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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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M. 108.

Diknsiag, de» 9. Mm

I8SS.

Die Stimme eines Deutsch-Amerikaners.
^ Ein alter Leser der Staatsbürger-Zeitung in New-Aork
schreibt dem genannten Blatte:
„Wie sonderbar sich doch die deutsche Entrüstung über
die Samoafrage hier liest. Die deutschen Zeitungen thun
gerade, als ob die Behandlung, die Deutschland von England
und Amerika erhält, etwas ganz Unerwartetes wäre. Die
Deutschen in Amerika wundern sich nicht darüber. Seit
Admiral Kautz nach Samoa geschickt wurde, war zu er-
warten, daß für Deutschland eine Ueberraschung zu erwarten
war. Die Deutschen in Deutschland, die stolz auf ihre
Macht sind, halten so etwas natürlich nicht für möglich.
Die Deutschen in Amerika, welche die Ohnmacht der deutschen
Flotte besser kennen und die jeden Tag den Spott der
Amerikaner hören müssen, halten es für ganz natürlich.
Recht menschlich klingt es von Deutschland herüber,
daß sie mit Amerika keinen Krieg haben könnten, schon der
vielen Deutschen wegen, die hier wohnen. Aber die guten
Leute wissen nicht, daß diese Rücksicht hier gar nicht ver-
langt wird. Die hiesigen Deutschen hätten durch einen
solchen Krieg gar nichts zu verlieren. Von dem Tage an,
an dem der Deutsche Amerika betritt, findet er täglich, daß
gerade die Deutschen, und man kann sagen, nur sie allein,
die Zielscheibe des Spottes der Amerikaner sind. Warum?
will ihm gar nicht klar werden. „Dutch" wird er überall
zu hören bekommen, auf der Straße, im Theater, in den
Zeitungen und, wenn er lange genug wartet und hier
Kinder hochzieht, vielleicht auch von diesen. Zn größeren
Städten wird dieser Spott weniger beachtet werden, umso-
mehr in den kleineren Plätzen, aber er wird es hören
über das ganze Land, so groß es ist. Früher soll es
noch schlimmer gewesen sein, 1870 hat es sich gebessert,
jetzt aber ist der Spott gegen die Deutschen wieder in
voller Blüthe.
Nach den hiesigen englischen Zeitungen zu schließen,
muß wohl der Grund in den Nationalschwächen der Deutschen
liegen. Daß die deutsche Sprache nicht die englische ist,
kann cs doch nicht sein, französisch ist ja auch nicht englisch.
Nach den Caricaturen zu schließen, müßten die großen
Tabakspfeifen und das viele Biertrinken die Schuld haben.
Ta aber die Amerikaner ebenso viel und vielleicht noch
mehr trinken, möchte man wohl die Tabakspfeife verant-
wortlich machen. Politisch drängen sich die Deutschen hier
auch nicht vor, sie spielen politisch, trotz ihrer großen Zahl,
fast gar keine Rolle. Ungeschickt sind sie auch nicht; die
besten Arbeiter in den Fabriken sind meistens Deutsche.
Die deutschen Farmer gehören zu den fleißigsten und besten;
auch sie können keine Schuld haben. Und doch hört man
stets, daß die Deutschen so dumm und die Amerikaner so
klug sind. Die Deutschen sind im Ganzen bescheiden. Der
Amerikaner kennt keine Bescheidenheit; bei ihm ist Alles,
was er hat und thut, das Beste und Schönste.
Man hört hier, daß in Deutschland die Ausländer,
besonders die Amerikaner, sehr zuvorkommend behandelt
werden. Dies sollte doch auch kein Grund sein, die
Deutschen hier zu verspotten. Sucht man den Grund in
den Bemerkungen der englischen Presse über deutschländische
Angelegenheiten, kommt man der Frage schon etwas näher.
Geschieht etwas Gutes in Deutschland, wird es in irgend
einer Ecke mit kleiner Schrift gebracht. Wird etwas Un-
sinniges über Deutschland, ganz gleichgiltig, wie lächerlich
es ist, berichtet, so wird die größte Schrift gebraucht oder
noch extra ein Rahmen herum gesetzt. Wenn von einem
möglichen Kriege zwischen den beiden Ländern gesprochen
wird, werden die Panzerschiffe Deutschlands an den Fingern
abgezählt und dann wird gelacht, daß man nur eine Hand

