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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0349

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„ Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25
Ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


Jnsertionsgebühr
15 Pf. s„r die Ispaltize
Petitzeile oder deren Raum.'
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.

s

Gratis-Bnschlag
der'Jnserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

>i'. 78. Erstes MN. DicnslW, den 4. April

I8SS.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für das II. Quartal 1899
werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen Mk. 1.25 vierteljährlich,
mit Zustellgebühr Mk. 1.65.
Samoa und Shantung.
Unser auswärtiges Amt wird eine rechte Feiertagsruhe
über die Ostern nicht genossen haben. Die Vorgänge in
Samoa und in der chinesischen Provinz Shantung, in der
unsere Besitzung Kiautschou liegt, haben es verhindert, sich
der behaglichen Muße hinzugeben, welche die Signatur des
richtigen Feiertags bildet.
Was Samoa anbetrifft, so geht aus den näheren
Nachrichten hervor, daß der Vertreter Englands und der-
jenige der Vereinigten Staaten in geradezu frivoler Weise
sich über die bestehenden Verträge hinweggesetzt und brutal
wit einander vorgegangen sind, gleichsam als wollten sie
Deutschland provoziren, entstehe daraus, was da möge.
Da der deutsche Vertreter vollständig innerhalb der Grenzen
der Korrektheit blieb, so erzielten die Amerikaner und die
Engländer einen Augenblickserfolg und Deutschland erlitt
eine Einbuße an Vertrauen bei den Eingeborenen, die sich
nicht zurechtreimen können, daß Deutschland sich solche
schweren ungesetzlichen Eingriffe Jener gefallen lasse. Aber
es handelt sich, wie gesagt, nur um einen Augenblicks-
erfolg und, wie hinzuzufügen ist, nur um einen lokalen
Erfolg. Heute schert die Dinge schon erheblich anders
aus. Der amerikanische Botschafter in Berlin hat
im Aufträge seiner Regierung sein Bedauern über die
Vorgänge auf Samoa ausgesprochen. Auch aus London
wird gemeldet, daß die dortige Regierung nicht so weit
habe gehen wollen, wie es seitens ihres Vertreters ge-
schehen ist. Wie es scheint, hat der amerikanische Admiral
Kautz unklare rcsp. nicht scharf genug durchdachte Instruk-
tionen erhalten. Auf Grund dieser ist er vorgegangen
Und hat den Vertreter Englands mitgerissen. Man glaubt,
daß eine Verständigung der drei Mächte zu erzielen sein
wird. Der Vorschlag Deutschlands, drei Spczialkommissare
Uach den Inseln zu schicken, welche die Angelegenheit
ordnen sollen, scheint Aussicht auf Annahme zu haben.
Was die chinesische Provinz Shantung anbetrifft,
so sollen dort schon den ganzen Winter hindurch gelegent-
iich Unruhen vorgekommen sein. Ten Chinesen sind die
christlichen Missionen außerordentlich unsympathisch, was
Wan ihnen im Grunde nicht verdenken kann, denn sie sind
e>n sehr altes Kulturvolk und sehen darum christliche Mis-
sionen in China etwa so an, wie wir chinesische Missionen
ow Rhein oder am Neckar ansehen würden. So hatten
auch diesmal die Ausschreitungen einen christenfeindlichcn,
Segen die Missionen und die Missionare gerichteten Charak-
ter. Dann sind schließlich auch deutsche Ingenieure und
Patrouillen deutscher Truppen angegriffen worden. Eine
Meldung des Bureau Reuter erzählt: Die Unruhen erreichten
ihren Höhepunkt, als ein deutscher Priester in Tsimo ge-
sangen gesetzt wurde, welche Stadt innerhalb der 100 Li
jwr Kiautschon sich ausdehnenden deutschen Sphäre gelegen
si't. Kürzlich landete eine deutsche Marinepatrouille, be-
gehend aus einem Offizier und sechs Mann, bei Jtschau
!wd ging eine kleine Strecke in das Innere vor. Hier
gieß die deutsche Mannschaft auf chinesische Soldaten, welche
Leiter gaben. Die Deutschen erwiderten das Feuer und
iodteten mehrere Chinesen, sie mußten dann jedoch zurück-
iveichen. Der deutsche Admiral läßt nunmehr eine größere

