Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0531

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit FamilienblSttern
monatlich SO Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25
«nsicklietzlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr- 82.


Jnsertionsgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- nnd
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserat auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulein.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82

117. Zweites KIM.

Samstag, den 20. Mai

I88S.

Eine Statistik, die zu denken giebt.
Deutschland hat im letzten Jahre für eingeführte land-
wirtschaftliche Produkte an das Ausland 2 Milliarden
Mark gezahlt, oder genauer 1876 000 000 Mark. Dieser
Betrag macht den dritten Theil unserer vorläufig mit
5477 641000 Mark bewerteten Gesammteinsuhr aus.
Unter Anderem flössen in's Ausland: Für Getreide und
andere Erzeugnisse des Landbaues 932 Millionen Mark;
Mein, Butter, Fleisch, getrocknetes Obst, Sämereien, Mehl,
Tabak und Tabakfabrikate 311 Mill.; Vieh 141 Mill.;
Thiere und nicht besonders aufgeführte tierische Produkte
137 Mill.; Häute und Felle 189 Mill.; Haare, Federn
Und Borsten 89 Mill.; Flachs und andere vegetabilische
Spinnstoffe (außer Baumwolle und Jute) 987z Mill.;
Hopfen 5'/, Mill.; Wachs 5 Mill. Mark.
Namentlich interessant sind einige „kleine" Artikel, deren
Merth man gewöhnlich keine besondere Bedeutung beizu-
Ulessen pflegt und die doch in der Jmportliste eine nicht
Zu unterschätzende Rolle spielen. Da haben wir zunächst
übende Haushühncr, die im Wcrlhe von 9'/? Mill. em-
geführt werden und hauptsächlich aus Oesterreich-Ungarn,
mußland und Italien kommen. Wir stoßen ferner auf
1 Mill. Mark für todtes Federvieh mit den Hauptver-
wufsländcrn Oesterreich-Ungarn und Rußland; auf 177z
Mill. Mark für Käse (hauptsächlich aus den Niederlanden,
°,er Schweiz und Frankreich); auf 11 Mill. Mark für
Erbsen (hauptsächlich aus Rußland); auf 157z Mill. Mark
wr rohe Bettfedern (hauptsächlich aus Oesterreich-Ungarn,
^hina und Rußland) und auf 5 Mill. Mark für Jnsektcn-
^nd Pflanzenwachs (hauptsächlich aus Japan und Süd-
amerika). Schwer in's Gewicht fallen die bekannten 467z
Mill. Mark für frisches Obst, das uns vorzugsweise
Oesterreich-Ungarn, die Schweiz. Italien und Holland
Mfern. Ganz besonders in die Augen springend ist end-
"ch die Werthsumme der eingeführten Eier von Geflügel,
Mmlich 717, Millionen Mark, die wir hauptsächlich an
Oesterreich-Ungarn und Rußland zu zahlen haben. Man
Mlle sich einmal vor, wieviel Millionen Eier für diese
^Umme geliefert wurden; man erhält einen ungefähren
Begriff davon, wenn man erfährt, daß Rußland allein im
^ahre 1897 nach Deutschland 645 Millionen Eier sandte.
Je mehr die Bevölkerung Deutschlands zunimmt, desto
wehr wird auch die Einfuhr obiger Artikel steigen, es sei
wlin, daß Deutschland ganz ztelbcwußt und energisch
^ran geht, für die Deckung des Bedarfs durch eigene
Produktion zu sorgen. Bei Obst, Eiern und Geflügel
Mße sich manches machen und auch durch intensiveren Ge-
sridebau könnte manche Million im Lande behalten werden,
we sonst in das Ausland wandert.

