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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0299

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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Xi-. 87.

Mtttii, den 2V. Müls

1889.

Deutsches A e i ch.

— Nur zwei Organe widmen der Militärvorlage
noch längere Nachgesänge; das eine ist die Freisinnige
Zeitung, die der Regierung klar zu machen sucht, was sie
für eine Niederlage, und dem Centrum, was es für einen
Sieg errungen. Das andere Organ ist der Vorwärts,
das Organ der Sozialdemokratie, also der treuen Waffen-
gefährtin, die mit dem Abg. Richter Schulter an Schulter
gestritten. Es sagt über seinen Kriegskameraden hart aber
gerecht: „Mit dem Eigensinn, der den Führer des Wasser-
stiefel - Freisinns schmückt, beharrt Eugen Richter bei seiner
Meinung, daß die Regierung in ihrer Militärvorlage eine
Niederlage erlitten habe. Er steht mit dieser Ansicht in
der eigenen Presse allein. Volkszig. und Voss. Ztg.
haben keine Lust, die Zentrumskomödie mitzuspielen. Nur
Eugen Richter erzählt gläubig die Mär von der harmlosen
Resolution Lieber, obwohl diese für diese Regierung viel
wehr als 7006 Mann bedeutet. Und zum Schluß heißt
es dann kurz und kräftig: „Als Politiker ist Herr Richter
nichts als ein höchstunterrichteter, schlagfertiger, unent-
wegter — Todtengräbcr seiner Partei." Das ist bitter.
— Nach der Beisetzung Ludwig Bamberger's in
Berlin ist noch ein schöner Kranz von der Kaiserin
Friedrich für den Sarg des Verstorbenen eingetroffen.
— Bezüglich der Postbeamten-Laufbahn sollen
demnächst wesentliche Reformen durchgeführt werden. Wie
wir der Berl. Volksztg. entnehmen, gab darüber der Staats-
sekretär v. Podbielsli in der Budgetkommission folgende Er-
klärung ab: Allen Assistenten soll die Möglichkeit
eröffnet werden, in die Sekrctärlaufbahn einzutreten. Vor-
bedingung zum Eintritt in die mittlere Laufbahn ist die
Reife für die Untersekunda eines Gymnasiums, eines Real-
gymnasiums oder einer Oberrealschule. Nach vier Jahren
ist die Assistcntenprüfung abzulegcn. Die etatsmäßige An-
stellung als Assistent oder als Postverwalter erfolgt sogleich
auf Lebenszeit. Bewährte und tüchtige Assistenten können
nach mehrjähriger Dienstzeit zur Sekretärprüfung zugelaffen
werden. Durch das Bestehen dieser Prüfung erlangen sie
die Aussicht, in Stellen für Postsekretäre, Oberpostsekretäre,
Oberpostdirektionssekretäre u. s. w. einzurücken. Abg. Dr.
Müller-Sagan erklärte sich mit der Tendenz dieses Planes
einverstanden, bemängelte aber die Einschränkung auf die
genannten Anstalten und auf „bewährte und tüchtige" Be-
amte (unter denen man leicht etwa solche verstehen kann,
die sich in politischer Beziehung bewährt haben). Staats-
sekretär v. Podbielski erwiderte, die Berechtigung solle auch
den Realschulen und allen Anstalten gewährt werden, die
eine entsprechende Bildung verleihen. Auch sollen alle
Assistenten zur Prüfung zugelassen werden, deren Vorbil-
dung genüge.

. Deutscher Reichstag. Berlin, 18. März. Das Haus
ist schwach besetzt.
. Schluß der z w e lte n Et a ts b erath un g. Zunächst er-
mattet Bassermann (ntl.) Bericht über die durch Annahme
der Mtlitärvorlage herbeigeführte Aenderung des Milttäretats.
Der Präsident ruft hierauf sämmtliche Titel einzeln auf,
"ie da« Haus genehmigt.
Abg. v. Queis (dem.) schließt sich dem von dem Abgeord-
neten Dr. v. Fregc in der Berathung des Militäretats vorge-
iwgenen Wunsch an, die Garnisonen mehr auf die kleinen Orte
»u verlegen.
, Generalmajor v. d. Boeck: Der Kriegsminister hat mehr-
zugesagt, die kleinen Städte auch in Zukunft mehr zu be-
fUcksich'tgen, wie das in Ostpreußen, für das der Vorredner
insbesondere eintritt, in den letzten Jahren bereits geschehen ist.
.. Nach einem Bericht von Müller- Fulda (Centr.) wird
herauf genehmigt: der für die Vervollständigung des
putschen Eisenbahnnetzes im Interesse der Landes-
^irtheidiqung angeforderte Betrag von 2942220 Mk., darunter

