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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0125

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- Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.
PretS
u>it Familieitblältcrn
^monatlich 60 Pf.
.irei in's HauS gebracht,
^urch die Post bezogen
.„.vtttteliährl. 1.25
^-schließlich Zustellgebühr.
^lephon-Anschluß Nr. 82.



Jnsertionsgebühr
16 Pf. für die Ispoltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfs- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.

, Gratis-Anschlaa
der-Jnserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

». 29.

Freilig, drn 3. Mrum

I89S.

Bestellungen
Huf die Heidelberger Zeitung für i»e Monate Februar und
^ärz werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
^grmen, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der Expe-
dition, Untere Neckarstr. Nr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Psg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate Februar
und März, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfennig, mit
Zustellgebühr Mk. 1.14.
^irotzherzog Friedrich bei seinen Badenern
in Berlin.
Großhcrzog Friedrich von Baden hat, wie bereits
.urz berichtet, zwei landsmannschaftliche Vereinigungen der
ch Berlin lebenden Badener mit seinem Besuche beehrt.
hatte sein Erscheinen bei der Kaiser-Geburtstagsfeier
des Vereins ehemaliger Kameraden der Badischen Truppen
^4. Armeekorps) zugesagt, welche in den Concordia-
^estsälen veranstaltet wurde. Vorher besuchte der Groß-
derzog die Generalversammlung des Vereins der Badener
den Viktoriasälen. Ueber die beiden Feierlichkeiten be-
achtet der Berliner Lokal-Anzeiger:
, In den überaus prächtig geschmückten Gesammträumen
dkr Concordia-Fcstsäle hatten sich außer den Mitgliedern
d^ feiernden Vereins mit ihren Damen der Vorstand des
deutschen Kriegerbundes, voran der General von Spitz,
gesammte Vorstand des l. Bezirks des Berliner
Krieger-Verbandes und etwa 30 Krieger-Vereine mit ihren
»uhnen und Standarten eingefunden. Ferner waren unter
Führung des Kommandanten von Rastatt, General Stielcr
dun Heydekampf, etwa 60 Offiziere der badischen Truppen
'Ur Parade-Anzüge erschienen. Nachdem die Krieger-
^rreine mit ihren Emblemen zu beiden Seiten der Bühne,
^d die Offiziere hinter den Ehrentafeln Aufstellung ge-
kommen hatten, wurde der Gro ßh erzog, der um 10^
Mr vor der Concordia vorfuhr, vom Vorstand des bad.
^reins, den Herren Raasch und Plitzkow und dem Wirthe
Eoncordia, Herrn Säger, begrüßt, woraus die Gattin
Herrn Säger dem Großhcrzog ein prachtvolles Rosen-
ouquet überreichte. Am Eingänge zum Saal bewill-
omwnete General von Spitz den hohen Gast, wobei er
?"°nte, daß cs nicht allein dem badischen Verein, sondern
^br gesammten Kricgerbunde zur hohen Ehre gereiche, den
Schwiegersohn Kaiser Wilhelms des Großen in seiner
?"tte zu sehen. Alsdann schritt der Monarch die Reihen
Er ehemaligen Krieger und Offiziere ab, bei welcher Ge-
Egenheit er viele Herren durch längere Ansprachen aus-
^rchnete. Nach einem von Fräulein Görke gesprochenen
Prolog und der Festansprache des Vercinsvorsitzendcn Herrn
Raasch, die in ein Hoch auf den Großherzog aus-
^ng, ergriff dieser das Wort zu dem Toast auf den
oiscr, der folgenden Wortlaut hatte:
- -Ich danke von ganzem Herzen, daß Sie so freudig
§ ^ den Ruf eingestimmt haben. Als Antwort bleibt mir
'"E Pflicht zu erfüllen übrig, die Allen am Herzen liegen
-Ust- Bewahren Sie das, was Sie bewährt haben in

^ Indem ich nochmals danke, knüpfe ich daran die
Öffnung, daß nur gute Zeiten dem heutigen Festtage fol-
^ daß die großen Unternehmungen des Kaisers, getragen
Gottes Beistand, zu Ende geführt werden mögen, und
ihm die Kraft erhalten bleibe, der er von Anfang seiner
s?8ierung an sich zu erfreuen hatte, nämlich, wie es ihm
am Herzen liegt, für das Wohl seines Volkes weiter
wirken. Zur Erfüllung aller dieser Wünsche gehört,
wir geloben, treu zu ihm zu stehen, unter der Fahne,

ichw

crer Zeit, festzustehen in der Treue zu Kaiser und


25)

Das Bachstelzcheu.
Novelle von Martha Renate Fischer.

