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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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Fernsprech-Anschluß Nr- 82

M.

Erstes Klstt.

ÄnrstW, -cu 17. Im

1889.

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Heidelberg, im Juni 1899.
Die Kedaction und dir Expedition.

Die Pforzheimer Rede des Grohherzogs.
Die von der offiziösen Südd. Reichs-Korresp. ver-
öffentlichten, im Auszug schon kurz erwähnten Auslassungen
haben folgenden Wortlaut:
Mit steigendem Erstaunen haben wir die sich mehrenden
Aeußerungen verschiedener Zeitungen gelesen, welche der
Pforzheimer Rede des Großherzogs von Baden eine Deutung-
geben, die dem Empfinden des Hohen Herrn, wie wir ver-
sichern können, fern liegen mußte.
Die Angreifer übersehen vollkommen, daß der Groß-
herzog als einer der ersten Mitwirkenden bei der Be-
gründung des deutschen Kaiserreichs nicht beabsichtigen
konnte, die Verdienste der Männer zu schmälern oder zu
verleugnen, die vermöge ihres Amtes berufen waren, ihren
Königlichen Gebieter mit Rath und That zu unterstützen,
und die große Aufgabe der Reichswerdung vorzubcreiten.
Wenn in kurzen Worten vom Großherzog als Zeitge-
nossen unseres großen Kaisers gesagt wurde, daß König
Wilhelm allein eS war, der die Kaiserwcrdung ermöglichte,
so sollte dies die unbestreitbare Thatsachc in prägnanter
Form zum Ausdruck bringen, daß sein, des Königs, maß-
gebender und entscheidender Wille nothwendig war, um
ein deutsches Reich und einen deutschen Kaiser zu schaffen.
Die Mitwirkung Anderer versteht sich von selbst und konnte
am wenigsten vom Großherzog bestritten werden wollen.
Ob König Wilhelm die Kaiserkrone für sich ersehnte, ist
eine andere Frage, die zur Entstehungsgeichichte des deutschen
Reiches gehört, und worüber das Tatsächliche in er-
schöpfender Weise zu erzählen, bisher noch nicht gelungen
ist. Nur so viel kann heute schon mit Sicherheit behauptet
werden, daß König Wilhelm den Gedanken, ein mächtiges
Kaiserreich zu gründen, von Anbeginn freudig begrüßt hat,
daß er aber in seiner bescheidenen Denkungsweise sich selbst
ungern mit dem Träger der Kaiserkrone identistzirte.
Die Entwicklungsstufen einer so großen Aufgabe wie
die Gründung des deutschen Reichs in allen Einzelheiten
Zu schildern, ist ein Unternehmen, daS einer späteren Ge-
Ueration Vorbehalten bleiben muß. Die bisherigen Publi-
kationen nehmen zu sehr die Diskretion redlicher Zeitgenossen
w Anspruch, als daß man sie für erschöpfend und genü-
gend betrachten könnte; sie bieten zum Theil interessante
dersönlicye Auffassungen, sind aber keine erschöpfende Ge-
schichte. Daß unter diesen Umständen falsche Voraus-
setzungen entstehen können, ist sehr natürlich, und so ist
Mch die Leidenschaft zu erklären, mit welcher die Pforz-
deiiner Rede angegriffen wird. Ganz unbegreiflich ist aber
kleinliche Ansicht, als wolle der Großherzog von Baden
>e Verdienste des Fürsten Bismarck irgendwie in Frage
Men, während doch beide Männer gerade in der Kaiser-
^age so eng verbunden waren und erfolgreich zusammen-
Mirkt haben. Das schließt nicht aus, daß der Groß-
schon damals selbständig seine Wege ging, und
heute noch ist vor Allen der Großherzog auf Grund
.wer genauen Kenntniß der damaligen Vorgänge berufen,
v bestimmtester Weise für Kaiser Wilhelm einzutrcten,
^hen Charakter und Willensstärke in neuester Zeit so
j "unigsach in Zweifel gezogen werden. So ist es zu

