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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0100

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seinen Antrag, in den Ergänzungsetat für 1899 als Beitrag für
das Goethedenkmal in Straßburg 50090 ^ einzustellen.
Abg. Riff-Straßburg (Hospitant der frets. Bereinigung) be-
fürwortet den Antrag.
Abg. Dr. Schädler (Centr.): Der Zusammenhang zwischen
dem deutschen Mutterlande und dem Rctchslande könne durch
bessere Mittel befestigt werden, als durch die Errichtung eines
Goethedenkmals. Straßburg habe den Plan angeregt und möge
ihn auch allein aueführen; desto größer sei nachher die Ehre.
Die Kosten könnten durch freiwillige Beiträge aus Deutschland
aufgebracht werden; vom finanziellen Standpunkt aus sei der
Antrag zu verwerfen. (Beifall im Centrum.)
Hieraus wird der Antrag gegen die Stimmen eines Theiles
des Centrums an die Budgetcommission verwiesen.
Sodann wird eine Reihe von Etatstiteln ohne Debatte be-
willigt.
Bet Titel „Commission für Arbetterstatistik" wünscht
Abg. Heine (Soc.) bessere (türsorgc für die Schreiber von
Rechtsanwälten und Versicherungsgesellschaften, deren Verhältnisse
ebenso geregelt werden müßten, wie die der Handlungsgehilfen.
Eine Untersuchung hierüber sei nothwendig.
Abg Bebel (Soc.): Der Reichskanzler und die Landes-
regierungen sollten die Polizeibehörden anhalten, über die Durch-
führung der Bäckereiverordnung zu wachen und jede Uebertretung
zu strafen. Auch wäre ein rascheres Tempo in den Bcrathungen
der Commission für Arbeiterstatistik wünschenswerth.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Das Protokoll
über die Vernehmung bezüglich des Gastwirthschaftsgewerbes
wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Bezüglich
der Bäckereiverordnung habe das Reichsamt des Innern schon
im vorigen Jahre die Regierung ersucht, zu erwägen, ob nicht
ähnliche Vorschriften, wie in Hamburg und in Dresden, auch
anderwärts zu erlassen seien. Die Beschuldigung Bebels, daß
das Reichsamt des Innern eine schwächliche Haltung gegenüber
den Bäckermeistern von Leipzig gezeigt habe, die über die
Bäckereiverordnung sich hinwegsetzen zu wollen erklärten, sei nicht
begründet, denn der Reichskanzler sei nicht in der Lage, in die
Rechte der einzelnen Regierungen einzugreisen. Solche Beschwerden
müßten in den einzelnen Landtagen vorgebracht werden. Im
Müllereigewerbe, in der Metallschleiferei und Metallfabrikation
seien Mißstände vorhanden, die der Abhilfe bedürfen. Sie würden
demnächst eingehend geprüft werden und zwar in sehr gründ-
licher Weise durch das Reichsamt des Innern.
Abg. Dr. Oertel (B. d. Landw.): Die Angaben Bebels
und seiner Bäckereibroschüre seien widerlegt worden; die Bäckerei-
verordnungen in anderen Ländern gingen in den meisten Punkten
nicht so weit; die Verordnung zeitige Angebereien, lei undurch-
führbar und müsse beseitigt werden. Der Mittelstand sei vor allem
zu schützen, denn er sei die Stütze von Thron und Altar.
Abg. Möller (ntl): Die Bäckereiverordnung sei übereilt
worden und habe daher viele Mängel; sie sollte den örtlichen
Verhältnissen angepaßt werden. Die Commission für Arbeiter-
ftatistik möge die Verordnung nochmals eingehend prüfen und ihre
Mängel beseitigen.
Abg. Bebel (Soc.): Es sei die Pflicht des Staatssekretärs,
den Bundesrath auf die Verletzung seiner Verordnung durch die
Bundesstaaten aufmerksam zu machen. Hoffentlich werde der
Staatssekretär mit der Zeit dem Gedanken eines Arbeitsamtes näher-
treten. Die Angaben seiner Bäckereibroschüre seien nichi über-
trieben gewesen.