Ein Arauenherz.
Erzählung aus dem Leben von A. M. Witte.
(Fortsetzung.)
Dich lieb ich, weil dich lieben heißt mein Sinn.
Wochen waren vergangen; früher als sonst war der Herbst
dni>M! zu einer Zeit, da sonst die Natur noch in
D, wr Schönheit prangte, rieselte das falbe Laub hernieder.
I7*e BadxgxsEchaft fing an, sich unter der dauernden Un-
wM des Wetters mehr und mehr zu zerstreuen ; die meisten
z. Me waren schon in ihre Heimath zurückgckehrt- Für Mag-
st-?? war ebenfalls der Tag der Abreise herangenabt, und
«enutzle den letzten Nachmittag, indes sich Erna freund-
al-a- ^ erbot, bei der alten Tante zu bleiben, in deren Be-
Mehme^ Magda war, Abschied von ihren Lieblingsplätzen zu
war sie auch zu dem Thränenquell gekommen, und die
Merung zauberte ihr jenen ersten Tag zurück, wo sie ohne
»lick ^achtenden Blicke ihrer alten, grämlichen Tante sich
bek? ?nmal der Jugendlust hatte hingeben können; sie dachte
hat: °krs dessen, der damals die Sage des Quelles erzählt
hj»^- Und mußte sich eingestchen, daß ihr die Trennung von
Or» "'Hi so schwer fallen würde, wenn sie nicht stets den
Gedanken mit Baron Reden verknüpft hätte.
Abi-^o* es nur Zufall, der sie besonders nach Adelaidens
w-j; Me so häufig zufammengeführt? Würde auch er zu-
hF?!? dieser Sommerzeit gedenken und ihr eine Erinnerung
^Lhren. wenn sie erst fern ist?
sie «D Röthe der Scham stieg in ihre Wangen. Wie konnte
ibr biel mit ihm beschäftigen; wie durste die Abreise
erß. Mwer fallen! Und doch — welch ödes, einsames Leben
Elter daheim I Seit frühester Kindheit ihrer beiden
Won!? beraubt, war sie auf die Güte einer entfernten Ver-
Ärt « angewiesen, welche das Kind, für das sie in ihrer
ein ^M^wung empfunden, zu sich genommen, ihr aber nie
mütterliches Herz gezeigt hatte. Sic hatte als Dankbar-