braucht, die Panzerschiffe erster Klasse abzuzählen. Auch
soll Deutschland zu viele Schiffe haben, „die nicht mehr
gebaut werden".
Endlich kann der Amerikaner die deutsche Politik nicht
begreifen. Er weiß, daß viele Parteien schwächen, und
vermeidet sie. Die große Anzahl der deutschen Parteien
im Reichstage findet er kindisch. Wird dann mal über
eine wichtige Reichstagssitzung, auf welche man gespannt
war, berichtet und cs heißt dann, daß die Bctheiligung
eine spärliche war und daß die Mehrzahl der Reichstags-
mitglieder in der großen Kneipe im Reichstags-Gebände
blieb, das mit einem großen Reichsadler dekorirt ist, —
dann fängt mancher hiesiger Deutsche an zu vermuthen,
was das „Dutch" zu bedeuten hat, er braucht dann gar
nicht noch eine Rede Eugen Richtcr's dazu zu lesen, auch
nicht die Depeschen von England, daß eine große Flotte in
Deutschland nicht möglich ist, da der bedeutend größte Theil
der Deutschen noch nie das Meer gesehen, und auch kein
Verständniß dafür habe, daß den Deutschen nur gesagt zu
werden brauche, daß das Bier theurcr und die Tabaks-
pfeife kleiner werden könnten, um sie von der Beschaffung
einer Flotte abzuhaltcn. Er fängt dann an, die amerika-
nischen Caricaturen zu verstehen, den Dutchman mit dem
aufgeschwemmten Bauch und gedunsenen Gesicht, in dem
die große Tabakspfeife steckt, und erinnert sich der alten
Worte: „Lieb Vaterland mußt ruhig sein; denn Du bist
eine große Handelsmacht ohne Seemacht geworden und bist
jetzt der Gnade und Ungnade der Seemächte ausgesetzt, die
keine Rücksicht auf Dich nehmen werden. Gehe und tröste
Dich mit Spanien, Du bist nicht allein."
Die Stimmung, die aus diesem Briefe spricht, ist eine
herbe Kritik der Fehler, die bei uns gemacht werden. Man
sieht daraus, wohin es führt, wenn wir keine nationale
Politik treiben. Da nützen alle Beschönigungen nichts.
Wir müssen unser Deutschland Hochhalten, nur dann wird
man uns achten.

Deutsches Reich.
— Die Nordd. Allg. Ztg. meldet: Unter dem Vorsitz
des Staatssecretärs v. Thielmann trat am 8. d. M. im
Reichsschatzamt eine Konferenz von Sachverständi-
gen derLandwirthschaft und der Müllerei zu-
sammen, um die Frage einer anderweitigen Regelung der
Zollbcgünstigung der Ausfuhr mehle zu erörtern.
An der Berathung nahmen auch Kommissare des Reichs-
amts des Innern sowie der preußischen Ministerien der
Finanzen, der Landwirthschaft und des Ministeriums für
Handel und Gewerbe Theil.
— Zur Zeit des Staatssekretärs Stephan herrschte
Kriegszustand zwischen Po st Verwaltung und dem P o st-
assistenten-Verein. Unter Podbielski ist dies anders
geworden. Der neue Staatssekretär hat durch die von
ihm geplante Personalreform die Assistenten gewonnen, da
sich für diese erheblich bessere Aussichten eröffnen, und so
zeigten sich die Assistenten bereit, auf alle Sonder-
bestrebungen in ihrem Verband zu verzichten. In einer
Audienz des Verbandes und der Delegirten des Verbandes
bei Podbielski wurde Friede gemacht und dieser am fol-
genden Tage auf dem Verbandstage des Vereins besiegelt.
Die Versammlung sandte an den Staatssekretär ein Tele-
gramm, in dem sie ihm für die gezeigte Achtung und sein
Vertrauen ehrerbietigst dankte und hinzufügte, mit Stolz
und Freude werde sie dessen eingedenk bleiben und mit
rückhaltlosem Vertrauen der Führung des Staatssekretärs
folgen, um mit erhöhter Bcrufsfrcudigkeit ihre Pflichten

