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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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^r. 60. Erstes KlM. Fm»stag, den 11. Mär?

Deutsches Neich.
— Es ist allgemein ausgefallen, daß der Direktor des
Avlonialamtes die Forderung von 25 000 Mk. als Bei-
Me für die Ansiedelung deutscher Mädchen in
Südwe stafrika in der Budgetkommission zurückgezogen
habe. Die Nordd. Allg. Ztg. stellt diese Angabe nun da-
An richtig, daß über die Position abgestimmt wurde und
ssaß sie von der Mehrheit abgelehnt wurde. Hoffentlich
In damit der Plan nicht ganz aufgegeben. Die ausführlichen
Gerichte erzählen über den Verlauf der Berathung in der
Kommission Folgendes:
g. Es handelt sich, wie der Berichterstatter ausführte, um den
Ersuch zur Beseitigung der schwerwiegenden Nach-
teile, die sich für eine deutsch-nationale Entwickelung der
^evölkerung aus der Verbindung weißer Unsiedler mit ein-
geborenen Frauen ergeben würden. 25 Mädchen seien bereits
ssach Afrika abgegangen. Für die Aufnahme derselben in Fa-
Muen im Schutzgebiete sei gesorgt.
Abg. Bebel erklärte sich gegen den Plan, durch welchen eine
AU „staatliches E h ev e r k up p e l nn gs bur e a u" (I) ge-
raffen würde. Das Reich übernehme eine moralische Verant-
?ortu„g, die eS nicht tragen könne. (I) Der Miethsvertrag cnt-
eine ganze Reihe Bestimmungen höchst bedenklicher Art;
Ae ausgesetzten Löhne seien geradezu erbärmlich, so daß die Ge-
Mr entstehe, daß die Mädchen direkt der Prostitution in die
^rme getrieben würden.
Kolonialdircktor v. Buchka maß dem Plan eine außerordent»
"eb sittliche Bedeutung bei. Die Verbindung deutscher Männer
M schwarzen Frauen wäre für die Elfteren verhängnißvoll, die
Lanner würden dadurch auf das Niveau der Schwarzen herunter»
Mogen. Die weißen Frauen dagegen würden Trägerinnen der
«Ultur und der Bildung in den Kolonien sein. Würden einzelne
Bedingungen der Verträge zu hart befunden, so könnten Milde-
""gen eintreteu. Den Mädchen wäre eine gesicherte Existenz
"schaffen.
Abg. Bebel verwies dem gegenüber auf einen ihm vor-
Legenden Vertrag, der das Mädchen vollständig in die Gewalt
er Dienstherrschaft gebe, und bekämpfte noch einmal scharf die
"ordeiung.
-Abg. Gröber gab zu, daß man gegen den Plan Bedenken
oaben könne; die Verträge müßten der Prüfung des Reichstages
Ulerliegen. Eine Rückkehr sei den Mädchen, wenn ihnen die
Verhältnisse nicht gefielen, so gut wie unmöglich. Dem Grund-
gedanken könne er zustimmen.
. Abg. Frese erklärte, gegen die Bewilligung ohne Kenntniß
°es Vertrages Bedenken geltend machen zu müssen. Besser wäre
Ansiedelung von Mädchen reicher Familien. Den Mädchen
bluffe freie Rückfahrt möglich gemacht werden.
. Kolonialdirektor v. Buchka theilte mit, daß 15 Mädchen je
Mark Aussteuer erhallen sollten, ebenso eine Anzahl Unter-
Astziere. Der Vertrag sei von der Kolonialgescllschaft, nicht
om Gouvernement entworfen. Redner wandte sich im fiebrigen
«egen die Bedenken Bebels.
i Abg. Dr. Hasse wies auf das Beispiel Englands hin, daS
>A den Kolonien auch Mädchen ansiedcle, und meinte, es würden
aid Verheirathungen folgen.
sg Graf Arnim trat, für die Bewilligung des Postens
nächstes Jahr ein, wünschte aber, daß er für diesmal zu-
"ckgezogcn werden möge. Der Vertrag sei ihm nicht bekannt
gewesen.
Die Position wird hierauf abgelehnt.
