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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0363

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Fernsprech-Auschluß Nr. 82.

Ferusprech-Anschluß Nr- 82.

Xr. 81.

FttilW, den 7. AM

1899.

Der Großherzog und die bad. Veteranen vom
schleswig-holsteinischen Krieg 184S.
Großherzog Friedrich empfing gestern (Donnerstag den
6. April) Mittags um 12 Uhr 51 Veteranen des 1. Ba-
taillons des vormaligen 4. badischen Jnf.-Reg. von Vor-
deck, das im Jahr 1849 das Gefecht bei Ulderup in Schles-
wig zur siegreichen Entscheidung geführt hat. Die Kriegs-
Veteranen wurden von Oberstleutnant a. D. Platz cingeführt
und vorgestellt. Obwohl die Erschienenen sämmtlich das
70. Lebensjahr überschritten haben, sind dieselben doch dem
Aufruf eines Veteranen gefolgt, um den Gedächtnißtag
gemeinsam mit ihren Kriegskameraden zu begehen. Seine
Königliche Hoheit sprach mit jedem Einzelnen der ehrwür-
digen Leute eingehend und richtete zum Schluß folgende
Ansprache an die Versammelten:
Ich danke Ihnen Allen herzlich dafür, daß Sie her-
gekommcn sind, und Ich bin tief ergriffen, noch so viele
von Ihnen zu sehen. Wir sind gemeinsam im Jahre 1848
ausgezogen, Sie haben den Vorzug gehabt, im Jahre 1849
vor dem Feind zu stehen und sich Ihres Rockes und der
Pflicht würdig zu zeigen. Nicht Allen, die an die dama-
lige Zeit zurückdenkcn, wird das Glück zu Theil, sich zu
erinnern, die Treue bewahrt zu haben. Wer die Jahre
miterlebt hat. weiß, was das Gegentheil bedeutet. Ich
beurtheile jene Zeit aber auch von einem anderen Stand-
punkte. Die Ereignisse von 1849 sind nicht allein durch
Ungehorsam und Untreue, sondern auch in Folge mangel-
hafter Führung herbeigeführt worden. Ordnung und Ge-
setzlichkeit kann nur da aufrecht erhalten werden, wo eine
feste Führung vorhanden ist. Deshalb wende Ich Mich
an Sie, damit Sie zu Hause hieran mahnen und vor Allem
auch die Jugend darauf Hinweisen, daß zur strengen Hand-
habung der Ordnung aller Muth und alle Energie erfor-
derlich ist. Alle müssen dazu bettragen, die Ordnung auf-
recht zu erhalten, und beim Einzelnen gehört dazu vor
Allem die Selbstvcrläugnung und die treue Pflichterfüllung.
Wir haben jetzt das Glück, daß eine feste Ordnung
bei uns herrscht, und wir besitzen dieselbe, weil wir ein
großes starkes Heer haben und das Gefühl der Gemein-
samkeit in unserem Vaterland. Daß wir darauf auch
künftig bauen können, dazu muß ein Jeder Mitwirken.
Die Erinnerung, die Sie heute hierher geführt hat, ist
deshalb so schön, weil Sie das Bewußtsein haben, seiner
Zeit Ihre Pflicht erfüllt zu haben. Ich werde Sie wohl
Alle nicht mehr sehen, wenigstens nicht mehr in diesem
Leben, denn wir stehen Alle in einem Alter, wo man ge-
wärtig sein muß, abberufen zu werden. Hoffentlich aber
werden wir uns anderswo wieder finden, und damit uns
dies zu Theil werde, wollen wir hier recht leben und
Unsere Pflicht erfüllen.
Mit dieser Mahnung verlasse Ich Sie und habe nur
Uoch den Wunsch, daß Ihnen noch manche guten Tage be-
schicken sein mögen. Wenn noch Einer ei» besonderes
Anliegen hat, so möge er es Mir mittheilen. Ich bin gern
bereit, meinen alten Kameraden zu helfen, soweit es in
Meinen Kräften steht.
Sie haben Mich beim Eintritt mit einem Hurrah be-
grüßt und Ich möchte Sie bitten, in denselben Ruf mit
Mir einzustimmen. Im Jahre 1870 ist das Deutsche
Reich begründet worden, durch die Kraft des deutschen
Heeres und das Heer war es, welches den Kaiser ge-
schaffen hat. Ich fordere Sie auf, unserem jetzigen Kaiser
rin freudiges Hurrah zu bringen. Hurrah!

