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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0597

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Xi. 133. Erstes Klstt. 8»»st«ß, den 10. Isiu

1899.

England nnd Transvaal.
In Transvaal besteht der auf die Dauer unhaltbare
Zustand, daß die im Lande wohnenden Eingewanderten die
Mehrzahl bilden, ohne doch bei der Regierung und Ver-
waltung des Landes mitsprechen zu dürfen. Die Boeren
wehren sich mit aller Kraft gegen die Naturalisation von
Ausländern, weil sie die Macht in den Händen behalten
und für sich auSnützen wollen. Es haben sich daraus,
zumal da die Boeren engherzige Leute sind, ganz un-
leidliche Zustände entwickelt. Auch die in Transvaal an-
sässigen Deutschen sagen, daß es so nicht weiter fortgehen
dürfe und könne. Präsident Krüger hat nun auf der
Zusammenkunft im Bloemfontein dem englischen Cap-
gouverneur Milner gegenüber in der Naturalisirungsfrage
erhebliche Zugeständnisse gemacht. Die Fremden, die ein
liegenschaftlicheS Vermögen von ca. 3000 Mark Werth
oder ein Einkommen von 6000 Mark Nachweisen oder eine
Wohnung im Miethswerth von 1000 Mark bewohnen,
sollen die Naturalisation erhalten, wenn sie zwei Jahre
im Lande sind. Fünf Jahre nach der Naturalisation
sollen sie das volle Stimmrecht erhalten. In einer Ueber-
gangsbestimmung soll festgesetzt werden, daß die Ausländer,
die seit 1890 in Transvaal wohnen, unter den obigen Be-
dingungen schon nach zwei Jahren das volle Stimmrecht
erhalten. Die englischen Vorschläge in Bezug auf die
Naturalisation gingen erheblich weiter. Die Differenz ist
aber nicht so groß, daß darüber nicht hinweg zu kommen
wäre. Der Stein des Anstoßes liegt wo anders. Prä-
sident Krüger hat noch eine weitere Bedingung gestellt.
Alle seine Vorschläge sind davon abhängig gemacht, daß
die englische Regierung den Grundsatz des Schieds-
gerichtes in Streitigkeiten zwischen beiden
Ländern annimmt.
Diesen Grundsatz will England indessen nicht anuehmen,
weil es sich als den Oberherrn von Transvaal betrachtet,
während die Boeren diese Oberherrschaft bestreiten. Der
alle Ohm Krüger hat sich wieder einmal als geriebener
Diplomat gezeigt, als er diese beiden Angelegenheiten mit
einander verquickte. Ob er aber damit durchdringen wird,
ist doch sehr fraglich. Die englische Presse bezeichnete die
Konferenz von Bloemfontein als gescheitert und ließ im
ersten Augenblick des Aergers durchblicken, man werde mit
Gewalt gegen Transvaal Vorgehen. Heute ist man in
England schon viel ruhiger. Die City, so wird bereits
versichert, will keinen südafrikanischen Krieg.

Deutsches Reich.
— Uebcr den Aufenthalt des Prinzen und der Prin-
zessin Heinrich von Preußen in Tsintau wird der
Südd. Reichscorr. geschrieben: „Der Prinz zeigte das
eifrige Bestreben, sich nach jeder Richtung zu informircn.
Die Prinzessin war die ganze Zeit von einnehmendster
Liebenswürdigkeit. Ihr überaus einfaches und natürliches,
gegen Jedermann gleich freundliches Wesen hat alle
Herzen erobert. Immer vergnügter Stimmung, machte sie
jeden der für eine Dame ganz gewiß nicht leichten Aus-
flüge mit, ohne irgendwelche Bedienung; keine Anstrengung,
kein noch so primitives Unterkommen, kein Slaubsturm,
wie sie ihn zweimal recht intensiv auf Ausflügen hat er-
leben müssen, waren im Stande, ihre stets fröhliche Laune
auch nur im leisesten zu trüben. Diese liebenswürdige
Einfachheit und Anspruchslosigkeit und das Bild des
harmlos glücklichen fürstlichen Paares wird einen unver-
geßlichen Eindruck in der Kolonie hinterlassen."
— Das Militärwochenblatt meldet: Generalleutnant
v. Sick, königlich württembergischer Generalleutnant, bis-