, Der Reichsanzeigcr bringt jetzt einen amtlichen
"kutschen Bericht des Generalkonsuls Rose über die Vor-
züge auf Samoa. Daraus geht hervor, daß die
putschen sich volluändig korrekt benommen haben. Von
Munizipalpräsidenten Raffel sagt der Bericht: Raffel
stabe sich durch seine Thätigkeit in den unruhigen Tagen
stUgemeine Anerkennung erworben. Der Bericht citirt die
Lobeserhebungen, die die englische Zeitung in Apia vom
Januar Raffel spendet. In demselben Sinne bewegten
nch die Dankesäuberungen des englischen Konsuls und des
englischen Kapitäns. So wurde die Einsetzung einer pro-
st'sorischen Regierung mit Raffel an der Spitze schon am
Januar eine beschlossene Sache. Ferner sorgte Raffel
3. Januar für den Schutz der englischen Mission. —
Angabe des Oberrichters Chambord, als ob der
"kutsche Generalkonsul an der Spitze der Mataaffaleute
Dritten sei, wird als vollständig aus der Luft gegriffen

— Cecil Rhodes, der bekannte capländische Staats-
stAnn, ist am 10. d. in Berlin cingetroffen. Seine An-
wesenheit hängt angeblich mit dem Plan zusammen, eine
Menbahn der Länge nach durch Afrika zu führen. Diese
^uhn würde auf eine bedeutende Strecke deutsches Gebiet
"krühren. Große Strecken der Bahn im Süden wie im
Worden sind bekanntlich längst fertig und im Betrieb; es
ststlidelt sich nun darum, die Verbindungsstrecke herzustellen
, std man wird per Bahn von Kairo nach Kapstadt ge-
ststgen können.
— Die Post theilt mit, daß zwei Personen verhaftet
Worden sind, die verdächtig sind, den Diebstahl der im
vorwärts abgedrucktcn Briefe des Frhrn. v. Stumm aus
kur Pult des Chefredakteurs der Post verübt zu haben.
Deutscher Reichstag. Berlin, 10. März. Das Haus
Mt in die zweite Berathung des Colonialetats ein.
Mt für Ostafrika.
k Abg. Bebel (Soc.) stellt fest, daß er mit dem bekannten
LUgen Wolfs in keinerlei Beziehung gestanden habe, wie es Dr.
Mers in seiner Broschüre behauptet habe. Zn Ostafrika stünde
-Hie Weiterentwicklung in Aussicht.
z» ^olonialdirektor v. Buchka: Das Verhältniß der Regierung
Ti» , Peters bestünde lediglich in dem gegen ihn ergangenen
Asciplinarverfahren. Die Regierung habe keinerlei Anlaß, sich
A" Dr. Peters noch retrospektiv einzulassen. Wegen einer Stelle
Broschüre sei vom Reichspostaml Strafantrag gestellt.
Seiten der Colonialverwaltung Gleiches zu thun, sei nicht
liederlich. Lcgalionsrath Hcllwig habe lediglich einem dienst-
Auftrag Folge geleistet. Die Pacification sei im Großen
Ganzen durchgeführt. Die Empörungen der Eingeborenen

hätten sich immer mehr vermindert, ebenso die damit verbundenen
Lasten.
Abg. Dr. Lieber (Centr.) regt eine Entschädigung für die
Gebrüder Dcnhardt an.
Colonialdirektor v. Buchka erkennt weder eine moralische
noch eine rechtliche Verpflichtung zu einer Entschädigung an. Er
für seine Person werde bemüht sein, eine Entschädigung herbei-
zuführen, damit die Beschwerden endlich beseitigt würden.
Abg. v. Kardorfs (Rp.) tritt für eine Entschädigung der
Gebrüder Denhardt ein.
Colonialdirektor v. Buchka wiederholt, daß die Regierung
in der Witu-Angelegenheit keine Versprechungen machen könne.
Abg. Graf Orio la (ntl.) stellt für die dritte Lesung gemein-
sam mit Dr. Lieber eine Resolution betreffend Entschädigung der
Gebrüder Denhardt in Aussicht.
Abg. Arendt (Rp.) stimmt dem Vorredner zu. Dr. Peters
sei infolge der Mystifikation des Reichstages schweres Unrecht
geschehen. Er fordere Bebel nochmals auf, die Quelle für den
Tuckerbrief zu nennen. (Abg. Bebel ruft: Fällt mir
nicht ein!) Baumann sei nicht glaubwürdig; er habe einen
Falscheid geschworen, als er sagte, Peters sei in Lauterberg ge-
boren.
Abg. Graf Stolberg (cons.) spricht für die Verpflichtung
des Reichs zur Entschädigung der Gebrüder Denhardt.
