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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0411

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MÜtmih, den 18. April

I8SS.

April

Wochen-Chronik.
(Vom 9. bis zum 15. April.)
Nachrichten aus Samoa, die bis zum 24. März
reichen, berichten von täglichen kleineren Zusammen-
stößen in Apia und von der Fortsetzung des Bom-
bardements auf den englischen und amerikanischen
Schiffen. Tann wurde von den Vertretern Englands
und Amerikas als König eingesetzt, obgleich Mataafa
als solcher rechtmäßig gewählt worden war. Diese
Mittheilungen rufen in Deutschland eine ernste Stim-
mung hervor, welcher auch die offiziöse Presse Aus-
druck giebt.
10. : Der Herzog von Connaught erklärt in einer
Zuschrift an das Coburg-Gothaische Ministerium,
daß er die Thronfolge in Coburg-Gotha annehme.
11. : In Oesterreich wird eine Anzahl deutsch-nationaler
Vereine aufgelöst.
11. : Bei der Reichstags ersatzwahl im 2. Berliner
Wahlkreis siegten die Sozialdemokraten im ersten
Wahlgang.
12. : Aus Samoa wird unterm 5. April berichtet, daß
die Engländer täglich ein samoanisches Dorf be-
schießen. Eine englisch-amerikanische Landungsiruppe
von 170 Mann sei in einen Hinterhalt gerathen und
mußte den Rückzug antreten. 8 Offiziere und einige
Mann wurden getödtet, zwei Geschütze gingen ver-
loren. Ein deutscher Pflanzer, der angeblich die
Samoaner dirigirt hat, wurde auf ein englisches
Schiff gebracht.
13. : Der Figaro setzt die Veröffentlichung der Zeugen-
aussagen in der Enquete des Kassationshofes in der
DreyfuSsache fort. Die Situation wird dadurch
für Dreyfus immer günstiger.
14. : Im Reichstag beantwortet Staatssekretär v. Bülow
eine Interpellation über die Vorgänge auf Samoa.
Er spricht in der Form sehr höflich, aber in der
Sache sehr fest. Deutschland habe in London und
Washington keinen Zweifel daran gelassen, daß die
Veränderungen, die ohne seine Zustimmung in Samoa
getroffen wurden, unverbindlich seien. Deutschland
werde seine klaren Rechte und seine geschäftlichen
Interessen auf Samoa nicht beeinträchtigen lassen.
14.: Admiral Kautz in Samoa ist von der ameri-
kanischen Regierung angewiesen worden, unnöthige
Zusammenstöße zu vermeiden.

Deutsches Reich.
^ — Dem Vernehmen der Kreuzztg. zufolge ist höheren
T"es ungeordnet worden, daß je zwei Kompagnien von
Regimentern eines jeden Armeekorps jetzt und be-
"llders im Sommer längere Uebungsmärsche ausführen
°uen, auf denen von den intelligenteren Mannschaften dieser
^Mpagnien Versuche mit reinem Zucker und mit
Mtillen aus Zucker mit Kaffee- oder Citronenzusatz in
Ochser in mitgeführten Blechbechern aufgelöst augestellt
^den, um festzustellen, ob sich dadurch Strapazen leichter
"ragen lassen.
§. Die russische Regierung hat der D. Z. zufolge die
^.ae Absicht, bei Erneuerung der Handelsverträge
^ weitere Ermäßigung der Getreidezölle (also unter
'^0 Mk.) zu verlangen, widrigensfalls sie die Zufuhr
^ russischen Arbeitern nach Deutschland ganz verbieten will.
Wie der Ostas. Lloyd aus Kiautschou berichtet,
^ der Gouverneur Jeschke den Versuch machen, eine
'^geborene Truppenabtheilung aufzustellen, und
I^r zunächst in der Stärke von einer Kompagnie zu
j 0 Mann. Die Erfahrungen, die die deutschen Jnstruk-
ja China unter sehr ungünstigen Verhältnissen mit
^.Ausbildung von Chinesen gemacht haben, lassen diesen
hAuch als durchaus erfolgverheißend erscheinen, noch
H hr aber die ausgezeichnete Bewährung der eingeborenen
^i^uienter in Tonking, die sich nicht nur sehr rasch und
zim ."bilden ließen, sondern auch in ernsten Kämpfen
dj lässig und tapfer aushielten. In Weihaiwei machen
Hy.^"gländer bekanntlich denselben Versuch in größerem
' »Mtabe. Es liegt auf der Hand, daß durch die Auf-