I verstehen, wenn die Pforzheimer Rede die Thatkraft Kaiser ä
Wilhelms I. so nachdrücklich betont.
Eine Pflicht bleibt den Angriffen gegenüber noch zu
erfüllen. Die Thatkraft des großen Kaisers wurde we-
sentlich durch seinen Sohn, den nachmaligen Kaiser Friedrich,
unterstützt. Dieser war es, welcher treu das Reich mit
aufbauen half, und der seinem Vater als feste Stütze zur
Seite stand, wenn es sieb darum handelte, die entscheidenden
Entschlüsse zu fassen, welche zur lteberwindung der selbst-
losen Bescheidenheit des Königs führten. Kaiser Wilhelm I.
und sein unvergeßlicher Sohn Kaiser Friedrich haben dann
in gemeinsamer Arbeit ihre ganze Lebenskraft eingesetzt,
um die Macht des Reiches zu erhalten und so auszuge-
stalten, wie sie sich im Kriege bewährt hatte.
Eine Antwort auf Angriffe der Presse zu geben,
widerstrebt uns — aber die Angriffe gegen die Pforz-
heimer Rede des Großherzogs von Baden sind laute
Zweifel an der Ehrlichkeit und Treue des Hohen Redners,
insofern demselben der Vorwurf gemacht wird, historische
Thatsachen zu entstellen und die Hörer irre zu führe»;
wird doch sogar der Versuch gemacht, vor künftigen Reden
zu warnen, da die Absicht bestehe, durch solche neuen Auf-
fassungen die Wege zu ebnen. Derartigen unwürdigen
Behauptungen und ganz unbegründeten Unterstellungen muß
mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden.

Deutsches Reich.
Hannover, 16. Juni. Der Kaiser traf heute
Vormittag 10 Uhr hier ein und begab sich sofort nach der
Vahrendorfer Haide, wo er die Königsulauen besichtigte.
Nach der Besichtigung ließ der Kaiser das Regiment Carrs
bilden und übergab ihm die jüngst verliehenen Kesselpauken.
Um 3 Uhr 20 Minuten reiste ec nach Hamburg ab.
Deutscher Reichstag. Berlin, 16. Juni. Zur Ver-
handlung steht der Gesetzentwurf betreffend die Handels-
beziehungen zum britischen Reich.
Abg. Graf Kanitz (kons.): Die Schwierigkeit zur Regelung
der Handelsbeziehungen zu England liege darin, daß die englischen
Kolonieen vielfach die Bildung eigener Jnteressenkreise erstrebten
und auch erreichten. Gegen die Bestimmung „bis auf weiteres
Vollmachten zu crtheilen" sind Bedenken laut geworden, die auch
er theile. Es liege der alte Mißstand vor, daß wir durch unsere
Zolltarife gebunden sind und sie nicht nach Bedürfniß erhöhen
können. Er empfehle trotzdem die Annahme des Gesetzes.
Abg. v. Kardorff (Rcichsp.) schlägt die Bewilligung eines
Provisoriums bis zum 30. Juni i960 vor.
Abg. I)r. Roesicke-Kaiserslautern (B. d. L.) kann der Vor-
lage in der jetzigen Fassung nicht zustimmen. Es sei bedenklich,
keinen Termin anzusetzen; es herrsche die Ueberzeugung vor, daß
die Regierung den Engländern gegenüber nicht mit dem nöthigen
Nachdrucke vorgehe.
Staatssekretär vr. Graf v. Posadowsky führt gegenüber
dem Vorwurfe, daß die Regierung nicht mit der nöthigen Ent-
schlossenheit England gegenübergetreten sei, aus, daß die Wünsche
in dieser Richtung verschieden seien. Die Regierung hätte sich
weder durch Klagen noch durch Reden von ihrem Stand-
punkte abdrängen lassen, es entspreche nicht den Thatsachen, daß
wir, trotzdem Kanada uns zurücksetze, England und den Kolonieen
Weiler daS Recht der Meistbegünstigung einräumen. Kanada
gegenüber stellen wir den autonomen Tarif auf und gewähren
dagegen den anderen Kolonieen die Meistbegünstigung. Aendert
sich deren Verhältniß zu uns, so machen wir von unserer Voll-
macht Gebrauch und stellen auch ihnen gegenüber den autonomen
Tarif auf. Ich bin ein Freund des autonomen Volltarifs mit
hohen Zollsätzen. Es ist das eine gute Kompensation mit für
den Abschluß der Handelsverträge. Den Zolltarif, den wir aus-
arbeiten, werden wir im Herbste dem Hanse vorlegen, aber ohne
Zollsätze. Wir werden inzwischen die Meistbegünstigung England
gewähren als gute Kaufleute, aber ohne die Frage grundsätzlich
zu entscheiden. Wir werden von der Vollmacht Gebrauch machen,
soweit als uns die Differenzbehandlung Englands und seiner
Kolonieen nicht vortheilhafter erscheint. Es würde wohl nicht zu
rechtfertigen sein, wenn wir mit einem Lande, wie mit dem eng-
lischen Weltreich, mit dem uns unendlich viele handelspolitische,
politische und man kann sagen freundschaftliche Beziehungen ver-
binden, in einen Zustand des latenten Zollkrieges hineingeriethen,
weil eine englische Kolonie das Mutterland um 25 Prozent be-
günstigt, eine englische Kolonie, nach der wir für 17 Millionen
Mark ausführen und die zu uns für 4 Millionen einführt.
Hasse (natl-s wüßte nicht, wo die Schwierigkeiten liegen,
welche dem Abschluß der Handelsverträge entgegcnstehen. Redner
hielt den autonomen Tarif für nothwendig und kann gegenüber
den Ausführungen des Staatssekretärs Dr. Grafen v. Po-
sadowsky englischen Kolonieen Meistbegünstigung nicht gewähren,
welche uns nicht interessiren. Redner wird der Vorlage zu-
stimmen.
Abg. Dr. Hahn (B. d. L.) verlangt hohen Generaltarif.
Abg. Brömel (freis. Ver.) theilt nicht die Befürchtungen
über die künftige ungünstige Gestaltung unserer Beziehungen zu
England und den Kolonieen.
Hierauf wird die erste Lesung des Entwurfs beendet. In
erster Linie wird die Uebereinkunft zwischen dem Reiche und
Uruguay, betreffend das Wiederinkrafltreten des Handels-
vertrags, ferner die Konsularvorlage wegen Brasiliens, ebenso
der Entwurf betreffend Abänderung und Ergänzung des Gesetzes
über die Rechtsverhältnisse der Deutschen in den Schutzgebieten
erledigt.
Sodann vertagt sich das Haus auf morgen 1 Uhr. Tages-
ordnung: Zweite Lesung des Handelsprovisoriums mit England,
dritte Lesung der heutigen übrigen Vorlagen.
Bade»:. L. öl. Karlsruhe, 16. Juni. Für den
Zusammentritt der General-Synode ist nunmehr der 27.
Juni bestimmt.
L. öl. Karlsruhe, 16. Juni. Wie wir erfahren,
hat der Chefredacteur der Karlsruher Zeitung, Herr Julius
Katz, dem engeren Ausschuß der nationalliberalen Partei
mitgetheilt, daß er die Frist für das diesem zustehende Vor-
kaufsrecht aus die Badische Land eszeitung, welches
mit dem 24. Juni erlischt, bis zum 15. Juli verlängert,
um der Partei die Möglichkeit zu geben, die Kaufsumme
aufzubringen.