Deutsches Reich.
— Der commandirende General des X. Armeccorps,
General der Infanterie von See deck, ist zur Disposition
gestellt und zu seinem Nachfolger der bisherige Comman-
dirende des V. Armeecorps in Posen, General der In-
fanterie v. Bomsdorff ernannt worden. Au des letz-
teren Stelle tritt der bisherige Kommandeur der 1. Divi-
sion in Königsberg, Generalleutnant v. Stülp nagel.
— Die deutsche Truppenexpedition hat Jtschau in
^hina ohne Widerstand zu finden besetzt. Die Gerichts-
sitzungen zur Bestrafung der Schuldigen im Fall Stenz
Wurden begonnen. Das deutsche Vorgehen hatte bereits
den Erfolg, daß durch einen Befehl des Kaisers von China
Zum Schutz der Deutschen Militär nach Jtschau gelegt
wurde.
Baden. Der jetzt nach fünfzigjähriger amtlicher Thätig-
"it in den Ruhestand getretene Geheime Rath Gustav
d- Stösser hatte unter Anderem einen wesentlichen An-
teil an der Förderung der Gewerbevereinc des Landes;
dorr ihm rührt auch die sogenannte gewerbliche Enquste
^er, die der von dem jetzigen Finanzminister Dr. Buchen-
^rger veranstalteten bahnbrechenden Untersuchung über die
^ge der Landwirthschaft in Baden folgte. Die Karlsr.
Ztg. hebt hervor, daß G. v. Stösser schon in seiner ersten
^hätigkeit als Bezirksbeamter der inneren Verwaltung die
Bedeutsamkeit der Zusammenfassung der wirthschaftlichen
Kräfte durch Begründung von Vorschuß- und Gewerbe-
feinen in die richtigen Bahnen lenkte, zu einer Zeit, da
m derartiges Vorgehen noch als kühne Neuerung be-
dachtet wurde.
. Württemberg. Stuttgart, 6. April. In
^ heutigen Landtagssitzung gab in der Debatte über den
HMptfinanzetat Ministerpräsident Freiherr von Mittnacht