Streitkraft landen, um die Ruhe wieder herzustellen, und zu
zeigen, daß, wenn die Chines en nicht ihre Bevölkerung über-
wachen können, es nöthig sein wird, daß die Fremden sich
selbst schützen. Vor allem ist es das durch die Ueber-
schwemmungen des gelben Flusses hervorgerufene schreck-
liche Elend, welches die Gährung in der Bevölkerung ver-
ursacht. Das Vorgehen der Deutschen hat in Peking
große Beunruhigung hervorgerufcn. Die Behörden wün-
schen Alles, was den Ursprung zu Reibungen bilden könnte,
zu beseitigen, da sie eine weitere Ausdehnung der deutschen
Verwaltungssphäre fürchten. So wurden ganz plötzlich drei
Gerichtsbeamte abgesetzt. Der Umstand, daß fast das ge-
sammte deutsche Geschwader vereint bei Kiautschou liegt, wird
als ein Anzeichen dafür angesehen, daß Operationen bevorstehen.
— Die Times meldet aus Peking vom 31. März: Die
gegen die Ausländer gerichteten Unruhen in der Provinz
Shantung haben zur Besetzung der Reede von An tu-
nawei südlich des Kiautschougebietes seitens Deutschlands
geführt. Die Gefion ist dort eingetroffen, um Mann-
schaften zu landen, welche nach Jtschou marschirten und
diesen Ort besetzten, bis China in der Lage sein wird,
Sicherheit dafür zu bieten, daß es im Stande ist, die
Ordnung in der Provinz aufrechtzucrhalten. — Die Nordd.
Allg. Ztg. schreibt in dieser Angelegenheit wie folgt: Mit
der von Tsintan am 29. März aufgebrochenen Expedition
verfolgt Deutschland keinerlei territoriale Zwecke.
Das Ziel ist lediglich, den deutschen Missionaren und In-
genieuren den erbetenen Schutz unsererseits zu gewähren,
nachdem die chinesische Regierung trotz aller auf die wieder-
holten Vorstellungen des deutschen Gesandten in Peking
gegebenen Versprechungen sich nicht im Stande gezeigt hat,
selber für den Schutz hinreichende Vorkehrungen zu treffen.
Es wird voraussichtlich ausreichen, wenn die deutschen
Truppen in Mchao, unweit der Küste nahe der südlichen
Grenze unserer Einflußzone belegen, das einen der Haupt-
Herde des Aufruhrs bildet, erscheinen, um auf die chinesische
Bevölkerung den gewünschten beruhigenden Eindruck zu
machen. Eine vorübergehende Besetzung des Ortes dürfte
hierzu genügen.

Deutsches Reich.
— Das Befinden des deutschen Gesandten in China,
Frhrn. v. Heyking hat sich leider in den letzten Wochen
verschlimmert. Nach den jüngsten in Deutschland einge-
troffenen Privatdepeschen macht ihm das Sprechen große
Mühe, und seine Abreise nach Europa läßt sich nicht länger
aufschieben, da er sich einer gründlichen ärztlichen Behand-
lung unterziehen muß. Frhr. v. Heyking ist als Nach-
folger des Frhrn. Schenk v. Schweinsburg, des jetzigen
deutschen Gesandten in Marokko, seit Ende 1896 in Peking.
— Ein am 29. März aus Tschintau in Berlin
eingegangenes Telegramm meldet: Provicar Trimademetz
wurde in der Nähe von Tsimos gefangen genommen
und geschlagen. Das deutsche Detachement in Lizum
wurde zu seiner Befreiung abgesandt. Nach einer
weiteren Meldung ist die Befreiung des leichtverletzten
Provicars gelungen und die Bestrafung der Schuldigen
eingeleitet.
Baden. L.O. Karlsruhe, 3. April. Landgerichts-
präsident Abg. Fieser hat sich von seinem Unwohlsein
wieoer völlig erholt und konnte noch an den letzten Sitzungen
der Justizcommission theilnehmen. Letztere begab sich
am Donnerstag in die Osterferien und wird ihre Sitzungen
(zugleich mit dem Plenum) am 12. April wieder auf-
nehmen. Ihren Berathungsgegenstand bildet das Wasser-
gesetz.

