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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0144

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den man auch hier nie vergessen werde. (Beifall.) Deutschland
habe in ihm seinen größten Mann und die Kleinstaaten
ihren besten Freund verloren. Man greife jetzt die braun-
schweigische Regierung an, weil sie die welfische Bewegung nicht
vernichte. Die welfische Bewegung wäre aber nicht so groß ge-
worden hier im Lande, wenn nicht vielfach die Mißstimmung so
groß wäre. Der Partikularismus sei in Braunschweig vollständig
todt gewesen, man habe keine Welfen hier gehabt, der Partiku-
larismus sei erst nach und nach gewachsen. „Wir Braunschweiger
waren von je her gute Deutsche, sind gute Deutsche und wollen
es auch bleiben. Partikularisten sind wir nie gewesen, der größte
partikularistische Staat in Deutschland ist jetzt der preußische
Staat, die preußische Eisenbahnverwaltung sollte nicht so eng-
herzig und kleinlich Vorgehen in Deutschland, das würde eher
beitragen zur Vernichtung des Partikularismus."
Sachsen-Koburg. Gotha, 7. Februar. Die Leiche
des Erbprinzen Alfred wird hierher gebracht und in
der Gruft unter der Schlotzkirche beigesetzt werden.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Unterftaatssekretär im Auswärtigen Amt Frciherrn von Richt-
hofen das Kommandeurkreuz erster Klasse des Ordens Berthold
des Ersten verliehen.
Karlsruhe, 7. Febr. Der Großherzog nahm
heute Vormittag 10 Uhr den Vortrag des Präsidenten des
Evangelischen Oberkirchenraths Dr. Wielandt entgegen und
empfing dann den Minister von Brauer zur Vortrags-
erstattung. Nachmittags hörte Seine Königliche Hoheit die
Vorträge des Majors von Pannewitz und des Legations-
raths Dr. Seyb.

Ausland.
Frankreich. Paris, 7. Februar. Die Kriminal-
kammer des Kassationshofes schloß ihre Untersuchung
ab. Die Akten über die Dreyfussache werden dem Ge-
neralprokurator zugestellt werden, der seinerseits seine An-
träge stellt. Die Akten mit den Anträgen des Prokurators
werden dann wieder an die Kriminalkammer zurückgehen,
die darauf ihren Berichterstatter ernennen wird.
Rußland. Petersburg, 7. Febr. Wie der Köln.
Ztg. von hier geschrieben wird, haben alle eingeladenen
Regierungen dem russischen Vorschläge zugcstimmt, zur
Abrüstungskonferenz im Haag zusammenzutreten.
Nach dem heutigen Stande der Verhandlungen tritt die
Konferenz wahrscheinlich Anfang März zusammen.
Das Programm wird erst von der Konferenz festgesetzt
werden.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 8. Februar.
X Aus dem Stadtrath. In den Stadtrathssitzungen
vom 30. v. M. und 6. d. M. wurden u. A. folgende Gegen-
stände zur Kenntniß bezw. Erledigung gebracht:
1) Das Ergebniß der Holzversteigerungen vom 23. und 3t.
v. M. mit Erlösen von 5516 Mk. 65 Pf. bezw. 6018 Mk. 95 Pf.
wurde genehmigt.
2) Im Jahre 1898 wurden im Schlachthaufe 4558 Stück
Großvieh und 24250 Stück Kleinvieh geschlachtet und auf dem
Viehhofe 875 Stück Großvieh sowie 17 754 Stück Kleinvieh zum
Verkauf gebracht-
3) Nach dem Geschäftsausweise der Verrechnung der städtischen
Sparkasse wurden bei dieser im Januar 3218 Einlagen mit zu-
sammen 465799 Mk. 5 Pf. gemacht, dagegen in 1581 Einzel-
beträgen zusammen 390 962 Alk. 70 Pf. an die betreffenden Ein-
leger zurückdezahlt und hat die Gesammtzahl der letzteren um
121 zugenommen.
4) Bei der Gemeindekrankenversicherungskasse waren auf den
1. d. Al. 2423 weibliche unb 440 männliche Personen versichert.