Abg. Bebel (Soc.): Er habe die Mittheilung des Tucker-
briefes aus einer damals durchaus glaubwürdig erscheinenden
Quelle erhalten. Er bedauere aber nicht, getäuscht worden zu
sein, da hieraus die Veranlassung zur Untersuchung gegen
Peters hcrrührc.
Abg. Freese (freis. Ver.) glaubt, daß das in Aussicht ge-
nommene Schwimmdock in Dar-es-Salaam, so erfreulich auch die
Jnaussichtnahme sei, nicht breit genug sei.
Corvettencapitän Faber bestreitet diese Behauptung.
Die Commission beantragt, von den 2 Millionen Mark, die
fhr tue Erwerbung und Fortführung der Tanga- und Muscha-
bähn gefordert sind, 250000 Mark zu streichen. Es liegt ein
Antrag des Grafen Stolberg vor, die Regierungsvorlage wieder
herzustellen.
Colonialdirector v. Buchka bittet, dem Antrag Stolberg
zuzustimmen. Die Usambara - Eiscnbahngesellschaft müsse den
Betrieb einstellen, wenn kein Zuschuß gewährt werde. Auch sei
der Bau der Eisenbahn von nationaler Bedeutung. Wir sehen,
wie die Engländer sich den Bau von Eisenbahnen in Afrika an-
gelegen sein lassen. Wenn der Preis des Kaffees auch gesunken
sei, so sei doch die Annahme nicht ausgeschlossen, daß der Preis
wieder steige. Der Usambara-Kaffee sei von so hervorragender
Qualität, daß er sich auch weiter behaupten werde. Uebrigens
kämen wir durch die Eisenbahn in die Loge, Menschen in die
höheren gesünderen Gebiete hinaufzuschaffen, ohne Gefahr, von
der Malaria befallen zu werden. Er bittet, den Antrag Stolberg
anzunehmcn.
Nach weiterer Berathung wird der Antrag Stolberg ange-
nommen und schließlich der Etat für Ostafrika.
Etat für Kamerun.
Die Debatte verläuft sich in Einzelheiten, ein Vertagungs-
antrag wird abgelchnt und endlich der Etat für Kamerun nach
den Commissionsbeschlüssen angenommen.
Morgen 1 Uhr: Fortsetzung der Etatberathung.
Baden. Karlsruhe, 10. März. In einer von den
hiesigen katholischen Vereinen veranstalteten Festversammlung
zu Ehren der Centrums-Abgeordneten gab der Abgeordnete
Reichert die Erklärung ab, fernerhin kein Mandat,
sowohl für den Landtag wie für den Reichstag mehr an-
nehmen zu wollen. Reichert vertritt seit 25 Jahren un-
unterbrochen Baden-Bühl im badischen Landtag.
Badischer Landtag. L. 0. Karlsruhe, 10. März.
(125. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer.) In der
heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde die Be-
rathung über den Gesetzentwurf betr. die Ausführung
des Bürgerlichen Gesetzbuchs fortgesetzt. Abg.
Birkenmayer berichtete Namens der Justizkommission
über die Artikel 20 bis 26 des Entwurfes. Die vorge-
schlagenen Aenderungen betreffen: das Gesetz betr. die
Verjährung der öffentlichen Abgaben, das Feuerversiche-
rungsgesetz, das Gesetz betr. die Verbesserung der Feldein-
theilung, ferner die gesetzlichen Bestimmungen über die
Stiftungen und Schenkungen, das Hinterlegungswesen,'die
Gebühren in Verwaltungs- und vcrwaltungsgerichtlichen
Sachen, sowie das Bad. Beamtengesetz. Der Antrag des
Berichterstatters geht auf Annahme des Entwurfs in der
von der Kommission beschlossenen Fassung. Den gleichen
Antrag stellt Abg. Gießlcr bezüglich der Art. 27, 28
und 29 des Entwurfs, die die Aufhebung des bad. Land-
rechts betreffen. DaS Referat der beiden Berichterstatter
nahm 4 Stunden in Anspruch. Am Montag beginnt die
Generaldiskussion über den vorliegenden Gesetzentwurf.
Preußen. Berlin, 9. März. Im Abgeordneten-
haus begann heute die Berathung des Kultusetats. Abg.