(Fortsetzung.)
'Aas hat sie denn gesagt?"
erwiderte gleich schalkhaft: „Nun—sie nimmt mich."
Ertast Du auch bedacht, was die Leute sagen werden? —
San- T" BellachS — Zimmermanns - Langenfelds — das
^EDors?"
— wer soll es denn allen Leuten recht machen! Sie
ivrin» was zu reden! — Ja, sieh mal, Mutter, die
N mich nicht glücklich machen —"
Di»",. " —' Und was hast Du denn gedacht, daß Deine
, lagen wird?'
Mto- ganz genau gewußt, da ihr Sohn so verstohlen
und nicht wieder kam: jetzt siebter etwas an. Hatte
PchFEuhe gepredigt, war zu Belt gegangen, wo es sonst ihre
>dvg.E war, daß sie aufblieb und ihn erwartete. Denn sie
^ sollte seine Unsinnigkeit, die ihm jedenfalls durch
fuhr, erst beschlasen, damit ihre Ruhe die Probe

Ab

skn konnte.

n,Er nun war er da-
kr ^ ste hörte, das batte sie ja wohl befürchtet. Aber wie
weg. oate^ mit der stillen Festigkeit, so feiertäglich und be-
^Nr, Theilnahme erbittend — das war das Fürchterliche:
kychj,?as war das Ernste. So groß, so lebenabschneidend
sOt >hr die Gefahr, daß ste ganz Hellen Kopf behielt und
..""kn ruhigen Ton fand, der sachlich und nur wenig
dnz »/lang. Auch nicht eine Minute pochte ihr heißes Blut
. sie sortreißen.
daß T-M fragte sie ihn denn: „Und was hast Du gedacht,
Er Mutter sagen wird?"
in !^'Eg, erröthete und sab zu Boden.
.'er — sieh mal — ich habe immer gedacht, für eine
fit es vaS Beste, wenn sie ihre Kinder gut unter-

Mhx wt hat. sodaß sie glücklich sind. Ja — sieh mal — so
w gedacht. — Und Du wirst Dein Möglichstes dagegen


