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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0026

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oder zerstört worden sind. (Es gibt also nur zwei Mög-
lichkeiten. Entweder haben die nationalistische Presse und
ihre Auftraggeber mit ihren Behauptungen von dem Dasein
des diplomatischen Dossiers gelogen oder es ist mittler-
weile verschwunden. Darüber, welche dieser beiden
Möglichkeiten zutrifft, kann jeder nach seiner Meinung
entscheiden.)
Spanien. Madrid, 6. Januar. Die Königin-
Regentin Unterzeichnete ein Decret, wodurch das Kolo-
nialministerium als nunmehr unnöthig geworden
aufgehoben wird.
Afrika. Kairo, 6. Jan. Lord Cromer und Lord
Kitchener empfingen gestern in Omdurman in der
Wohnung des SirdarS Kitchener verschiedene sudanesische
Scheikhs und Notabeln. Cromer hielt eine Ansprache, in
welcher er sagte, der einzige Vertreter der britisch-egyptischen
Regierungsgewalt im Sudan sei der Sirdar Kitchener.
Es werde kein Versuch gemacht werden, das Land von
Kairo oder von London aus zu regieren. Lord Cromer
versprach, die Religion der Einwohner des Landes werde
geachtet und gleiches Recht auf Arm und Reich angewandt
werden. Auch sollen die Abgaben mäßige sein. Die An-
sprache war von Beifall begleitet.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 7. Januar.
X Aus dem Stadtrath. In den Stadtrathssitzungen
vom 3. und 6. d. Mts. wurden u. A. folgende Gegenstände zur
Kenntniß bezw. Erledigung gebracht:
1. Nach der Zusammenstellung der Stadtkasse haben die Ver-
brauchssteuern im November 12735 23 ertragen.
2. Das Ergebniß der Holzversteigerung vom 2. d- Mts. mit
einem Erlös von 3720 60 ^ wurde genehmigt,
3. Nach dem Geschäftsausweis der Verrechnung der städtischen
Sparkasse wurden bet dieser im December 799 Einlagen mit
zusammen 166508 68 ^ gemacht. Dagegen in 613 Einzel-
beträgen zusammen 236548 .B, 56 an die betreffenden Ein-
leger zurückbezablt und hat die Gesammtzahl der letzteren im
Jahre 1898 um 710 zugenommen.
4. Nach dem Geschäftsberichte des Vorstandes des städtischen
chemischen Laboratoriums wurden von demselben im vorigen
Monate 8 Proben von Chiistbaumbehang, 1 von Cocosnußbutter,
2 von Kainit, 7 von Käse, 1 von Kunstbutter, 8 von Kuhbutter,
12 von Kuhmilch, 15 von Kinderspielwaaren, 11 von Lebkuchen,
12 von Lampenschirmen, 7 von Margarine, 6 von Petroleum,
6 von Pfeffer, 11 von Schweinefett, 3 von Senf, 4 von Seife,
3 von Thee, 3 von Trinkwasser, 36 von Wachskerzen, 45 von
Wurst und 33 von Zuckerwaaren untersucht und dabei eine Milch-
probe teanstandet. Von den 234 Untersuchungen erfolgten 2
auf Antrag von Privaten, im übrigen im Auftrag von Be-
hörden.
Die Untersuchung je einer Probe Milch aus den Milchkur-
anstalten von Joh. Baur und von Jakob Schweickardt lieferte
ein günstiges Ergebniß.
5. Die städtischen Aichmeister haben im IV. Quartal 1898 ge-
sicht: 13 Brückenwagen mit Laufgewicht, 7 Dezimal-Brücken-
waagen, 8 Höckerwaagen, 3 Tafelwaagen, 35 gleicharmige Balken-
waagen, 2 Geväckzeigerwaagen, 40 Flüssigkeitsmaße, 247 eiserne
und 338 messingene Gewichte, sowie 640 Fässer.
6. Die Denkschrift des Vorstandes des Vereines „Genesungs-
fürsorge, Grobherzog Friedrich Jubiläumssvende" über das erste
Genesungsheim des Vereines wurde dankend entgegengenommen.
7. Das Geburtsfest Seiner Majestät des Kaisers soll in
diesem Jahre in gleicher Weise wie im Vorjahre gefeiert
werden.