Bei Capitel 10 (Statistisches Amt) bemerkt Abg. Rösicke
Kaiserslautern: Die Thronrede spreche von einem allgemeinen
Wohlstand; aber der Mittelstand in Stadt und Land bewege sich
auf absteigender Linie. Wir befänden uns in einem Verkehrstaumel;
der wahre Wohlstand sinke immer mehr.
Staatssekretär Dr- Graf v. Posadowsky: Die äußeren
Anzeichen deuten bei uns entschieden darauf hin, daß wir an
tvirthschastlicheu Kräften gewonnen haben. Ich erinnere an die
zunehmenden Sparkasseneinlagen und die besseren Lebensstellungen.
Nach weiteren Erörterungen wird der Titel „Statistisches Amt"
an die Bugelcommission zurückverwiesen. Nach Erledigung weiterer
Titel vertagt sich das Haus auf Samstag 1 Uhr. Tagesordnung:
Etat des Reichsamts des Innern, Marine, Reichspost.
Baden. Mannheim, 25. Jan. Zur Reichsbankfrage
bezeichnet die Handelskammer die Erhaltung der Privatnoten-
banken, insbesondere der Badischen Bank, als unter allen Um-
ständen dringend wünschenswerth. Vor allem sei darnach zu
streben, die Bestimmung, wonach die Prtvatnotenbanken nicht
mehr unter dem Prozentsatz der Reichsbank diskoutiren dürfen,
aus dem Entwurf zu entfernen. Weiter sei darauf hinzuwirken,
Laß das Privilegium der Reichsbank auf mindestens 20 Jahre
verlängert werde.
L. 0. Karlsruhe, 24. Januar. Nach der Polizei-
sl r a fsl a t istik für das Jahr 1897 betrug die Gcsammtzahl
der Ucbertretungen, die von den Bezirksämtern des Großherzog-
thums geahndet wurden, rund 63 000 (gegen 60 000 im Jahre
1896). Der größte Theil der Bestrafungen (43 659) entfällt auf
die acht Städte, in denen die Ortspolizei durch den Staat ver-
waltet wird. Unter diesen nehmen wiederum Mannheim mit
13 949 und Karlsruhe mit 11325 die erste Stelle ein. Fast die
Hälfte aller Uebertretungen richtete sich gegen die Ordnungspolzei.
Die Uebertretungen gegen die Ordnungs-, Gesundheits-, Wasser-,
Straßen-, Jagd- und Fischereipolizei haben theilweise eine ganz
bedeutende Vermehrung erfahren, während die Uebertretungen
gegen die Feuer-, Handels-, Gewerbe-, Schifffahrt^, Eisenbahn-
und Sittenpolizei gegenüber dem Vorjahre zurückgegangen sind.
Erfreulicherweise haben auch die Bestrafungen wegen Bettels und
Landstreicherei erheblich (um 950) abgenommen. Die Zahl der
von den Bürgermeisterämtern bestraften Personen betrug 1888
dis 1897 im Durchschnitt 99 950 (im Jahre 1897: 101136).

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Preußischen außerordentlichen Gesandten und bevoll-

mächtigten Minister, Wirklichen Geheimen Rath von Eisen-
decher das Großkreuz des Ordens Berthold des Ersten, dem
Ministerialdirektor im Königlich Preußischen Ministerium der
geistlichen, Unterrichts- und Medtzinal-Angelegenheiten, Wirklichen
Geheimen Oberrcgieruugsrath Dr. von Bartsch das
Kommandeurkreuz 1. Klaffe des Ordens vom Zähringer Löwen
und dem Dr. Karl Für er in Rockenau die silberne Ret ungs-
medaille verliehen; dem Professor an der landwirthschaftlichen
Hochschule und Direktor der Reichsversuchsstation in Wageningen
in Holland Dr. Adolf Mayer die Erlaubniß zur Annahme
und zum Tragen des ihm verliehenen Ritterkreuzes des Königlich
Niederländischen Löwen-Ordens und dem Hosarzte Dr. Max
Dreßler in Karlsruhe die Erlaubniß zur Annahme und zum
Tragen-des ihm verliehenen Ehrenkreuzes 3. Klasse des Fürstlich
Hohenzollern'schen Hausordens ertheilt; den Amtmann Dr. Paul
Arnsperger in Heidelberg unter Verleihung des Titels
Regierungsrath zum Kollegialmitglied der Domänendirektion er-
nannt und den Finanzinspektor Karl Dorn auf sein Ansuchen
unter Anerkennung seiner treugeleisteten Dienste bis zur Wieder-
herstellung seiner Gesundheit in den Ruhestand versetzt.