Danzenberg, unter allgemeiner Heiterkeit vom Kultus-
minister durch Handschlag begrüßt, eröffnete die Debatte,
indem er die bekannten Beschwerden des Centrums vor-
brachte und den Kultusminister persönlich angriff. Der
Kultusminister erklärte, er wolle in der gleichen freund-
lichen Form, mit der der von ihm hochgeachtete Abgeord-
nete seine Wünsche vorgebracht habe, erwidern. Allerdings
seien aus dem Kulturkampf gewisse Härten für die katho-
lische Kirche zurückgeblieben. Da müsse das Centrum mit
eigenen Anträgen kommen. Er selbst könne aus eigener
Initiative nur bei direkten Ungerechtigkeiten gegen Katho-
liken einschreiten. Beide Confessionen müßten sich entgegen-
kommen. Unmöglich könne der Staat so handeln, als ob
die Protestanten gar nicht existirten. Die Regierung
suche Gerechtigkeit und Frieden zu erhalten. Leider stän-
den dem die Beschlüsse des vaticanischen Concils in ge-
wisser Weise entgegen. (Lebhafter Widerspruch im Centrum.)
Die Errichtung einer katholischen Abtheilung im Ministerium
sei nicht angängig; sie würde nur das bisherige Einver-
nehmen stören. Eine Verstaatlichung der Schule be-
absichtige er nicht. Bezüglich des religiösen Unterrichts

1899.

stehe der Staat auf dem Standpunkte, daß eine Rückkehr
zum „Verdummungsprozeß" verhindert werden müsse. Re-
ligion sei nicht Privatsache, wie die Sozialdemokraten
sagen, sondern Volkssache. (Beifall.) Die Redner ver-
schiedener Parteien präcisiren dann ihren Standpunkt. Die
Weitcrberathung wurde schließlich auf morgen vertagt.
— Die Regierung hat den Grafen Pü ckler in Klein-
Tschirna seiner Funktion als Amtsvorsteher enthoben.
Graf Pückler hatte eine überaus scharfe Hetzrede gegen die
Juden gehalten. Die Rede war nachher der Staats-
bürgerzeitung beigelegt und wurde vom Staatsanwalt
konfiszirt.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Karl von
Baden haben den Vorstand seiner Hofökonomievcrwaltung Leon-
hard Krämer zum Markgräfliche» Hosökonomierath ernannt.
— In dem zur Zeit in der Rekursinstanz schwebenden Ver-
fahren über die Gestattung der Einleitung der Abwässer der
Stadt Mannheim in den Rhein hat das badische Mini-
sterium des Innern eine neue Sachverständigenkommission be-
rufen. Dieselbe besteht, wie die Süddeutsche Rcichskorrespondenz
meldet, aus den Herren Honsell, Direktor der Großh. Ober-
direktion für Wasser- und Straßenbau, Professor an der Tech-
nischen Hochschule in Karlsruhe (Vorsitzender), Geh. Rath Dr.
Battlehner, Medizinalreferent im Ministerium des Innern
und außerordentliches Mitglied des kaiserlichen Gesundheitsamts,
und Professor Dr. Gärtner von Jena. Die Kommission tagt
in Mannheim.

Ausland.
Frankreich. Paris, 10. März. Esterhazy hat
in London einem Vertreter der Daily News erklärt, er
habe noch eine große Rolle zu spielen, und die Wahrheit
sei unterwegs. Der Hauptknall werde noch kommen, denn
die Geschichte sei erst am Anfang. In der Nacht nach
dem Selbstmord Henrys seien drei Offiziere, darunter nicht
du Paty de Clam, in seiner Wohnung erschienen. Man
werde auch die Geschichte von dem Diebstahl des Koffers
mit den diplomatischen Aktenstücken, sowie diejenige des
angeblichen Briefs des Kaisers Wilhelm und die Gründe
des Rücktritts Castmir-Periers erfahren. Die Generäle
de Boisdeffre und Roget hätten von der Fälschung Henrys
Kenntniß gehabt, hätten also den Selbstmord verursacht.
Wenn du Paty sprechen wollte, an Stoff fehlte es ihm
nicht, dann werde man sehen, wer unmittelbar für alles
Vorgekommeue verantwortlich ist.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 11. März.