Karlsruhe, 1. April. Eine größere Versammlung
von Notaren beschloß eine Vorstellung an die Stände
insbesondere wegen Verminderung der Werthtaxen, sowie
der die künftige Stellung des Notarstandes schädigenden
Diätenregelung.
— Nach den Erklärungen der bad. Verwaltung im
Eisenbahnrath erleidet der Staat durch die Ablenkung
des Güterverkehrs von der Main-Neckarbahn
einen jährlichen Ausfall von 650 000 Mk. (Damit wird
bestätigt, was seinerzeit in der Versammlung des Eisen-
bahnreformvereins in Heidelberg von Herrn Redakteur
Röder mitgetheilt wurde. Red.) Dem Ausfall sollen aller-
dings Ersparnisse im Betrieb der genannten Bahn gegen-
überstehen. So habe Baden beispielsweise künftighin an
den beträchtlichen Kosten der Verwaltung des Frankfurter
Hauptbahnhoss nichts mehr zu tragen. In Mannheim
seien manche Unzuträglichkeiten im Güterverkehr verschwun-
den. Im dortigen Centralgüterbahnhof solle ein Gemein-
schaftsdienst unter Leitung der badischen Verwaltung ein-
gerichtet werden. Die seit dem 1. Januar d. I. einge-
führte gemeinsame Benützung der Landgüterhallen habe sich
bis jetzt sehr gut bewährt. Durch die Vereinigung des
gcsammten Dienstes in einer Hand würde eine bessere
Ausnutzung der Arbeitskräfte und Stationsanlagen erzielt
und der Verkehr des Publikums mit der Bahn erleichtert.
Württemberg. In einem Artikel im Schwäb. Merk,
über die preußisch hessische Eisenbahngemeinschaft schreibt
Frhr. Georg v. Wöllwarth:
Angesichts der Ergebnisse für Hessen aus dem in's Leben
treten der preußisch-hessischen Betriebsgemeinschaft ist es wahrlich
Pflicht vor Allem der Regierungen, dann aber auch der Volks-
vertretungen der Länder, welche noch eigene Eisenbahnen mit
ungenügender Rente haben, die Frage gründlich zu erwägen, ob
nicht auch für sie der Zeitpunkt gekommen ist, dieser Eisen-
bahngemcinschaft beizutreten. Wer. um einen Bis-
marck'schen Ansdruck zu gebrauchen, nur einiges „Augenmaß" be-
sitzt, muß wissen, daß alle anderen Bahnen von Jahr zu Jahr,
ja von Tag zu Tag abhängiger werden von dem übermächtigen
preußisch-hessischen Eisenbahnnetz, und daß diejenigen Verwaltungen,
welche freiwillig dieser Gemeinschaft beitreten, ein weit besseres
Geschäft machen, als wenn sie später unter Verhältnissen, die
ihnen den Anschluß aus finanziellen Gründen zur Nothwendigkeit
machen, diesen Anschluß suchen werden. Der finanzielle Gewinn
für Württemberg würde jährlich eine schöne Zahl von Millionen
Mark betragen; unberechenbar, aber sehr hoch wäre der wirth-
schaftliche Gewinn, auch könnten die vielen Eisenbahnwünsche in
Württemberg in nicht zu ferner Zeit bei der zu erwartenden
hohen Einnahme aus der Eisenbahn weit mehr berücksichtigt
werden, als es jetzt geschehen kann. Es wird selbstverständlich
der Einwand erhoben werden, wir verlieren unsere Selbständig-
keit auf dem E-senbahngebiet. Das Gegentheil ist der Fall: je
bälder wir freiwillig den Beitritt suchen, um so mehr wird, was
Anstellung der Beamten, Verwaltung der Bahnen u. s. w. be-
trifft, unsere Selbständigkeit gewahrt bleiben.
In Württemberg wird der Gedanke des Hrn. v. Wöll-
warth schwerlich Anklang finden, bemerkenswsrth ist aber
doch sehr, daß der Schwäb. Merk, diese Ausführungen
überhaupt abdruckt. Auch in Baden will man von einem
Beitritt zur preußisch-hessischen Gemeinschaft nichts wissen,
eher noch von einer Uebernahme aller Bahnen durch das
Reich.
Bayern. München, 31. Mäz. Der bisherige Chef-
redakteur der Münchener Neuesten Nachrichten, Regierungs-
rath Burckart legte heute seine Stellung nieder. Der
frühere Docent an der Universität Heidelberg, Professor
Paul Sammassa ist heute als Chefredakteur der Mün-
chener Neuesten Nachrichten eingetreten.
— Der bisherige Leutnant im westfälischen Jäger-
bataillon Nr. 7 zu Bückeburg, Clemens Graf v. Pletten-
berg, ist aus dem preußischen Heere ausgeschieden und
im bayerische» Heer L 1a, suits des 3. Cheoauxlegers-Rcgi-
ments zu Dienste gestellt worden. Der bekannte Augcn-