— Polizeikommiffär Johann Baptist Kaiser in Mannheim
wurde zu Großh. Bezirksamt Pforzheim versetzt. Forstassessor
Alois Thoma in Triberg wurde der Bezirkrforstei Staufen
zugetheilt. Bauingenieur Hermann Hellmann in Bonndorf
ist zur Kulturinspektton Donaueschingen versetzt worden.
Karlsruhe, 26. Jan. Der Großherzog und
die Großherzogin sind gestern Abend nach 8 Uhr
nach Berlin abgereist. Am Bahnhof war Seine Groß-
herzogliche Hoheit Prinz Karl, sowie der Königlich Preu-
ßische Gesandte von Eisendecher zur Verabschiedung an-
wesend.

auf der Straße von einem jungen Burschen hinterrücks um-
armt und erhielt mit einem scharfen Instrument, verinulhlich
mit einer geiv tzteu Feile, euren Stotz gegen den Unterleib.
Dem Umstande, daß die Ueberfallene wegen einer kurz vor-
her überstandenen Operation eine 3 am staike Barde um den
Leib trug, ist es zu danken, datz sie nur eine geringfügige
Stichwunde erhielt. Der Thätcr ist entkommen.
— Hochschulnachrichten. Bonn, 25. Jan. Mit der Wahr-
nehmung der Stelle des zweiten Assistenten des zoologischen und
vergleichend-anatomischen Instituts ist Dr. Maria Gräfin v. Linden
auf Schloß Burgberg betraut worden.
— Berlin, 25. Januar. Die älteste Tochter des hiesigen
badischen Gesandten. Fräul. Lina v. Jagemann, hat sich mit
dem Amtsrichter Dr. jur. Alrich v. Schell ing in Düsseldorf
verlobt.
— Meran, 26. Jan. Der Erbprinz Alfred von Sachsen-
Coburg-Gotha ist schwer erkrankt heute im Sanatorium Martins-
vrunn eingeiroffen.
— Eine Gefangene des Mahdi. Man wird sich noch er-
innern, datz unter den von den Engländern in Omdurman
befreiten christlichen Gefangenen sich auch eine italienische
Nonne, die Schwester Theresa aus Verona, befand. Sie
batte während ihrer Gefangenschaft eine» Griechen, Dimilri
Kalorombos, heiralhen müssen, dem sie vier Söhne geboren
Hai, von denen nur noch einer am Leben ist. Die Times
meidet nun weiter: Kalorombos und seine Frau sind vor
kurzem nach Kairo übergesiedelt. Die Frau hak dort wieder
den Schleier genommen und ist in das Kloster der Franzis-
kanerinnen eingetreteu. Ihren Sohn nahm sie mit sich ins
Kloster, damit er nicht dem orthodoxen Glauben seines Vaters
folge. Kalorombos aber hat seine Frau auf Herausgabe sei-
nes Sohnes verklagt.

Ausland.