zu erfüllen. Hierauf wurde ein Hoch auf den Staats-
sekretär ausgebracht.
Baoen. Karlsruhe, 7. Mai. Einen umfangreichen
Bericht hat Namens der Petitionskommission der
Abgeordnete Schüler über zwei Petitionen des Central-
vorstandes des badischen Handwerkerverbandes, betr. die
Organisation des Handwerks, erstattet. Die
Petenten verlangen Bewilligung von Geldmitteln zur Vor-
bereitung der neuen Organisation des Handwerks, ins-
besondere der Handwerkskammerwahlen. Zu dieser Petition
beantragt die Kommission Uebergang zur Tagesordnung.
Dagegen beantragt die Kommission, die Kammer möge die
Regierung ersuchen, sie möge das Anerbieten, Redner mit
der Belehrung der Handwerker über das neue Handwerker-
gesetz zu beauftragen, auch dem Handwerkerbund gegenüber
aufrecht erhalten und zugleich den beauftragten Rednern
strengste Neutralität und Objectivität empfehlen. Ein wei-
teres Petitum geht dahin, die Regierung möge bei den
Wahlen zur Handwerkerkammer das allgemeine direkte ge-
heime Wahlrecht einführen. Hier beantragt die Kommission
empfehlende Ueberweisung. Die weiteren Petitionen allge-
meiner Natur sollen der Regierung zur Kenntnißnahme in
der Absicht überwiesen werden, die Regierung in der bis-
herigen Fürsorge für Ausbildung und Vervollkommnung
der Handwerker und für Förderung der gewerblichen und
wirthschaftlichen Interessen des gesummten Handwerker-
standes zu bestärken.
Karlsruhe, 8. Mai. Die badischen Frei-
sinnigen hielten gestern hier ihre Landesversamm-
lung ab. Kopsch aus Berlin berichtete über den Reichs-
tag, Pflüger aus Lörrach über den Landtag; Rechts-
anwalt Weil aus Karlsruhe erklärte, die Freisinnigen
müßten selbständig auftreten und sowohl die Reaktion wie
den übertriebenen Radikalismus bekämpfen. Die Reaktions-
furcht ist für den Freisinn leider noch eben ss typisch wie
für die Demokratie. Für beide typisch ist auch das zur
Heiterkeit herausfordernde Gebühren, den Ultramontanismus
als Schutz gegen die eingebildete Reaktion zu verehren.
Karlsruhe, 8. Mai. Das Oberstkammerherrn-Amt
veröffentlicht in der heutigen Karlsr. Ztg. das Programm
für den feierlichen Schluß der Stände Versammlung
durch den Großherzog am 12. d.
Badischer Landtag. Karlsruhe, 8. Mai.
34. öffentliche Sitzung der Ersten Kammer. Der
Präsident Prinz Karl eröffnet die Sitzung um 10 Uhr
und bringt die Einläufe zur Kenntniß des Hauses.
Geh. Rath Zoos erstattet den zweiten Bericht der Kommission
für Justiz und Verwaltung über den Entwurf eines Wasser-
ge setz es.
Der Gesetzentwurf wird nach einigen Bemerkungen des Präsi-
denten des Ministeriums des Innern, Geh. Rath im. Eisenlohr,
in der Fassung der Zweiten Kammer in namentlicher Abstimmung
einstimmig angenommen.
Das Gleiche geschieht hinsichtlich des Entwurfs eines Aus-
führungsgesetzes zur Grundbuchordnung (Bericht-
erstatter Oberlandesgenchtspräsident Geh. Rath Schneider)
und hinsichtlich des Gesetzentwurfs, betreffend die Rechtsverhält-
nisse der Richter (Berichterstatter Geh. Hofrath Or. Rümelin).
Frhr. Franz v. Bo dm an erstattet den Bericht der Kom-
mission für Eisenbahnen und Straßen über die Bitte des Eisen-
bahnkomitees Thengen, von mehreren Gemeinden und Firmen,
sowie der Stadt Konstanz um Erbauung einer normalspurigen
Sekundärbahn Thengen —Büßlingen—Beuren (Blumenfeld) —
Binningen—Storzeln — Riedheim — Hilzingen — Singen.
Hierzu ergreift das Wort Frhr. v. Göler.
Die Petition wird der Großh. Regierung zur Kenntnißnahme
überwiesen.
Schluß der Sitzung gegen 11 Uhr.
Karlsruhe, 8. Mai. 145. öffentliche Sitzung der
Zweiten Kammer.
Präsident Gönner eröffnet um 4'/^ Uhr die Sitzung.