, her Kommandeur der 27. Division (2. württembergische),
nach Preußen kommandirt, ist zum Gouverneur von
Straßburg ernannt worden.
Deutscher Reichstag. Berlin, 9. Juni. Das Haus
setzt die Berathung des I n v alid cnVersicherungs-
gesetzes bei Kapitel 6 (Schluß, UebergangSbcstimmungcn)
fort. Eine Reihe von Paragraphen wird ohne erhebliche
Erörterung in der Kommisstonsfaffnng angenommen.
Bei 8 143 wird ein Antrag v. Salisch angenommen, der Er-
weiterung der Strafbestimmungen über die Arbeitgeber bezweckt.
Der Rest des Gesetzes wird ohne Erörterung in der Kommissions-
fassung angenommen.
Hierauf begründet Abg. Stadthagen (Soz.) den
Antrag Albrecht, dem Jnvalidcnversicherungs-
gesetz einen Artikel hinzuzufügen, der Ergänzungen und
Veränderungen des Krankenversicherungsgesetzes zu Gunsten
der land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter, sowie des
Gesindes enthält. Ferner soll die Krankenunterstützung eine
Dauer von 26 statt von 13 Wochen erhalten, und der
ordentliche Tagelohn der Erwachsenen auf mindestens
1 Mk. 50 Pfg. festgesetzt werden.
Der Antrag Albrecht wird nach kurzer Diskussion, die sich zu-
meist um die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter im Osten drehte,
abgelehnt, ebenso ein sozialdemokratischer Eventualantrag.
Schließlich wird die Resolution der Kommission, die verbündeten
Regierungen zu ersuchen, dem Reichstag eine Novelle zum Kranken-
versicherungsgesetz vorzulegen, angenommen.
Damit ist die zweite Berathung des Jnvalidenversicherungsge-
setzes erledigt.
Die Vorlage betreffend den Reichsinvalidenfonds
wird ohne Debatte in 2. Lesung angenommen.
Bei der 2. Lesung des Gesetzentwurfs betreffend die
Gebühren für Benutzung des Kaiser Wilhelm-Kanals
wird ein Antrag Brömel angenommen, an Stelle der fünf-
jährigen Dauer der Vollmacht des Bundesrathes zur Fest-
setzung des Tarifes eine dreijährige Dauer zu setzen.
Es folgen Wahlprüfungen.
Morgen 1 Uhr: Kaiser Wilhelm-Kanal, Hypothekeu-
bankgesctz.
Baden. Im Karlsruher Tageblatt erläßt Herr Otto
Ammon folgende Erklärung:
Um falschen Auslegungen zu begegnen, mache ich bekannt, daß
mein Theilhaber-Vertrag mit Herrn Reuß schon am 18. März
d. I. durch gegenseitige Ueberetnkunft aufgelöst wurde, also nicht
erst „kürzlich", wie in der Landeszeitung vom Mittwoch, den
31. Mai d. I. mitgetheilt wurde.
Die bezügliche Erklärung wurde am 19. März d. I. zwischen
Herrn Reuß und mir vereinbart. Warum sie 10 Wochen im
Pulte des Herrn Reuß ruhte und erst 3 Tage vor der Bekannt-
machung des Verkaufes der Landeszeitung abgedruckt wurde, ist
mir unbekannt; jedenfalls verlor der Ausdruck „kürzlich" dadurch
seine Berechtigung.
Von allem, was sich seit dem 18. März mit der Landeszeitung
zugetragen hat, habe ich weder Mitwisscnschaft noch Mitverant-
wortung. Den Grund, warum ich im November v. I. von der
Mitarbeiterschaft zurücktrat, kann ich jetzt auch kund geben: er
bestand darin, daß Herr Reuß damals schon Verkaufsverhand-
lungen (mit einer anderen Persönlichkeit als mit dem jetzigen
Käufer) anknüpfte.
Weitere Erklärungen, wenn solche nöthig, behalte ich mir vor.
Otto Ammon.
— Als sozialistischer Landtagskandidat für den
Wahlbezirk Durlach-Stadt ist Redakteur Fendrich
in Karlsruhe ausgestellt. Die Agitation soll eifrig betrie-
ben werden.
Koburg-Gotha. Gotha, 9. Juni. Im Landtage
erklärte Slaatsminister Streng, die Regierung sei mit
dem Landtagsbeschluß vom 31. Mai grundsätzlich einver-
standen und habe an diesem Standpunkte stets festgehalten.
Der Herzog von Connaught habe betreffs der
Thronfolge bisher keine weiteren Mittheilungen gemacht
als die bekannten. Wenn Schwierigkeiten entstanden seien,
sei jedenfalls die endgiltige Entscheidung in allerkürzester
Zeit zu erwarten. Es sei ausgeschlossen, daß diese ohne