8. Zu einer Korrektion der Oberen Neckarstrabe vor dem
Hause Nr. 1l o sollen die erforderlichen Mittel im Voranschlag
für 1899 vorgesehen werden,
9 Die im Einverständniß mit dem Gewerbeschulrath und
nach Anhörung des Gewerbe- und Industrie-Vereines festgestellte
Vorlage betreffend das Ortsstatut über die Verpflichtung zum
Besuche der Gewerbeschule wird genehmigt.
10. Der Gemeindevoranschlag für 1899, nach welchem die
Umlagesätze die gleichen wie im vorigen Jahre geblieben sind,
wird festgestellt und dem Druck übergeben.
11. Die Museums-Liegenschaft soll vorbehaltlich der Zu-
stimmung des Bürgerausschusses, welche unter eingehender Vor-
legung der in Betracht kommenden Verhältnisse alsbald nach-
gesucht werden wird, für die Stadt zum Preise von 350000
für Saalbauzwecke angekauft werden.
K Zur Festhallenfrage. Wie aus den oben stehenden Notizen
aus dem Sladtrath, sowie aus einer Ankündigung der Museums-
gesellschaft im Jnseratentheil ds. Bl. heroorgeht, ist zwischen der
Verwaltung des Museums und derjenigen der Stadt ein Vertrag
zu Stande gekommen, wonach die Stadt das Anwesen des
Museums um 350 000 Mk, übernimmt. Vor etwa Monatsfrist
hatte, wie man sich entsinnen wird, eine Baugesellschaft dem
Museum 400 000 Mk. geboten. Wenn die Generalversammlung
des Museums und der Bürgerausschutz den Vertrag genehmigen,
dann ist in der Festhallenangelegenheit eine wichtige Entscheidung
getroffen. Es ist klar, daß, wenn die Stadt das Museum kauft,
dann für eine Festhalle kein anderer Platz mehr in Frage
kommen kann, sondern daß ein Festsaal dann auf dem Museums-
grundstück errichtet wird, worauf ja auch in den Notizen auS
dem Stadtrath direkt hingewiesen wird. Ein Theil des Museums-
ebäudes würde der Museumsgesellschaft pachtweise überlassen
leiben.
Vortrag. Auf Veranlassung des Kaufmännischen Vereins
hält morgen, L-onntag, Abend Herr Hauptmann a. D. Karl
Tan era einen Vortrag über: „Psychologische Beobachtungen
aus dem 1870/71er Kriege, insbesondere aus den Bayernkämpfen
uw Orleans." Der Name Tanera's ist durch eine Reihe fesselnder
Kriegserinnerungen bekannt geworden und es dürfte wohl viele
Leser seiner Schriften freuen, den Verfasser derselben persönlich
zu hören. Der Vortrag, zu dem auch Nichtmitglieder des ver-
anstaltenden Vereins Zutritt haben, findet im großen Saale der
Bürger-Kasinogesellschaft statt.
O Kunstverein, Zum Beginn des neuen Jahres bringt der
Kunstverein eine Kollektion von Bildern von Professor Ludwig
Dettmann, Berlin, bestehend in 7 größeren Oelgemälden und 6
Aquarellen, welche man hinsichtlich ihrer Auffassung und Aus-
führung als Werke der neuesten Richtung bezeichnen kann. Prof.
Dettmann, welcher in der Berliner Künstlerwelt einen bedeuten-
den Ruf besitzt, bietet in seinen Gemälden vor Allem größte
Naturwahrheil bei reichem, sattem Colorit. Unter seinen Aqua-
rellen sind einige Motive aus Süd-Tyrol, die sich durch glänzen-
den Farbenrcichthum auszcichnen. Die Ausstellung der Werke
Dettmanns wird sicher allgemeines Interesse erregen. Herr
Johannes Marx, München (Heidelberg) dringt ein flottgemaltes
Genrebild: „Mutter und Kind", welches einen merklichen Fort-
schritt in seinen Leistungen bezeichnet. Die zwei Gemälde
von Fräulein Hedwig Schunck, München, find in ihrer
Art ganz flott behandelt, jedoch sind die Sujets zu häufig
wiederholt und zu allbekannt, um hier viel gewürdigt
zu werden. Von großem Interesse sind die Gemälde
von Manuel Wielandt, Karlsruhe: 17 Oelgemälde, 2 Aquarelle,
Motive von Venedig und Capri, denen man auf den ersten Blick
ansicht, daß sie sämmtlich an Ort und Stelle ausgenommen sind.