der wir geschworen. Als alter Mann rede ich von Herzen
zu Herzen, ich weiß, was die Staatsordnung erfordert.
Geben Sie Ihren Gefühlen Ausdruck, indem Sie mit mir
einstimmen in den Ruf: „Gott beschütze unseren Kaiser,
den Beschützer alles Schönen und Guten. Er lebe hoch,
hoch, hoch!"
Dreimal stimmte die tausendköpfige Festversammlung in
den Ruf ein. Herr Säger überreichte dem Großherzog
ein Glas alten Rüdesheimer, welches er zu den alten
Kriegern gewendet austrank. Mit einer Ansprache des
zweiten Vorsitzenden des Kriegerverbandes Berlin, Herrn
Beese, die mit einem Hoch auf den feiernden Verein
schloß und mit Gesangsvorträgen des Krieger-Sängerbun-
des schloß der offizielle Theil der Feier um 1 Uhr. Dann
verließ auch der Großherzog das Fest.
Vorher hatte der Großherzog in den Viktoriasälen,
Leipzigerstr. 134, der Generalversammlung des hiesigen
Vereins der Badener, wie schon angekündigt, bei-
gewohnt. Ein würdiger Empfang war ihm auch hier
vorbereitet worden. Die Mitglieder, unter ihnen die
Professoren Gebhard und Hottinger, hatten sich vollzählig
eingefunden; eine stattliche Reihe von Uniformen hob sich
malerisch von der noch größeren Schaar der schwarzen
Fräcke ab. Es fehlte auch nicht an hervorragenden Gästen.
So sah man den Sohn des Prinzen Karl von Baden,
Grafen Rhena, und den Geheimen Kriegsrath und Inten-
danten des Gardekorps Rufer. Um 9 Uhr betrat der
hohe Gast in der Uniform eines Generalobersten der
Kavallerie den Saal, geleitet von dem ersten Vorsitzenden
des Vereins, Herrn Faller, und den übrigen Vorstands-
mitgliedern, die sich zur Begrüßung am Portal des Hauses
aufgestellt hatten. Herr Faller eröffnete sodann die
Versammlung mit einer Ansprache, in der er den geliebten
Fürsten des badischen Landes und Protektor des hiesigen
Vereins der Badener mit begeisterten Worten feierte und
ihn der Verehrung nnd Treue seiner Landsleute ver-
sicherte. Brausendes Hoch erscholl am Schluss- der Rede
zu Ehren des Großherzogs, der sogleich zur Er-
widerung das Wort ergriff. Mit gewinnender Herzlichkeit
sprach der hohe Herr dem Redner seinen Dank für den
warmen Empfang aus, seine Freude, eine Stunde mit
seinen Badenern verleben zu dürfen, und endlich den
Wunsch, daß der hiesige Verein der Badener in alter
segensreicher Weise fortwirkcn möge; mit einem Hoch auf
das Vaterland endete diese Entgegnung. Nachdem darauf
Herr Leutnant z. S. Löhlein in längerem, interessanten
Vortrage über die Bedeutung der deutschen Seemacht ge-
sprochen und im Anschluß daran ein anschauliches Bild
von dem Leben auf deutschen Kriegsschiffen gegeben hatte,
erhob sich der Großherzog zum Aufbruch. Von Platz
zu Platz schreitend, nahm er in leutseligster Weise von
den einzelnen Mitgliedern Abschied, nicht ohne ein jedes
durch eine kurze Anrede auszuzeichnen. Noch einmal nahm
der Vorsitzende das Wort, um dem scheidenden Landes-
herrn den Dank für den Besuch und ein Glückauf zur
Reise zuzurufen. Dann verließ der Großherzog den Saal
unter dem Jubel seiner Landeskinder und unter den Klängen
der badischen Nationalhymne, die sie ihm, dem „Edlen",
als Abschiedsgruß nachsangcn.

Deutsches Reich
— Der Reichsanzeiger veröffentlicht folgende an den
Reichskanzler gerichtete kaiserliche Danksagung:
Gefühle innigsten Dankes für Gottes gnädige Führung er-
füllten mich an meinem diesjährigen G ebur t sta g e. Wenn
ich den Blick rückwärts lenke auf die hinter mir liegenden vier
Jahrzehnte meines Lebens und das erste Jahrzehnt meiner Re-

Ihun. — Wenn Du aber sichst, daß cs nichts hilft, wirst Du
Dich drein finden. Ja-siehst Du — — Du wirst
müssen. —"
„Müssen?!"
„Ja — denn ich — nehme keine andre."
„Wann willst Du heirathen?"
„Bald."
„Und der Friede?"
Er reckte die breiten Schultern, blickte die Mutter an und
antwortete stolz: „Den Frieden halte i ch I" Und in seinen
Augen stand geschrieben: „Ich bin der Herr! Ich halte
mein Weib im Zaum und halte sie unter meinem Schutz!
Und er sagte noch: «Du weißt ja, was für ein stilles, flei-
ßiges, gutes, kleines Mädel ste ist. Laß Dich nur von ihr
lieben. Aber — sieh mal — ich würde auch nicht leiden,
daß Du ihr zu nahe trittst. — Dazu heirathe ich ste nicht. —
Sieh mal — ich möchte, sie soll denken, ste ist in den Himmel
gekommen." ^
„Es wird am Ende das Beste sein," sprach die Mutter
gewaltsam. „Du siehst Dich nach einer Stelle als Oekonom
um."
„Ich?! Wozu?!!-"
„Ja — denn ich habe nicht Lust/ die Magd von meinem
verheiratheten Sohne zu sein."
„Mutter — red' nicht — red' keinen Unverstand-
„Das ist kein Unverstand."
„So — steh mal — wenn Du meinst —
„Ja."
„Wenn Du meinst, daß wir nicht zusammen auskommen —"
"Sieh mal — dann — deshalb brauche ich doch nicht als
Oekonom zu geben — dann müßten wir uns lieber aus-
einander setzen-"
— -
iSchön! — Wenn Du das meinst — dann ja dann —"
„Ja — Du behältst meinetwegen das Gut und zahlst mir
sünfzlgtausend Mark heraus." , ^ .
„Beim Bankier stehen zehntausend Mark, sagte er gepreßt.