5) Nachdem das Großh. Ministerium des Innern und das
Großh. Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts sich
einverstanden erklärt haben, soll der 8 4 der ortspolizeilichen Vor-
schrift vom 22. December 1891, betreffend die fakultative Feuer-
bestattung dahier, eine Aenderung in der Richtung erhalten, daß
unter Beobachtung besonderer Vorschriften für die Folge eine
Feuerbestattung auch bei gewaltsamen Todesfällen (einschließlich
Selbstmord und linglücksfällen) zulässig sein soll.
6) Die, auf die Herstellung einer städtischen elektrischen Cen-
trale eingekommenen und am 1. d. M- eröffneten 17 Angebote
wurden dem Sachverständigen der Stadt, Herrn Dr. G. Nasch
in Karlsruhe, zur Prüfung und Antragstellung mitgetheilt.
* Städtischer Voranschlag. (Fortsetzung aus den Bemerkungen
zum Voranschlag für 1899.1 Die Einnahmen von öffentlichen
Concerten betrugen im Jahre 1898: 31200 Im Hinblick
auf die im Steigen begriffenen Ausgaben für das städt. Orchester
ist beabsichtigt, mit Beginn der diesjährigen Saison a) die Preise
für Familien »Abonnements zwar auf :2 ^ zu belassen, aber zu
bestimmen, daß, wenn auf ein solches Abonnement mehr als vier
Familienglieder eingeführt werden sollen, per Kopf und per
Saison noch eine Bsikarte zum Preise von 1 zu lösen ist,
tz) den Preis der Einzelkarte von 6 auf 7 zu erhöhen. —
Ueber der im letzten Jahre erstellten Kutscherstube auf dem
Speyererhof sollen vier Schlafräume für das Kellner- und
Dienstpersonal des Wirths eingerichtet werden, wofür ein
dringendes Bedürfniß vorliegt. Die Kosten betragen 3000
Weitere 700 sind für Herstellung eines Asphaltbelags auf
dem Platze vor der Nordseite der Wirthschaft, 400 für allge-
meine Bauunterhaltung und 300 für Verbesserung und Ver-
kleinerung der Dunggrube vorgesehen. Letztere Herstellung sollte
bereits im vorigen Jahre erfolgen, kam in demselben aber nicht
zur Ausführung. — 1000 für Herstellung eines Eiskellers
auf dem Königstu hl, bezüglich dessen zu bemerken ist, daß der
dermalige Pächter seine Bereitwilligkeit erklärt hat, zu dem
wesentlich in seinem Interesse gemacht werdenden Bauaufwand
200 beizutragen, sowie den Rest mit 6°/, zu verzinsen;
300 für einen Asphaltüberzug des Wirthschaftsplatzes vor
dem Nebenzimmer, 300 für allgemeine Bauunterhaltung,
SO für Tonnenabfuhr, 200 ^ für Reparatur der schadhaften
Tritte zum Königstuhlthurm. — 1500 für Erweiterung des
Küchenbaus der Wirthfchaftshalle im Stadtgarten, welche
Maßnahme mit Rücksicht auf einen geordneten Betrieb der Stadt-
gartenrestauratiou nicht länger verschoben werden kann. Der
dermalige Wirthschaflspächter ist bereit, den Bauaufwand mit
6°/o zu verzinsen. 400 sind für allgemeine Bauunterhaltung
vorgesehen. — Auf Antrag der städtischen Bezirksforstei und der
Waldkommission ist in Aussicht genommen, im Laufe dieses Jahres
eine grundsätzliche Neuordnung der Bezüge des Wal dH ul -
personals herbeizuführen. Es wird Hiewegen dem Bürger-
ausschuß s. Zt. eine besondere Vorlage zugehen. Hier werden
fürsorglich 1000 vorgesehen, da die Absicht besteht, im
Zusammenhang mit der Neuregelung eine mäßige Aufbesserung
der betreffenden Gehaltssätze eintreten zu taffen. — Bei den
städtischen Holzversteigerungen wird, wie dies schon längst
auch bei den staatlichen Holzverkäufeu geschieht, seit 1894 zweifel-
los zahlungsfähigen Steigerern Borgfrist bis 1. October des
Jahres bewilligt, für welches die Versteigerung erfolgt. Im
Falle der Baarzahlung wird ein Rabatt von 2°/„ gewährt. —
Mit Rücksicht auf die in diesem Frühjahr bevorstehende Wieder-
einführung der Personen-Dampfschifffahrt auf dem
Neckar werden die Mittel für Errichtung einer Anlandestelle am

Neckarstaden, welche nach der s. Zt. getroffenen Vereinbarung von
der Gemeinde zu tragen sind, mit 3000 vorgesehen- — Der
Abort am Wredeplatz, welcher namentlich an Wochenmarkt-
tagen stark benützt wird, ist zu klein. Es soll eine entsprechende
Erweiterung desselben, unter Trennung der Anlage in eine
Abtheilung für Männer und in eine solche für Frauen, stattfinden.
