezw.
seine eigene Branche und seine eigenen Hilfskräfte und
arbeitet für eigene Rechnung, indessen dürfte bei keiner der
Einzelfirmen der jährliche Umsatz 200 000 Mk. übersteige'!.
Diese Geschäftsinhaber stehen in freundnachbarlichem Ver-
kehr mit einander, was umso leichter, als keiner dem
anderen Konkurrenz macht, vielmehr jeder nur eine ganz
bestimmte Zahl von Artikeln zu führen sich im Mieths-
kontrakte verpflichtet. Sie besolden auch gemeinschaftlich
solche Hilfskräfte, deren Anstellung sich für den Einzelnen
nicht lohnen würde, ebenso werden Kontrolle, Expedition,
Versandt, Jnseratenwesen, Reklame rc. für gemeinschaftliche
Rechnung besorgt. Ebenso werden die Einkäufe zum Theil
gemeinschaftlich beschafft, soweit Reisende, Agenten rc. in
Frage kommen, selbstverständlich unter Nepartirung der
Geschäftsspesen und deshalb werden auch die Buchhaltung
und die Kassenführung der einzelnen Geschäfte von einem
selbstgewählten Vorstände dieser „vereinigten Geschäftsleute"
kontrollirt. Betriebskapital steht da, wo die Einlage des
einzelnen Geschäftsinhabers nicht zureicht, genügend zur
Verfügung. Ein Konsortium von vermögenden Herren
fungirt in dieser Beziehung als „stiller Compagnon". Auch
gemeinsame Kantinen, desgleichen Wohlfahrts-Einrichtungen
(Pensionskassen rc.) sind in Aussicht genommen. Die Ge-
schäftszeit (auch für etwaige sich anschließende Läden oder
Niederlagen in anderen Stadtgegenden) muß überall die

ganz anders, als der alte Herr Buckstone sichS gedacht. Freilich
war» Freund Tom recht unbehaglich zu Muthe. als er sich
für die Abendgesellschaft ankleidete, in der er mit der viel-
schönen Miß Angove zusammentreffen sollte. Hierin Chicago,
im fernen Westen, glaubte er nun wobl seine Schlipsnadel
endlich einmal unstecken zu dürfen, ohne befürchten zu brauchen,
daß dieselbe an ihm zum Verräther werden würde. Der gute
Junge, der das Äekanntwerden einer heroischen Tbat scheute,
deren jeder andere sich stolz gerühmt hätte! Die Nadel mit
dem Stiefmütterchen aus Brillanten war ihm nämlich zum
Talisman geworden, der ihn an diesem kritischen Abend be-
schützen sollte. Im Vertrauen darauf betrat er denn auch in
ziemlicher Haltung die Gesellschastsräume des Hauses. Sein
Schicksal war jedoch bcreils besiegelt; noch waren die Ein-
geladenen nicht einmal vollzählig erschienen, da rauschte seine
Cousine Enid, die stets ein großes Vergnügen daran fand,
ihn in Verlegenheit zu setzen und zu peinigen, auf ihn zu.
gefolgt von einer großen Anzahl von Freundinnen, denen die
Erwartungen eines guten Scherzes aus den Augen glänzte.
Doch Arm in Arm mit Enid — Tom erschrack bis ins innerste
Herz und wurde blaß wie der Kalk an der Wand — schritt
ei» Mädchen, das er nur zu rasch erkannte. Auf den Schul-
tern der Sylphengestalt saß der blonde Kopf mit dem lieb-
lichen holdseligen Gesicht, das ihm vorschwebte im Wachen
und im Traume, und aus dem Gesicht strahlten ihm die
wunderbaren Augen entgegen, in deren saphirne Tiefe er
nur einmal eine kurze Zeit hineingeblickt, die er aber sein
lebelang nicht wieder vergessen. Keines Wortes mächtig, starr
wie eine Bildsäule, blickte er auf die näher kommende Miß
Angove.
„Hier meine Freundin Mildred, theurer Vetter." begann
Enid mit ironischem Lächeln, „hat so viel des Interessanten
von Dir gehört, daß sie daraus brennt, Deine Bekanntschaft
zu machen."
Allein der Spötterin erstarb das Wort im Munde, denn
auch Miß Mildred schaute wie gebannt auf Tom, um dann
jäh emporzufahren, als ihre Augen aus die Kravattennadel
fiel.

gleiche sein. Hohe Konventionalstrafen sichern die Jnne-
haltung der Grundbedingungen.

