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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0121

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M der'Jnserate auf den Plakat-
^ tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xr. 28.

DmlnerstW, den 2. Mm

1899.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für die Monate Februar und
März werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den,
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der Expe-
dition, Untere Ncckarstr. Nr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate Februar
und März, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfennig, mit
Zustellgebühr Mk. 1.14.

Die deutsche Auswanderung nach Brasilien.
Endlich hat die Hanseatische Kolonisationsgcsellschaft
vom Reiche die Erlaubniß zur Anwerbung und Beförderung
deutscher Auswanderer nach Südbrasilien erhalten, und da-
mit hat man dann, freilich leider sehr spät, jene verkehrte
Auswanderungspolitik verlassen, die im v. d. Heydt'scheu
Reskript die deutsche Auswanderung auch nach Süd-
brasilien förmlich unterband, jede Stärkung des dort in so
erfreulicher Entwickelung begriffenen deutschen Elementes
verhinderte und es so verschuldete, daß heute jene süd-
brasilianischen Staaten nicht einen vollständig deutschen
Charakter tragen. Was in den letzten 40 Jahren in dieser
Hinsicht versäumt worden ist, wird nie wieder gut zu
machen sein, aber wir freuen uns darum doch, daß den
Deutschen Brasiliens, die mit solcher Treue an ihrem
Volksthum fcstgehalten haben, heute endlich wieder frisches
Blut und neue Kräfte zugcführt werden, und wir haben
auch die Ueberzeugung, daß das sorgfältig vorbereitete und
vorzüglich geleitete Unternehmen der Hanseatischen Kolonial-
gesellschafl ebensowohl dem Einzelnen, der sich ihm an-
vertraut, als auch der Sache des Deutschthums überhaupt
zum Wähle gereichen wird.
Wenn im nächsten Frühjahr die ersten Ansiedler in der
Provinz Santa Katharina ankommen, so werden sie alles
zu ihrer Aufnahme vorbereitet finden. Die von der Ge-
sellschaft erworbenen 650000 Hektar stoßen unmittelbar
an die bereits von 70—80000 Deutschen bewohnten Ge-
meinden Joinville und Blumenau (an beiden Orten be-
stehen auch Ortsgruppen des Alldeutschen Verbandes), die
VermeffungSarbeiten schreiten kräftig vorwärts, über 300
Arbeiter find mit dem Ausbau des Straßennetzes be-
schäftigt, sowie eine Schaar von Zimmerleutcn mit der
Herstellung von Hütten und Unterkunftsstellen für die er-
warteten Ansiedler, kurz, alles wird unter umsichtiger
deutscher Leitung so sorgfältig vorbereitet, daß die Aus-
wanderer mit ganz anderer Aussicht auf die Schaffung
einer befriedigenden Existenz sich nach diesem Ziele ein-
schiffen können, als wenn sie nach den Vereinigten Staaten
von Nordamerika zögen, wo sich Niemand um sie kümmert,
wo sic im Gegentheil nur Gefahr laufen, von gewissen-
losen Menschen ausgebeutet zu werden, während hier eine
solide deutsche Gesellschaft ihre schützende Hand über
s'c hält.
Die letztere hat auch von der Regierung eine Eisen-
bahnkonzesston im Staate Santa Catharina erhalten, die
kben von fachmännischer Seite einer genauen Prüfung
unterzogen wird, welche hoffentlich zu einem befriedigenden
^rgebniß und zur Anlage einer die deutschen An-
stedelungen untereinander und mit der Küste verbindenden
Cisenbahn führen wird, die natürlich für das wirthschaft-
l'che Gedeihen der Kolonisten von größtem Werthe sein
würde.
So bestehen denn endlich nach jahrzehntelangen
Schwierigkeiten die besten Aussichten auf die Hinlenkung
"er deutschen Auswanderung nach Gegenden, in denen
Unsere Landsleute sich unter günstigen Verhältnissen nieder-