Wissen und ohne Mitwirkung der Staatsregierung und des
Landtags erfolgen werde.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Telegraphenkontrolleur Johann Hoffmann in Mann-
heim wurde zum Stationsamt Villingen versetzt.
— Expeditions- und Telegraphenasststent Jakob Burg-
bacher in Basel wurde zur Versetzung der Obertelegraphisten-
stelle nach Konstanz versetzt.
Karlsruhe, 9. Juni. Der Grobherzog ertheilte von
10 Uhr an bis 1 Uhr Audienzen, darunter den Professoren
Or. Wille und Or. Wolfrum an der Universität Heidelberg,
den Professoren Metzger und vr. Lorentzen in Heidelberg.
Um 1 Uhr empfing Seine Königliche Hoheit der Großherzog
den Prinzen Emil zu Fürstenberg, welcher von Donau-
eschingen eintraf, um Seiner Königlichen Hoheit die Orden
seines verstorbenen Vaters zu überbringen. Seine Durch-
laucht nahm an der Frühstückstafel theil und kehrte dann
nach Donaueschingen zurück. Dort befindet sich dermalen
die Mutter des Prinzen, die verwittwete Fürstin Lsontine,
mit ihren beiden Töchtern zu mehrwöchentlichem Aufenthalt.
Der Kronprinz und Prinz Gustav von Schweden und
Norwegen treten heute Abend üie Reis: nach Stockholm
an; dieselben halten sich einen Tag in Berlin auf, um den
Kaiserlichen Majestäten einen Besuch abzustalten. Morgen
Vormittag 9 Uhr reisen die Großherzoglichen Herrschaften
mit der Kronprinzessin Vckwria nach Baden zu längerem
Aufenthalt. Die Kronprinzessin wird in beu nächsten
Tagen nach Franzsnsbad zum Kurgebrauch sich begeben.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. Juni. Der Kom-
promiß zwischen dem Ministerpräsidenten Graf Thun
und Koloman Szell gilt als abgeschlossen. Der
Inhalt wird morgen bekannt gegeben werden. Von einer
Einberufung des Reichsraths wird nichts gesagt.
Holland. Haag, 9. Juni. Wegen Unzuträgltchkeiten,
welche sich aus der ungenauen Veröffentlichung der
Haager Konferenzverhandlungen ergaben, erhielt
der deutsche Bevollmächtigte Graf Münster dieser Tage
den Auftrag, zu beantragen, daß die Protokolle der
Plenar- und Kommissionssitzungen gleich nach ihrer Fertig-
stellung veröffentlicht werden sollen. Die Entscheidung
der Konferenz hierüber wird täglich erwartet.
Frankreich. Paris, 9. Juni. In der Kammer
wurde ohne Diskussion die vom Senat bereits genehmigte
Vorlage angenommen, wonach bei kriegsgerichtlichen
Untersuchungen den Angeschuldigten der Beistand
des Advokaten zu Theil werden soll. — Der Ver-
theidiger Demange erklärte nach dem Journal, daß der
Prozeß DreyfuZ kaum vor Anfang August zur
Verhandlung kommen werde. Infolge der Annahme der
Vorlage betreffend die Voruntersuchung bei Kriegsgerichten,
wird der Vertheidiger Demange sofort nach der Landung
des Hauptmanns Dreyfus in Brest mit ihm verkehren
können. Ebenso werden die Vertheidiger du Paty de
Clams und der bei den Vorkommnissen in Auteuil bloß-
gestellten Offiziere nach der Veröffentlichung des Gesetzes,
die heute oder morgen erfolgen wird, mit ihren Schütz-
lingen in Verbindung treten können.
Paris, 9. Juni. Dem Siöcle zufolge ist das Mi-
nisterium von berufenster Seite verständigt worden, daß
das Petit Bleu von Oberst v. Schwartzkoppen ge-
schrieben worden ist. Der Justizminister habe die Anklage-
kammer, die heute ihre Entscheidung in der Sache Picquart
trifft, hiervon verständigt. Das Petit Bleu war an
Esterhazy gerichtet. Der Name Esterhazy war auf der
Adresse ausradirt und dann wieder darauf geschrieben