die entschiedene Erklärung ab, daß Württemberg aus
wirthschaftlichen und politischen Gründen an seiner selbst -
ständigen Eisenbahnverwaltung festhalten werde.
In Bezug ans die Tarifreform erklärte er, falls die
obschwebenden Verhandlungen zu keinem Ziel führen würden,
sei es die Aufgabe der süddeutschen Regierungen, unter sich
einen Personentarif zu vereinbaren.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Mit Entschließung der Großb. Zolldireklion wurde
Grevzkontroleur Johann Adam H e i li g in Meersburg in
gleicher Eiaenichait nach Konstanz versetzt.
Karlsruhe, 6. April. Der Großherzog empfing heute
den Maler Professor Thoma aus Frankfurt, welcher sich
für die Berufung hierher bedanken wollte. Auch die Groß-
herzogin kam dazu, um den Genannten zu begrüßen.
Nachmittags kamen diejenigen Kadetten des hiesigen
Kadettenhauses in's Großherzogliche Schloß, welche nun
von hier abgehen und die Hauptkadettenanstalt in Groß-
Lichterfelde beziehen. Die Höchsten Herrschaften nahmen
die Abmeldung der einzelnen Kadetten entgegen und sprachen
denselben ermahnende und aufmunternde Worte zu Herzen.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Prag, 6. April. Die Ar-
beiter-Unruhen inNachod haben einen größeren
Umfang angenommen. Erst Morgens drei Uhr wurden sie
beigelegt. Die Straßen sind geräumt. Sechs israe-
litische Läden in Nebengassen wurden vollständig aus-
geplündert und theilweise demolirt. Der Schaden
wird auf 70 000 öst. fl. geschätzt.
Frankreich. Aus der im Figaro voröffentlichtcn Unter-
suchung des Kassationshofes sind sehr bemerkenswerth die
Zeugenaussagen des Untersuchungsrichters Bertulus. Ber-
tulus erklärte:
Vor dem Prozesse Zola habe General Gonse zu ihm ge-
äußert: „Sie treffen mit Picquart zusammen. Sagen Sie ihm
eindringlich, daß von seiner Haltung bei dem Prozeß seine ganze
Carridre abhängt." Als Beweis für die Schuld von Dreyfus
zeigte Gonse einen mit Alexandrins Unterzeichneten Brief, der
einige Monate später als Fälschung Henrys erkannt wurde.
Esterhazys Geliebte, die Pays, habe eingestanden, daß sie die
Speranza-Telegramme geschrieben habe. Die mit Blanche Unter-
zeichneten Telegramme rührten von du Paty de Clam her.
Bei Esterhazy sei ein Brief beschlagnahmt worden, der das
Wort Basel unter dem Buchstaben 0 anführte. Dieser Brief sei
ein Beweis gewesen, daß Esterhazy im Nachrichtenbureau
verbrecherische Mithilfe gefunden habe. Am 18. Januar
1898 kam Henry im Aufträge des Kriegsministers zu Bertulus.
Als er die von diesem beschlagnahmten Papiere sah, gerieth er in
große Aufregung und beschwor Bertulus, die Armee zu retten.
Er gestand, daß Esterhazy und du Paty de Clam die Urheber der
Speranza- und Blanche-Telegramme seien. Als Henry sich ent-
fernen wollte, habe er zu Bertulus gesagt: „Das ist noch nicht
alles! Esterhazy undduPaty de Clam sindsckul d ig.
Möge du Paty de Clam sich heute eine Kugel durch den Kopf
jagen! Wenn Esterhazy als Fälscher, wenn auch nicht als Ver-
räther strafgerichtlich verfolgt wird, so ist doch noch ein Dritter
übrig, und das bin ich!"
Montölimar, 6. April. Präsident Loubetist
in Begleitung des Ministerpräsidenten heute Vormittag hier
in seinem Heimathsort eingetroffen und von den Behörden
empfangen worden. Der Präsident wurde von der überaus
zahlreich erschienenen Bevölkerung auf das wärmste begrüßt.
Unter unaufhörlichen Zurufen der Menge erfolgte der Ein-
zug. Die 86jährige Mutter des Präsidenten erwartete
diesen auf einer vor der Mairie errichteten Tribüne. Loubet
ließ den Zug halten, verließ den Wagen und umarmte
seine Mutter voller Rührung, eine Scene, welche in ihrer
Einfachheit großen Eindruck machte. Nach dem Empfange
der Behörden auf der Mairie und dem Besuch des Hospi-
tals nahm Loubet an einem Bankett theil.
Schweden. Stockhol >u, 6. April. Der Reichstag
bewilligte heute in gemeinsamer Abstimmung 2388 000
Kronen zum Ankauf von Gewehren und 2 2000 000 Kronen
zu Befestigungszwecken.
Afrika. Am 26. Februar dieses Jahres ist die erste
Nummer der Deutsch-Ostasrikanischen Zeitung in
Duressalaam erschienen. Sie überrascht durch ihre statt-
liche Erscheinung, durch ihren Inhalt und auch durch die
zahlreichen Inserate. Von Interesse dürfte zunächst die
Erklärung vier in Daressalaam ansässiger österreichisch-
ungarischer Kaufleute sein, welche ihrer Entrüstung über
die bekannten Schmähartikel des Dr. O. Baumann, ihres
Konsuls in Zanzibar, gegen die deutsche Verwaltung Aus-
druck gaben. In der zweiten Nummer findet sich die Rich-
tigstellung einer Angabe Professor Wohltmanns über die
Bevölkerungszahl von Deutsch-Ostafrika, welche auf etwa
3 Millionen lautete. Wahrscheinlich beträgt sie aber 7—8
Millionen, da Ruanda und Urundi allein je 2 Millionen
Bewohner zählen. Weiterhin wird das Bestehen einer
namentlich von Missionaren behaupteten Hungersnoth
geleugnet. _
Zur bevorstehenden Kreisversammlung,
v.
XV. Bericht des Sonderausschusses für den
Obstbau, erstattet von Major a. D. C. Koehnhorn.
Die Beschaffung von Obstbäumen durch den Sonderausschuß
und mit Zuschuß des Kreises hat immer mehr Anklang gefunden,
so daß im vergangenen Jahre 3575 Bäume auf diese Weise be-
stellt wurden. Der Preis stellte sich für die Besteller frei an
Ort auf Mk. 1—1.15. Eine besondere Genugthuung ist es dem
Ausschuß gewesen, daß er diesmal, nach früheren mißlungenen
Versuchen, .einen Theil der Bäume mit gutem Erfolg aus den
kleineren Baumschulen Badens und des Kreises beziehen konnte.