Das Bachstelzchen.
24) Novelle von Martha Renate Fischer.
(Fortsetzung.)
2^. Otto sagte: »Ich hab's nicht ausgehalten — ich habe es
ls-sr noch heute jagen müssen — Acnnchen — Aennchen —"
Anlaßle sie und preßte sie mit beiden Armen an seine Brust,
"wd nachdem er sie beinahe in seiner Umarmung zerdrückt,
^ tickte er sie fast mit seinen Kusse». Und er versengte sie
"U leine» zärtlichen Augen und mit seinen schönen Liebes-
"wrten, die er ihr zuflüsterte.
Sie aber hielt tapfer aus, sträubte sich nickt in aller
wi» u.^esahr. vergalt ihm schüchtern-heiß die Küsse, strahlte
" ihren Augen seine zärtlichen Blicke wieder.
»: »Aennchen — Aennchen — mein kleines Mädel — mein
D.Utlng — mein Sonnenkind — meine kleine Frau. — —
das» > stärkste Mensch, Aennchen, den ich kenne. Du
Nein uns die Erde geworfen und hast mich doch mit kei-
Lmv »mger berührt. — Aber nun binde ich Dich an mein
Wow — Liebchen, sage, Liebchen-willst Du's denn
m auch — — meine Frau werden? — Denke doch l Meine
d»,uu! — Jetzt bist Du bloß noch ein kleines, dummes Mä-
Aber bald bist Du meine Frau. Und den Kopf machst
"wir schon warm. -"
h°tte wehrlos in seinem Arm gelegen mit erhobenem
^ lodaß sie in sein Gesicht sehen konnte. Und er halte
„en A,runutze gemacht, hatte sich herabgebeugt zwischen iei-
Und kl um die selige Sprache ihrer Augen zu lesen,
wem. Me geküßt; denn ihre Lippen standen vergessen ein
Als und er halte sie mit seinen eigenen schließen müssen,
sieb „ sagte, sie solle seine Frau werden, verwandelte
die Gesicht, als sterbe sie. Sie wurde bleich und schloß
ffugen.
ja k,fauchen! Aennchen l Liebling! — Ja deshalb bin ick
A Das habe ich Dir heute noch sagen müssen. — Mach'
Mieder Deine Sonnenaugen auf, mein Liebling."
o stand er dem Hause gegenüber und meinte alle Fenster

lassen und uns auch national erhalten bleiben können, und
diese Aussichten eröffnen sich gerade zu einem Zeitpunkte,
da sich die wirthschaftlichen Verhältnisse Brasiliens über-
haupt zu bessern scheinen, sodaß angenommen werden darf,
das deutsche Kapital werde sich mehr als bisher diesem
Lande zuwenden. An vortheilhaften Anlagcgelegenheitcn
fehlt es dort wenigstens nicht. Auch die Errichtung deut-
scher Berufskonsulate in S. Paula und Curytiba wird sich
der deutschen Sache sehr förderlich erweisen, und so wollen
wir hoffen, daß in dem von der Natur so reich gesegneten
Lande sich eine neue Stätte blühenden Wohlstandes ent-
wickeln werde, die deutschem Fleiße, deutscher Ausdauer
und deutscher Bildung ihre Entstehung verdankt.