Wie man das von Wielandt nicht anders gewohnt ist, sind sie
sehr flott behandelt. Noch ganze Kollektionen in Landschaft,
Genre und Blumenftücken sind vorhanden; wir wollen uns aber

für heute bescheiden und nur noch darauf Hinweisen, daß mit
nächster Woche ein sehr großer Theil der jetzt ausgestellten Ge-
mälde abgesandt wird. Es ist somit nur morgen noch Gelegen-
heit, dieselben zu besichtigen, ebenso die plastischen Werke der
Bildhauer Karl Pracht, dessen Meisterwerk, die Marmorbüste
von Th. Mommsen, und N. Pfretschner, Bismarcks Relief
und Büste Treitschke's, ebenfalls letztmals ausgestellt sind,
, ** Hausverkauf, Herr Ludwig Heuser verkaufte sein Haus
Uferstr. 16 an Herrn Karl Zimmermann, früher in Bruchsal,
um den Preis von 41000 Mk.
Zuzenhausen, 5. Jan. Eine eigenartige Wette (so erzählt
der Landbote) gingen in voriger Woche einige beim Eismachen
beschäftigte hiesige Männer ein, indem sie einem unter ihnen
6 Mark boten, wenn er die etwa 60 -70 Pfd. schwere Waage
eines Fuhrwerks von hier nach Horrenberg und zurück auf einer
Achsel ohne abzustellen tragen würde. Zur Durchführung der
Wette wurde, um Alles in ziemlicher Verschwiegenheit abzu-
machen, das Dunkel der Nacht benutzt. Zum Erstaunen der
Gegner trug der Wettende die Waage hin und zurück auf einer
Achsel und trank sogar noch dort, ohne die Last adlegen zu
dürfen, zwei Schoppen Bier, die ihm aus einem Wirthshause
herausgebracht wurden. Wirklich eine Leistung I
— Weinheim, 5 Jan. Der Abschluß der bürgerlichen
Standesbücher hiesiger Stadt vom Jahre 1898 ergiebt
Folgendes: Geboren wurden 464 gegen 447 im Vorjahre, ge-
storben sind 258 Personen, getraut wurden 58 Paare. — Zwischen
der hiesigen Gemeindebehörde und der Verwaltung des Gas-
werkes wurde ein neuer Vertrag vereinbart, welcher in der
gestrigen Ausschußsitzung die einstimmige Genehmigung erhielt.
Darnach werden in Zukunft 215 Laternen mit sog. Auer-Brennern
angebracht gegen 180 seitherige ohne Aner-Brenner. Richt-
laterncn giebt es 35—40 Stück, Besonders wird der Bahnhof-
gegend größere Beachtung geschenkt, so daß den Abends an-
kommenden Fremden keine Veranlassung zu Klagen mehr gegeben
werden wird.
Mannheim. 6. Jan. Eine hier wohnende Frau, welche ein
Dienstmädchen suchte, erhielt von einem Mädchen, mit dem sie
wegen des Dienstantritts in Verbindung getreten war. folgende
bezeichnende Postkarte: „Frau X! Auf Ihre werthe Karte theile
ich Ihnen mit, daß ich mich besonnen habe, Ihre Stelle an-
zunehmen unter den Bedingungen: 1. Alle Sonntag und Feier-
tag in die heil. Messe und Nachmittags Ausgang, und was für
Lohn ich bekomme. Das Krankengeld wünsche ich ganz bezahlt
zu haben. 2, Ju welchem Stock Sie wohnen, auch müßte ich die
Arbeitsschürze gestellt haben." Es ist selbstverständlich, daß sich
Frau T. beeilt hat, dieses Prachtexemplar von einem Dienst-
mädchen zu engagiren, vorausgesetzt, daß das verehrte Fräulein
an der Zahl der Stockwerke re, keinen Anstoß nimmt.