Preußen. Berlin, 16. Juni. Das Abgeordnete n-
haus behandelte heute die Centrumsintcrpellation, welche
die Regierung fragt, aus welchen Gründen der in der
Thronrede angekündigte Gesetzentwurf betreffend die Be-
steuerung der Waarenhäuser dem Landtag noch
nicht zugegangen sei, und für wann dies zu erwarten sei.
Finanzminister Dr. v. Miguel erklärt auf die Anfrage,
es sei der Regierung infolge der Schwierigkeit des Stoffes
nicht möglich gewesen, den Entwurf vorzulegen. Die Re-
gierung habe die Ueberzeugung gewonnen, daß es eines
Einschreitens in der That auf diesem Gebiete bedürfe, aber
eines Einschreitens, das cs vermeide, die kommunale Natur
der Gewerbesteuer und die abweichenden gewerblichen Ver-
hältnisse zu egalisiren. Redner bespricht die Schwierigkeiten
der Vorlage, hofft aber, daß zu Anfang der nächsten
Tagung der Entwurf vorgelcgt werden könne. Er hoffe
auf eine gedeihliche Regelung der Frage.
Berlin, 16. Juni. Der Eisenbahn-Minister beantragt
ein Extraordinarium von 50 Millionen Mark behufs Ver-
stärkung des Loko motiv- und Wagenparks und
zwar 30 Millionen Mark für Lokomotiven, den Rest für
Waggons.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Kammerherrn der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen
von Ecker mann das Kommandeurkreuz zweiter Klasse, dem
Oberleutnant und persönlichen Adjutanten des Kronprinzen von
Schweden und Norwegen, Freiherrn von Ban 6 r das Ritter-
kreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub vom Zähringer Löwen, dem
Königlich Preußischen Generalmajor Freiherrn vonSeckendorff,
Kommandeur des Kadettencorps, den Stern zum innehabenden
Kommandeurkreuz mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen.
— Obertelegraphist Ludwig Teubner in Neckarelz wurde
nach Mannheim, Expeditions- und Telegraphenassistent Ludwig
Bernhard in Offenburg nach Neckarelz und Betriebsassistent
Oskar Vollmer in Singen wurde unter Ernenunng zum Be-
triebssekretär zur Zentralverwaltuug versetzt.
Karlsruhe, 16. Juni. Die Großherzoglicheu Herr-
schaften trafen heute Vormittag 8'/^ Uhr von Baden hier
ein. Von 10 Uhr an nahm der Großherzog Meldungen-
entgegen. Hierauf ertheilte der Großherzog bis 1 Uhr
Audienzen, darunter dem Geheimen Hofrath Dr. Kehrer
von der Universität Heidelberg. Nachmittags besuchten die
Höchsten Herrschaften die Prinzessin Wilhelm. Die Rück-
kehr des Grotzherzogs und der Großherzogin nach Boden
wird voraussichtlich 10 Uhr 44 Minuten Abends erfolgen.