— Auf der Westseite der alten Brücke, neben dem Brücken-
häuschen, soll auf einem durch Erhöhung der Ufermauer auf
8,50 m Länge und durch Auffüllung zu gewinnenden, mit Gebüsch
anzupflanzenden Terrain ein öffentliches Pissoir errichtet
werden. — Es sollen Pläne im Maßstab von 1: 500 für die
neuen Baubezirke hcrgestellt werden, in welchen die Baufluchten
sowie die bestehenden Gebäude einzuzeichnen sind. Ferner soll
— für den Heidelberger und für den Neuenheimer Bezirk ge-
trennt — ein Plan im Maßstabe von 1: 2000 und ein General-
plan für beide Bezirke zusammen im Maßstabc von 1: 1M100
angefcrtigt werden. Die Ausführung soll im Laufe der nächsten
Jahre erfolgen. Hier wird dafür eine erste Rate von 1500
angefordert. — Die Fahrbahn der von Fuhrwerken besonders
stark frequentirten Bah nhofstraße soll im laufenden Jahre
mit der Dampfwalze eingewalzt werden. Es ist beabsichtigt, auf
V» der Straße Basaltschotter, auf '/, Porphyrschotter von Dossen-
heim und auf V, Porphyrschotter vom dortigen Schloßberg zu
verwenden, damit entsprechende Erfahrungen bezüglich der Halt-
barkeit des Materials gewonnen werden können. Außerdem soll
bei dieser Gelegenheit eine Umpflasterung der Rinne erfolgen. —
Eine gründliche Besserung des zur Zeit noch höchst unbefriedi-
genden Zustandes der Schneid mühlgasse ist nur im Wege
einer Neupflasterung derselben herbeizuführen Bei dem leb-
haften Fuhrwerksverkchr in fraglicher Straße ist diese Maßnahme,
wenigstens was den südlichen Theil dieser Straße betrifft, nicht
länger aufschiebbar. (Schluß folgt.)
X Gewerbegerichts-Sitzung vom 20. Januar. Gegenwärtig
Bürgermeister Dr. Walz als Vorsitzender, Friseur Jul. D örffel
und Schreiner Christian Rohr er als Beisitzer und Sekretär
Dürr als Gerichtsschreiber. 1. I. S. des Bäckermeisters Ernst
Waltz dahier gegen den Lehrling Jakob Arnold von Neuenheim
wurde der Beklagte wegen Auflösung des Lehrverhältnisscs zur
Zahlung einer Entschädigung von 100 Mk. verurtheilt. 2) In
S. der Spülmagd Eva Stöffer gegen Gastwirth Karl Brettel
dahier wegen Zahlung von 26 Mk. Lohn erklärte sich Beklagter
zur Zahlung von 21 Mk. bereit. Die Klägerin verzichtete hierauf
auf die Mehrforderung. 3) Die Kellnerinnen Anna Lanzmich
und Rosa Weippert klagten gegen Wirth Karl Löchner zur Stadt
Düsseldorf auf Zahlung von 25 Mk. bezw. 20 Mk. Lohn. Be-
klagter machte eine Gegenforderung geltend, worauf die
Klägerinnen auf die Weiterführung der Klage verzichteten.