Mannheim, 6. Jan Mannheim entwickelt sich mit aller
Macht zur Großstadt, Nach dem Mannh. Anz, beziffert sich
die Einwohnerzahl der Stadt am 1, Januar ds. Js. auf
ca. 123 000. Die Stadttheile Käferthal und Neckarall sind bei
dieser Zahl inbegriffen. Gegen l. Januar 1898 beträgt die
Bevölkerungszunahme etwas über sechs Prozent.
L 6, Bruchsal, 6. Jan. Ein Bürger aus der Heidelsheimer
Vorstadt muß wahrscheinlich in die Irrenanstalt nach Heidel-
berg überführt werden, da sich Spuren der Geistesstörung bei
ihm bemerkbar machten. Der Unglückliche ist „übergeschnappt"
weil er einen Acker zu billig verkaufte, an dem der Käufer einige,
Hundert Mark profitirte.
Rheinsheim, 5. Jan. Eine Vorsichtsmaßregel, welche auch
die Beachtung weiterer Kreise verdient, wurde von unserem Bür-
germeister, Herrn Th, Bauer, in wohlwollender Weise getroffen.
Er ließ am Sylvesterabend die Ortsbürger auf's Rathhaus ent-
biete» und legte ihnen an's Herz, in Erinnerung an des vor
einige» Jahren vorgekommenen Unglücksfalles, bei ihrer Jugend
das Schießen zu verbieten. In Folge dessen fiel in der Neu-
jahrsnacht in Rheinsheim nicht ein einziger Schuß.
L,L. Karlsruhe, 6, Jan. Die Strafkammer verurtheilte den
Maurermeister Hermann Pfeifer aus Mühlburg wegen fahr,
lässiger Tödtung und Körperverletzung zu 4 Monaten
Gefängniß. Pfeifer hatte bei dem Bau der Betondecke eines
Kellereingangs geringwerthigen Cement und schlechten Sand ver-
wendet, so daß, als die Verschalung entfernt wurde, die Decke
einstürzte und einen Arbeiter begrub. Bei einem andern Ban
wurden mehrere Arbeiter erheblich durch ein herabstürzendes
Maucrwerk verletzt, weil Pfeifer fahrlässiger Weise nicht Sorge
dafür trug, daß das Gerüst stark genug hergestellt und richtig
konstruirt wurde.
L,0. Pforzheim, 6. Jan. Nach langer Pause ließen sich bei
den hiesigen Goldwaarenfabrikanlen die spanischen Kunden
wieder sehen. Besonders die Emailbijouterie erfährt von ihnen
lebhaften Zuspruch. Im Gegensatz zu den Russen und Polen
sind die Spanier als „anständige Zahler" bei den Pforzheimer
Fabrikanten gerne gesehen.
Freiburg 6, Jan, In der medizinischen Fakultät hier haben
sich Dr. Clemens für innere Medizin und Dr. Sellheim
für Gynäkologie habilitirt.
Villingen, O.Januar. Zum Ba h np r oj ekt Schwenningen—
Dürrheim—Donaueschingen kann der Schwarzwälder mittheilen,
daß letzten Montag eine Deputation von Schwenningen und
Rottweil, unter Führung des Herrn Schultheiß Würth von
Schwenningen in Donaueschingen war, um mit der Fürstenberg.
Standesherrschaft über die Abtretung ihres Geländes, soweit es
von der Bahn berührt wird, zu unterhandeln. Die unentgeltliche
Abtretung unter gewissen Voraussetzungen ist zugesichert worden,
Als Erbauer und Unternehmer der Bahn soll die Firma Bach-
stein ein günstiges Offert gemacht haben. Es dürften aber
immerhin noch erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden sein.
Siickingen, 7. Januar. Dr. Karl Schönenberger aus
Radolfzell bestand dieser Tage das medizinische Staatsexamen
an der Universität Kiel. Derselbe wurde, wie wir dem Säck. Tagbl.
entnehmen, 1885 als Schalkandidat aus dem Schullehrerseminar
Meersburg entlassen, wirkte 3'/, Jahre als Un teile hrer in
Karsau, Amt Säckingen, bestand als Extraneus 1894 an dem
Gymnasium zu Wertheim a, T. das Matnritätsexamen und setzte
dann das medizinische Studium an den Universitäten Berlin und
Kiel fort; er besuchte nämlich schon während seiner Vorbereitungs-
zeit für das Maturum die Medizin. Vorlesungen in Heidelberg,
Im Mai 1898 erlangte er an der Fciedrich-Wilhelms-Universität
in Berlin die Doktorwürde in der Medizin und Chirurgie.