Rußland. Der Berichterstatter der Daily Mail in
Odessa schreibt: Der Zar sprach auf der Reise von Li-
vadia nach Petersburg in Tula, wo der Zug zur Ein-
nahme des Gabelfrühstücks anhielt, den Wunsch aus, den
greisen Schriftsteller Graf Tolstoi zu sehen. Der Wunsch
sollte kein Befehl sein, sondern wurde in der zartesten
Weise ausgesprochen, um die Empfindlichkeit Tolstois nicht
zu verletzen. Gegen die Erwartung nahm der Graf die
Einladung an und erschien bald auf dem Bahnhof von
Tula. Er trug sein bekanntes einfaches Bauerngewand
und bildete dadurch einen merkwürdigen Gegensatz zu den
glänzenden Uniformen des Gefolges des Zaren. Nikolaus II.
zerstreute bald alle Besorgnisse, die Graf Tolstoi etwa über
den Zweck der Einladung haben mochte, indem er ihn nach
othodoxer russischer Weise begrüßte, d. h. ihm Mund und
beide Wangen küßte. Der Graf erwidert in gleicher Weise.
Nach dem Austausch der gewöhnlichen Höflichkeiten war
die erste Frage des Zaren, was Tolstoi über seine
Friedens- und Abrüstungs-Vorschläge denke. Der Graf
sagte, er könne nur daran glauben, wenn der
Zar den übrigen Nationen mit gutem Bei-
spiel voranginge. Als Nikolaus II. die Schwierig-
keiten des Problems darlegte und die Nothwendigkeit des
Zusammenwirkens aller Großmächte betonte, ließ der Graf
sich etwas erweichen und sprach die Hoffnung aus, daß
Se. Majestät ein greifbares Ergebniß erlangen oder doch
jedenfalls der bevorstehenden Konferenz einen Plan vor
legen werde, mit dem sich etwas anfangen ließe. Seine
Majestät dankte dem Grafen für seine guten Wünsche und
sagte, daß er sich sehr freuen würde, wenn der Schrift-
steller der Lösung der Frage sein Genie leihen wolle. Der
Graf erwiderte, daß der Zar auf seine Mitwirkung rechnen
könne. Er arbeite, schon gegenwärtig an einem Buche, das
die FriedenSfrage behandele. Es werde bald erscheinen.
Belgien. Brüssel, 25. Jan. Meldungen vom Ko ng o
bestätigen den Erfolg der Aufständigen in Dangu und
Kabambare, die sie in ihre Gewalt brachten. Die Truppen
des Kongostaates zogen sich in vcrhältnißmäßig guter
Ordnung gegen Kassongo zurück. Der Vicegouvernenr
Dhanis befindet sich vor Kassongo am Lulundi, wo er
hofft, den Aufständigen den Weg zu sperren und von wo
er nach dem Eintreffen von Verstärkungen gegen den Feind
Vorgehen will.
Italien. Rom,25.Jan. DieDeputirtenkammer be-
gann die Berathnng über das it alien is ch - fr a nzö s i s che
Handels überei »kommen. Es ergriffen hierzu das
Wort: Sciacca della Scala, Chinurri, Majorana, Manch
und Guerci, die sich sämmtlich für das Uebereinkommen
aussprachen. Sciacca della Scala kritisirte dasselbe vom
technischen Gesichtspunkte aus, namentlich in Bezug ans
das Regime der italienischen Weine. Die Weiterberathung
findet morgen statt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 27. Januar.
* Kaisers Geburtstag wird, wie bish r immer, auch in diesem
Jahre festlich begangen. Am gestrigen Vorabend wurden Schul-
feiern abgehalten; Böllerschießen, Zapfenstreich der Feuerwehr
und der Garnison kündeten das Nahen des Tages an. Am Abend
fand ein allgemeines Bankett im Museum statt, worüber be-
sonders berichtet wird. Der heutige eigentliche Festtag, ein präch
tiger Heller Wintertag, wurde Morgens mit Glockengeläute be-
grüßt. Vormittags versammelten sich zahlreiche Andächtige zu
den Festgottesdiensten der christliche» Confessionen (der israeltische
Festgottesdienst findet morgen statt). Gegen 12 Uhr wurde eine
Parade der Garnison auf dem Jubiläumsplatz abgehalten, bei der
der Garnisonälteste, Oberstleutnant Oslander, das Hurrah auf
den Kaiser ausbrachte. Nachmittags 2 Uhr findet Festmahl im
Prinz Carl statt und Abends begehen die vier Compagnien des
hiesigen Bataillons ihre Kaiserflier in verschiedenen Wirthschaften.