stellung eingeborener Truppen die Kosten der Besetzung
von Kiautschou erheblich vermindert werden könnten, schon
deshalb, weil dadurch die theuren Hin- und Hertrans-
porte erspart würden.
Deutscher Reichstag. Berlin, 18. April. Weiter-
berathung des Fleischschaugesctzes.
Abg. Dr. Vielhaben (Reformp.) wirft den Freisinnigen
vor, sich in den Dienst der amerikanischen Lieferanten gestellt zu
haben.
Präsident Gras Balle st rem rügt diese Unterstellung.
Abg. Dr. Vielhaben (fortfahrend): Eine allzugroße Ver-
theuerung des Fleisches müsse im Interesse der Konsumenten
verhindert werden, deren alleinige Vertreter übrigens nicht die
Freisinnigen seien. Amerikanisches Konservenfleisch sei schlecht.
Die Nahrungsmittelverfälschung gehe dort sehr weit. Auch unser
Heer und unsere Marine wüßten vor solchen Konserven geschützt
werden. In Interesse der inländischen Produktion müßte auch
ausländisches Fleisch derselben Beaufsichtigung unterworfen wer-
den. Die Ausführungen des Staatssekretärs hätten diese Be-
denken nicht beseitigt. Die Hausschlachtungen zu beaufsichtigen,
gehe nicht an. Wenn ein Bauer minderwerthigeS geschlachtetes
Fleisch essen wolle, so gehe das die Regierung nichts an; ein
Bauernmagen vertrage mehr als ein Stadtmagen. Jedenfalls
sei die Beaufsichtigung in Amerika vollständig ungenügend. Zu
Ehren des Senators Mason, der Repressionsmaßregeln gegen
die deutschen Schutzvorrichtungen empfahl, ist ein besonders feiner
Schinken „Masonschtnken" genannt worden. Jetzt heißt es, man
wolle einen anderen solchen Schinken „Bülowschinken" nennen.
Präsident Graf Ballestrem rügt diele Insinuation und
ruft den Redner zur Ordnung.
Abg. Dr. Vielhabeu (fortsahrcnd) will weiter auf die
amerikanische Politik ergehen, wird aber vom Präsidenten zur
Sache gerufen. Er schließt: Hoffentlich tragen meine Ausfüh-
rungen über die amerikanischen Grundsätze dazu bei, daß das
Gesetz ein deutsches Fleischschaugesetz werde. (Lebhafter Beifall
rechts.)
Abg. Delsor (Elsässer) erklärt, seine Partei habe, so lange
der Dictaturparagraph bestehe, keine Ursache, die polizeiliche
Machtfülle noch zu vermehren. Die Begünstigung ausländischen
Fleisches mache die Vorlage unannehmbar.
Abg. Graf Berndorf-Uelzen (Welfe) verlangt, daß ge-
setzlich festgelegt werde, daß ausländisches Fleisch ebenso zu be-
handeln sei, wie inländisches. Dies dürfte nicht dem bnndesräth-
lichen Verordnungswege überlassen sein, die Hausschlachtungen
könnten von der Untersuchung nicht ausgenommen werden. Die
Frage der öffenltichen Viehversicherung erfordere eine ernste Er-
wägung. DaS Reich müsse einen Procentsatz der Kosten der Vieh-
untersuchung uns Mehversicherung übernehmen. Die Ansprüche
an die Vorbildung der Thierärzte dürften nicht gesteigert werden.
Abg. Hilpert (bayerischer Bauernbund) bezeichnet die Vorlage
in ihrer jetzigen Gestalt als unannehmbar. Sie mache im Volke
viel böses Blut Bezeichnend sei. daß nur die Sozialdemokraten
sie völlig gntheißen.
Abg. Herold (Centu.) stellte fest, daß auf allen Seiten eine
wesentliche Umgestaltung der Vorlage gefordert werde. Die Haus-
schlachtungcn müßten von der Beschau frei bleiben. Das inländische
Fleisch dürste nicht ungünstiger behandelt werden, als das aus-
ländische.
Abg. v. Wangenheim (cons.) verlangt genaue Beanfstchtrgung
des eingeführten Fleisches. In dieser Beziehung seien Unregel-
mäßigkeiten, beispielsweise in Hamburg, vorgekommen. Die Be-
aufsichtigung der Hausschlachtungen sei nicht völlig durchführbar.
Die B stimmungen über das ausländische Fleisch seien eine Ohr-
feige für die Landwirtschaft. Die Erbitterung darüber im Lande
sei unbeschreiblich. Redner habe sich bemüht, die große landwirih-
schaftliche Bewegung möglichst maßvoll zu leiten; möge ihm dies
die Regierung nicht durch ihre Maßnahmen unmöglich machen.
(Bravo) rechts.) . ^ ^ .
Abg. Fritz (natl.): Der Entwurf benachtheiüge das Inland
gegen das Ausland. Die Fleischbeschau für Hausschlachtungen
würde in der Pfalz viel böses Blut machen.
Abg. Meier-Jobst (freist Vp.) verlangt Uebernahme der
Kosten für die Viehversicherung auf das Reich. Das Gesetz dürfte
die Einfuhr nicht unterbinden. ^ ^
Abg. vr. Roesicke (B. d.Landw.): Die amerikanische Fleisch-
großindustrie sei jetzt allmählich ganz in die Hände des Speculanten-
capitals gekommen. Zu dem Büchsenfleisch werde das gering-
werthigste und zweifelhafteste Fleisch verwendet, besonders in letzter
Zeit. Einer solchen unlauteren Concurrenz sei die heimische Fleisch-
industrie natürlich nicht gewachsen. Die ausländische Concurrenz
müsse unbedingt gesetzlich eingeschränkt werden.
Abg. Steinhauer (fr. Ver.): Dis allgemeine Doppelschau
sei wegen Personalmangels undurchführbar.