Josephiueus Glück.
20) Erzählung von A. von der Elbe.
(Fortsetzung.)
Josephine hatte nie ihre Liebe in kleiner Münze ver-
schleudert, und nun über ihn den goldenen Schatz ihres auf-
gesparten Reichthums ausgeschüttet. Niemals durfte er er-
fahren, daß sie so schwach, so würdelos war, noch an ihm zu
hängen, warum aber sollte sie sich selbst belügen? Wußte
sie doch kaum noch, ob sie ihre zerstörte Liebe als einen rasch
verflogenen Sonnenstrahl oder wie ein schweres Verhängniß
ansehen sollte.
Als Anfang März das junge Ehepaar in seine nordische
Heimath zurückkchrte, stand Josephine voll banger Sorge an
ihres Vaters Krankenbett und kümmerte sich nicht um die
Außenwelt.
Der Rath hatte, getäuscht von einigen sonnigen Tagen,
die zum Frühjahr geplanten Aenderungen in seinem Garten
in Angriff nehmen lassen, und, gespannt auf das Neue, im
Ostwind bei den Arbeitern gestanden. Jetzt lag er an einer
schweren Lungenentzündung krank darnieder.
Nur für wenige Augenblicke konnte Josephine Luise Moser
empfangen, die kam, ihr Lebewohl zu sagen.
Als Luise von dem jungen Paare erzählte, wie mißver-
gnügt und in täglichem Gezänk es sei, gab Josephine wenig
darauf Acht.
Sie meinte, ihr quälendes Interesse für Bruno endlich
überwunden zu haben. Jedenfalls stand jetzt Wichtigeres,
ihres Vaters Gesundheit und Leben, im Vordergründe ihres
Empfindens. Als das mildere Wetter eintrat, erholte Stein-
berg sich, und im Mai konnte man nach Ems reisen. Ein
Gcbirgsaufenthalt folgte. Dann war man kurze Zeit zu
Hause. Da aber dem Patienten ein quälender Husten nach-
blieb, verordnete der Arzt einen Winteraufenthall im Süden.
Als Josephine mit dem Kranken im Frühling« beimkehrte,
fand sie Luise Moser wieder bei Haftens, wo das erste Kind,
ein Sohn, geboren worden war.

Das Fräulein brannte darauf, von Coras Unverstand und
von dem Unfrieden zwischen den beiden Eheleuten zu berichten,
allein Josephine hatte noch immer keinen Sinn für das Leben
drüben und der Moser Klagen. Sie wußte jetzt, daß ihres
armen Vaters Tage gezählt seien, und ihre ganze Seele war
von Bangen vor der schweren Trennung erfüllt, die ihr be-
vorstand.
Als drüben mit rauschender Tafelmusik und dem Anklingen
der Gläser das Taufdiner von Brunos Sohn gefeiert wurde,
kniete Josephine wie zerbrochen am Sarge ihres Vaters.
O, was sollte sie jetzt noch allein auf der Welt? Ihre
Aufgabe war erfüllt. Niemand brauchte sie mehr, niemand
liebte sie, und ihr Herz hing auch an keinem Menschen mit