Ausland.
Frankreich. Paris, 16. Juni. Poincaro hat
sich vergeblich an die Radicalen gewendet; er erhält von
ihnen nicht die nöthige Unterstützung- um ein lebensfähiges
Kabinet zu Hilden. Deshalb hat er den Auftrag zur
Kabinetsbildung in die Hände des Präsidenten zurück-
gelegt. Die Ministerkrisis zieht sich also längere Zeit
hinaus, während die Zeilumstünde dringend eine Verant-
wortliche Regierung erheischen.
Paris, 16. Juni. Das Z u ch tp o lize i g e r i chr
verur theilte wegen der Vorfälle in Auteuil den
Baron Bandry und den Baron Meyronnen zu je drei
Monaten Gefängniß und 200 Fr. Geldbuße, ferner Louis
Barriot zu zwei Monaten Gefängniß, Felix Barriot zu
einem Monat Gefängniß, die Grafen Dion und Daubigny
zu je 14 Tagen Gefängniß und 100 Fr. Geldbuße, Fro-
missent zu 200 Fr. Geldbuße. Langloin wurde frei-
gesprochen. Es ereignete sich kein Zwischenfall.
Dänemark. Kopenhagen, 16. Juni. Der Marine-
minister gab gestern ein Fe stesse n, zu dem die Offiziere
der hier liegenden deutschen und französischen
Kriegsschiffe und die Mitglieder der deutschen und
französischen Gesandtschaft geladen waren. Der Minister
brachte ein Hoch auf den deutschen Kaiser und den Prä-
sidenten Loubet aus und toastete auf die deutsche und die
französische Marine. Der deutsche Gesandte trank auf das
Wohl des Königs von Dänemark, der französische auf die
dänische Marine.
Türkei. An der serbisch-türkischen Grenze haben starke
Zusammenstöße zwischen türkischen Truppen, Arnauten
und serbischen Truppen stattgefunden. Ueber die Ursache
derselben ist noch keine rechte Klarheit vorhanden. Ser-
bische nnd türkische Grenz - Kommissäre sind nach dem
Kampfplatz abgereist, um die Ursachen und den Umfang
der Kämpfe festzustellcn. Es scheint, daß Arnautenbanden
in Serbien einfielen und von den serbischen Grenztruppen
mit Hilfe der Grenzbevölkerung zurückgewiesen wurden.
Türkische Truppen wollten die Arnauten hindern, mögen
dann aber im Eifer auch gegen Serben sich gewandt haben.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 17. Juni.
T Studentische Bismarckfeier. Die geplante Feier am
21. Juni wird durch einen Fackelzug zum Bismarckdenkmal
begangen werden. Nachdem der Zug rings um den Bismarck-
garten Aufstellung genommen, wird der Vorsitzende der Studenten-
schaft einen Kranz am Denkmal niederlegen unter kurzer Hervor-
hebung der Veranlassung und Bedeutung dieser Feier. Mit dem
Liede „Deutschland, Deutschland über alles" wird die Feier
beendet. Der Fackelzug nimmt seinen Anfang 9 ir. o. t. am
Karlsplatz und bewegt sich durch die Hauptstraße, um den
Bismarckgarten, durch die Sophienstraße und Anlage zum
Ludwigsplatz.
* Vismarcksäule. Als Platz für die nach dem bekannten
Kreis'schen Entwurf zu erbauende Säule ist die Kutzelhecke auf
 
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