Der Kreisausschuß stellt den Antrag: Die Einstellung von
Mk. 2200 in die Ausgaben des 1899er Voranschlags zu ge-
nehmigen.
XVI. Bericht über dieBetheiligung desKreiseS
an der Erleichterung der Versicherungs nähme
gegen Hagelschaden, erstattet vom Kreisausschußmitglied
N e u w i r t h.
Das Jahr 1898 hat an Zunahme der Beteiligung an der
Kreishagelversicherung alle anderen Jahrgänge wett übertroffen;
es sind dies Beweise, daß auch in unserem Kreis der Landwirth
die Notwendigkeit der Versicherung gegen Hagelschaden immer
mehr anerkennt.
Die zu unserem Lande und Kreis im Vertragsverhältniß
stehende Norddeutsche Hagelversicherungsgesellschaft bietet de«
Versicherten äußerst günstige Bedingungen, so daß eS jedem ver-
nünftigen Landwirth einleuchten muß, bei dieser Gesellschaft zu
versichern. Sämmtliche im letzten Jahre vorgekommenen Schäden
wurden von Seiten der Gesellschaft auf reelle Weise geregelt
und ausbezahlt und sind bis jetzt keine begründeten Klagen von
Seiten der Geschädigten bekannt geworden.
Die in Folge schwerer Schäden erforderlich gewordene Nach,
schußprämte wurde wie im verflossenen Jahre vorbehaltlich^ der
Genehmigung der Kretsversammlung, wie dies auch in den
meisten Kreisen unseres Landes geschehen, auf die Kiciskasse bezw.
den Rescrvefond übernommen und berechnet sich aus Mk. 19701.60
Vorprämie 50 pCt. die Summe von Mk. 9850.80.
In der im vorigen Jahre abgehaltenen Kreisversammlung
wurde beschlossen, der Kreisausjchuß möge den äußeren Verwal-
tungsapparat, eine sog. Hauptagcntur, unabhängig von der Ge-
sellschaft übernehmen. Zu diesem Zweck hat der Berichterstatter
in Begleitung des Kreissckretärs die Einrichtung und den Ge-
schäftsbetrieb im Kreise Konstanz, wo solche schon seit einer
Reihe von Jahren mit Erfolg besteht, eingesehen und ein dem-
entsprechendes Statut entworfen.
In der am 10. Dezember v. I. zu Offenburg stattgefundenen
Bezirksversammlung wurde von Seiten der Direktion mitgetheilt,
daß die Gesellschaft beabsichtige, die im Jahre 1891 mit dem
Großherzogthum Baden abgeschlossenen Verträge zu kündigen und
höhere Krämiensätze einzuführen. Dies gab zur lebhaften Dis-
kussion Veranlassung und es wurde von verschiedenen Vertretern
der Kreise die Frage aufgeworfen, ob es nicht zweckmäßiger wäre,
eine staatliche Hagelversicherung in unserem Lande etnzuführen.
Diese Verträge sind bis zu dem Jahre 1900 abgelaufen. Ob
dieselben wieder erneuert werden, steht noch nicht fest.
Aus diesem Grunde hat es der Kreisausschuß für angezeigt
gehalten, mit der Geschäftsübernahme vorerst noch zurückzuhalten,
bis eine sichere Garantie für das Weiterbestehen des Vertrags-
verhältnisses geboten ist.
Der Kreisausschuß stellt den Antrag: „Die Kreisversammlung
wolle die ausbezahlte Summe für Nachschußprämie im Betrag
von Mk. 9850 80 nachträglich und die Einstellung von Mk. 500
für Hagelversicherungszwecke in Ausgabe des Kreisvoranschlags
pro 1899 genehmigen."
XVII. Bericht über die Straßenuuterhaltung
im Kreise Heidelberg, erstattet von Major a. D. C.
Koehnhorn.
Zur Aufnahme in den Kreiswegverband werden vorgeschlagen:
1. Die Zufahrtsstraße zum Bahnhof Zuzenhausen — von
Landstraße 3 bis zum Bahnhof — mit einer Weglänge
von 212 Meter, vom 1. Januar 1899 ab;
2. die Schloßstraße mit angrenzendem Weg in Rohrbach b. H.
— vom Genesungsheim, längs dessen Garten bis Land-