Chronik.
(Vom 15. bis zum 28. Januar.)
Jan. 15.: Eine in Wien unter dem Vorsitz v. Schönerer's ab-
gehaltene dcutschnationaleVersammlung gibt
die Parole .Los von Rom" ans.
„ 16.: Der preußische Landtag wird eröffnet.
h 17.: In Frankreich behandeln namhafte Schriftsteller
das Thema von der wünschenswerthen Freundschaft
zwischen Frankreich und Deutschland, ohne auf Wider-
spruch zu stoßen.
» 18.: Die russische Regierung hat ein zweites Rund-
schreiben in Sachen der Friedenskonferenz er-
lassen.
„ 18.: Der englische Minister des Auswärtigen, Cham-
bcrlain, bezeichnet in einer öffentlichen Rede zu
Wolverhampton Frankreichs Politik von Mada-
gaskar als Treubruch und die in Neufundland als
boshaft.
„ 19.: In Samoa haben anläßlich der Königswahl Kämpfe
stattgesunden, wobei auch der Oberrichter, ein Ameri-
kaner, und der Munizipalpräsidcnt, ein Deutscher, in
Gegensatz zu einander geriethen. Dem deutschen Konsul
wird von der amerikanischen Presse unkorrektes Ver-
halten vorgeworfen, wahrscheinlich ohne Grund.
„ 20.: Ein Abkommen zwischen England und Egypten
stellt den früher egyplischen Sudan unter die ge-
meinsame Herrschaft der beiden genannten Mächte.
„ 21.: Die Vorgänge auf Samoa werden möglicherweise zu
einer freundschaftlichen Auseinandersetzung der drei
Vertragsmächte Deutschland, England und Nordamerika
führen.
» 22.: In Rohrbach bei Heidelberg wird das erste badische
Genesungsheim in Anwesenheit des Großherzogs
und der Großherzogin eröffnet.
„ 28.: Vor dem Pariser Kassationshofe beginnt im Zola- s
Revistonsprozeß die Vernehmung Esterhazy's, '
dem freies Geleit zugesichcrt worden ist.
„ 23.: Der Kaiser begiebt sich nach Hannover und läßt
dort vor den versammelten Truppen eine Ordre ver-
lesen, wonach zwischen den alten hannover'schen und
einer entsprechenden Anzahl in Hannover garnisoniren-
den preußischen Regimentern ein Zusammenhang in der
Weise hergestellt wird, daß die betreffenden preußischen
Regimenter als Fortsetzung der hannover'schen ange-
sehen werden sollen.
„ 25.: Der Reichstag nimmt wieder einmal einen Cen-
trumsantrag auf Aufhebung des Jesuitengesetzes
und daneben noch einen konservativ-freisinnigen Antrag
auf Aufhebung des 8 2 die>es Gesetzes an.
„ 27.: Im österreichischen Ab ge o rd n e te n ha u se,
wo ein Theil der Deutschen Obstruktion treibt, kommt
es zu sehr lebhaften Scene» und sogar zu einer
Prügelei.
„ 28.: Die italienische Deputirtenkammer nimmt das
italienisch-französische Handelsabkom-
men definitiv an.

Deutsches Reich
— Der Groß Herzog von Baden hat am 1. d.
in Berlin den Staatssekretär Grafen PosadowSky in
längerer Adienz empfangen.
— Dem Bundesrath ist der Entwurf einer neuen
Fernsprechgebühren-Ordnung zugegangen.