L.6. Konstanz, 6. Jan, Die erst seit einem Jahre bestehende
Buchdruckerci und Papierwaarenfabrik Grau u. Co. (vormals
Gottlob Grüzmann) hat den Konkurs angemeldet. Die
Passiva betragen, lt. Hegauer Erz., 550 000 Mark.

Kleine Zeitung.
8. Zeitgemäße Betrachtungen. Wenn die Tage langen —
lagt man, käw' die Kalt' gegangen — allein in unserm neuen
Jahr — trügt dieser Ausspruch ganz und gar. — Wie gerne
möcht Mancher stahlbeflügelk — in Bögen gleitend, sanft ge-
zügelt — von „ihr" in holdem Herzenswahn — sich tummeln
auf der Schlittschuhbahn. — Und auch der minder noch geschickt —
in dieser Kunst ist, wer sich bückt — und schwankt und latscht
und sich verdreht — und gar der Läng' nach hin sich legt —
eh' er zu fahren recht begann — auch er seufzt nach der Schlitt-
schuhbahn. — Und nun die vielen jungen Paare. — die sich der
Welt zum neuen Jahre — als Braut und Bräutigam vor-
gestellt, — um die ist's wirklich schlecht bestellt! — Wo soll'»
sie sich bewundern lassen? — Keine Eisbahn gibt's und auf den
Gaffen — da herrschte seit der Neujahrszeit — die Nässe und
die Schmutzigkeit. — Drob schmollt wohl manches holde Bräut-
chen — das gar so gerne vor den Leutchen — an „seinem" Arm
sich hätt' gewiegt — an „ihn" sich zärtlich hätt' geschmiegt. —
Geduld, Geduld schon sprang im Osten — (Schnee und Eis
gibts noch zu kosten — Schlittenfahren, Schlittschuhlauf) — eine
rauhe Brise auf, — denn in unfern hohen Zonen — kann kein

ew'ger Sommer wohnen. — Ja, im fernen Afrika — herrscht
ein heißeres Klima, — wo Uilländer und die Buren — sich
solide Feindschaft schwuren, — wo Samory ward entthronet —
der Khalifa streng entlohnet — oder auf den Philippinen — wo die
Dankees wollen sühnen — Spanien's jahrelange Schand' — mit
der Flinte in der Hand, — Bei uns muß man Heizen ein —
solls im Jänner mollig sein. — Nur im Reichstagssaal in Pest —
ist's letzthin zu heiß gewest, — sodaß Einige excedirten — und
sogar sich duellirten, — doch geschah ein Unglück nicht — bei
der grausigen Geschieht, — Wär's gescheh'n, beklagt hätt's keiner —
mehr als ich der Fidel Greine r.
— Carneval in Mainz. Nach dem Programm, an dessen
Ausarbeitung der große „Mainzer Carneval-Verein" seit den
ersten Novembertagen in aller Stille thätig war, werden im
Ganzen 3 Herrensitzungen, 2 Damensiöungen und eine Fremden-
sitzung abgehalten. Unter den projektirten Bällen verspricht
namentlich „Das Fest auf der Alm", verbunden mit der „Ein-
weihung der Mainzer Schutzhütte", eine Glanznummer zu werden.
Aus dem Programm für die Festlichkeiten der drei Fastnachtstage
kann Folgendes mttgetheilt werden: Am Fastnachtsamstag werden
sämmtliche Garden des Prinzen Carneval Mainz in Besitz nehmen
die bis dahin etwa noch vorhandenen Philister fassen und zur
Narrheit bekehren, die Unverbesserlichen werden nach Köller'schem
Muster ausgewiescn bis Aschermittwoch. Ist die Stadt von
diesen narrenfeindlichen Elementen befreit, dann wird das närrische
Prinzenpaar von der Festung Besitz ergreifen und die Ovationen
der hochbeglückten Bevölkerung huldreichst entgegennehmen. Der
Sonntag wird einer großen Parade, festlichen Umzügen, einer
närrischen Theatervorstellung, Bällen und dem Genüsse aller
möglichen Champagnersorten geweiht sein. Der Glanzpunkt des
Festes, der Rosenmontagszug, wird außer der Verkörperung des
Grundgedankens: „Rückvlick auf das 19 Jahrhundert" noch ver-
chtedenen Gruppen Gelegenheit bieten, sich anzugliedern.