4) I. S. des Schloffergesellen Jakob Fath gegen Schloffermeister
Heinrich Maßholder dahier wegen Zahlung der gesetzlichen Ent-
schädigung infolge kündigungsloser Entlassung erklärte sich Be-
klagter zur Zahlung von 8 Mark bereit, womit Kläger sich be-
gnügte. 5) I. S. des Mälzers Joseph Römer gegen Theodor
Rapp, Mälzerei dahier, wegen Zahlung einer Entschädigung von
42 Mk. infolge kündigungsloser Entlassung machte der Beklagte
eine Gegenforderung geltend, worauf der Kläger auf seine For-
derung verzichtete. — Ohne Zuzug von Beisitzern wurden im
Januar d. I. noch folgende Streitfälle erledigt: 6) Friseur Jac.
Schlögl klagte gegen Theaterfriseur Joseph Saager auf Zahlung
einer Entschädigung von 30 Mk. wegen kündiguugsloscr Ent-
lassung. Beklagter erklärte sich zur Zahlung von 5 Mk. bereit,
worauf der Kläger auf seine weiteren Ansprüche verzichtete.
7) I. S. des Schuhmachers Heinrich Schettler gegen Schuhmacher-
meister Paul Steinbach wegen Zahlung einer Entschädigung von
36 Mk. infolge kündigungsloser Entlassung haben sich die Parteien
nach der ersten Verhandlung außergerichtlich geeinigt. 8) Bäcker-
geselle Albert Klöpfer klagte gegen Bäckermeister Heinrich Huber
auf Zahlung der gesetzlichen Entschädigung von 13 Mk. 20 Pfg.
infolge kündigungsloser Entlassung. Beklagter zahlte an den
Kläger sofort 10 Mk-, worauf dieser auf feine Mehrforderung
verzichtete. 9) I. S- des Bäckergesellen Georg Vogel gegen
Bäckermeister Heinrich Müller wegen Zahlung von 31 Mk. 50 Pf.
Lohn und 13 Mk. 20 Pf. Entschädigung wegen kündigungsloser
Entlassung, zahlte der Beklagte an den Kläger den Betrag von
31 Mk. 50 Pf. aus, worauf Letzterer auf seinen Entschädigungs-
anspruch verzichtete. 10) Heizer Karl Friedrich Langer klagte
gegen Friedrich August Grün, Dampfwaschanstalt und Färberei
wegen Zahlung von 8 Mk. Lohn. Beklagter zahlte sofort 3 Mk.,
worauf Kläger auf die Mehrforderung verzichtete. 11) I. S. des
Hausburschen Anton Pfitzer gegen Wirth Georg Ellesser zum
Eisernen Kreuz dahier wegen einer Lohnforderung von 4 Mk.
erklärte der Kläger im Laufe der Verhandlung, daß er auf die
Geltendmachung seines Anspruchs verzichte. 12) In S. des
Terrazzoarbeiters Ludwig Zipper gegen Dominicas Manarin,
Terrazo-, Cement- und Asphattgeschäst, wegen Zahlung von
4 Mk. Lohn und 13 Mk. 20 Pf. Entschädigung wegen kündtgungs-
loser Entlassung, erklärte sich Beklagter zur sofortigen Zahlung
von 4 Mk. bereit, worauf Kläger auf seine Enlschädigungs-
forderung verzichtete.
^4 Die Rothe-Feier in Heidelberg. Zum Ehrengedächtnisse
des berühmten Theologen Richard Rothe, welcher vor hundert
Jahren am 28. Januar 1799 in Posen geboren worden ist. wird
morgen hier in Heidelberg, der Stätte seiner langjährigen und
reich gesegneten Wirksamkeit, eine Feier stattfindeu. Bei dem
Festakte in der Universitätsaula, welcher um 10 Uhr Vormittags
beginnt, wird der Dekan der theologischen Fakultät, Herr
Professor Dr. Tröltsch, die Festrede halten. Um 11'/, Uhr
wird in der Peterskirche die Rothe-Deukmalsbüste enthüllt
werden, wobei Herr Kirchenrath Professor Dr. Lemme eine
Ansprache halten wird. Auf dieselbe wird Herr Stadtpfarrer
Hönig antworten und die Denkmalsbüste im Namen des
Kirchengemeinderathes übernehmen. Um 1 Uhr wird im großen
Saale des Museums e,n Festmahl stattsinden. Den Schluß
der Feier soll eine öffentliche Nach versa m m lu n g im kleinen
Saale des Museums bilde», welche zwischen 4 und 6 Uhr Nach-
mittags in Aussicht genommen ist, und bei welcher freie An-
sprachen der Festtheilnehmer gehalten werden sollen. Ursprünglich
beabsichtigte auch Se. König!. Hoheit der Großherzog sich an der
Feier zu betheiligen. In Folge der Erkältung, die sich der
Großherzog zugezogen, hat derselbe seine Theilnahme an der
Feier leider absagen müssen. Die Ueberschüsse der Sammlungen
für das Rothe-Denkmal sollen zur Stiftung eines Rothe-
Preises verwendet werden. Die Büste, die morgen enthüllt
wird, ist aus weißem Marmor von Herrn Bildhauer Elsäßer
gefertigt und steht in der südlichen Seitenkapelle der Peterskirche.
