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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0313

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^ Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
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mit Familienblättern
monatlich SV Pf.
frei in's HauS gebracht.
Durch die Post bezogen
merteljährl-1.25
ausschließlich Zustellgebühr.



4

Insertionsgebühr
IS Pf. s^r ore Ispollige
Petttzette oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
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ermäßigt.

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der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

M. 70

4

Dämmst«-, dc« 23. Mr?

I8SS.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für das II. Quartal 1899
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
Um in der regelmäßigen Zustellung keine Störung ein-
treten zu lassen, bitten wir dringend, die Bestellung bei
der Post jetzt schon zu erneuern, wo es noch nicht ge-
schehen ist.
Neu eintrctende Abonnenten erhalten auf Wunsch das
Blatt bis Ende dieses Monats gratis.
Die oftafrikanische Bahn.
Einem Artikel, den Professor Ed. Sueß in der Wiener
Neuen Fr. Presse veröffentlicht, entnehmen wir folgende
Stellen:
Sie fragen mich um meine Meinung über die Eisen-
bahn Alexandrien-Capstadt. Große Ideen blenden leicht,
aber auch bei strengerer Prüfung sehe ich, mit Ausnahme
der Geldfrage, keine ernste Schwierigkeit. Um einen Welt-
theil zu überschauen, muß man die Augen etwas weiter
öffnen und einen andern Maßstab wählen als sonst. Hier
mag es hinreichen, wenn ich von der Differenz der geo-
graphischen Breite spreche (ein Grad gleich 111,3 km),
obwohl diese Differenz viel kürzer ist als die Luftlinie oder
gar als die Trace. Lassen Sie mich sagen, daß die
Brcitendifferenz Alexandrien-Capstadt etwas mehr als 65
Grad beträgt. Man darf aber von dieser letzteren Linie
im Norden wie im Süden Strecken abschnetden, welche
theils schon gebaut sind und theils auch ohne den großen
Plan in nächster Zeit ausgeführt werden, so daß dieser
sich etwa auf die Strecke Chaitum-Buluwayo mit der
Breitendifferenz von 35'/, Grad cinschränkt.
Die Spurweite der südafrikanischen Bahnen beträgt 3
Fuß 6 Zoll englisch (— 1,067 in) und hält daher die
Mitte zwischen unserer Normalbahn (1,435 m) und der
bosnischen Schmalspur (0,76 w). Das erleichtert die
Kosten und den Bau und läßt doch entsprechende Leistungs-
fähigkeit. Die Ameisen und die Fäulnißprozeffe im tropi-
schen Urwalde werden vielleicht für größere Strecken
eisernen Unterbau nöthig machen. Die Hauptsache ist eine
gute Traccnführung, und die Mutter Natur ist dem Unter-
nehmen günstig.
Das östliche Afrika besitzt eine reiche innere Gliederung
mit unvergleichlichen Seen und mit langen meridionalen
Tiefenlinien, wie zum Beispiel dem Nilthale. Die Trace
läßt sich daher vermuthungsweise von der Landkarte
ublesen.
Von Chartum in 5'/, Grad nördlicher Breite wird
wohl im Großen dem Laufe des Nil zu folgen sein bis
in die Nähe des Sees Albert-Nyanza, das ist bis etwa
3 Grad oder 3V, Grad nördlicher Breite. Auf dieser
langen Strecke wirb die wenn auch nicht unmittelbare Nähe
des Nil eine wesentliche Erleichterung der Arbeit sein.
Von hier aus müßte sich die Trace gegen Südost wen-
den, den Somerset-Nil überschreiten, in der Nähe des
Aequators den herrlichen Viktoria-See und an seinem west-
lichen Ufer, an einem Grad südlicher Breite, das deutsche
Gebiet erreichen. Nun soll Tabora in fünf Grad südlicher
Breite berührt werden, welches zum künftigen Centralpunkt
des deutschen Binnenlandes ausersehcn zu sein scheint.
Gs möchte die Frage entstehen, ob von Tabora gegen
Südwest zum Tanganyika-See oder gegen Südost nach
Konde (zwischen 9 und 10 Grad) und an das nördliche Ende