* Das Romaufeuillelon findet der Leser im heurigen
Seiten Blatt.__
Stadt-Theater.
/X Heidelberg, 3. April.
- ,,D er Pfarrer von Kirchfel d", Volksstück mit Gesang
4 Akten von L. Anzengruber.
. Das Tendenzstück gegen das Unfehlbarkeitsdogma, den Priester-
vlibat und die konfessionelle Unverträglichkeit, womit Anzen-
Mber seinen Ruhm begründete, hat am schönen ersten Osterfeier-
Me ein volles Haus gemacht. Dies ist sehr bemerkenswertst
lwas mag dazu die Reklame beigetragen haben, die derUltramon-
^jj^mus für das Stück dadurch macht, daß er es laut und heftig
JU>aniint; im Wesentlichen ist es aber doch die innere mensch-
Theilnahme, die das Schauspiel für die Verhältnisse und
»„„Personen, die es schildert, zu wecken und zu erhalten weiß,
us den, Stück eine solche Lebenskraft verleiht.
».-„Die Aufführung war sehenswertst schon allein um der Gabe
sti, ' tsie Herr Direktor Heinrich zu ihr beisteuerte. Er
"e den alten im Laufe der Jahre zu völliger Resignation
z„s°,»gten Pfarrer von St. Jacob in der Einöd. Aber wie
hielte er ihn! Das ist ganz unübertrefflich! An diesem Plastisch
g„^"stretenden Bilde des alten Geistlichen war jedes Strichelchen
. gezogen und nicht eines zu viel oder zu wenig. Aeußere
d Meinung, Haltung, Bewegung, Mienenspiel, Stimme — Alles
war auf's feinste abgetönt und die Persönlichkeit des alten
l>e, förmlich durchleuchtet von Herzensgüte und Seelenrein-
Ein wahres Kabinetsstückchen der Schauspielkunst!
zu » sM" solch einen Meister ist es für die Jünger schwer, sich
Kir^.^ten. Hr. Mayring spielte den jungen Pfarrer von
shMlew ^ui Schema, das für solche Figuren besteht, recht
nkn? kipviini'li'pl-ii 21s lnsspn

in

. ... aber ohne individuelle Züge hervortreten zu lassen.
Gegenstück, der Wurzelsepp, fand durch Herrn Sigl, der

kör». Nöllen sehr Tüchtiges leistet, eine angemessene Vev
ko»,,."si' Gr und der Schulmeister des Hrn. Stettner
"sich neben dem alten Pfarrer sehen lassen. Herr Dank-
lli», . ° seine wenig bedeutende Nolle als Graf Finsterberg
gelernt, konnte sie deshalb auch nicht zur Geltung bringen.

Frln. Heinrich war ein liebes braves Dirndl aus der Einöd,
das auch singen kann. Die Nebenrollen wurden in zufrieden-
stellender Weise durchgeführt.
Das Stück wurde beifällig ausgenommen. IX Al.