856 480 Mk. als zweite und letzte Rate des Reichszuschusses für
das dritte und vierte Gleis auf der Strecke Ludwigshafen-Schif-
serstadt, 800 000 Mk. als zweite Zuschußrate für die Herstellung
des dritten und vierten Geleises auf der Strecke Köln Haupt-
dahnhof-Kalscheuren und 450000 Mk. als zweite Zuschußrate
für den zweigeleisigen Ausbau der Strecke Kalscheuren-Eus-
kirchen.
Beim Kapitel Bankwesen ersucht Rickert (freis. Vg.)
um Beseitigung des Kautionswesens bei der Reichsbank. Bei
den großen Summen, die durch die Hände der Beamten gehen,
haben die Kautionen ohnedies keine Bedeutung. Die Matri-
kularbeiträge werden genehmigt in der Höhe von 489 953 828
Mark, die Anleihe mit 89921189 Mk. Das Etatsgesetz wird
hierauf ebenfalls angenommen mit 1554530650 Mk. in Ein-
nahme und Ausgabe.
Hierauf wird die Abstimmung über den Antrag des Prinzen
zu Schönaich-Carolath (ntl.) wegen der Nachforderung
von bO OOO Mk. als Reichszuschuß zu den Kosten eines Goethe-
Denkmals in Straßburg wiederholt. Centrum und Konserva-
tive stimmen dagegen; das Ergebniß der Abstimmung bleibt
wieder zweifelhaft. Der Hammelsprung ergibt 75 Stimmen für,
79 gegen den Antrag. Das Haus ist demnach wieder beschluß-
unfähig.
Nächste Sitzung 3'/, Uhr. Tagesordnung: Anleihegesctz
uns Rechnungssachen. Schluß 3 Uhr 10 Min.
Zweite Sitzung. Das Haus ist fast leer.
Der Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung
um 3 Uhr 30 Min. Das Anleihegesetz wird angenom-
men, ebenso das Schuldentilguugsgesetz für 1899. Der
Antrag wegen Einstellung des Strafverfahrens gegen
Stadthagen (Soc.) wird endgiltig für erledigt erklärt.
Der Präsident setzt auf die Tagesordnung für Mon-
tag 1 Uhr die dritte Etatsberathung, vorher Rechnungs-
sachcn.
Baden. Nach dem soeben erschienenen eingehenden Be-
richt des Abg. Lauck (C.) über den Gesetzescntwurf betr.
die Erbschafts- und Schenkungssteuer, hat die Kom-
mission u. A. an den Sätzen des Steuertarifes Aenderungcn
vorgenommen. Bei Anfällen an Eltern verbleibt es bei
dem Regicrnngsentwurf mit 1 pCt. statt der bisherigen
Befreiung; bei Voreltern wollte der Regierungsentwurf all-
gemein 2 pCt ; die Kommission nimmt eine Theilung vor:
bei Beträgen bis 5000 1 pCt., über 5000 ^ 2 pCt.
Eine ähnliche Abstufung nimmt die Kommission bei den
Anfällen an Geschwister und Abkömmlinge von Geschwistern
vor; hier soll der von dem Entwurf gewollte Satz von
4 pCt. statt bisher 3'/z PCt. eintreten bei Beträgen
über 3000 dagegen solle bis 3000 ^ nur 3 pCt. er-
hoben werden. Die im Gesetzesentwurf neu eingefügte
Zwischenstufe von 6 pCt. zwischen diese 4 pCt. und den
Höchstsatz von 10 pCt. (wie bisher, für entfernte Seiten-
verwandte) bleibt unverändert für andere Seitenverwandte
bis zum 4. Grad, einschließlich für Stiefkinder und
deren Abkömmlinge u. s. w. Nach dem Regierungs-
entwnrf schon ist der Ehegatte des Erblassers, im Gegen-
satz zum bisherigen Recht, steuerfrei; die Kommission fügt
noch eine Steuerbefreiung für Eltern des Erblassers ein,
soweit der Anfall an den einzelnen Elterntheil den Werth
von 10000 nicht übersteigt. Eine Erbsteuer für Ab-
kömmlinge wird nicht eingeführt. In den Steuerbefreiungen
geht schon der Entwurf weiter als das bisherige Recht und
es kommt dies den Wünschen, die schon früher geäußert
wurden, entgegen._
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großhcrzog haben dem
Bildhauer Sven Scholander aus Stockholm das Ritterkreuz
zweiter Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringcr
Löwen verliehen, dem Kammerherrn August Freiherrn von
Degenfeld auf Schloß Neuhaus, nachdem derselbe vom
Kaiser zum Ehrenritter des Johanniterordens ernannt worden
ist, die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen der damit
verbundenen Ordcnsauszeichnung erthcilt, den Amtsvorstand
Geheimen RegierungSrakb Adolf Föhrenbach in Freiburg