— Berlin, 6. Januar. Gegenüber der Meldung eines Span-
dauer Blattes von der Ermordung eines Militärpostens
auf dem Tegeler Schießplatz wird festgestellt: Am Donnerstag
Abend wurde der Posten auf dem Laboratoriumsweg, Grenadier
Hoffmann von der 4, Kompagnie des Elisabeth-Regimentes, von
einem Unbekannten überfallen und durch eine Revolverkugel ihm
der Ringfinger der rechten Hand durchschossen. Der Posten
gab sofort Feuer; der Angreifer entkam jedoch.
— Berlin, 6 Jan. Professor H ar nack - Darmstadt ist bei
den Seinen wieder eingetcoffen,
— Genf. 6. Jan. Vier Genfer Touristen sind seit
dem Neujahrstag in der Schutzhütte zu Muveran (Wallis)
blokiri; infolge de-srischgef cllenen Schnees, der drei Meter
doch liegt, >st Lawinengefahr vorbanden. Eine Führer-
koionne ist von Zermatt zur Rettung abgcgangen. Der
Schnee ist locker, der Aufstieg gefährlich.
Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg, 7. Januar. In dem am Montag stattfindenden
Concert des Bachvereins wirkt, wie bereits bekannt, der Violin-
virtuose A. Geloso aus Paris mit. Die Karlsr. Ztg, berichtet
über denselben in einer Besprechung eines in Karlsruhe abge-
haltenen Concerts wie folgt: Der Solist dieses Abends, der
Pariser Violinvirtuose A. Geloso, dem als Soloviolonisteu der
Lamoureux Concerte und der Beethoven-Quartettgenosfenschaft
ein guter Ruf vorausgegangen war, spielte zunächst mit Beglei-
tung des Orchesters das 4,-änr-Concert op. 20 von Saint-Sasns,
eine sehr tüchtige und besonders in harmonischer Hinsicht inter-
essante Komposition. Das Publikum, das schon nach diesem
Vortrage den trefflich spielenden Geiger durch mehrfachen lebhaften
Hervorruf geehrt hatte, fand weiterhin in Hrn. Gcloso's vollendet-
schöner Wiedergabe der Bach'schen O-moll-Ciacconna für Violine
allein Gelegenheit, den interessanten Pariser Geiger als einen
ernsthaften Künstler ersten Ranges kennen und schätzen zu lernen,
und jubelnder Beifall, au dem sich auch die Herren vom Hof-
orchester freudig betheiligten, ward Herrn Geloso für diese seine
prächtige Leistung zu Theil.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag,
8. Jan,: „Der Trompeter von Säkkingen". Montag, 9, Jan.:
„Die Tochter des Herrn Fabricius". Dienstag, 10. Januar:
V. Musikalische Akademie im Gr. Hoftheater._
Handel und Berkehr.
Mannheim, 6, Jan, (Aktien.) Oberrh. Bank 124.— G-
Rhein. Creditbank 143.50 G. Rhein. Hypothekenbank 164.50 G.
Heidelberger Aktienbrauerei 137.— B. Schrödl'sche Brauerei-
Aktien 141.— G. Portland-Cementwerk Heidelberg 160.— G.
Mannh. Bank —,— B, 133,50 G. Bad. Anilin- u. Sodasabrik
435.— G. Westerregel Alkali-Werke Stamm 204.— G„ dto.
Vorzugs 106.50 B. Verein deutscher Oelfabriken 107,50 G.
Waghäusler Zuckerfabrik —.— B. 53.50 G. Mannheimer Zucker-
raffinerie 112.— G, Mannheimer Aktienbrauerei —,— B.
168.50 G. Eichbaum-Brauerei 173,— G. Bayrische Brauerei
Schwarz 116.— B. Brauerei Sinner 236.— B. Bad. Brauerei
Stamm —.— B, —.— G-, dto. Vorzugs —.— G. Ganter's
Brauerei Freiburg 118.— B.