Auslan d.
Frankreich. Paris, 15. Febr. Von verschieden Sei-
ten und besonders von den Leitern der Brüder der christ-
lichen Doktrin war der Versuch gemacht worden, nachzu-
weisen, daß der scheußliche Lustmord in der Anstalt der
Rue de la Monnaie zu Lille nicht von dem verhafteten
Bruder Fla midien und überhaupt nicht in der Anstalt
selbst begangen worden sein könne und daß es sich bei der
ganzen Sache um eine höllische Machenschaft rcligionsseind-
licher Personen handle. Die angeführten Argumente er-
schienen in ihrer Zusammenstellung ziemlich stichhaltig. Zum
Unglück für die Verbreiter derselben erweisen sich aber die
Thalsachen, auf denen diese Beweisführung aufgebaut ist,
als nicht zutreffend, wie dies mit besonderer Klarheit der
Staatsanwalt von Lille, Herr Teinturier, im Matin nach-
weist. Er erklärt zunächst, daß Flamidien ein geschickter
Komödiant sei, der aber mit all' seinen Unschuldsbetheuer-
ungen die untersuchenden Gerichtspcrsonen von ihrem Ver-
dachte gegen ihn nicht abzubringen vermochte, ferner seien
die Mittheilungen, die die Klerikalen aus wohl begreiflichem
Interesse über ihn verbreiteten, falsch; er sei im Gegen-
theil überall, wo er früher verweilte, sehr schlecht ange-
schrieben und besonders sittlicher Verirrungen fähig ge-
halten worden. Das unglückliche Opfer sei ebenfalls, den
Aussagen der Brüder der Anstalt entgegen, zuletzt von seinen
Kameraden gesehen worden, als er zum Bodenräume Hinauf-
stieg, in dem das Verbrechen verübt wurde. Der Ort des
Attentats war ein Raum, der ehemals einem Bediensteten
der Anstalt als Wohnstätte diente und in dem eine Ma-
tratze sich vorfand, die deutlich die Spuren des begangenen
Verbrechens aufwies. Die Untersuchung habe übrigens er-
geben, daß die Schändung nicht ausgeführt, sondern daß
der kleine Foveau, als er diesem schändlichen Vorhaben
Widerstand entgegensetzte, erdrosselt worden sei. Daß man
den Leichnam am nächsten Tage offen ausgestellt habe, sei
ebenfalls eine grobe Finte gewesen, bei der wahrscheinlich
die ganze Brüderschaft betheiligt war. Denn am Tage zu-
vor hatte ein Bruder dem Hausmeister gesagt, er solle ja
aufmerksam die Thüre in der Nacht überwachen, da man,
um die Brüder zu entehren, einen Leichnam in das Haus
einzuschmuggeln beabsichtige. In diesem Augenblick war
man noch ganz im Unklaren darüber, ob der kleine Foveau
überhaupt getödtet worden war. Darüber, daß die Hand-
schrift des neben dem Leichnam gefundenen Schreibens der
des Bruders Flamidien gleiche, könne nicht der geringste
Zweifel bestehen.

Berloosurrge».
Stadt Paris 500 Fr.-Loose vom Jahre 1876. Ziehung
am >0. Februar. Auszahlung am ll5. Februar 1899. Haupt-
preije: Nr. 239417 L. 100000 Fr. Nr. 244545 L 10000 Fr.
Nr. 114276 L 5000 Fr. Nr. 40192 64005 73990 77520 107031
127751 153834 172193 216252 225246 je 1000 Fr. (Ohne
Gewähr.)___
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelberg.
voir ILünlA, Lou8ttiKoä1r>Q§,

kkotoxrnpdien aller lliliicksr
Italien allein über 1000 Blatt.

Bsiedsts Oollsetion von
llvlckslbsrxsr Frisladten aus
Lrlausrawxea.
Lmptvrstlvtie iinä Lmallls-Klläsr von Heläslborx.
^nsstsllang von Laust- nnä kanst^gworbliotrsn OoMnstsnäon.

Hierzu Heidelberger F «mitte nvlätter Nr. >4.
Inhalt: Stadcmann und Tochter. Erzählung von H. Renö.
(Fortsetzung.) — Erinnerungen an den Dichter und medicinischen
Schriftsteller Jnstinns Kerner. — Tragikomisches vom eigenen
Herd. — Haus-, Garten- u. Landwirthschaftliches. — Vermischtes,

„Mein Herr," rief sie fast athemloS, „ich bitte um Ver-
gebung, doch woher stammt diese Nadel oder wenigstens das
Stiefmütterchen von Brillanten?"
„Von Brillanten?!" Schrie wiederum Tom und erschrack
von neuem, diesmal freilich in ganz anderer Weite als vor-
her. „Ich schwöre es Miß Angove, ich hatte keine Ahnung
vom Werthe der Steine, für gewöhnlicher Bergkristall habe
ich sie gehalten, der Ohrring batte sich an mein Schwimm-
kostüm festgehakt, ich wollte ihn behalten zum Andenken und
lieb - . -"
Tom batte dies alles, bloß um sich von einem häßlichen
Verdacht zu reinigen, auf den eigentlich noch Niemand außer
ihm selber verfallen war, nur so herausgesprudelt, jetzt aber
unterbrach idn Mildred Angove mit hellem Jubel laut: „So
sind L»e selbst also der junge Held, der mich bei der Fener-
insel der entsetzliche» Äassertiefe entriß — mich so tapfer
vor dem Ertrinken rettete?"
„Ganz recht. Miß Mildred, ich — Tom Evans zog Sie
dort, und noch dazu reckt ungeschickt, an den Haaren wieder
in die Höhe und ans Licht."
_ (Schluß folgt)

Kleine Zeitung.
— Krauchenwies, 16. Februar. Gestern Nacht ereignete sich
hier ein s chwer er Unglücksfall. Das Haus des Wilhelm
Rehm ist eingestürzt. Während von der das Haus bewohnenden
8 Köpfe zählenden Familie die Eltern und 4 Kinder gerettet
wurden, fanden 2 Kinder den Tod unter den Trümmern. Das
Vieh im Stall blieb unversehrt.

— Die Logik des Hauswirths. Miether: „In diesem Ofen
kann ich kein Feuer machen, er zieht nicht!" — Wirth: „Also er-
sparen Sie monatlich zehn Mark an Kohlen. Da muß ich Sie
schon entsprechend in der Miethe steigern."
— Erklärung. Gattin: „Du, was ist denn eigentlich ein
Phänomen?" — Gatte: „Ein Phänomen, mein Schatz, ist eine
Frau, die mit ihrem Wirthschaftsgeld auskommt."
 
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