* Von der Universität. Wie verlautet, hat Herr Professor
Osthoff einen Ruf nach Wien erhalten.
** Die Mnsenmsgesellschaft hielt gestern ihren diesjährigen
Maskenball ab. Die Betheiligung war eine gute, wenn auch
der groPe Saal nicht gerade überfüllt war, was übrigens
dem Tanz nur zu gut kam. Von den Masken stellten die Damen
selbstverständlich die größte Zahl, von den Herren hatten die
meisten vorgezogen, im Frack zu erscheinen und sich mit einem
karnevalistischen Abzeichen zu begnügen, doch befand sich auch
unter ihnen eine Reihe ganz hübsch maskirter Erscheinungen.
Die Damenwelt zeichnete sich durch geschmackvolle elegante Ko-
stüme aus, die den Ballsaal in allen möglichen lebhaften Farben
schillern ließen. Sehr erfreut wurde die Ballgesellschaft durch den
Besuch des Gesammtvorstandes des Liederkranz von Kiautschou,
er ließ sich in einigen Vorträgen, die lebhaft an die vorzüglichen
Leistungen des Heidelberger Liederkranz erinnerten, hören und
erntete freundlichsten Beifall. An der Tombola ging es lebhaft
zu, die Gewinne waren reichlich, wodurch das Vergnügen natür-
lich nur erhöht wurde. Der neue Tag war längst angebrochen
als das wohlgelungene Fest zu Ende ging.
** Neckardampfschifffahrt. Wie wir hören, ist der von der
Gesellschaft bestellte Dampfer auf der Werft in Mülheim a. Rh.
soweit fertig, daß er sich bereits im Wasser befindet und voraus-
sichtlich etwa Mitte März nach Heilbronn kommen wird.

— Polizeibericht. In vergangener Nacht kamen drei Personen
wegen Ruhestörung zur Anzeige, ferner ein Student wegen Aus-
drehens von Gaslatcrnen; ein Taglöhner wurden wegen Bettelns
verhaftet.
A Ziegelhausen, 7. Febr. Am letzten Sonntag, den 5. d. M-
beging der hiesige F rauenverein die Feier seines 25jährigen
Bestehens durch eine musikalisch-theatralische Abendunterhaltung
im Gasthaus zum Adler. Von 7 Uhr ab füllte sich der ge-
räumige Gartensaal und mit gespannter Aufmerksamkeit lauschten
die Erschienenen den herrlichen musikalischen Darbietungen auf
Violine, Cello, Klavier und Harmonium, nicht minder dem
prächtigen Vortrag des Liedercyclus „Spielmannsleben". An
dem sinnigen Weihnachtsfestspiel, ausgeführt von 5 Kindern und
einem erwachsenen Weihnachtsengel, erfreute sich Jedermann mit
herzlichem Behagen. Beim darauffolgenden Festmahl, das zahl-
reiche Betheiligung fand, brachte Herr Fabrikant Louis Stöß
in begeisterten Worten ein Hoch aus auf Ihre Königliche Hoheit
die Großherzogin, die hohe Protektorin der badischen Frauen-
vereine. Allerhöchstdieselbe hatte geruht, dem hiesigen Frauen-
verein einen Glückwunsch zu diesem seinem Ehrentag zu schicken
und außerdem ein schönes Album, dem fortan Alles einverleibt
werden soll, was das Vereinsleben angeht. Der Redner schildert
dann weiter die Leiden und Freuden des Vereins in den ver-
flossenen 25 Jahren und hod hervor, daß er eigentlich erst seit
15 Jahren ins richtige Wachsen und Gedeihen gekommen sei, seit