Ein Glaubensbekenntnis.
.. Ignaz Heinrich Karl Freiherr v. Wcsscnberg, der frei-
lMnige katholische Prälat, dessen Wirken im Sinne der
Wchenreform, der Aufklärung und des Fortschrittes un-
wrgessen ist, bei Freund und Feind, hat, als er vor jetzt
100 Jahren Domherr, dann Generalvikar im Bisthum
Instanz war, ein poetisches Glaubensbekenntniß abgelegt,
der in Cannstatt erscheinende Neckar-Bote neuerdings
j'wöffentlicht. Auch wir halten es für zeitgemäß, an dieses
Wne Bckenntniß zu erinnern. Unsere Leser mögen daraus
^Nehmen, wie herrlich weit wir es seit 1799 gebracht

haben. Wessenberg's Gedicht, das vielleicht im Jahre 1999
wieder Geltung haben wird, lautet:
Mein Glaube!
Ich glaube, daß die schöne Welt regiere
Ein hoher, weiser, nie begriffner Geist,
Ich glaube, daß Anbetung ihm gebühre,
Doch weiß ich nicht, wie man ihn würdig preist.
Nicht glaub' ich, daß der Dogmen blinder Glaube
Dem Höchsten würdige Verehrung sei:
Er bildet uns ja, das Geschöpf im Staube,
Vom Jrrthum nicht, und nicht von Fehler frei.
Drum glaub' ich nicht, daß vor dem Gott der Welten
Des Talmud und des Woran
Bekennner weniger als Christen gelten;
Verschieden zwar, doch Alle beten an.
Ich glaube nicht, wenn wir von Irrwahn hören.
Der Christenglaube mache nur allein
Uns selig; wenn die Finsterlinge lehren;
„Verbannt muß jeder Andersdcnker sein."
Das hat der Weise, der einst seine Lehre
Mit seinem Tod besiegelt, nie gelehrt:
Das bat fürwahr — dem Heiligen sei Ehre —
Kein Jünger je aus seinem Mund gehört.
Er lehrte Schonung, Sanftmuth, Duldung üben,
Verfolgung war der hohen Lehre fern;
Er lehrt ohn' Unterschied die Menschen lieben,
Verzieh dem Schwachen und dem Feinde gern.
Ich glaube an des Geistes Auferstehen,
Daß, wenn dereinst das matte Auge bricht.
Geläuterter wir uns dort Wiedersehen:
Ich glaub' und hoff' es, doch ich weiß es nicht.
Dort glaube ich, werd' ich die Sehnsucht stillen,
Die hier das Herz oft foltert und verzehrt,
Die Wahrheit, glaub' ich, wird sich dort enthüllen,
Dem Geiste klar, dem hier ein Schleier wehrt.
Ich glaube, daß für dieses Erdenleben, —
Glaub's zuversichtlich, trotz der Deutlerzunft, —
Zwei schöne Hüter mir der Herr gegeben:
Das eine Herz, das andere heißt Vernunft.
Die letzte lehrt mich prüfen und entscheiden.
Was ich für Recht, für Pflicht erkennen soll-
Laut schlägt das Erste bei des Bruders Freuden,
Nicht minder, wenn er leidet, warm und voll.
So will ich denn mit regem Eifer üben,
Was ich für Wahrheit nnd für Recht erkannt:
Will brüderlich die Menschen alle lieben,
Am Belt, am Hudson und am Gangesstrand.
Ihr Leid zu mildern und ihr Wohl zu mehren.
Sei jederzeit mein herrlicher Beruf.
Durch Thaten glaub' ich würdig zu verehren
Den hohen Geist, der mich und sie erschuf.
Und tret' ich dann einst aus des Grabes Tiefen
Hin vor des Weltenrichters Angesicht,
So wird er meine Thaten strenge prüfen,
Doch meinen Glauben nein, das glaub ich nicht.

Kleine Zeitung.
— Madrid, 12. Mai. Vorgestern wurde vor seinem Land-
gute bei Lorcha, in der Provinz Alicante, der reiche Gutsbesitzer
Antonio Bott von 4 bewaffneten Banditen überfallen und ent-
führt. Der Genannte hatte sich eben in Begleitung eines
Dieners auf den Weg nach dem Bahnhof von Beniarrss ge-
macht, um nach Aleoch zu seiner Familie zu fahren, als die Ban-
diten hinter einem Gebüsch hervorbrachen und beide abfaßten.
Dem Diener überreichten sie ein Schreiben an die Familie des
Sequestrirten und befahlen ihm, dasselbe so schnell als möglich
an seine Bestimmung gelangen zu lassen. Fn dem Schreiben