leit völliges Aufgchen in ihre Wünsche gefordert und war
eifersüchtig auf jede Freundschaft, auf jede Abwechselung, die
sich Magdalene bot. Auch hier batte sie ihr täglich das
Leben schwer gemacht, dennoch überwog die Erinnerung an
die wenigen, vollkommen glücklichen Stunden.
Sie erhob sich, nachdem sie, kurze Zeit unter der Buche
sitzend, diesen Gedanken nachgebangen. und schritt durch einen
der steilen Waldwege, welche lauschig durch die Baumgruppen
führten, einen Hügel hinan. Das ganze Plateau dort oben
war ein üppiger Rasenplatz: traulich winkte an der einen
Seite eine Mooshülte, von der man das herrlichste Panorama
über das Thal hatte.
Der Blick reichte hinab in die romantische Tiefe; ver-
streut lagen kleine freundliche Dörfer und Flecken dort unten,
wie Oasen den vorherrschend dunklen Nadelwald unterbrechend,
durchflossen von einem glitzernden Strome und ein geschlossen
von dem steilen, waldigen Bcrghalden und Waldgipfeln, welche
in bläulichem Dufte sich hinter einander schoben.
Die Luft war gewürzt von dem Duft der Farrenkräuter,
welche in malerischen Gruppen den Boden bedeckten. Tiefe
Ruhe lag über der ganzen Natur ausgebreitet. kein Luftzug
regte sich, nur der Schlag der Drossel, das Picken des Spech-
tes unterbrach die feierliche Stille.
Magdalene trat in die McoShütte, — Baron Reden be-
fand sich in derselben. „Ich preise den Zufall, Sie noch ein-
mal zu sehen," begrüßte er sie, welche verlegen über den An-
blick dessen, an den sie soeben gedacht, vergebens nach einem
passenden Wort suchte; „Sie verlassen uns ebenfalls morgen?"
„Meine Tante meint, fast schon zu lange geblieben zu sein;
sie sehnt sich nach ihrer Häuslichkeit." — Er sah Magdalene
forschend an; war es ihm doch keineswegs fremd, daß ihr
bei dieser Tante keine leichten Tage beschieden waren. „Und
Sie, gnädiges Fräulein?"
„Auch mir muß es lieb sein, in eine THLtigkeit zurückzu-
kehren, wenngleich der Gedanke an die Stadt augenblicklich
noch nichts Verlockendes für mich hat."
„Weil es jetzt noch zu still dort ist?" fragteer, sie aufmerk-
sam betrachtend. „Nicht deshalb; ich liebe die Geselligkeit

zum Amtsvorstand in Karlsruhe ernannt, den Amtsvorstand
Geheimen Regierungsrath Albert Muth in Rastatt in gleicher
Eigenschaft nach Freiburg und den Amtsvorstand Oberamtmonn
Oskar Frech in Säckingen in gleicher Eigenschaft nach Rastatt
versetzt, den Oberamtmann Hermann Pfeiffer in Pforzheim
zum Amtsvorstand in Säckingen ernannt und den Amtmann
Friedrich Iacobi in Heidelberg an das Bezirksamt Pforzheim
versetzt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben ernannt
zum Geheimen Kommerzienrath: den Präsidenten des Aussichts-
raths der Rheinischen Creditdank Karl Maria Eckhard in
Mannheim, zu Kommerzienräthen: den Präsidenten der Handels-
kammer Schopfheim, Fabrikanten Karl Kr afft in Schopfheim,
den Privatmann Gottlieb Klumpp in Gernsbach, den Fabri-
kanten Otto Maurer in Lahr und den Direktor der Mann-
heimer Dampfschleppschifffahrtsgesellschaft Johann Keßler in
Mannheim.
Karlsruhe, 18. März. Der Großherzog nahm
heute Mittag die Meldung des Assistenzarztes Dr. Reiske,
Bataillonsarztes im Infanterie-Regiment von Lützow (1.
Rheinischen) Nr. 25, entgegen. Im Laufe des Nachmit-
tags hörte Seine Königliche Hoheit Vorträge. Abends
halb 8 Uhr empfängt der Grotzherzog den Professor Dr.
Crusius von der Universität Heidelberg, welcher dann einen
Vortrag hält über „die neueren Papyrusfunde und die
Heidelberger Papyrussammlung." Hierzu sind an ver-
schiedene Personen Einladungen ergangen. — Mehrere aus-
wärtige Blätter haben mitgctheilt, die Kronprinzessin
von Schweden und Norwegen sei in letzter Zeit von
einem ernsten Augenleiden heimgcsucht worden. Thalsäch-
lich hat nur eine leichte Erkältung, die nun über-
standen ist, für einige Tage eine Schonung der Augen er-
fordert. Die Kronprinzessin ist schon vor mehreren Tagen
nach Neapel zum Besuch der Kronprinzessin Stephanie von
Oesterreich gereist und beabsichtigt dortselbst kurze Zeit zu
verweilen.