^ Ter Herrgotthändler.
Eine Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
(Fortsetzung.)
s' gut sein, Anderst plag Dich net länger mehr mit
^gg^werspenstigen Zither," sagte Vroni, nachdem sie dem
^>ed- ewe Zeitlang zugesehen, lachend. „Wenn der Castl
Mal kommt, muß er Dir's a bisl zeig'n,
» wirst ja doch net fertig damit."
stixl, ^buzdividomlne," brummte der Knabe ärgerlich, „jetzt
Svr'st jch s schon bald dick, die verflixte Spielerei! Ich weiß
sbernEst was ich eigentlich für Finger Hab'! Lauter Dau-
--'s is wirkst' und wahrhaftig wahr! An der
Aattt» konnt'st 'naussahr'n und an der Dcck'n ein' Schuh-
».er tanzen!"
bg^Foni

s^onl lachte laut auf, der Knabe aber stieß die Zither
np, Hch und sprang ärgerlich von der Bank empor. In die-
Aeicg ^llenblicke wurden draußen eilige Schritte laut und
. .m?°rauf stürzte der Jäger Castl in die Hütte.
Vst^^us giebts?" rief Vroni ersekrecki nneNbi-m si,

„. rief Vroni erschreckt, nachdem sie einen
stlimgWk das Gesicht des Ankömmlings geworfen. „Is ein
jW 8 scheh'n?"
^Mlück kaum, ehnder Mord und Todtschlag," rief
ein-?? „her Jäger, indem er hastig Büchse und Bergstock
5vn Kinkel lehnte. „Da draußen, kaum fünfzig Schritt'
«bit>>„ Hutt n und mitten auf 'm Weg, der sich von der
b»iW„N>n 'rüberzieht über'a .tobten Mannst liegt dcr Herr-
der Hagenbacher. Wie ich den Weg herunter-
Zch nst'to.per >ch über ihn und wär' bald auf ihn g'fallcn.
Kst ' dch 8 ichwind Licht mit mein'm Feuerzeug — kannst
n Schrecken vorstell'n, wie ich seh', daß 's der
^er „«stchstr is, der neben seiner.umg'stürzten Kraxe liegt,
! .Je??-"der voll Blut -"
Maria," schrie die Sennerin auf, die Hände zu-
„Dstl^iagend. „Der Hagenbacher? Is er todt?"
^ weiß ich net," ries achselzuckend der Jäger-!