des Sees Nyassa die weitere Linie zu führen sei. Mir
scheinen manche Gründe für die letztere Richtung zu sprechen.
Im Süden von Konde müßte von neuem die Höhe des
Binnenlandes erstiegen werden. Im Thale des Loangwa
ist dann die Trace vorgezeichnet bis zum Zambesiflusse
zwischen 15 und 16 Grad südlicher Breite. Der Zambesi
würde überbrückt, ein Zweig in die Kohlenfelder von
Salisbury abgegeben und endlich in 20 Grad südlicher
Breite Buluwayo und zugleich das Gebiet der südafrikanischen
Bahnen erreicht sein.
Der Bau liegt vor Allem im Interesse Englands.
Dasselbe ist im Besitze der Ausgangspunkte im Norden
wie im Süden; es erhält durch diesen Bau die definitive
Kontrolle über das ganze Nilthal und den Anschluß der
Capkolonie an ein Hinterland, sowie an die Stellung des
Mutterlandes in Egypten. Auf deutsches Gebiet fallen
überhaupt kaum acht oder neun Breitengrade der ganzen
Linie. Aber der Bau über deutsches Gebiet ist viel zweck-
mäßiger, als jener über die benachbarten Theile des Kongo-
Staates, und auch für Deutschland muß ein solcher An-
schluß seines Hinterlandes nach Nord und Süd und den
Besitz dieses Mittelstückes erwünscht sein. Allerdings müßte
innerhalb des deutschen Gebietes in beträchtlicher Entfern-
ung vom Meere ein Angriffspunkt der Arbeit geschaffen
werden, mit anderen Worten: es muß wenigstens vor Beginn
des Oberbaues der Hauptlinie eine Bahn von der Ostküste
nach Tabora hergestellt sein. Vor wenigen Tagen hat das
deutsche Reich, wie die Blätter melden, die Bahn vom
Hafenorte Tanga bis Muhesa übernommen, mit der Absicht,
dieselbe bis Korogwe auszubauen. Aber auch Tanga-
Korogwe ist kaum der achte Theil des Weges bis Tabora.
In Berlin soll man dermalen zu keinem bestimmten Ent-
schlüsse gelangt sein, aber solche Dinge reifen nicht schnell,
und für jetzt scheint mir vor Allem die Herstellung dieser
Hilfslinie Tanga-Tabora wichtig. Die Art des Anschlusses
an den Nyassa-See wird von Deutschland von besonderer
Bedeutung sein.
Das Land ist von mannigfacher Beschaffenheit. Ein
nicht geringer Theil ist unbewohnte Wüste und wird es
immer bleiben. In den heißeren Landstrichen gibt es
ausgedehnte Hochflächen von mehr als als 1000 Metern
Höhe, auf welchen Weizen fortkommt und der weiße Mensch
gedeihen kann. Von anderen Gebieten sind seine Nieder-
lassungen durch das tropische Klima ausgeschlossen. In
diesen wird voraussichtlich der schwarze Mensch, nament-
lich der Bantu-Neger, befreit von den Raubzügen der
Sklavenjäger, von inneren Fehden,^von Hungersnoth und
wilden Thieren, in friedlicher Seßhaftigkeit sich rasch ver-
mehren.

Deutsches Reich.
— Ueber die Unterredung Rhodes mit dem
deutschen Kaiser berichtet der Londoner Korrespondent
des Pariser Matin angeblich nach den Aussagen eines
Freundes von Rhodes Folgendes: Rhodes hatte mit dem
Kaiser zwei Unterredungen. Die erste, eine Privataudienz,
dauerte dreiviertel Stunden. Der Kaiser sprach seiner Ge-
wohnheit nach sehr wenig, er hatte beständig das Auge
auf Rhodes geheftet und verfolgte seine Ausführungen mit
der größten Aufmerksamkeit. Hier und da warf er einen
Blick auf eine vor ihm liegende Karte und machte sich
Notizen. Er unterbrach den Redner kein einziges Mal.
In einem gegebenen Augenblicke wurde eine Anspielung
auf die Ereignisse von 1896 und auf das Telegramm des
Kaisers an den Präsidenten Krüger gemacht. Der Kaiser
beschränkte sich darauf, zu erklären, er habe nicht gewußt,
daß soviel englische junge Leute aus guten Häusern in der