gierung, so sind mir im Wechsel der Zeit auch tief schmerzliche
Ereignisse und Erfahrungen nicht erspart geblieben, aber ich habe
doch in meinem Hause und Herrscherberufe Gottes Güte in
reichem Maße erfahren. Eine besondere Gnade war mir im
letzten Jahre dadurch beschicken, daß der sehnliche Wunsch meiner
Jugend durch den Besuch der heiligen Stätten, wo der Herr und
Heiland gewandelt und das Erlösungswerk vollbracht hat, erfüllt
wurde, und ich zugleich zur Förderung des deutschen Ansehens
in jenen fernen Landen beitragen durfte, wo viele unserer Lands-
leute als Träger der deutschen Kultur und christlicher Nächsten-
liebe dem deutschen Namen Ehre machen. Die herzliche Theil-
nahme an dem glücklichen Verlauf der Palästinasahrt ist mir
auch in überaus zahlreichen Kundgebungen entgegengetreten,
durch die mir beim Eintritt in ein neues Lebensjahr warme
Glückwünsche und Segenswünsche aus allen Kreisen der Bevölke-
rung schriftlich und telegraphisch zum Ausdruck gebracht worden
sind. In den Grenzen des Vaterlandes, wie in fernen Ländern
und Erdtheilen, wo deutsche Patrioten weilen, haben festliche
Vereinigungen und Veranstaltungen aller Art Zeugniß von dem
Bewußcsein der engen Zusammengehörigkeit von Fürst und Volk
abgelegt. Hoch beglückt danke ich allen Betheiligten aufrichtig
für die Aeußerung treuer Liebe und Anhänglichkeit. Sie bestär-
ken mich in dem Bestreben, meine volle Kraft auch ferner für
das Wohl und die Größe des Vaterlandes einzusetzen und ihm
die Grundlage einer gedeihlichen Weiterentwicklung, den Frieden,
mit Gottes Hilfe zu erhalten. Ich ersuche Sie. diesen Erlaß zu
öffentlicher Kenntniß zu bringen. An den Reichskanzler.
— Der Kaiser hat für das Kloster Maria-
Laach einen großen in Stein ausgeführten Altar gestiftet,
den der Geh. Baurath Spitta entworfen hat.
— Aus dem neuen Postgesetze erfährt die Mag-
deburger Zeitung folgende Einzelheiten: Grundsätz-
lich sollen die geschlossenen Briefe innerhalb
eines Ortes ausschließlich durch die Reichspost be-
fördert werden. Die Reichspost soll das gesetzliche Recht
bekommen, die Fortführung der Privatbeförderung ge-
schlossener Briefe von ihrem Willen abhängig zu machen.
Diese Beförderung soll unter Aufsicht der Postverwaltung
stehen, die ihre Fortführung genehmigen oder verweigern
kann; auch kann jederzeit der Widerruf der Genehmigung
erfolgen, ohne daß eine Entschädigung gezahlt wird. Die
Abfindung ist so gedacht, daß man den Gewinn, der aus
der Beförderung geschlossener Briefe entsteht, in vier-
bis achtfachem Betrage entschädigt. Dabei soll aber auch
die Zeit des Bestehens der Privatbesörderung saust alt in
Betracht gezogen werden. Ein fester Termin ist für das In-
krafttreten der Novelle noch nicht in Aussicht genommen,
da man voraussichtlich mit dem Enteignungsverfahren bei
verschiedenen Privatanstalten zu rechnen hat. Für Ent-
schädigungskosten sind sechs bis sieben Millionen Mark in
Aussicht genommen worden.
— Auf Anfrage des Abg. Schädler theilte General
v. Heeringen in der Bndgetkommision des Reichstags mit,
daß der direkte Einkauf bei den Produzenten, sowie die
Einführung warmen Abendbrods für dasMilitär sich gut
bewährt habe. Die Abgg. Dr. Paasche, Graf Stollberg
und Müller-Fulda empfahlen weitere Versuche mit der
Vertheilung von Zucker an das Militär. Minister von
Goßler erklärt, daß die Versuche mit Zucker und auch mit
Chokolade eifrig fortgesetzt werden. Auf Anfrage des
Prinzen Arenberg wurde mitgetheilt, daß auch mit Kaffee
aus den deutschen Colonien Versuche gemacht werden. Abg.
v. Kardorff fragte an, wie es mit dem Mangel an
Unteroffizieren stehe. Minister v. Goßler erwiderte, daß
im Allgemeinen kein Mangel mehr bestehe. Auf
eine Anfrage des Abg. Möller, wie lange die Fahrräder
beim Militär halten, erwiderte Major Wandel, daß dies
von der Art des Geländes abhänge, in denen sic benutzt
würden. Man unterscheide übrigens Lern- und Kriegs-
fahrräder. Im Durchschnitt halten sie etwa fünf Jahre.
— Vom 6. Februar ab finden im Reichsgcsundsheits-
amt streng vertrauliche Verhandlungen der Commission zur