Im Theater findet heute Abend Festvorstellung statt. Die Stadt
ist reich beflaggt.
Htz Festact in der Oberrealschule. Die Oberrealschule feierte
gestern Nachmittag in üblicher Weise das Geburtsfest des
Kaisers. Obgleich der Beginn der Feier auf Vs4- Uhr fest-
gesetzt war, konnte man schon um 3 Uhr eine stattliche Anzahl
von Freunden der Schule und Angehörigen der Schüler am
Eingänge der Vereinsturnhalle im Klrngentetch warten sehen.
Die Feier wurde eingeleitet durch ein Musikstück (Largo von
Händel) von dem Hausorchester und ein vom gemischte» Chor
vorgetragenes Lied. Ein von Herrn Dr. G. H. Schneideck ver-
faßter Prolog verherrlichte dann in schwungvollen Versen das
Wtedererwachen und die Einigung Deutschlands nach langer
Schmach und Zerrissenheit. Die deutsche Kaiserhymne und eine
Ouvertüre von Mendelssohn bildeten den Uebcrgang zu zwei
kleinen Einaktern, die von den Schülern der Anstalt unter Leitung
des Herrn Prof. Lorentzcn mit großem Geschick anfgeführt wur-
den. Während das erste Stück „des Vaterlandes Noth und

Erhebung" wehr in ernster, dem Verständniß und Gefühl der
älteren Schüler entsprechenden Form darstellte, zeigte das zweite
in heiterer humorvoller Weise, mehr dem Gesichtskreis der jüngere»
Schüler entsprechend, wie in dem ruhmreichen Jahre 1870/71 die
Siegesnachrichten bei Jung und Alt einen Jubel hervorriefen,
der die Pflichten des Alltagslebens, wie Schule und Arbeit, oft
vollständig vergessen ließ. Den Schluß der Feier bildete „Deutsch-
land über Alles", gesungen von sämmtlichen Anwesenden unter
Begleitung des Hausorchesters, das, wie auch die Sänger, von
Herrn Ftlsiuger mit bekannter Meisterschaft dirigirt wurde.
* Das Gymnasium hat leine Kaiserfeier gestern Nachmittag
in der Turnhalle der Anstalt adgehalten. Näherer Bericht
darüber folgt.
O Das Festbankett zur Feier von Kaisers Geburtstag,
welches gestern Abend im großen Museumssaale unter Betheilt-
gung des Miliiärvereins und unter Mitwirkung der „vereinigten
Männergesangvereine", sowie der städtischen Kapelle stattfand,
war stark besucht. Der mit Fahne», Laubwerk und der Büste
unseres Kaisers prächtig geschmückte schöne Saal machte einen
festlichen Eindruck. Das reichhaltige Programm wies 16 Num-
mern auf. Die Feier wurde durch einen Vortrag des städtischen
Orchesters: Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg" von
R. Wagner eingeleitet. Hr. Bürgermeister Dr. Walz sprach
einen freundlichen Willkommensgruß und hob dabei die Be-
deutung des Festes hervor; er pries die deutsche Treue, die die
deutschen Fürsten und Stämme beseelt und schloß mit einem
mit stürmischem Beifall aufgenommenen Hoch auf unseren Kaiser,
der seine ganze Person dem deutschen Volke widme. Stehend
wurde alsdann das Lied: „Heil Dir im Stegerkranz" von den