— Die französische Regierung hat die Verfügung
über die Zol lkaut io ne n von deutschen Kanal-
schiffen aufgehoben.
— In der Budgetcommission des Reichs-
tages kamen am 1. d. die Spie ler a ff a i r en von
Berlin und Hannover zur Sprache. Kriegs-
Minister v. Goßler sprach sein Bedauern über die Vor-
kommnisse aus und versicherte, daß der Kaiser rücksichtslos
durchgreife, um den Schaden auszurotten. Das Spielen
in Officierskreiseu habe thatsächlich abgenommen. Man
erwäge, ob man nicht den Officieren die Anzeige der oft
schamlosen Geldanerbietungen, die oft sogar aus dem Aus-
lande kommen und wodurch die Officieren zum Spielen
verleitet werden sollen, zur Pflicht machen solle. Schon
in den Cadettenschulen und Kriegsschulen sollen die an-
gehenden Osficiere über die ihnen drohenden Gefahren
ernste Belehrung erfahren. — In der gleichen Sitzung der
Budgctcommission erklärte der Kriegsminister auf eine An-
frage, er halte die Zcitungsmeldung. daß Detmold seine
Garnison verlieren solle, für falsch. In der Militär-
convention, die Preußen stets streng gehalten habe, sei zu-
gesichcrt worden, daß in Detmold eine Garnison verbleibt.
Uebrigens hätten bisher überhaupt keine Korrespondenzen
zwischen dem Lippeschen Ministerium und dem Kriegs-
ministerium stattgefunden.
Deutscher Reichstag. Berlin, 1. Fcbr. Am Bundes-
rathstische Niemand.
Präsident Graf Balle st rem eröffnet die Sitzung um
1 Uhr 20 Minuten.
Dritte Berathung des Antrages Hompesch betreffend
Aufhebung des Jesu i te n g c setz es in Verbindung
mit Antrag Limburg-Stirum-Rickert betreffend Aufhebung
des § 2 des Jesuitcngesetzes. (Nach § 2 können
Jesuiten deutscher Staatsangehörigkeit aus gewissen Be-
zirken ausgewiesen oder zum Aufenthalt in bestimmten
Bezirken veranlaßt werden.)
Abg. Zehnter (Centr.): Die Angelegenheit sei längst
spruchreif.
Abg. Rick ert (freis. Ver): Hoffentlich werde der Abgeord-
nete Lieber seinen Angriff gegen die Schweiz berichtigen, daß
dort Königs- und Frauenmörder frei umher liefen.
Abg. Dr. Lieber (Certtr.): Er habe nicht das schweizerische
Volk beleidigen, sondern lediglich die Verweisung auf die
Schweiz als Vorbild für Deuischland in der Frage der Zu-
lassung der Jesuiten mit dem Hinweis auf die bekannten Asyl-
rechtsverhältniffe zurückweisen wollen. Uebrigens müsse er doch
sagen, er fände es außerordentlich beleidigend, wenn derartige
Zeitungsangrtffe den Anschein gewinnen, einen Einfluß auf
unsere Berathung auszuüben, auf die freie Meinungsäußerung
der ersten gesetzgebenden Versammlung des deutschen Reiches.
Wenn er die schweizerische Regierung beleidigt hätte, würde der
Präsident ihn zur Ordnung gerufen haben. Da dies nicht der
Fall sei, hätten die Schweizer kein Recht, sich in die Verhandlungs-
freiheit des deutschen Reichstages einzumischen, das schweizerische
Volk stehe viel zu hoch, um es hier zu beleidigen, wo es sich
nicht vertheidigen könnte.
Abg. Graf Limburg- Stirum (kons.): Wir hätten keine
Veranlassung, für ein fremdes Volk hier einzutreten, da dies in
anderen Ländern auch nicht geschehe.
Abg. Bebel (Soz.)i In der Schweiz würden Frauen- und
Königsmörder nicht geschützt, deshalb habe die Schweiz die
Aeußerung Liebers empfindlich nehmen müssen.
Abg. Rickert (freis. Ver.): Für die Anschauung Graf
Limburg-Stirums finde er keinen parlamentarischen Ausdruck.
Lieber habe das Bcdisifniß gefühlt, seinen Aeußerungen das
Verletzende und Beleidigende zu nehmen.
Abg. Dr. Lieber (Centr.): Er sei von den Basler Nach-
richten so stark angegriffen worden, daß er die Gelegenheit zu
seiner Erklärung benutzte. Redner wendet sich nochmals gegen
die Ausführungen Bebels.
Abg. Dr. Sattler (nat.-lib.) verlangt nachdrücklich end-
giltigen Uebergang zur Tagesordnung. Er habe die Aeußerung
Liebers für nicht so verletzend gehalten.
Abg. Bebel (Soz.) beschwert sich darüber, daß der Ausdruck