Casars Frack.
2) Humoreske von Rcinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
„Der Frack sitzt Dir wie angegossen," erklärte Cäsar, „und
man sieht auf den ersten Blick, daß er aus dem Atelier eines
vornehmen Schneiders hervorgegangen ist. Du solltest in
Deiner Kleidung wirklich etwas mehr auf Dich halten, mein
Lieber! — Aber was ist das? Hat es nicht geklingelt? End-
lich der Geldbriefträger I"
Aber es war nicht der Geldbriefträger, sondern der Schuh-
macher, der nach seiner sehr ungehaltenen Erklärung nun
zum vierten Mal mit der Rechnung für Herrn Gregory kam,
und der feierlich gelobte, nicht von der Stelle zu weichen, ehe
er sein Geld erhalten habe.
„So gieb dem ungehobelten Menschen in Gotlls Namen
die Kleinigkeit, Werner!" sagte Cäsar mit der Herablassung
eines orientalischen Fürsten, der seinem Schatzmeister einen
Auftrag ertheilt. „Aber er soll sich nicht wieder hier sehen
lassen. Ich entziehe ihm ein für allemal meine Kundschaft."
Der Schuhmacher brummte etwas Unehrerbietiges und
strich den Betrag seiner Rechnung ein. Ais er hinaus war,
zündete sich der heimliche Dramatiker eine neue Zigarre an
und meinte nachlässig:
„Da wir zufällig wieder auf diese dummen Geldgeschichtcn
üeraihen sind — gieb mir doch, bitte, zwanzig Mark, Werner I
Ich kann nicht mit leeren Taschen in den Rüdesheimer gehen,
und morgen muß meine Sendung unter allen Umständen
eintreffen. Uebrigens — wenn es Dir gleich ist, können es
ouch fünfundzwanzig sein."

Werner Holmfeld fühlte sich wie im Paradiese. Nimmer-
mehr hätte er es für möglich gehalten, daß man sich auf
einem Balle so köstlich amüsiren könne, und wie im Fluge
entschwanden ihm die Stunden. Aber es wäre vielleicht auch
anderen an seiner Stelle so ergangen; denn die Dame, die