Truppe Jamesons waren. (Diese Aeußerung wird wohl
nicht gefallen sein.) Als der Kaiser am Schluß der Au-
dienz sich erhob, sagte er: „Ich bedauere wirklich, Sie
nicht eher gekannt zu haben." Die zweite Unterredung fand
bei der Galatafel in der englischen Botschaft statt. Sie
dauerte nur einige Augenblicke. Der Kaiser sprach die
Hoffnung aus, daß Rhodes in seinen Unternehmungen Er-
folg haben möge, und wiederholte seine Sympathie für das
Unternehmen.
— In Berlin sind mehrere Abgeordnete des franzö-
sischen Postministers cingetroffen, um Verhandlungen wegen
der Benutzung des Fernsprechers zwischen Frank-
reich und dem deutschen Reich zu führen.
— Es wird bestätigt, daß die internationale Konfe-
renz zur Berathung der A brü stun g s fr a ge am 18.
Mai in Haag eröffnet werden wird.
Baden. L. 0. Ka rlsruhe, 22. März. Die Be-
rathung des Gesetzentwurfs über die Pfarrdotation
in der 2. Kammer nahm einen glatten Verlauf (siehe Land-
tagsbericht). Zwar wurden die Meinungsverschiedenheiten,
die über die Berechtigung und Zulässigkeit der Dotationen
herrschen, ausdrücklich hervorgehoben, aber in einem streng
sachlichen Tone. Insbesondere der Redner der national-
liberalen Fraktion, Abg. Klein, vermied sorgsam jede
Anspielung auf den grundsätzlichen Gegensatz zwischen
Liberalismus und Centrum. Trotzdem konnte es sich aber
der Abg. Wacker nicht versagen, den Accent der Debatte
um ein Geringes zu verschärfen; während nämlich Abg.
Hug rückhaltlos das Verdienst des Abg. Fieser an dem
Zustandekommen des Gesetzes mit warmen Worten an-
erkannte, ging Wacker auf eine Schmälerung aus, indem
er auf das angebliche Interesse hinwies, das die national-
liberale Partei an einer Ucberwindung der Krisis gehabt
habe, mit anderen Worten also gesagt: Der Antrag
Fieser entsprang nicht dem Gerechtigkeitsgefühl der national-
liberalen Partei, sondern taktischen Erwägungen. Dieser
Versuch, den unentbehrlichen Hauch von Kirchenfeindlichkeit,
der jahraus, jahrein dem Volke eingeredet, dem Liberalis-
mus auch unversehrt zu erhalten, war nach den klaren
Darlegungen Kleins kein Akt der Ritterlichkeit. Wenn sich
Wacker sonst auch eines relativ maßvolleren Tones be-
fleißigte, als bei anderen Gelegenheiten, so hat er doch
auch dieser Debatte sein typisches Merkmal aufgedrückt.
Der disziplinäre Einfluß der voraufgegangenen zumeist
streng sachlichen Reden hat ihn doch nicht ganz zu be-
zwingen vermocht. Bedauerlicher Weise hat Abg. Fieser,
der an dem Zustandekommen des Werkes ein so großes
Verdienst hat, wegen Krankheit der Sitzung nicht beiwohnen
können.
Badischer Landtag. 8. 0. Karlsruhe, 22. März.
In der heutigen (130.) Sitzung der 2. Kammer stand der
Gesetzentwurf betr. die Aufbesserung gering besol-
deter Pfarrer aus Staatsmitteln zur Berathung.
Den Bericht der Spezialcommission erstattete Abg. Hug
(Centruin). In der Debatte über den Gesetzentwurf, dessen
Grundzüge schon mitgetheilt wurden, ergriffen das Wort:
die Abgg. Klein (nat.-lib.), Flüge (wild), Mampel
(Antisemit), Heimburger (Dem.), Dreesbach (Soz.),
Wacker (Centr.), Frhr. v. Stockhorner (cons.) und
Staatsministcr Dr. Nokk. Nur die Demokraten und die
Socialdemokraten sprachen sich aus den bekannten Grün-
den (Trennung von Staat und Kirche) gegen den Entwurf
aus. Staatsminister Dr. Nokk gab seiner Befriedigung
über die erzielte Einigung Ausdruck. Die Vorlage wurde
schließlich mit 44 gegen 10 Stimmen (Demokraten und
Socialdemokralen) angenommen. Nächste Sitzung: 23.
März, Vormittags 9 Uhr.