Anwesenden mit Musikbegleitung gesungen. Nach dem weiteren
Vortrage eines Musikstückes feierte Hr. Major a. D. Köhn-
horn unseren allgeliebten, an der Einheit und Größe Deutsch-
lands unermüdlich und selbstlos arbeitenden Grobherzog. Sein
dem echten und rechten Vater unseres Vaterlandes geltendes
Hoch fand begeistertes Echo. Auch die badische Fürstenhymne
wurde stehend gesungen. Nun wurden von den Sängern zwei
Männerchöre: „Abendläuten" und „Gruß an das Badnerland"
vorgetragen. Hr. Prorektor Geh. Hofrath Kehrer gedachte der
Schutzwehr Deutschlands zu Land und Wasser. Er bezetchnete
unsere Heereseinrichtungen als eine Institution, die im Frieden
unsere männliche Jugend zum Gehorsam erziehe, bei drohenden
Gefahren aber gleichsam eine lebende Festungsmauer zu unserem
Schutze bilde. In sein Hoch auf das Heer wurde ebenfalls mit
großer Begeisterung eingestimmt. Jetzt folgte das von sämmt-
lichen Anwesenden mit Musikbegleitung gesungene Lied: „Laßt
tönen laut den frohen Sang". Mächtig brausten die Töne dieses
Liedes durch den Saal, jeden Zuhörer zu freudiger Begeisterung
bewegend. Hr. Generalleutnant v. Winning gedachte in
einem Trinkspruche des deutsche» Vaterlandes. Nach Citirung
von Aussprüchen deutsch-vaterländisch gesinnter Dichter forderte
er die Anwesenden zu dem Äelöbniß auf, allezeit mit Gut und
Blut für das Vaterland einzustehen. Der prächtige Männerchor
mit Orchesterbegleitung: „Gott schirme dich, mein Vaterland"
gab dem schönen Trinkspruch die rechte Weihe. Hr. Oberst a. D-
Thie me sprach dann mit Gefühlen des Dankes der Stadt-
verwaltung für die Veranstaltung dieses Festes seine Anerkennung
aus. Des Weiteren gab er seiner Freude über den schönen Ver-
lauf der Feier Ausdruck, herzlich Allen dankend, die dabei mit-
gcwirkt haben, wobei er rühmend die Leistungen der Gesang-
vereine und des städtischen Orchesters hervorhob. Redner brachte
zum Schluß ein beifällig aufgenommenes Hoch auf Alt-Heidelberg
aus. Es wurden dann noch die Lieder: „Alt-Heidelberg du
Feine" und „Die Wacht am Rhein" gesungen und dann folgten
zum Schluffe noch zwei Orchestervorträge. Das schöne Fest wird
den Tbe-lnchmern in bester Erinnerung bleiben.
* Ordensverleihungen. Die Karlsr. Ztg. veröffentlicht eine
größere Anzahl von Ordensverleihuungen durch den Großherzog
an Offiziere, Samlätsojfiziere, Militärbeamte und Unteroffiziere.
Das Kommandeurkreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer
Löwen hat der Kommandeur des Grenadter-Regmts. Nr. 110,
Oberst v. Zastrow, erhalten.
* Die Gasthaus Kohlhof-Gesellschaft versandte soeben ihren
Bericht über das abgelcmfene Geschäftsjahr vom 1. Noo. 1897
bis 31. Oet. 1898. Wie daraus zu entnehmen ist, hat die Ver-
pachtung des Hotels an Herrn Hartwig gute Folgen gehabt.