Ihre Schwester in Philadelphia lebte glücklich im Kreise
einer großen Familie, sie fand bei den reichen Leuten keinen
Wirkungskreis und war ihnen eine Fremde. Als junge
Mädchen hatten sich die Schwestern herzlich geliebt, jetzt war
Ottilie seit 14 Jahren verheirathet und nur einmal wieder
hier gewesen; man hatte sich naturgemäß auseinander gelebt.
Als Delbitz Josephinen einen Trauerbesuch abstatten wollte,
fühlte sic sich außerstande, ihn zu empfangen, und dann kam

er nicht wieder- . ^
Still und bleiern gingen der Leidtragenden die Monate
nach des Vaters Tode dahin.
Ottilie hatte ihre Einladung dringender wiederholt, allem
die Einsame konnte zu keinem umgestaltenden Entschluß ge-
langen. Das große Haus, der weite Garten, die drei Dienst-
boten, alles war jetzt zu viel für ihren Bedarf, allein es war
zugleich das liebe Alte, lange Gewöhnte, das allein noch zu
ihr Gehörige. Sie mochte nicht noch mehr verlieren und
befand sich in der günstigen Lage, den Besitz behalten zu

Nach und nach wandte sich ihr Sinn wieder mehr ihrem
Gegenüber zu- Sie sah die Delbitz täglich in der Allee gehen
und kommen, und der Anblick war ihr gleichgültig. Die junge
Frau sah hochmüthig und übertrieben elegant aus, er erschien
merkwürdig gealtert.

Ein paarmal war sie der geputzten Amme mit dem Kleinen
im Wagen begegnet. Wenn sie das Kind gewahrte, that ihr
Herz ein paar rasche, zuckende Schläge, und sie konnte nicht
umhin, stehen zu bleiben und es anzusehen. Es glich mehr
dem Vater, als der Mutter, hatte ein Paar große blaue
Augen und freundliche Mienen. War es auch die merk-
würdige Hinneigung zu dem kleinen Wesen, was sie hier
festhielt?
Der Winter verstrich der Vereinsamten still und trübe,
während drüben eine rege Geselligkeit zu herrschen schien.
_ (Fortsetzung folgt.)

Kleine Zeitung.
8. Zeitgemäße Betrachtungen. Nun freut sich der Dreyfus-
nun lacht er und singt — und athmet in wohligen Zügen —
die schwellende Hoffnung, die Jeden verjüngt — (er kann nicht
mehr unterliegen), — der frohen Erwartung neu stärkende Luft —
in zukunftssicherm Empfinden. — Sanft kosend umspielt ihn der
Freiheit Duft. — Das Land wird er wieder jetzt finden, — das
grausam vor Jahren ihn, irrend, verstieß, — zu herber Qual
ihn verdammte. — Nun kommt er heraus aus dem engen Ver-
ließ, — mit dem man ihn tückisch umrammte. — Der Kampf
war sehr schwer und die Arbeit war groß, — doch nun ist es
endlich gelungen: — die Wahrheit, sie rang sich jetzt endlich
los, — die Lüge ward endlich bezwungen. — Ein Hoch d'rum
den Männern, die unverzagt — sich hart für die Wahrheit ge-
wehret. — denn über die Tugenden alle ragt — der Trieb, der
die Menschheit ehret. — zu helfen aus Pflicht und aus Menschen-
thum — dem, den man zu Unrecht verdammet-; — sich einzusetzen,
sein' Ehr' und Ruhm, — bis Wahrheit ihr Licht hell entflam-
mete. — Mag heiser die Meute auch Mordio schrei'n, — mag
gröhlen sie, schimpfen und toben, — fanatisch der Bosheit als
Helfer sich weih'n, — die Fäuste, die Stöcke erhoben; — ein
Braver wiegt Tausend Verblendete auf, — mehr Werth als Zehn-
tausend ist Einer, — der männlich und fest für die Wahrheit
stand auf, — d'rum ehr't solche Leut'l Fidel Greine r.
 
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