Ausland.
Frankreich. P a ri s, 17. März. (K a m m er.) Bei Berathung
des Marinebudgets legte der Marineminister Lockroy
dar, was er bereits gethan habe und noch thun wolle für
die Sicherung der nationalen Vertheidigung unter Berück-
sichtigung der Finanzlage. Frankreich könne nicht eine
ebenso bedeutende Flotte wie England und eine ebenso
zahlreiche Landarmeee wie Deutschland haben. Die Ver-
theidigung der Küsten sei von nicht geringerer Bedeutung
als die Vertheidigung der Ostgrenzen. Man müsse für
den Fall eines Krieges sich auch die Freiheit auf dem
Meere sichern. Die Ausdehnung des Kolonialbesitzes er-
fordere, daß man auch eine starke Marine habe. Lockroy
erklärte weiter, die unterseeische Schifffahrt habe in Frank-
reich soeben einen entscheidenden Schritt vorwärts gethan.
Es sei jetzt im Besitze eines Unterseefahrzeuges, das im
Stande sei, thatsächliche Dienste zu leisten. Dieses sei ein
Hilfsmittel auf militärischem Gebiete und auch auf dem
Gebiete der Schifffahrt. Der Minister führte aus, Frank-
reich habe im Mitteländischen Meere gegenwärtig 15
Panzerschiffe, während England deren nur 10 habe. Er
sei bestrebt, durch Herabminderung der Zahl der Schiffs-
typen eine homogene Flotte zu schaffen. Nach lobenden
Aeußerungen über das Menschenmaterial der Flotte sagte der
Minister schließlich, Frankreich müsse eine machtvolle Ma-
rine gegeben werden, deren Erneuerung sei nöthig.
Parts, 18. März. Der erste Präsident des Cassa-
tionshofes, Mazeau, hat gestern zu einem Senator ge-
äußert, daß die vereinigten Kammern des Cassations-
hofes hofften, die Dreyfus angeleg en heit in der 2.
Hälfte des Monats April zu erledigen.
Paris, 18. März. Präsident Loubet empfing
heute Nachmittag, umgeben vom Ministerpräsidenten Dupuy

der Städte nicht so unendlich, um sie zu vermissen, aber weil
die Natur gerade jetzt für mich etwas Besonderes bat; sehen
Sie, Herr Baron, die Reize der Schönheit und Fülle dieses
majestätischen Waldes, nicht nur im Sommer, nein, die er-
greifenden Farbentöne des Herbstes, wenn derselbe mit seinem
leuchtenden Pinsel die Blätter allmählich so färbt, daß die
Waldwege uns als Laubgänge von Goldbäumen erscheinen,
fesseln mich so sehr an den Wald, und solche Naturschönheiten
bietet uns die Stadt nicht."
(Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
ln Heidelberg, 20. März.
„Undine." Romantische Zauberoper in 4 Aufzügen von
Albert Lortzing.
Unter der vortrefflichen Leitung unseres Orchesterchefs, Herrn
Ra big, ging gestern Abend Lortzings „Undine" in Scene. Es
ist wirklich ein wahres Vergnügen, die eminent großen Fort-
schritte des Orchesterkörpers zu beobachten, die derselbe unter
seinem unermüdlichen, pflichteifrigen Dirigenten gemacht hat.
Mit vollem Recht gebührten ihm auch die gestern Abend ge-
spendeten Lorbeeren. Die Ouvertüre wurde mit ausgezeichneter
Präzision und seiner Abschattirung zu Gehör gebracht.
Frl. Arnold als Undine wurde ihrer Rolle aufs beste
gerecht und bewies sich als intelligente und temperamentbegabte
Künstlerin. Die Perle des Abends war entschieden außer dem
Orchester Herr Görger als Wassersürst Kühleborn. Er war
ausgezeichnet bei Stimme. Vortrefflich gelang ihm die Einlage
im 2. Akt (Musik von Gumbert), die ihm Gelegenheit gab, seine
geschmackvolle, warme Vortragsweise zu entfalten. Sein symbo-
lisches Spiel kam gestern wie immer vollauf zur Geltung. Herr
GabeImann als Ritter Hugo von Ringstetten entledigte sich
seiner Aufgabe sicherlich so gut als er nur vermochte, blieb aber
gesanglich zurück. Er verfügt über eine» hübschen, sehr leicht
ansprechenden lyrischen Tenor, muß aber seine Neigung, aus
dem eigentlichen Gesang in den reinen Sprechton zu verfallen,
entschieden besser unterdrücken lernen.
 
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