„Vielleicht iS er blos ohnmächtig, das muß sich erst Her-
ausstellen. G'scbwind eine Fackel her! Ander!, die nimmst
Du und leuchtest! Du, Vroni, rickt' Dein Bett her, ich will
ihn g'schw'nd in die Hütten schaffen, und nachher werden
wir ja seh'u, was zu machen is."
Er eilte aus der Hütte. Anderst der einen Feuerbrand
vom Herde weggerissen, rannte ihm nach. Bald war die Un-
glücksstätte erreicht; der Jäger beugte sich zu dem Besinnungs-
losen, der augenscheinlich von Mörderhand zu Boden gestreckt
worden, nieder, nahm ihn wie ein Kind in seine Arme und
schritt, so rasch es die ziemlich schwere Last erlaubte, der
Hütte zu.
Bald war dieselbe erreicht. Vroni hatte inzwischen ihr
eigenes Lager für den Verwundeten hergerichtet und der Un-
glückliche, der über und über besudelt war mit dem Blute,
das noch immer aus der Kopfwunde sickerte, wurde jetzt auf
dasselbe niedergelegt. Die Sennerin brachte rasch Wasser und
Verbandzeug herbei, und der Jäger ging nun eifrig daran,
die Wunde auszuwaschen und einen leichten Verband anzu-
legen.
„Was meinst, Castl," bauchte Vroni, die dem Jäger schau-
dernd bei dem Samariterwerk an die Hand ging, wird er
mir dem Leben davonkommen? Die Wunde si-cht gräßlich
aus und es is a helllichtes Wunder, daß er nicht auf der
Stell' lodt blieben is."
„Wirklich, ja das is 's," nickte der Jäger. „Wo is der
Ander!! „Ah, da kommt er mit der Kraxen! Hast nach-
g'schaut auf dem Platz und olles zusammengesucht —"
„Ich glaub', daß ich alles bei einander Hab'," sagte athem-
los der Knabe, indem er dis Kraxe und einige halb-
zertrümmerte Kruzifixe und Heiligenbilder auf den Tisch legte.
„Ah, es is ewig schad' um die schön Sach'n! Schier alles is
tzerbroch'n und vcrtrel'n!"
„Ja. und das Silberzeug is gleich ganz verschwunden,"
rief der Jäger, der zum Tische getreten war und die Schub-
läden des Tragkastens berausgezogen hatte. „Auf daS hai's
der Raubmörder abg'seh'n g'habt! Der arm' Teufel muß

Abg. Boerner (natl-), der nunmehr das Wort erhält, be-
müht stch, bevor er spricht, einige Zeit unter großer Heiterkeit des
Hauses vergeblich die Mappe zu öffnen und empfiehlt dann haupt-
sächlich, die Kuhbesitzer gegen Verluste durch die allgemeine Ver-
ficherungspflicht zu schützen.
Direktor im Auswärtigen Amt Reichardt: Da Staatssekretär
v. Bülow dienstlich fcrngehalten wird, wolle er auf die Bemer-
kungen Vielhabens erwidern. Eine sei schon durch den Präsidenten
erledigt. Wenn er aber nach einem angeblichen Ausspruch Bis-
marcks sage, das Lob der ausländischen, namentlich der amerika-
nischen Presse müsse den Staatssekretär in seinen Maßnahmen irre
machen, so sei zu erwidern, Bülow werde sich ebensowenig, wie
Bismarck es gethan, durch das ihm gespendete Lob von den von
ihm als richtig erkannten Maßnahmen abhalten lassen.
Nach kurzen Bemerkungen der Abg. Gaebel und Vielhaben
(d. Refp.) wird die Vorlage an eine Commission von 21 Mit-
gliedern verwiesen.
Morgen 1 Uhr Gewerbenovelle. Schluß 5"/« Uhr.
Hessen. Darm stadt, 18. April. Der Groß-
herzog sandte am Samstag an den Kaiser folgende
telegraphische Nachricht: „Ew. Majestät darf ich mir er-
lauben die freudige Mittheilung zu machen, daß sich heute
unter meinem Protektorat ein hessischer Landesausschuß
des deutschen Flottenvereins konstituirte. (Gez.)
Ernst Ludwig". — Hierauf ist an den Großherzog folgende
telegraphische Antwort des Kaisers eingegangen: „Berlin,
16. April. Ew. Kgl. Hoheit freundliche Benachrichtigung
habe ich mit wahrer Befriedigung und großer Freude ge-
lesen. Ew. Kgl. Hoheit bin ich von Herzen dankbar, daß
Höchstdieselben sich in Ihrem Lande an die Spitze einer
Bewegung gestellt haben, die, gehegt und gepflegt, gute
Früchte tragen muß, zum Segen des weiteren Gedeihens
des deutschen Reiches und Volkes!" (Gez.) Wilhelm.
Bayern. München, 18. April. Prinzessin Adel-
gunde von Bayern, die älteste Tochter des Prinzen
Ludwig von Bayern, ist ernstlich erkrankt. Der
Prinz-Regent stattete der Prinzessin heute Vormittag einen
Besuch ab. Dem heutigen Bulletin zufolge hat die Krank-
heit der Prinzessin, die seit einiger Zeit an Blutarmuth
und schwäche leidet, infolge Blutgerinnung eine bedenk-
liche Wendung genommen.
Preußen. Berlin, 18. April. Das Abgeordneten-
haus überwies nach der ersten Berathung die Kanal-
vorlage an eine 28gliederige Kommission._
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Eisenbahn-Güter-Expedienten bei der Verwaltung der Reichs-
eisenbahnen, Wilhelm Grosholz in Straßburg die Erlaubniß
zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen Königlich
Preußischen Kronenordens 4. Klasse, dem Privatman Karl
Beulte r-Boettlin in Konstanz die Erlaubniß zur Annahme
und zum Tragen der ihm von dem Kaiser von Oesterreich ver-
liehenen, aus Anlaß von dessen öOstährigem Regierungsjubiläum
gestifteten Jubiläumsmedaille für die bewaffnete Macht und
Gendarmerie ertheilt, mit Wirkung vom 1. Mai d. I. an den
Landgerichtspräsidenten Ludwig Schember von der Funktion
eines richterlichen Beamten des Landesversicherungsamtes ent-
hoben und den Oberlandesgerichtsrath Alfred Brauer für die
Dauer des von ihm bekleideten Hauptamtes zum richterlichen
Beamten des Landesversicherungsamtes im Nebenamte ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Landgerichtsräthe Hermann Beck in Karlsruhe und Robert
Förster in Waldshut in gleicher Eigenschaft, erstcren nach
Waldshut, letzteren nach Karlsruhe versetzt; den Oberamtsrichter
Karl Nüßle in Lörrach in gleicher Eigenschaft zum Amtsgericht
Schwetzingen versetzt, den Referendär Karl Barten stein aus
Freiburg zum Amtsrichter in Lörrach ernannt, den Vorstand der
Münzvcrwalkung, Münzmeister Friedrich Ottmann, aus dem
Staatsdienste entlassen, den Katasterinspeklor Wilhelm Zentn er
bei der Sleuerbirektton unter Verleihung des Titels Münzmeister
zum Vorstand der Münzverwaltung ernannt, den Betriebsinspektor
Erwin Mehr in Villingen nach Ebcrbach und den Betriebs-
inspektor Wilhelm Weiß in Eberbach nach Villingen versetzt.
Karlsruhe, 18. April. Die Königin und die
Königin-Mutter der Niederlande sind heute früh 8'/^ Uhr
hier durchgereist. Bei einem Aufenthalt von drei Minuten