Din Araneuherz.
Erzählung aus dem Leben von A. M. Witte.
(Fortsetzung.)
^ Sie lachte spöttisch: „Alle die so sprechen, denken das
Aegemheil. oder — glaubst Du im Ernst noch an das blonde
-iarrchen, deren Augen immer solchen sausten Aufschlag,
wie die einer Madonna halten? Wenn ich daran denke,
welche Müde sic sich gaben, böse auszusehcn, um den so
Unschädlichen, alten Regierungsraih abzuwcisen; und die alte
Ante hätte doch gewiß nur zu gern Ja und Amen gesagt,
7? war doch eine Versorgung, nicht wahr Vetter?" Sie hätte
ww llern einen anderen Namen gegeben, aber sie wußte, daß
^ besser war, sich noch nicht zu verrathen, und beherrschte.
Nenn auch mühsam, ihr Temperament: Lothar stutzte, ein
forschender Blick streifte seine Cousine, welche ruhig dem-
>elben standhielt. Glaubt sie, daß ich mich fangen lasse?
schsrlegie er, sie ist gefährlich, aber für mich, dessen Herz ge-
^u ist, nicht. „Du mußt doch auch gemerkt haben, daß deren
jNjsres Sinnen darauf gerichtet war. die Nichte zu verhei-
und diese selbst, war es denn nicht zu natürlich,
-Nß sie sich aus beschränkten Verhältnissen fortsehnte? Mich
s Mite nur, daß sie mit solcher Zurückhaltung kokettirte; das
hMe nur wehr anlocken; ich hätte es besser gefunden, sie
.Mnz offen gezeigt, wie ihr um das Herz war; Offen-
8>tt fft stets in solchem Falle das Harmloseste." Mit ihren
er , rwugcn. schaute sie unbesaugcn in die seinen;
ikn ^ ^ auffallend hübsch in diesem Augenblicke aus, daß sie
0" am liebsten an sich gezogen hätte, doch bezwang sie sich.
.N konnte er so still, so zurückhaltend ihrer Schönheit
«egenuber sein?
Wok, i ^ Du, daß auch ich Dich lieben könnte, daß ich's
«ein )^?n lange gethan, seitdem wir als Kinder zusammen
den« Und ich bin solche offene Natur, eS einzugesteben,
^ kann nun einmal nicht heucheln." Groß und ver-
Lnn.^"???oll schien der Blick ihrer dunklen Augen. Er zuckte
kcduldig die Schultern. „Eine neue Grille." „Grille,