* Neckardampfschifffahrt. Gestern Nachmittag traf von Köln
die telegraphische Nachricht ein, daß der neue Neckardampfer die
Probe gut bestanden habe. Die Heilbronner Herren der Neckar-
dampfschifffahrts-Gesellschaft fuhren noch gestern nach Köln, um
den Dampfer in Empfang zu nehmen. Derselbe dürfte auf
seinem Wege nach Heilbronn in den nächsten Tagen Heidelberg
passtren-
O Landwirthschaftlicher Bezirks-Verein Heidelberg. Sonn-
tag, den 12. d. M„ Nachmittags 2'/z Uhr, findet im Gasthaus
zur Sonne in Brombach eine landwirthschaftl. Besprechung statt.
* Das Romanfeuilleton findet der Leser im heutigen
zweiten Blatt.
— Polizeibericht. Ein von der Staatsanwaltschaft Mann-
heim wegen Diebstahls verfolgter Schreinergeselle aus Schollbrunn
wurde verhaftet, ebenso ein Mechanikerlehrling von hier, gleich-
falls Wege» Diebstahls. Zwei Personen kamen wegen Ruhe-
störung zur Anzeige, sowie ein Arbeiter, der einen Frtseurgchilfen
in den linken Arm gestochen hatte, und zwei Schüler, die nach
anderen Knaben Steine geschleudert hatten.
mkr. Echönan b. H., 10. März. Unter großer Theilnahme
der Bevölkerung bewegte sich heute Nachmittag ein imposanter
Leichenzug durch die Hauptstraße unseres Städtchens nach dem
schöngelegeneu Friedhof. Die irdische Hülle des V. Schußler,.
Steuererhebers a. D-, wurde zur letzten Ruhestätte gebracht. Der
Verstorbene war in Reisenbach, Amts Buchen, geboren. Volle
30 Jahre bekleidete er am hiesigen Platze, der ihm zur zweiten
Heimath geworden war, mit Gewissenhaftigkeit und Treue das
wichtige Amt eines Steuererhebers und war ein bekanntes und
geschätztes Mitglied der hiesigen Gesellschaft. Vor etwa Jahres-
frist trat Schüßler in den wohlverdienten Ruhestand. Nach
kurzer Krankheit schied er am Dienstag Abend im Alter von
76 Jahren aus diesem Leben. Schüßler war ein durchaus offe-
ner, gerader Charakter, ein ehrlicher und herzensguter Mensch,
ohne Falsch und Hinterlist, ein guter Badener von echtem Schrot
und Korn. Sein unverwüstlicher, zwar oft derber Humor machte
ihn zu einem treuen, überall gern gesehenen Gesellschafter. Auch
die beiden hiesigen Gesangvereine betheiligtcn sich an der Beerdi-
gungsfeier und erhöhten die Feier durch den Vortrag wehmuths-
voller und dennoch erhebender Trauerlieder. Nach Verlesung der
kathol. rituellen Gebete midmete der Geistliche dem Dahingeschie-
denen noch einen kurzen warm empfundenen Nachruf.
^ Neckarsteinach. 10. März. Wir machen hierdurch nochmals
die Interessenten auf die nächsten Sonntag, 12. d. M., im Schul-
saale der I- ev. Klasse dahier stattfindende Bienenzüchter-
Versammlung aufmerksam. Bei dieser Gelegenheit wird das
Herstellen von Kunstwaben mit der neuen Wabenpresse, sowie das
Ankleben und Befestigen an die Rähmchen praktisch vorgeführt
werden.
A Neckarsteinach, 10. März. Bei der gestern hier abgehal-
tenen Holz Versteigerung aus dem hiesigen Gemeindewald
wurden, wie dies auch bei der vorhergehenden der Fall war,
sehr hohe Preise erzielt, besonders für Brennholz. Buchen-
Scheitholz kam auf 10 tannene Prügel auf 7—8««, buchene
Wellen auf 14—15 (am vorigen Mal auf 18—22 ^L); auch
die Bohnenstangen erlangten einen der Qualität nach hohen Preis
von 3—5 das Hundert.
8.8. Ober-Abtsteinach, 10. März. Wie bereits gemeldet,
brannte vor etwa 14 Tagen die Fischer'sche Mühle im
benachbarten Unler-Ablsteinach ab. Schon damals wurde Brand-
stiftung vermuthet. Die angestellten Erhebungen führten nun
gestern zur Verhaftung der Fischerschen Eheleute selbst.
Mannheim, 10. März. Gestern wurden die Inhaber der
Fleischwaaren-Jmportsirma und Räucherei Schmitz u. Oechel--
 
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