fordern die Banditen ein Lösegeld in Höhe von 120 000 Pesetas
und drohen damit, den Gefangenen zu tödte», wenn diese Summe
nicht sofort ausbezahlt wird. Weiter werden über die Art und
Weise wie die Auszahlung zu erfolgen hat, umständliche An-
weisungen gegeben. Sobald der Diener Bott's in Beniarrss an-
kam, überreichte er das Schreiben dem Richter, und dieser schickte
sofort die Gendarmerie zur Aufsuchung der Verbrecher aus.
Boti war schon vor Jahren einmal von Räubern gefangen ge-
nommen worden.
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelberg.'
Evangelische Gemeinde-Gottesdienste.
Sonntag, 21. Mai <1. Pfingstfest).
Providenzkirche: VzlO Uhr: (Abendmahl) Herr Stadtpfarrer
v. Hön ig.
Heiliggeistkirche: V2IO Uhr: (Abendmahl) Herr Stadtpfarrer
Schrick.
Neues Schulhaus III; '/zlOUHr: Herr Stadtvikar Bach-
m a n n.
Beim Ausgang Kollekte zum Besten armer evangel. Kranker.
Abendgottesdienst.
Peterskirche: 5 Uhr: Herr Stadtvikar Dörr.
Montag, 22. Mai (II. Pfingstfest).
Providenzkirche: Vs 10 Uhr: Herr Stadtpfarrer Schwarz.
Heiliggeiftkirche: V-10 Uhr: Herr Stadtpfarrer Schmitt-
henne r.
Stadttheil Neuenheim.
Pfingstsonntag.
V,10 Uhr Vormittags: Hl. Abendmahl mit Vorbereitung. 5 Uhr
Nachmittags: Abendgottesdienst.
Pfingstmontag.
VslO Uhr Vormittags.
Herr Stadtpfarrer Schneider.

Evangelischer Diakonissen-Verein.
Zn der Kapelle Plöckstraße 47.
Sonntag, 21. Mai, Pfingstfest, Vormittags '/.IO Uhr: Predigt
von Herrn Prediger Prob- Ahendmahl. Vormittags
11 Uhr: Sonntagsschule. Nachmittags 5 Uhr: Bibelstunde
von Herrn Stadtmissionar Ruprecht.
Montag, 22. Mai, Vormittags V-10 Uhr: Predigt von Herrn
Prediger Proß. Vormittags 11 Uhr: Sonntagsschule.
Donnerstag, 25. Mai, Abends V.9 Uhr: Bibelstunde von Herrn
Prediger Proß.
Stadttheil Neuenheim in der Kleinkinderschule.
Freitag. 26. Mai, Abends 8 Uhr: Bibelstunde von Herrn
Stadtmissionar Ruprecht.
Stadttheil Schlierbach im neuen SchulhauS.
Sonntag, 21. Mai, Nachmittags V,2 Uhr: Sonntagsschule.
Nachmittags 3 Uhr: Bibelstunde von Herrn Stadtmissionar
Ruprecht.

Altkatholischer Gemeinde-Gottesdienst.
Pfingstsonntag.
Vormittags V-10 Uhr: Hochamt mit Predigt und hl. Kommunion-
feicr in der H eiliggeistkirch e.
Pfingstmontag.
Vormittags V-10 Uhr: Hochamt mit Predigt und hl. Kommunion-
feier in der Heiligg eist ki rche.
Herr Stadtpfarrer Dr. Schubenvoll._
kmriobtrmzs - SsgsnstLnäs jsäsr -4ct. als: laksl-, llakkss-
Ii-inle- rmä V/ascliservias, Las- naä ^ekroleumlampsn, össteeles,
versilbert, llbsnstelr rmä KIksnbsin; versilberte, vsrnilllcslts unä
kieinniekelvvsaren, llsvorslionsgegenstänste, Küster sto. sie., tu
cksa einkaobstsn bis rm äsii ksmstsn /rnskübrnngsa, bei änsssrst
billigen kreisen smxllsblt
L«Im. vai, Ilauxtstr. 124.
Hierzu Heidelberger Familie nblätter Nr. 40
Inhalt: Milli's Pfingstüberraschung. Humoreske von E. ^ahrow.
— Die Restauration des Heidelberger Schlosses unter dem
badischen Fürstengeschlechte. Von Alfred Starck, Notar a. D. in
Heidelberg. (Fortsetzung.) — Haus-, Garten- und Landwirth-
fchastliches. — Verschiedenes.