ihm gestattet hatte, sich heute als ihren erklärten Kavalier zu
betrachten, war sicherlich die Königin des Festes. Sie war
kein jugendlicher Backfisch, kein halb entfaltetes Knösplein
mehr, sondern eine voll aufgeblähte Rose, eine prächtige, juno-
nische Erscheinung von dreiundzwanzig oder vierundzwanzig
Jahren. Vor einigen Wochen erst hatte Werner ihre Be-
kanntschaft gemacht- Auf einer Soiree beim amerikanischen
Gesandten hatte ihre ungewöhnliche Schönheit seine Auf-
merksamkeit erregt und er batte auf seine Frage erfahren,
daß sie eben aus den Vereinigten Staaten komme, Mrs.
Helen Taylor heiße und seit drei Jahren Wittwe sei. All'
seine Kenntniß der englischen Sprache für eine artige Anrede
zusammennehmend, hatte er sich ihr vorstellen lassen und war
auf das angenehmste überrascht worden, als sie ihm in
fließendem Deutsch Antwort gab. Denn sie war zwar
Amerikanerin, doch von deutscher Herkunft, und dem Volke,
aus dem sie hervorgegangen, gehörten noch immer all' ihre
Sympathien. Als eine eifrige Literaturfreundin kannte sie
auch Werner Holmfeld's Werke, und obwohl er sonst nicht
übermäßig eitel war, that es ihm doch aufrichtig wohl, gerade
von diesen anmuthigen Lippen die schmeichelhaftesten Dinge
über seine Arbeiten zu vernehmen.
Es hatte sich dann „zufällig" getroffen, daß sie einander
noch dreimal in Gesellschaft begegnet waren, und selbst Cäsar
Gregory, der sonst dem schönen Geschlecht gegenüber sehr
wählerisch und sehr zurückhaltend mit seinem Lobe war, hatte
die Amerikanerin, als er sie bei einer dieser Gelegenheiten
ebenfalls kennen gelernt, ein famoses Weib genannt. Ja, er
hatte ihr sogar nach allen Regeln der Kunst den Hof gemacht,
und Werner wunderte sich im Stillen, daß er heule gar kein
Verlangen getragen, sie wieder zu sehen. Aber er war weit
davon entfernt, ihm deshalb zu zürnen. Alles andere gönnte
er ihm gewiß von Herzen. Die Freundschaft dieser reizendsten
aller Frauen aber hätte er am liebsten mit keinem Menschen
getheilt, nicht einmal mit ihm. Und Mrs- Helen behandelte
ihn zu seinem Entzücken heute wirklich schon ganz wie einen
alten Freund. Unbekümmert darum, daß diese Auszeichnung
das Gerede der anderen herausfordern könnte, tanzte sie zu-

meist mit ihm und ließ sich auch in den Pausen fast nur von
ihm unterhalten. Mit jeder Viertelstunde wuchs Werners
Bewunderung für ihre äußeren und inneren Vorzüge, und
nie in seinem Leben hatte er sich glücklicher gefühlt, als auf
diesem Ball. Auch von Cäsar Gregory sprachen sie gelegent-
lich. Er hatte sich ihr als Dichter vorgestellt, und Mrs.
Helen wünschte zu erfahren, was er denn eigentlich schreibe.
Da gerietb Werner freilich in einige Verlegenheit, aber er
war ein viel zu guter Freund, als daß er sich nicht eifrig be-
müht hätte, den anderen in das beste Licht zu setzen. Mit
Cäsar's eigenen Worten — er batte ja keinen anderen Anhalt
— wiederholte er die geheimnißvollen Anspiesiingen auf das
beinahe vollendete Drama, das die Welt mit Staunen erfüllen
werde und fügte alles hinzu, was er sonst noch zu seinem
Lobe sagen konnte, ohne sich gar zu weit von der Wahrheit
zu entfernen. Ob er damit den beabsichtigten Eindruck auf
die Amerikanerin gemacht, vermochte er freilich nicht zu er-
kennen, denn ihre Unterhaltung war gerade in diesem Augen-
blick unterbrochen worden, und später kam sie nicht wieder
auf dieses Thema zurück-
Eine Stunde nach Mitternacht aber war die Seligkeit für
diesmal zu Ende, denn die junge Wittwe erklärte lächelnd,
daß sie schon viel länger geblieben sei, als es ihre Absicht
gewesen. Und Werners schüchterne Bitte, sie bis zu ihrem
Hause geleiten zu dürien, lehnte sie mit der Erklärung ab,
daß draußen bereits ihre Zofe auf sie warte. Vielleicht weil
sie seine Niedergeschlagenheit bemerkte, vielleicht auch, weil
sie ohnedies das Bedürsniß hatte, ihm noch etwas recht
Freundliches zu erweisen, fügte sie hinzu:
„Es war ein sehr amüsanter Abend, und ich möchte gern
eine dauernde Erinnerung an ihn behalten. Bitte, Herr
Doktor, schreiben Sie mir doch iraend etwas aus — ein
Berschen, eine Betrachtung oder ein Cital aus ihren Werken,
das ich dann als werthvolles Autogramm bewahren werde."
(Fortsetzung folgt.)
 
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