Frau Stadler den Vorsitz führe und Frau Stratz und Herr
von Thomann ihn in allen seinen Arbeiten und Anliegen
kräftig und erfolgreich unterstützen. Da Frau Stratz und Herr
von Thomann gegenwärtig in Berlin weilen, so wurden ihnen
dorthin Dankestelegramme geschickt. Herr Pfarrer Dr. Heinrich
Hageumcyer beschrieb hierauf in herzlichen Worten den
Segen, den der Verein der ganzen Gemeinde gebracht habe durch
seine Kleinkinderschule, durch seine Krankenpflege und durch seine
Frauenarbeitsschule, und sprach, auch im Name» des Kirchen-
gemeinderaths, seinen Dank aus. Er theilte ferner mit, daß
ihm ein Bürger, der nicht genannt sein wolle, die dankenswerthe
Gabe von 100 für das Kinderheim übergeben habe und
spricht die Hoffnung aus, daß der opferwillige Geber noch recht
viele Nachfolger finden möge. Sein Hoch galt dem Gesammt-
vorstand. Herr Pfarrer a. D. Karl Ernst Hagenmeyer ge-
dachte der 3 Schwestern, die nun schon seit einer Reihe von
Jahren den Kranken und Kindern hier ihre Kräfte widmen in
geduldiger und ausdauernder Arbeit, er dankte den verehrten
Damen und Herren aus Stadt und Land, die durch ihre Dar-
bietungen uns heute Abend so sehr erfreuten, und brachte ein
Hoch aus auf den Sekretär des Vereins, Herrn Fabrikant Louis
Stöß, dessen Absicht, uns einen genußreichen und aufmunternden
Abend zu bereiten, vollständig gelungen sei und von dem man
mit Zuversicht erwarten dürfe, daß er mit seiner jungen und
starken Kraft dem Verein noch recht lange gute Dienste leisten
werde. Wie wir hören, veranstaltet der Verein im Laufe des
Sommers noch ein Kinderfest zur Feier seines 25jährigen B e-
stehens, bei dem er auf das zahlreiche Erscheinen seiner Heidel-
berger Freunde hofft.
A Waldmichelbach, 9. Februar. Der Odenwald-Club
(Sektion Waldmichelbach) hielt letzten Sonntag seine jährliche
Generalversammlung ab. Als Präsident der Sektion wurde Herr
Oberförster Petitb gewählt, da der bisherige Vorsitzende, Herr
Oberförster Grünewald, nach Jugenheim versetzt morden ist. Die
Mitgliederzahl der Sektion hat abermals zugenommen.
L.O. Karlsruhe. 6. Februar. Die Württ. Regierung hat, der
Bad. Lztg. zufolge, die von den Professoren Grethe, Graf v.
Kalckreuth und Pötzelberger für den Uebertritt an die
Stuttgarter Kunstschule gestellten Bedingungen angenommen. Die
Führer der modernen Richtung an der hiesigen Kunstschule wer-
den also, wenn keine besonderen Zwischenfälle eintreten, an dre
Stuttgarter Schule übersiedeln.
L. dl. Karlsruhe, 6. Febr. Ein Aufseher bei den Kanalisations-
arbeiteu traf mit mehreren im Stadttheil Mühlburg wohnenden
Wirthen das Abkommen, daß sie ihm von dem Gelde, das von
ihm an sie verwiesene, ihm unterstellte Arbeiter in den Wirth-
schaften verzehrten, 5 reich. 6 Prozent geben. Auf diese Weise
„verdiente" der Aufseher in den letzten vier Monaten
254 Mk. auf Kosten der Arbeiter. Jetzt ist ihm das Handwerk
gelegt worden.