Frankfurt, 6. Jan. Effektensocietät. Abends 6'/» Uhr.
Oesterr. Ereditaktien 226 39—40 b. Diskonto-Kommandit 198.50
bis 40 b. Darmstädter Bank 154,40 b. Deutsche Bank 207.20 bis
207 b. Dresdener Bank 162 60 b. Banque Ottomane 110,30 B.
20 G. Reichsvank 166 50 b. G. Oesterr,-Ungar, Staatsbahn
154.60 b Lombarden 27,40 b. Northern 77.70—50 b. Gotchard-
Aktien 150.50 b. G. Schweizer Central 154,60 b. Schweizer
Nordost 11120 B. 10 Ä, Schweizer Union 82.90 b. Jura-
Simplon 91,60 b, Mittelmeer 10180 B. 70 G. 3Cpt. Mexikaner
24.90 b.. dto. 5pCt. 97.50 b.,dto. 6pCt. 99 b. G. 4pCt Spanier
46,40-70-50 b. Italiener 93.60 b. G. Türk. Loose 115.80 bis
116 b. G. Bochumer 232—2,20 b. Gelsenkirchen 133,90 b.
Hibernia 187,80 B. 70 G, Laura 217,30—90 b. Oberschles.
Eisen 147,70 b. Wittener Stahlr. 75.40 b. G. Kali Westeregeln
204 50 b. G- Concordi 257 b. G. Eschweiler 205.20 b. Elektr.
Unternehmungen Frankfurt a. M. 136 b. G. La Veloce 79.50
b. G,
6'/.—6'/s Uhr: Creditaktien 226.20. Dresdener 162.40 P.
30 G, Harpener 178. Türk. Loose 115.90.
Bei fester Gesammt-Tendenz zeigten ausländische Fonds,
Mexikaner, sowie ganz besonders Spanier, ebenso Hütten-Aklien
fortgesetzte Befestigung.
Frankfurt, 6 Januar. Heidelberger Obligationen 3V,pCt.
von 1894: 99.— P.
Berlin, 6, Januar. Heidelberger Straßen- und Bergbahn-
gesellschaft 152,50 b.
Eppingen, 5. Januar. Dem heutigen Schwei nemarkt
wurden zugeführt: 167 Milchschweine und 20 Läufer. Die
Preise beliefen sich für Mtlchschweine 14 bis 20 Läufer
30 bis 56 das Paar.
Heidelberg, 7. Jan. (Marktpreise.) Heu per Centner
X. 2.40 bis 2.60, Korn-Stroh per Ctr. 2.20 bis 2.50, gem.
,9<> 1.60 bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Centner 3.— bis 0.00,
Salatkartoffeln per Ctr. ^ 4.— bis 0,00, Butter in Ballen
90 bis 95 in Pfd. 1-- bis 1.10, Zwiebeln per Pfund 6
bis 7 Z, Knoblauch 35 bis 40 weiße Kernbohnen 18 bis 20
Gelbrüben 3 bis 4 Rosenkohl 20 bis 25 Schwarzwurzeln
25 bis 40 Kastanien 10 bis 12 Eier per Stück 7 bis 10
per Hundert 6 20 bis 6.80, Nüsse per Hundert 40 bis 60
Blumenkohl per Stück 20 bis 30 Rothkraut 20 bis 25
Weißkraut 8 bis 12 Wirsing 5 bis 10 Boden-Kohlrabi 5 bis
15 Sellerie 1 bis 10 Lauch 1 bis 5 Rettich 1 bis 2
Meerrettich 5 bis 30 Weiße Rüben per Stück 1 bis 3 Z,
Rothe Rüben 1 bis 3 Z, Endivien 4 bis 10 Aepfel per Stück
3 bis 10 per Pfund 15 bis 18 Birnen per Stück 3 bis
8 Gebund Petersilie 2 bis 5 Gebund Froschschenkel 25
bis 30 — Fische: Hecht per Pfund 70 ^ bis 1 Karpfen
1.- vis 1.20, Barbe 40 bis 60 Weißfische 30 bis 40
Barsch 40 bis 60 Schleien 80 ^ bis 1
 
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