z'erst von hinten mit einer Axt rüederg'schlagen und nachher
ausg'raubt worden sein."
„Und wer, meinst, könnt' das gethan haben?"
„Hm," sagte der Jäger finster, nachdem er einen Augen-
blick nachsinnend geschwiegen, „ich werd' jetzt augenblicklich
hinunter und sofort die Änzeig' mach'n müssen. Auf dre
da dient im Ronacherhslzl fällt natürlich der erste und
schwerste Verdacht! Was die Gendarmerie thun wird, kann
ich mir ung'fähr denken. Sie wird die drei Burschen ver-
hör'n und Nachsuch' halten nach den Silbersach'n, aber wohl
kaum 'was finden. Nachher wird sich 's Gericht einmischen
und die Drei werden wahrscheinlich in Untersuchungshaft
kommen, wenn sie ihre Unschuld net sofort Nachweisen können.
— So, was wir thun hab'n können, is jetzt g'/cheh'n! Und
die Wolken hab.'n sich auch wieder ein bisl verzog'n, so viel
ich seh'! 's wird licht draußen, der Mondschein kommt und
da kann ich mich jetzt schon auf 'n Wea mach'n. Wenn der
Doktor daheim is, muß er heraus aus 'm Bett und mit mir
da herauf und wenn ich ihn nut Gewalt da heraufschleppen
müßt'. Bleib halt sitzen da vor'm Bett und der Ändert kann
auch aufbleiben', wenn Du vielleicht ein' Beistand brauch'n
sollt'st."
Noch einen Blick warf der Jäger auf den Besinnnnngs-
losen, dann griff er hastig nach Büchse und Bergstock und eilte
aus der Hütte.
_(Fortsetzung folgt.)

II. Städtisches Symphonie-Concert.
Heidelberg, 19. April.
Erfreulicher Weise scheint sich nunmehr eine gebührende Theil-
nahme für das Unternehmen zu zeigen. Der Besuch war dieses
Mal ein weit besserer und wollen wir hoffen, daß das orssosmlo
so weiter geht.
Die Orchesterleistungen unter Nadig sind aber auch wirklich
derart, daß sie den verwöhntesten Ansprüchen genügen können.
Auch in dem II. Concert wurde nur Gutes, theilweise Vortreff-
liches geboten. Tannhäuser-Ouvertüre, Andante aus einem
 
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