Karlsruhe 7. Febr. Gestern Abend traf die Nachricht
Von der m den ersten Tagen dieses Monats erfolgten glück-
lichen Ankunft der Herren Dr. Futter er und Holderer
in Shanghai hier ein. Die Nachricht ruft um so größere
Freude hervor, als kurz vorher die briefliche Mittheiluna
eingelroffen war, daß die Forichungsreiienven am 18. Noo.
einen räuberischen Uebcrfall zu bestehen gehabt haben in einer
sehr dünn bewohnten und nur von Mongolen durchstreiften
Gegend, in der dcr gute Wille der chinesischen Regierung, die
Reisende» zu schützen, machtlos war; die chinesische Regierung
hatte die Reifenden vor dem Beirrten der detr. Gegend
warnen wvlliN, allein die Warnung erreichte dieselben nicht
mehr, da sie schon in telegraphcnloie Gebiete abgereist waren.
Mit den wissenschaftlichen Ergebnissen der Reise, die aller-
dings nicht ohne unqewöhnliche Slrapatzen zu erreichen
waren, scheine» laut Bad. Landesztg. die beiden Herren reckt
zufrieden zu sein. Mitte April wird man nun der Rückkehr
der kühnen Forscher in die Heimaih entgegensetzen dürfen.
Karlsruhe, 7. Febr. Hier tritt die Influenza stark epi-
demisch auf. Im Lehrerseminar sind 40 Schüler erkrankt, daß
dasselbe vorerst auf 14 Tage geschlossen wurde. Ein Schüler
ist bereits an der Lungenentzündung gestorben, ein zweiter schwer
erkrankt.
L. öl. St. Georgen im Schwarzwald, 6. Febr. Heute Nach-
mittag 5 Uhr fand die Betriebseröffnung der von der Elektrizitäts-
gesellschaft Triberg erbauten Ccntralstation St. Georgen statt.
AuS Buden. Ueber die neuen Standorte der Feld-
artillerie im 14. Armeekorps erfährt man nach der Berliner Post
Folgendes: Danach befindet sich die 28. Brigade in Karlsruhe
und das Regiment Nr. 14 und Nr. 50 erhalten neue Abtheilungen;
die 29. Brigade wird in Freiburg errichtet mit Regiment Nr. 30
in Rastatt, 66 Rastatt und Neubreisach (später in Offenburg) und
dem neuen Regiment Nr. 76 in Freiburg i. Br. — In Karls-
ruhe ist am 7. d. im Alter von 71 Jahren Geh. Oberfinunz-
rath a. D. August Welte gestorben.
— Dienstnachrichte«. Auf Grund ordnungsgemäß bestandener
Prüfung sind unter die Zahl der Realschnlkandidaten ausgenommen
worden: I. Sprachliche Abtheilung: Karl Baas von Neumühl-
Theodor Buch von Rußheim, Franz Disch von Blumenfeld,
Johann Peter Riemensperger von Walldorf, Anton
Weitzenccker von Breifach. II. Mathematisch-naturwissen-
schaftliche Abtheilung: Friedrich Brombach von Rickenvach-
Georg Gr ein er von sattelhof, Richard Hürth von GM-
liugeu, Ferdinand Kraus von Mannheim, August Maier
von Mannheim. Philipp Mückle von Heddesheim, Friedrich
Rapp von Eutingen, Ignaz Schrieder von NiederwiP-
Alois Wilz von Gamburg.

Concert des achtjährige« Pianisten Bruno Steiudel.
Li Heidelberg, 8. Februar.
Musikalische Wunderkinder sind nicht meine Passion. Es
handelt sich für das Publikum eigentlich mehr um Neugier aw
Interesse, denn was man von einem reifen Pianisten vollkomme»
zu hören bekäme, bewundert man, vielleicht in schwächerer Aus-
gabe, lediglich weil es von einem Kinde geleistet wird. Außerdem
mischt sich immer in den Genuß ein Gefühl des Mitleids,
Frage, wird hierLuicht eine Kraft aufgebrauchk, die, bis z»M
richtigen Zeitpunkt der Bethätigung aufgespart, Unvergleichlich^
leisten könnte. .
Diese Wunderkinder, und Bruno Stein bei ist so E
ein solches wie Raoul Koczalski, sind mir ein unergründlich^
Räthsel,
 
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