seien Augen, die aus ihn blickten. Und schämte sich seiner
hohen Rede nicht, der sich so leicht schämte. Flüsterte seinem
Liebchen die zartesten und holdesten Namen zu und die ver-
wegensten Verheuerungen. Und immer wieder sagte er ihr:
Ich mache Dich zu meiner Frau." Aber es löste ihre Zunge
nicht, es öffnete nur ihre Augen, in denen ein blaues Feuer
brannte.
Herrgott! Die Augen I Die Augen! Das Feuer versengte
ihn ganz und gar!
„Laus!" sagte er. „daß Du in's Haus kommst; denn mein
Glück ist so stark, daß ich Dir Thüre und Fenster zerschlage!"
blieb auf dem Platze stehen, sah seinem Liebchen nach, wie es
mit zögernd-flinken Schritten von ihm ging- Hüpf! Die
Thürstufen hinauf!
Sie kehrte ihr Gesicht zurück. Und so mit dem hinge-
wandten Antlitz verschwand sie im Haus. —
Er hörte den Riegel schieben — wartete, ob sie etwa Licht
machen würde. Aber es blieb dunkel.
Nun schritt er heim.
Er fühlte es in sich rauschen wie Bergbäche, die ihn trugen
und doch beinah sein Herz erträpkten.
Langsam nur verlief sich die Fluch.
Als er in die Nähe seines Gehöftes kam, schlug es zwölf
Uhr.

XL.
Das Haus war geschlossen. Otto mußte bei der Mutter
pochen, daß sie ihm aufmache.
Er trat in die Flur, nahm seine Laterne vom Hacken und
zündete sie an.
Dann ging er an seiner Mutter Schlasstubenthür, sagte:
„Ich muß Dir noch was sagen-" und klinkte auf, ohne
erst ihre Zustimmung abzuwarten.
Er stellte seine Laterne auf den Stuhl neben die Tbür,
setzte sich vor der Mutter Bett und sagte ihr ohne lange Vor-
rede und ohne Umschweife, daß er deS allen Vierguts Tochter
heirathen werde.
„Sieh mal — ich habe ja nicht gewollt — das liegt mir

ja so un Blute," sagte er. „und ick habe ja nicht anders ge-
dacht, als baß ich ein Stück Geld dazu heirathen werde —
daß die Wirthschaft noch vergrößert wird- Und da sehe ich
heute Abend tue Burschen mir ihren Mädeln spazieren gehen.
Und das habe ich ja schon ost gesehen. Aber heut packt es
mich: Das ist doch wohl das Beste am Leben! Und läßt
mich gar nicht wieder los — packt mich und hat mich. Mit
einemmale sehe ich erst, daß das das Beste ist — Und nun ist
es beschlossen. Ich kann nicht von dem Mädel lassen."
„Schlaf nur erst aus," sagte die Mutter.
„Das werde ich; aber es ändert nichts. Ich habe ja auch
schon mit Aennchen gesprochen. Sieh mal, Mutter," sagte er
schalkhaft verlegen, „ich muß doch in erster Reih auch wissen,
ob sie mich auch haben will." /
Die Frau setzte sich auf; sie trug ein Nachtjäckchen, weiß-
grundig mit kleinen bunten Blumen, ihr Bett war mit grotz-
karrtrter weiß und rother Leinewand bezogen.
(Fortsetzung folgt.)

Kleine Zeitung.
— Hochschulnachrichten. Göttingen, 31. Jan. Professor
G. Wolfhügel ist gestern Abend hier gestorben. Er war
seit 1887 ordentlicher Professor der Hygieine und Director des
Instituts für medicinische Chemie und Hygieine in Göttingen.
Seine zahlreichen Arbeiten betreffen insbesondere Ventilation,
Heizung, Desinfection und Wasserversorgung.
— Aus dem Kreise Schlettstadt, 30. Jan. Dem „General
Staff" haben die Franzosen 1870 zu unsterblicher Berühmtheit
Verhalten. Ein Gegenstück dazu ist die „Mademoiselle
Innigsten Glückwunsch". Ein Brief mit dieser originellen
Adresse, so lesen wir im Elsässer, langte aus Reims hier an.
Naäsmoissslls Imügstou OlirLkreuasoti Rus X Xo. 21 ä L.
(Lisaos)" lautete die Adresse eines Briefes, die dem Postboten
genug Kopfzerbrechen machte. Das Räthsel erklärt der Elsässer
so: Eine französische Dame hatte nämlich von ihrer elsässischen
Freundin zu Neujahr die übliche Visitenkarte erhalten, der ein
weiteres Kärtchen mit der deutschen Inschrift „Innigsten Glück-
 
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