Derselbe hat den in ihn gesetzten Erwartungen in jeder Hinsicht
entsprochen und der Vorstand glaubt annehmen zu dürfen, daß
eine neue günstigere Aera für das Unternehmen anbricht. Lant
Vertrag hat Herr Hartwig bei einem Umsätze von 55 000 M-
eine Pachtsumme von 14000 Ml. zu erlegen; von jedem höheren
Umsätze fließt Vs in die Gesellschaftskasse. Ter Umsatz bezifferte
sich auf 62322 Mk. 86 Pfg. Der Pachtertrag stellt sich dem-
nach auf 15 464 Mk. 51 Pfg. Der Einlauf unbezahlter Rech-
nungen und rückständiger Forderungen aus der vorangegangenen
Saison beeinträchtigte jedoch das Ergebniß für 1897/98. Dein
obigen Eingang an Pacht stehen gegenüber Betriebe'-Unkosten-
Konlo, Rechnnngen aus 1896/97 und 1897/98 7105 Mk. 57 Pfg-,
Zinsenkonto 4895 Mk-, Abschreibungen 7860 Mk. 30 Pfg. M
ergievt sich somit ein Verlust von 4396 Mk. 36 Pfg. Der arN
9. k. Ms. stattfindenden Generalversammlung sollen Pläne z»
baulichen Erweiterungen, die nothwendig geworden sind, vor-
gelegt werden. Die Mittel zu deren Ausführung sollen durw
Anleihe aufgebracht werden. Die Rentabilität der Neubauten
ergiebt sich aus der Mehreinnahme aus den neuen Zimmer». Tck
seit Gründung der Gesellschaft vorgenommenen Abschreibungen be-
rragen auf Immobilien 21137 Mk. 86 Pfg., auf Inventar
47140 Mk. 28 Pfg., auf Concessions-Conto 14o Mk., zusammen
68 418 Mk. 14 Pfg. Der Bericht gedenkt noch mit Bebauer»
des Ablebens des Aufsichtsrathsmitgliedes Herrn Jakob Lindau,
der der Kohlhof Aklien-Gesellschaft seit ihrer Gründung angehörte
und derselbe» jederzeit seine uneigennützigen Dienste leistete.
Oi Schössengcrichtsfltzung vom 26. Jan. 1) Heinrich AugE
Brüchle aus Karlsruhe, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Wider
stands und Gefangenenbefreiung 4 Wochen Gefängniß. 2) Km
Jakob Sutlcr. Gypser, und Joh. Adam Ludwig Lepp, Maure»
beide dahier, erhielten wegen Körperverletzung Sutter 1 Wo«
Gefängniß, Lepp 16 Tage Gefängniß, 3) Georg Philipp Becker-
Metzger in Kirchheim, erhielt wegen Bedrohung 3 Tage GefängE
4) Volenti» Oedel, Tagiöhner dahier, wegen Widerstands »»
Ruhestörung 14 Tage Gefängniß und 2 Tage Haft, 5) EE
Jakob Merz, Schlosser dahier, wegen Körperverletzung 2 Wow^
Gefängniß. 6) Philipp Friedrich Stephan, Philipp Ja'°j,
Stephan, Johann Andreas Knauber, Philipp Jakob Knauber »»
Andreas Adam Jäger, alle Landwirth in Eppelheim, erhielte
wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung PH. F. StePMV
eine Gelvstrafe von 30 Jäger eine Geldstrafe von 10
anderen eine solche von 20 7) Die Verhandlung gem.
Andreas Weicherl, Uhrmacher in Dielheim, wegen Unterschlag»^
wurde vertagt. 8) Egidrus Schwab, Zimmermann, und Mim» §
Arnold, Taglöhner, beide in Gaiberg, wurden von der Ankt»^
wegen Bedrohung freigesprochen. 9) Johann Debus, Schlasi,,
von hier, erhielt wegen Diebstahls und Bettelns 1 Woche ^
fängniß und 1 Woche Haft.
— Polizeibericht. Ein Student und ein Gärtner kamen wes
Ruhestörung zur Anzeige. „k
Mannheim, 25. Januar. Unter der Firma „Stahl w e n
Mannheim" wurde unterm Gestrigen eine AktiengeselM^
gegründet. Der Zweck der Gesellschaft ist die Herstellung
Bearbeitung von Stahlguß (S. Martin- und Tiegelflußst»^
Mitglieder des ersten Aufsichtsraths sind: Fabrikant Heim.,

Mttlgrieocr oes erpen rruimcycsrura»
Vögele, Vorsitzender, Konsul C. Bürck, stellvertretender Vorsts
der, Ingenieur August Bernartz, Direktor Jos. A. Böhm, 3.M


- ist-
nannt worden. Die Gesellschaft wird nach Eintragung
Firma ins Handelsregister von der Rheinau, G. m. b.
Mannheim-Reckarauer Gemarkung, bei der Haltestelle Stenge"
 
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