bitte recht sehr, Du gehörst einfach zu mir." Sie nickte ihm
spöttisch zu und neigte sich zu ihm. „Wie gefalle ich Dir?"
Sie war jetzt eine vollendete Kokette, sie schlang die Arme
um seinen Hals, er wehrte ärgerlich ihrem Thun.
„Sind wir nicht Vetter und Cousine, was schadet das?
Jeder andere würde sich glücklich preßen, aber ich glaube
wirklich, Du denkst selbst in diesem Augenblick an die blonde
Mondscheinprinzeß. Es ist zu lächerlich, Lothar, daß Dir nie
der Gedanke gekommen ist; wir sind doch zusammen aus-
gewachsen, aber nicht einmal Deine Verehrung hast Du mir
gezeigt, wo alle anderen mich vergöttern. Es ist doch keine
Sünde, seine Cousine zu lieben und zu heirathen. Hast Du
mich etwa nicht lieb?" Ec war erschreckt, er verstand ihr
Wesen nicht. „Lieb, — ja — aber heirathen?" sagte er end-
lich verwirrt.
„Warum das nicht? Verliebt bist Du im Grunde doch
in mich, daS kannst Du nicht streiten, Du glaubst das Gegen-
theil selbst nicht."
„Se> doch vernünftig, Adelaide," sagte er endlich, wider
Willen von ihrem eigenthümlichen Wesen angezogen; er hatte
so etwas noch nie erlebt, „Du hast so viele Verehrer, daß Dir
an einem mehr oder weniger gar nichts liegen kann; die
Falter umgaukeln stets das Licht, ich kann auch kein Sklave
sein." '
„Kein Sklave? O mein kurzsichtiger Herr Vetter, un-
bewußt also zieht Dich die blonde Magdalene an Sklaven-
fesseln, meine offene Liebe verwirfst Du. und von ihr läßt
Du Dich Hinhalten, damit sie nnt Deiner Unterwerfung
prahlen kann. Ich habe sie nur kurze Zeit gesehen, aber um
zu wissen, wie es mit Euch Beiden steht, dazu gehört kein be-
sonderer Scharsblick. Ich bin wenigstens keine Heuchlerin,
aber sie kokettirt mit Dir auf eine gewissenlose Art im Ge»
Heimen, waS tausendmal schlimmer ist. Hübsch ist cS nicht,
Dich immer abzustoßen und heranzuziehen. Wenn ich an
Deiner Stelle wäre, ich ginge überhaupt nicht mehr zu ihr
oder verlangte Gewißheit."
„Wer hat Dir das alles gesagt, Adelaide? fast heftig
klangen seine Worte. Wieder tönte ihr spöttisches Lachen an

sein Our- „Gesagt niemand, ich vermuthe eS nur, wie es
wohl die ganze Welt vcrmuthet; Deine Heftigkeit giebt mir
jetzt Gewißheit, daß meine Ahnung richtig ist." Lothar biß
sich auf die Lippen; wie hatte er sich so verrathen können!
Aber Adelaide hatte eine Art, die Menschen zu durchforschen
— aus ihren Augen sprach glühende, dämonische Leidenschaft,
die unwillkürlich auch über ihn Macht erlangte, ihn so um-
strickte. daß er alles vergaß und der Gedanke in ihm er-
wachte. daß er bis jetzt Adelaide und Magdalene falsch be-
urtheilt habe-
(Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
Heidelberg, 23. März.
„Doktor Klaus", Lustspiel in fünf Akten von Adolph
L'Arronge.
Das gemüth- und humorvolle Bild aus dem Familienleben
heimelt heute noch ebenso freundlich an, wie vor zwanzig Jahren
und wird vermuthlich noch manchen Jahrgang von Theaterbesuchern
erfreuen. Es gefällt, weil sich darin keine Spur von Prätenfion
und Mache vorfindet, weil Alles darin so echt, so solid, so gut
bürgerlich ist. Dazu hat der Verfasser eine Menge von be-
lustigenden Szenen hineincomponirt, die man ohne jeden bitteren
Nachgeschmack genießen kann. Das Haus nahm das Lustspiel
sehr freundlich und sehr dankbar auf.
Der Aufführung war nicht anzumerken, daß wir uns am Ende
der Saison befinden; es wurde vielmehr mit Lust und Eifer ge-
spielt, so daß das liebenswürdige Stück voll zur Geltung kam.
Die Komödie enthält ausschließlich dankbare, oder, wie man
heute gern zu sagen pflegt, „sympathische" Rollen; dieselben boten
dem Stamm unseres Schauspielpersonals noch einmal Gelegen-
heit, zu zeigen, daß unser diesjähriges Ensemble befähigt ist, die
Aufgaben, die ein derartiges Stück stellt, in gleichmäßiger und
sehr befriedigender Weise zu lösen. Ll.
 
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