,,^osm//i" MOLS Iioc/t e/em S//1S//MM/AS/1 OV/e/7 Zfirs^mä/i/ie/'/i 0/1 c/ ^o/o/v/ä/so 0/iöec///iLck a/s e/as Fes/e
/im ^kom/ o/ie/ /ä/oie o/iASss^e/i ^e/'Os/i, E/7 es c/as e."§/s oae/ em^/^e ^ko/ie/- om/ /a^/inmsse/' /§/, u-s/s^ss
e/emc/t L/s/is/- cmee/'e/e/Ve e/es//i//'c/>6/ie/6 ^>0// /m äVa/rc/e /'§/, e//e l/esae^s/i /m/i/ei- /a/me om/ sc/i/ee^/ea
^5o/o/AS/'oc^s ^o össe/'k/Ae/i.

Ksolsi'iologrsokisi' VSsvkwsis rüsn rIssinfivii'vnijlen Wirkung



ieUkir U«» IlaetSrimmnt'iviokluiix
v«>i lltrm Nunäb-pülen.

Nunc!- mit! I3knw3886r-
krods sers sinsr SObnorninsi!.
Hoprcxluerioii äer plioto^rapliiselioii ^ul'iirilimo <isr
0riBiirr.1p1att.6ii mied Zeit im baetvrioloBseliSii Institut
^68 Li6irn vr. ?ioi kovvskr, Berlin N'VV., ausAvkükrtvli
Oiltersucliunxeii
mit



no 8 INIII

RaLt6ri6iit>«i
dem ^lrimlspMsll.

A/ese t4V>/(o/iF o/ic/ ckee ööeeaos e/'/fi/sc^em/s tPo/VAese/imac/- e/ss „Losm/'/i" mac^/ es sc/10/1 ziac/t Z'o/'/em
6e5/'aoc/l /im /ee/eo, e/e^ lj/e/ck 00/ schöne 0/1V Assoee/e /ä/ois /e§/, o/?6/?k/>e/m//c/,. /Vaco/i E /,fl/), /a/iAe
/e/7 aoL/>6/c^e/ie/, /'s/ /'/? a//e/i öessez-e/i O/'o-e/'/e/,, ?a/-/ome/'/6/i, sonoe //1 e/e/i ^o/^e/^e/i /'äo/Z/c/-.


Freiwillige
FiesknschitftsMsteigemng.
Auf Antrag des Herrn Theodor
Fiugado, Militär-Oberpfarrer und
Kirchenrath in Karlsruhe, versteigere
ich am
Freitag, de» 26.Mai d.J.,
Vormittags S Uhr,
auf meinem Geschäftszimmer — Anlage
Nr. 16 — die nachbeschrieben-, im
Stadttheil Neuenheim gelegene Liegen-
schaft:
Lagerbuch Nr. 6348 a.
2 sr SO <zm Hosraithe und
1 ar 37 qm Hausgarten an der
Neuenheimer Landstraße.
Auf der Hofraithe sind mit Nr. 56
der Neuenheimer Landstraße bezeichnet
erbaut:
s) ein zweistöckiges Wohnhaus mit
aewölbtem Keller von Stein,
b) I. Seitenbau rechts mit Stiegen-
haus, zweistöckig, V- von Stein,
V, von Holz,
0) II. Seitenbau rechts mit Wasch-
küche, zweistöckig, V» von Stein,
Vs von Holz,
im Brandverstcherungs-Anschlag von
13700 begrenzt einseits Jakob
Schweikert, anderseits Konrad Vogels-
berger, hinten Karl Winter, vorn
Neuenheimer Landstraße.
Taxirt zu 22 000
! Der endgiltige Zuschlag erfolgt,
! wenn der Schätzungspreis oder mehr
' geboten wird.
Die übrigen Versteigerungsbeding-
ungen können auf meinem Geschäfts-
zimmer eingesehen werden.
Heidelberg, den 15. Mai 1899.
Der Großh. Bad. Notar:
Hocnniiiger.
 
Annotationen