„Das ist mem. Das ist gespart."
„Nun — es ist doch für mich mitgespart. — Sieb mal,
wenn Du so willst-da werde ich ja meinen Vortheil
wahrnehmen — denn ich habe das Gut zu halten.-DaS
ist ja in Vaters Testament alles fest gemacht. — Aber — wir
sind immer gut mit einander ausgekommcn.-Denke
mal. was bei Zimmermanns für ein Streit bei der Erbthei-
lung war — sie haben sich jawohl geschlagen-denke
mal bloß. — Bei uns war nie sowas — und nun soll das
auch los gehen. Sieh mal, Mutter, — und liegt Dir denn
mein Glück garnicht am Herzen?-Und so ein reizendes
kleines Mädel-die willst Du aus purem Hochmuth nicht
als Tochter haben. — Hast Du denn ihre hübschen Augen
schon angesehen und ihre Hellen Haare? sowas muß man
doch gut sein."
Er stemmte die Hand auf ihre Bettkannte und bückte sich
herüber. Sah nun den Leidenszug um ihre schmalen Lippen.
Das Zimmer lag im Halbdunkel, denn nur das Oellämpchen
in der Laterne brannie und warf müden, eintönigen Licht-
schein, so daß die einfachen Möbel und Geräthe kaum zu er-
kennen waren. „ , ,
(Schluß folgt.)

Stadt-Theater.
O Heidelberg, 3. Februar.
„DeS Löwen Erwachen", Operette in 1 Akt von Joh.
Brandl. — „Pension Schüller", Posse in 3 Akten von
^"^Beiiefizabend für den ersten Komiker. Diese Worte bedeuten
ein volles Haus und Lustigkeit vor und hinter der Rampe. Er
ist ja immer der ganz besondere Liebling des Publikums, ja mau
kann sagen: es steht zu ihm in einem gewissen Gemüthsverhält-
ntß. An seine Person knüpft sich das. was die Allermeisten im
Theater suchen, den Anlaß zum Lachen, das Amüsement. Ehe
man sich zu einem Billetkauf entschließt, sieht man auf dem
Zettel nach, ob er auch „mitspielt", und stellt sich darauf hin
allein schon die Aussicht auf einen vergnügten Abend. Das
 
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