straße Heidelberg-Karlsruhe — mit einer Weglänge von
341 Meter, vom 1. Juli 1899 ab.
Die Herstellung einer besseren Verbindung zwischen Gemmingen
und Massenbachhausen war schon im vorigen Jahre angestrebt,
das Projekt aber nicht spruchreif geworden. Es liegt nunmehr
ein solcher mit einem Gesammtaufwand von 23850 Mk. vor, wofür
der Antheil des Kreises V- mit 9616 Mk. betragen würde. Der
Kreisausschuß hat den Vorbehalt gemacht, den Antheil in be-
liebigen Raten auf 2—3 Jahre zu vertheilen. Es wird befür-
wortet. den Antheil und davon für 1899 eine erste Rate mit
3200 Mk. zu genehmigen. — Die schon seit langer Zeit projektirte
und auch im vorigen Jahresbericht erwähnte Wegkorrektion zwi-
schen Bockschaft und Kirchardt soll mit einem Gesammtaufwand
von 13 000 Mk. hcrgestellt werden. Es wird empfohlen, als
Antheil des Kreises mit 4333 Mk. und davon eine erste Rate mit
1333 Mk. zu bewilligen. — Eine Ortsbereisung des Bezirksamtes
Wiesloch hat eine Umpflasterung des Kreisweges 24 im Orte
Malsch (am Bollenberg) für nothweudig erachtet. Der Kreis-
ausschuß erklärt seine Bereitwilligkeit, sobald ihm ein spezieller
Kostenvoranschlag vorliegt, hiezu einen angemessenen Beitrag für
das nächste Jahr einzustellen und dessen Genehmigung dann zu
empfehlen.
XVIII. Vergleichende Darstellung des Voran-
schlags mit den Rechnungs-Ergebnissen für das
Jahr 1898. Dieselbe ergibt, daß sich das Budget um 29162 Mk.
besser gestellt hat als der Voranschlag.
XIX. Voranschlag für das Jahr 1899. Der Kreis-
ausschuß beantragt:
Den Voranschlag mit einer Einnahme von Mk. 169 622.56
und einer Ausgabe von Mk. 842 676.09
zu genehmigen und die nicht gedeckte Ausgabe mit Mk. 173 053.53
durch eine Kreisumlage von 40,5 Pfg. von Mk. 1000.—, also
aus Mk. 427607 068.— Steuerkapital mit Mk. 173180.87 er-
heben zu dürfen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 7. April.
** Besprechungen mit dem Neichstagsabgeordneten Ober-
amtmann Beck. In dem sehr anerkeuuenswertyen Bestreben, mit
den Wählern seines Wahlkreises in lebendiger Fühlung zu bleiben,
veranstaltete gestern der Reichstagsabgeordnete unseres Wahl-
kreises zwei Besprechungen, von denen die erste den Entwurf
eines Fleischschaugesetzes zum Gegenstand hatte; etwa 50 Land-
wirthe hatten sich zu derselben etngefunden, die ein lebhaftes
Interesse an der Sache bekundeten. In gleicher Angelegenheit be-
absichtigt Herr Beck auch die Metzger zu einer Besprechung ein-
zuladen. Die zweite der gestern gepflogenen Erörterungen bezog
sich auf die dem Reichstage vorgelegte neue Novelle zur Gewerbe-
ordnung, die verschiedene Abänderungen und Neuerungen bringt,
namemtich auch die Möglichkeit des Ladenschlusses zu bestimmter
Stunde und eine Minimalruhezett der in den Handelsgeschäften
beschäftigten Gehilfen und Lehrlinge vorsieht. Die Verhandlung
fand im kleinen Saale der Harmonie statt; Vertreter der ver-
schiedensten Erwerbskreise waren zu derselben erschienen, ferner
auch der Großh. Amtsvorstand, Geh. Regierungsrath Pfister,
die beiden Bürgermeister, Mitglieder des Stadlraths u. A. m.
Herr Beck leitete die Verhandlungen ein, indem er die An-
wesenden mit dem hauptsächlichsten Inhalt der Novelle bekannt
machte und dieselbe nach der einen und anderen Seite hin
näher erläuterte. Hieran knüpfte sich eine lebhafte Besprechung.
 
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