/X Heidelberg, 4- April.
„Die Logenbrüder", Schwank in 3 Akten von Karl
Laufs und Kurt Kraatz.
Mit einem lustigen Schwank hat die Spielzeit s. Zt. be-
gonnen, mit einem sehr lustigen hat sie gestern ihr Ende ge-
nommen. Man hat noch einmal Thränen lachen müssen, ehe im
Scheine eines rothbrennenden Streichholzes der Vorhang fiel und
Herr Stettner verkündete: Schluß der Saison.
Die Logenbrüder sind Schwiegervater und Schwiegersohn, die
beide ihren Frauen vorgeflunkert haben, daß sie der Loge an-
gehören und die nun vor einander Angst haben, daß Einer den
andern entlarve. Man kann sich denken, welche köstlichen Scenen
geschickte Autoren aus dieser Idee herauszuschlagen vermögen. Sie
häufen aber die lustigen Situationen noch, indem sic einen ostelbischen
Gutsbesitzer einführen, der sich von den beiden angeblichen Brüdern
in die Loge einsühren lassen möchte. Und sie setzen dem Ganzen
die Krone auf, indem sie eine natürliche Tochter des Schwieger-
vaters erfinden und deren Rolle von einem jungen Manne
spielen lassen, der als Modistin nicht nur zu nähen, sondern
auch Damenkleider anzuprobiren hat u. s. w. Zeitweise
gingen förmliche Lachkrämpfe durch das Haus. Mit dem
geistigen Band der Handlung steht es freilich nicht besonders gut
aus. Es wird oft sehr, sehr dünn. Auf Vernünftigkeit muß
man das Stück nicht untersuchen, aber die einzelnen Szenen sind
von überwältigender Komik.
Ein Theil der Darsteller und der Darstellerinnen hatte seinen
Platz schon geräumt und war durch den Nachwuchs ersetzt wor-
den, doch handelte es sich dabei um die weniger bedeutenden
Rollen. Aber Herr Rudolph, Herr Dankmar, Herr
Stettner, Frt. Sander, die zu den bewährtesten Kräften
der Saison gehörten, hielten das Panier noch einmal hoch und
errangen noch einmal den Sieg. Herr Weinmann, der ein
hübsches Talent zeigt, halte in der dankbaren Damenrolle als

Modistin Bitterklee alias Agent Fischer seinen erfolgreichsten
Abend. Herr May ring repräsentirte den jungen Ehemann
frisch und natürlich. Auch die übrigen Mitwirkenden hielten
sich sehr brav, sodaß der Schlußeindruck der Saison ein sehr
günstiger bleibt.
Es ist im Schauspiel während der Saison redlich und fleißig
gearbeitet worden. Der Spielplan hätte vielleicht etwas mehr
an neuen Stücken der modernen anerkannten Dichter aufweisen
können; aber was geboten wurde, war durchweg mit Sorgfalt
vorbereitet und die darstellenden Kräfte zeigten sich ihren Auf-
gaben gewachsen. Möge die kommende Saison im Schauspiel sich
der verflossenen ebenbürtig anreihen! IX N.

Kleine Zeitung.
— Lindau, 1. April. Die Linie Lindau-München-Salzburg
wird vom 1. Mai d.J. an von 2 neuen S ch nellzügen, die 3.
Klasse führen, befahren werden. Dieselben sollen einerseits eine
Konkurrenzverbindung gegenüber der Arlbergbahn bilden, anderer-
seits die bisherigen überfüllten und mit Vorspannmaschinen ge-
fahrenen Schnellzüge entlasten. Die Fahrt wird ohne Umsteigen
in 7"/i Stunden zurückgelegt, während dieselbe von Lindau über
den Arlberg 12 Stunden erfordert. In Lindau werden Schiffs-
anschlüffe von Friedrichshafen, Rorschach und Bregenz ausge-
nommen.
— Berlin, 30. Marz. Die Voss. Ztg. schreibt: lieber die ge-
plante Fernsprechverbindung B erlin-Paris sind die
Verhandlungen abgeschlossen. Beabsichtigt wird, eine unmittelbare
Verbindung zwischen den beiden Hauptstädten ohne jede Umschal-
tung herzustellcn. Für die Leitung ist doppelter Bronzedraht von
je 5 mm Durchmesser vorgesehen, eine Stärke, wie sie bis jetzt
noch nicht zur Anwendung gelangt ist. Gleichzeitig mit der un-
mittelbaren Verbindung Berlin-Paris soll eine Fernsprechverbin-
dung zwischen Frankfurt a. M. und Paris hergestellt, sowie
eine Doppelleitung von ebenfalls je 5 mm Durchmesser zwischen.
Berlin und Frankfurt a. M. verlegt werden. Durch Ver-
einigung der beiden Th eilstrecken Berlin-Frankfurt und Frankfurt
Paris wird es dann möglich sein, die Leitung über Franksur.
 
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